Kulturmanager/in IHK – Weiterbildung für einen Arbeitsmarkt im Wandel

08.12.2022, Martin Salwiczek

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Die Kulturwirtschaft läuft endlich wieder an. Nach zwei Jahre mit Videokonzerten, viel Abstand und Hygieneregeln erscheinen viele Menschen begieriger denn je nach direkt erlebbarer Kultur zu sein. Die Theatersäle und Opernhäuser sind wieder voll, gleiches gilt für Musicals, Filmtheater, Museen, Ausstellungen.

Allenthalben wird personelle Verstärkung gesucht, um neue Programme und Projekte zu stemmen. Wie passend, dass unser erste Weiterbildung Kulturmanager/in IHK genau in diese Zeit fiel. In diesem Beitrag betrachten wir den Arbeitsmarkt der Kultur- und Kreativwirtschaft und stellen die neue Weiterbildung vor.

Der Arbeitsmarkt der Kultur- und Kreativwirtschaft nach Corona

Laut dem Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2021 waren in Deutschland im Jahr 2020 rund 1,81 Millionen Personen in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig (-1,3% gegenüber 2019) – angestellt, gewerbetreibend oder freiberuflich. Hier ist nach der Corona-Pandemie mit einem langsamen Anstieg zu rechnen. Stand März 2022 waren über die Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit in Deutschland wieder mehr als 15.000 Stellen ausgeschrieben, die der Kultur- und Kreativwirtschaft zuzuordnen sind. Dazu kommen noch Stellen, die in Nischenbörsen ausgeschrieben und informell über Kontakte besetzt werden – Tendenz steigend. Gesucht werden Helfer/innen, Fachkräfte, Spezialist/innen und Führungskräfte in den unterschiedlichsten Bereichen. Nicht einberechnet sind IT-Fachkräfte und Entwickler/innen aus der Software/Gaming-Branche, da diese in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit nicht gesondert gefiltert werden können.

Akademisierung der Kultur- und Kreativwirtschaft?

Was mit Blick auf die Zahlen auffällt, ist die mittlerweile hohe Anzahl an ausgeschriebenen Positionen mit Managementaufgaben oder für Personen mit akademischem Hintergrund:

  • Kulturmanager/innen,
  • Medienmanager/innen,
  • Journalist/innen und Redakteur/innen,
  • PR-Manager/innen,
  • Event-Manager/innen,
  • Online-Marketing und Social Media Manager/innen,
  • Geschäftsführer/innen,
  • Betriebswirt/innen,
  • Sport- und Touristikökonomen,
  • Kommunikations-, Medien-, Geistes-, Sozialwissenschaftler/innen, Pädagog/innen allgemein,
  • u.v.m..

Knapp über 22% der ausgeschriebenen Stellen in der Kultur- und Kreativwirtschaft erfordern einen akademischen Background, bzw. Fähigkeiten auf Akademiker-Level. Dies entspricht den Ergebnissen des Themendossiers „Nachwuchs und Fachkräfte in der KKW“, welches das Kompetenzzentrum der Kultur- und Kreativwirtschaft erstellt hat.

Digitale und übergreifende Fähigkeiten mehr und mehr gefragt

Demnach bestand schon vor der Corona-Pandemie ein stetig wachsender Bedarf an akademischen Fachkräften in der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dies liegt nicht zuletzt an dem kontinuierlich steigenden Anforderungsniveau für kreative Berufe. Ein wesentlicher Treiber ist hier die Digitalisierung. Sie führt nicht nur zu einer Technisierung des Arbeitsalltags sondern auch zu neuen Wegen der Arbeitsorganisation, der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und zum Wandel von benötigten Kompetenzen:

„In vielen Zukunftsbereichen Kreativer Berufe werden damit CreaTech Skills, d. h. kreative Fähigkeiten und fortgeschrittene technische sowie digitale Fähigkeiten noch stärker an Bedeutung gewinnen,“ heißt es in dem Dossier.

Die zunehmende Komplexität führe jedoch nicht nur zu einem wachsenden Bedarf an digitalen Fähigkeiten, sondern auch an übergreifenden Skills: Unternehmerische Fähigkeiten sowie Führungsqualitäten, spezifische Kompetenzen im Bereich Marketing, Kommunikation und Kundenakquise, Kulturvermittlung, Pädagogik und Publikumsbindung, Kenntnisse im Bereich der Finanzen, wie z. B. Fundraising und Verhandlungskompetenz sowie Projektmanagement-Skills sind mehr und mehr gefragt.

Das Kompetenzzentrum der Kultur- und Kreativwirtschaft erwartet, dass die Anforderungen in kreativen Berufen und insbesondere die Nachfrage nach höher qualifizierten Fachkräften am Arbeitsmarkt auch in den nächsten Jahren weiter steigen werden. Somit wächst auch der Bedarf an Qualifizierungen und Weiterbildungen der Beschäftigten in der Kultur- und Kreativwirtschaft.

Die Weiterbildung Kulturmanager/in IHK – fit werden für die Zukunft der Kultur- und Kreativwirtschaft

Vom Theaterwissenschaftler bis zur Chef-Dramaturgin, von der Galeristin bis zum Veranstaltungskaufmann: Viele Menschen aus der Kultur- und Kreativbranche haben sich durch Weiterbildungen bei der LVQ digitale Kompetenzen in Bereichen wie Social Media, Online-Redaktion, Online-Marketing oder agile Methoden angeeignet.

Nun feierte auch der deutschlandweit erste Lehrgang Kulturmanager/in (IHK) seine Premiere in der geförderten Weiterbildung. 12 Teilnehmer/innen machten sich auf die 20-tägige Weiterbildungsreise ins praktische Kulturmanagement. Darunter waren sowohl die Hochschulabsolventin der Geschichte, als auch die berufserfahrene Führungskraft aus dem Stadtmarketing, sowohl der Master of Arts der Denkmalpflege, als auch der Sozialwissenschaftler. Was die Teilnehmenden erwarten würde, beschrieb Dozentin Dr. Barbara Volkwein wie folgt:

„Die Teilnehmer/innen der Weiterbildung lernen in kürzester Zeit die wesentlichen Skills, um im Kulturbetrieb einzusteigen: es geht um Projektmanagement, betriebswirtschaftliches Knowhow, rechtliche Grundlagen, Arbeitsmarktrecherche, sowie um Kommunikation und Vermarktung von Kultur, auch um Betriebskulturen. Theorie und Praxis im ausgewogenen Miteinander lassen die Teilnehmenden den realen Markt reflektieren und erfolgreich erobern.“

Das Dozent/innen-Team

Barbara Volkwein hat den Lehrgang mitentwickelt und nimmt eine leitende Rolle im sechsköpfigen Dozententeam ein. Dies setzt sich zusammen aus Praktiker/innen, die unterschiedliche Sichtweisen auf die Themen Kulturmanagement und Kulturvermittlung mitbringen:

  • Dr. Barbara Volkwein, Musikwissenschaftlerin und Kulturvermittlerin
  • Burkhard Koch, Geschäftsführer des Starlight Express, der den Kurs ebenfalls mitentwickelt hat,
  • Sabine Krasemann, Geschäftsführerin der Liedwelt Rheinland,
  • Astrid Christofori, Rechtsanwältin,
  • Gerhard Münninghoff, Betriebswirt und Kaufmann,
  • Christine Lauter, Musikwissenschaftlerin und Redakteurin.

Christine Lauter vermittelt mit Barbara Volkwein einen Großteil der Unterrichtsinhalte. Sie sieht gerade in der Vielfalt und dem hohen Praxis-Knowhow der Dozent/innen einen großen Mehrwert für die Teilnehmenden:

 „Neben der Tatsache, dass die Teilnehmenden solides Handwerk aus sämtlichen Bereichen des Kulturmanagements und der Kulturvermittlung erlernen, sind insbesondere die tiefschürfenden Einblicke in das System Kulturbranche und deren - zumeist strukturell bedingten - Hürden äußerst wertvoll. Denn das gesamte Dozententeam speist sich aus überaus erfahrenen „Kulturmenschen', die einander mit ihrem Background und ihren Persönlichkeiten auf ideale Weise ergänzen.“

Die Inhalte der Weiterbildung

Mit Hilfe der Weiterbildung lernen die Teilnehmer/innen vertiefende Grundlagen kennen um Kulturprojekte zu planen und zu entwickeln, sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen zu leiten und zu steuern. In 20 Tagen erarbeiten die Teilnehmer/innen sich im Online-Präsenzunterricht via Zoom folgende Inhalte:

  • Kulturmanagement als Teilaufgabe der Kulturvermittlung
  • Betriebsarten, kulturelle Betriebe und ihre Spezifika – inklusive Praxisbeispiele
  • Betriebswirtschaftliche Grundlagen in Kulturvermittlung und Kulturwirtschaft
  • Mittelbeschaffung, Drittmittel, Projektmittel
  • Rechtliche Grundlagen
  • Audience Development, Publikumsbindung, zielgruppengerechte Programmgestaltung
  • Kulturmarketing, digitale und interaktive Kulturvermittlung
  • Evaluation in der Kulturwirtschaft

Abschließend vertiefen die Teilnehmer/innen ihr im Kurs erlerntes Wissen im Rahmen eines eigenen praxisbezogenen Kulturprojektes. Zudem erwerben sie durch den schriftlichen Zertifikatstest das am Arbeitsmarkt anerkannte IHK-Zertifikat. Christine Lauter sieht die Teilnehmenden durch das Zertifikat gut gerüstet für den Arbeitsmarkt:

„Letztlich gewinnen die Teilnehmenden innerhalb des Seminars mehr als nur Wissen und Kenntnisse, sie lernen aus erster Hand die schönen, aber auch die herausfordernden Seiten des Kulturmanagements kennen und sind daher nach erfolgter Zertifizierung sehr gut gerüstet für die verschiedensten Aufgaben im kulturellen Bereich.“

Rückblick auf den ersten Kurs

Doch wie lief der Pilotkurs nun aus Sicht der Beteiligten? Feedbacks holten wir uns sowohl durch eine Abschlussfeedback-Runde, persönliche Befragungen und anonymisierte Evaluationsbögen ein. 

Unisono sticht das konstruktive und harmonische Miteinander zwischen Dozent/innen und Teilnehmenden heraus.

„Ein sehr umfassender und interaktiver Kurs mit engagierten Dozierenden! Auch nach dem offiziellen Kurstag unterstützten die Mentorinnen und Dozierenden bei aktuellen Bewerbungsprozessen und gaben hilfreichen Input. Den Austausch in der Gruppe habe ich als sehr wertvoll empfunden und es ist so manche Freundschaft daraus entstanden,“ fasst Teilnehmerin Judith Ley ihre Eindrücke zusammen.

Die konnten von Dozentenseite bestätigt werden. Burkhard Koch, Geschäftsführer des Starlight Express: „Es war toll, welch unterschiedliche Hintergründe und Vorwissen die Teilnehmenden mitbrachten. Dadurch ist ein intensiver Unterricht entstanden und man hat sich noch außerhalb der Weiterbildung ausgetauscht. Ich selbst konnte durch die Teilnehmenden viel dazu lernen.“

Besonders häufig positiv bewertet wurden die unterschiedlichen Schwerpunkte der Dozent:innen, deren praktisches Knowhow und die Themenvielfalt.

Teilnehmerin Franziska Burstyn fasst es so zusammen:

"Der Kurs gab einen detaillierten Einblick in die Kulturwirtschaft und ließ uns im Praxisprojekt freien Raum um eigene Ideen auszuarbeiten. Die Dozierenden haben spannende Einblicke in die eigene Praxis gegeben. Als Pilotkurs lief es zwar an einigen Stellen noch etwas holperig, dafür standen die Dozierenden bei individuellen Anliegen jederzeit beratend zur Seite."

Neben den üblichen üblichen Holprigkeiten eines Pilotkurses kam der Wunsch nach mehr Tiefe der Inhalte auf: „Ich hätte mir gewünscht, dass der Kurs über zwei Monate gehen würde und wir noch mehr Themen in der Tiefe hätten behandeln können,“ war die Rückmeldung aus einem anonymisierten Feedback-Bogen.

Zwar wird der Kurs auch in Zukunft 20 Tage dauern, doch diese Feedbacks von Teilnehmerinnen und Teilnehmern nehmen wir auf, um thematisch Dinge anzupassen. Immerhin handelte es sich hierbei um einen Pilotkurs, der insgesamt mehr als zufriedenstellend für alle Beteiligten lief, wie auch Dozentin Christine Lauter bestätigt:

„Unser Pilotkurs - und da darf ich für das gesamte Team sprechen - war für alle Beteiligten eine enorme Bereicherung! Nicht nur haben wir Dozierenden unser Praxiswissen mit der Theorie vereinen (…) können, sondern gerade auf der zwischenmenschlichen Ebene haben sich viele Türen geöffnet, die zu neuen Erkenntnissen geführt haben. Denn schließlich ist der Kern unseres Kurses kein dröges Etwas, das es abzuarbeiten gilt, sondern gerade das, was den Menschen von allen anderen Lebensarten abhebt: seine Kultur in ihrer mannigfaltigen Gestalt."

In diesem Sinne freuen wir uns schon auf den nächsten Lehrgang Kulturmanager/in (IHK), der bereits in einigen Wochen starten wird. Vielleicht werden Sie ja Teil des Lehrgangs?


Kulturmanagement mit digitalen Skills verbinden

Neben Management-Themen sind Digitalisierungs-und Projektmanagement-Skills die gefragten Kompetenzen für die in Zukunft der Kultur- und Kreativwirtschaft. Daher lohnt es sich die Weiterbildung Kulturmanager/in IHK um Weiterbildungen in den Bereichen Online-Marketing, Social Media, Online-Redaktion, Scrum oder Projektmanagement zu ergänzen. Jedes der genannten Themen lässt sich über das modulare Weiterbildungskonzept der LVQ ebenfalls als jeweils 20-tägige Weiterbildung absolvieren und mit der Kulturmanagement Weiterbildung kombinieren.

Unser Angebot richtet sich an Menschen in der Phase der Arbeitssuche und beruflichen Neuorientierung und wird komplett durch den Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit finanziert.

 

 


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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