LVQ – Karriere-Blog https://www.lvq.de/karriere-blog Wertvolles Wissen für Ihre Zukunft Thu, 07 Dec 2023 11:05:13 +0100 Thu, 07 Dec 2023 11:05:13 +0100 t3extblog extension for TYPO3 https://www.lvq.de/typo3conf/ext/sg_sitepackage/Resources/Public/Assets/Images/lvq-blog-feed-logo.jpg LVQ – Karriere-Blog https://www.lvq.de/karriere-blog Die Jobsuche als Heldenreise? Was wir von Luke Skywalker, Mulan und Co.... Thu, 23 Nov 2023 09:00:00 +0100 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/karriere/jobsuche-als-heldenreise.html post-353 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/karriere/jobsuche-als-heldenreise.html Martin Salwiczek Heldengeschichten spielen in verschiedenen Kulturen und über Generationen hinweg eine zentrale Rolle. Was, wenn es ein universelles Muster gäbe, das uns helfen könnte, uns aus Krisenzeiten wie… Die Jobsuche als Heldenreise? Was wir von Luke Skywalker, Mulan und Co. lernen können by Martin Salwiczek 23-11-23

Categories: Karriere

Heldengeschichten spielen in verschiedenen Kulturen und über Generationen hinweg eine zentrale Rolle. Sie dienen uns als moralischer Kompass, vermitteln Werte und lehren uns Mut, Opferbereitschaft und Durchhaltevermögen. In Krisenzeiten können sie als Anker dienen, indem sie uns Kontinuität, Vertrauen und Orientierung oder einfach nur Trost spenden.
In unsicheren Zeiten suchen wir Menschen nach Inspiration und Vertrautheit. Stellen wir uns einmal vor, dass uns das Vertraute in Heldengeschichten viel näher ist, als wir denken. Stellen wir uns vor, es gäbe ein universelles Muster, das uns helfen könnte, uns aus Krisenzeiten wie Berufseinstieg oder Arbeitslosigkeit zu befreien und unser Leben in ähnliche Bahnen zu lenken wie das unserer Helden. Wie so ein Muster aussehen könnte, davon handelt dieser Blogbeitrag.

Das universelle Muster der Heldenreise

Die Heldenreise, ein Konzept des Mythenforschers Joseph Campbell, ist ein universelles Erzählmuster, das tief in der menschlichen Psyche verwurzelt ist und sich durch zahlreiche Kulturen und Epochen zieht. Insbesondere C. G. Jungs Konzept der Archetypen und des kollektiven Unbewussten hatte einen großen Einfluss auf Campbells Theorie. Campbell sah die verschiedenen Stadien der Heldenreise als Manifestationen dieser universellen Archetypen, die tief im kollektiven Unbewussten der Menschheit verankert sind. Auch Freud'sche Konzepte wie das Es, das Ich und das Über-Ich finden sich in der Dynamik der Heldenreise wieder, insbesondere in der Konfrontation des Helden mit seinen inneren und äußeren Dämonen.
In der Popkultur, von Star Wars bis Harry Potter, spiegelt die Heldenreise die transformative Reise eines Protagonisten wider, der an Herausforderungen wächst und schließlich eine höhere Erkenntnis oder ein wertvolles Gut in seine Gemeinschaft zurückbringt. Dieses tiefgründige Muster spricht uns an, da es sowohl unsere individuellen Lebensreisen als auch unsere kollektiven menschlichen Erfahrungen widerspiegelt. 
12 Stufen umfasst die Heldenreise nach Campbell, und wenn wir sie auf unser ‚reales‘ Leben beziehen, zeigen sich erstaunliche Parallelen. Schauen wir uns dazu die Phasen der Arbeitssuche und des Berufseinstiegs an:

Die 12 Stufen der Heldenreise

1) Alltägliche Welt: Der Held wird in seinem gewohnten Umfeld vorgestellt

Unser gewohntes Umfeld ist unser Alltag. Wir haben unseren Rhythmus, unsere Termine, unsere Aktivitäten, denen wir nachgehen. Es bietet uns Sicherheit, ist aber immer auch eine Welt mit Mängeln. Diese Mängel können vielfältig sein: Unzufriedenheit, Ängste, Konflikte, mangelnde Anerkennung oder fehlende Herausforderungen sind nur einige Beispiele.

Als Berufseinsteiger fehlt es an Berufserfahrung, an Selbstvertrauen, an Wissen, wohin der berufliche Weg führt. Angst vor der beruflichen Zukunft ist vielen bekannt. Wenn Berufserfahrene über einen Jobwechsel nachdenken, fehlt es oft an Herausforderung, Anerkennung oder Sicherheit im aktuellen Job.

Daraus folgt der …

2) Ruf zum Abenteuer: Der Held bekommt erstmals eine Ahnung von der neuen Welt, die ihm vorher unbekannt war, und erhält eine Herausforderung oder Einladung zu einem Abenteuer

Ziehen wir die Analogie zu unserem Berufsleben, so kann der Ruf zum Abenteuer auf unterschiedliche Weise erfolgen: Schon als Kind werden wir mit der Frage konfrontiert „Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“. Schüler machen ihre ersten Pflichtpraktika, später studentische Aushilfsjobs oder Werkstudententätigkeiten. Stehen wir bereits mit beiden Beinen im Berufsleben, kann ein Gespräch mit jemandem aus einem anderen Unternehmen oder eine interessante Stellenanzeige dazu führen, dass wir über einen Berufswechsel nachdenken.

3) Verweigerung des Rufs:Anfänglich zögert oder weigert sich der Held

Die Verweigerung des Rufes kennen wir alle. Wir wollen etwas an unserem Leben ändern, doch es gibt immer diese eine Stimme, die uns daran hindert. Die Angst vor dem Unbekannten, mangelndes Selbstvertrauen oder fehlende Motivation hindern uns daran, etwas zu verändern: Wen von uns hat vor dem Berufseinstieg nicht mal der Gedanke umgetrieben, keine Lust auf die Arbeitswelt zu haben? 

Sind wir als Berufstätige mit unserem Job unzufrieden und denken an einen Wechsel, lehnen wir den Gedanken im nächsten Moment doch ab, da der Leidensdruck vielleicht nicht groß genug ist.

4) Treffen mit dem Mentor:Der Held trifft jemanden, der ihm Ratschläge gibt, ihn vorbereitet oder den entscheidenden Schubs gibt

In der Phase der Berufswahl oder des Berufswechsels ist der Mentor oft eine Person, die uns inspiriert oder uns wertvolle Einblicke in die Arbeitswelt gibt. Für Berufseinsteiger kann das ein Professor, ein Praktikumsleiter oder ein erfahrener Kollege sein. Sie geben uns das nötige Rüstzeug und Selbstvertrauen, um den nächsten Schritt zu wagen.

Für erfahrene Berufstätige kann der Mentor ein Kollege, ein Freund oder sogar ein Karrierecoach sein. Sie helfen uns, unsere Fähigkeiten und Ziele klarer zu sehen und ermutigen uns, den Sprung in ein neues Abenteuer zu wagen.

5) Überschreitung der ersten Schwelle:Der Held verlässt die bekannte Welt und betritt das Abenteuer

Der erste Tag in der Arbeitswelt ist neu und aufregend, aber auch beängstigend. Wir haben die Schwelle überschritten; jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Für die Berufserfahrenen unter uns ist dieser Moment oft der Tag der Kündigung im alten Job oder der erste Tag in der neuen Firma. Ein Sprung ins kalte Wasser, aber auch die Chance für einen Neuanfang.

6) Prüfungen, Verbündete, Feinde:Der Held trifft auf Herausforderungen und lernt, wem er vertrauen kann und wer ihm feindlich gesinnt ist.

Jetzt wird es ernst. Wir müssen uns beweisen, im Team arbeiten, Deadlines einhalten. Als Berufseinsteiger lernen wir die Regeln der neuen Welt, während die Berufserfahrenen sich in einer neuen Unternehmenskultur zurechtfinden müssen.

7) Annäherung an die tiefste Höhle:Der Held bereitet sich auf die größte Herausforderung oder den zentralen Konflikt des Abenteuers vor. 

Dies ist der Moment, in dem wir uns unseren größten Ängsten und Herausforderungen stellen müssen. Als Berufseinsteiger könnte das die Leitung eines wichtigen Projekts sein.

Für die Berufserfahrenen könnte es eine ernsthafte Krise oder ein entscheidender Karrieremoment sein.

8) Die große Prüfung:Der Held steht vor seiner größten Herausforderung und muss all sein Können und seine bisher erworbenen Fähigkeiten einsetzen.

Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Wir müssen all unser Können und unsere Erfahrungen nutzen, um diese Herausforderung zu meistern. Und wenn wir das tun, ändert sich etwas in uns. Wir sind nicht mehr die gleichen wie zu Beginn unserer Reise.

9) Belohnung: Wir ernten die Früchte unserer Mühen.

Nachdem wir die größte Herausforderung gemeistert haben, haben wir uns unsere Belohnung verdient. Als Berufseinsteiger könnte das die erste Gehaltserhöhung oder ein erfolgreich abgeschlossenes Projekt sein. Wir spüren, dass unsere Mühen Früchte tragen.

Für die Berufserfahrenen könnte die Belohnung die Anerkennung der neuen Kollegen oder ein erfolgreich umgesetztes Projekt im neuen Unternehmen sein. Wir fühlen uns bestätigt und wissen, dass der Wechsel die richtige Entscheidung war.

10–12) Der Rückweg, Verwandlung und Heimkehr mit dem Elixier:Der Held kehrt zurück in sein gewohntes Umfeld und macht die nächste Veränderung durch. Er erlebte eine innere Verwandlung und bringt etwas Wertvolles mit.

Wir haben zudem eine innere Transformation durchlebt. Wir sind nicht mehr die Person, die wir zu Beginn unserer Reise waren. Als Berufseinsteiger haben wir nicht nur neue Fähigkeiten erworben, sondern auch ein neues Selbstverständnis entwickelt. Wir wissen jetzt besser, wer wir sind und was wir im Berufsleben erreichen wollen.
Für die Berufserfahrenen unter uns ist dies der Moment, in dem wir erkennen, dass der Wechsel mehr als nur eine Veränderung des Arbeitsplatzes war. Es war eine Reise hin zu einem tieferen Verständnis von uns selbst, unseren Werten und unserer Rolle im Berufsleben.

Wir sind verändert und haben etwas Wertvolles zu teilen – unser persönliches Elixier. Als Berufseinsteiger ist das die Erfahrung und das Selbstvertrauen, die wir in zukünftige Aufgaben einbringen. Als Berufserfahrene bringen wir neue Perspektiven und Fähigkeiten mit, die nicht nur uns, sondern auch unserem Umfeld zugutekommen.

Jetzt, da wir unsere Belohnung haben, könnte man denken, die Reise sei vorbei. Aber das ist sie nicht: Wir müssen zurückkehren und das gewonnene Wissen und die Erfahrungen in unseren Alltag integrieren. Für Berufseinsteiger könnte das bedeuten, die neu erworbenen Fähigkeiten in den nächsten Projekten anzuwenden. Für Berufserfahrene könnte es die Phase der Reflexion sein, in der wir uns fragen, was der nächste Schritt in unserer Karriere sein könnte.

Was können wir also aus der Heldenreise für den Berufseinstieg und den Berufswechsel lernen?

Auch ich empfand meinen Berufseinstieg als Krisenphase. Rückblickend befand ich mich zu dieser Zeit in zwei unterschiedlichen Phasen der Heldenreise: Privat aufgrund verschiedener Herausforderungen und einer großen Krise in Phase 7, der Annäherung an die tiefste Höhle. Diese verursachte hinsichtlich meines parallel laufenden Berufslebens Phase 3, die Ablehnung des Rufs zum Berufseinstieg.

Zum Glück hatte ich gute ‚Verbündete‘ und ‚Mentoren‘, die mir durch diese schwierige Zeit geholfen haben. Auch bei der Überschreitung der ersten Schwelle, dem Eintritt ins Berufsleben, kämpfte ich weiter lange mit Ängsten und Zweifeln. Doch ich habe die vorliegenden ‚Prüfungen‘ angenommen und bin an ihnen gewachsen. Heute bin ich glücklich und ausgeglichen und helfe anderen, mit den Krisenphasen ihres beruflichen Weges umzugehen.

Wenn ich auf meine Krisenphase zurückblicke, mich frage, was mir geholfen hat, sie zu überwinden, und gleichzeitig reflektiere, wie ich andere berufliche ‚Abenteuer‘ bestanden habe, sehe ich folgende Lerneffekte aus der Heldenreise:

1) „Die Nacht ist am dunkelsten kurz vor der Morgendämmerung. Und ich verspreche Ihnen, die Morgendämmerung kommt.“ – Anwalt Harvey Dent im Film The Dark Knight
Auf jede Krise folgt eine positive Phase, wir dürfen den Glauben daran nicht verlieren. 

2) „Du bist bereit für die Wahrheit.“ – Morpheus zu Neo in Matrix
Unser Wunsch nach Veränderung ist der Ruf des Abenteuers und sollte ernst genommen werden. Er kommt nicht ohne Grund.

3) „Ich kann das nicht, Sam.“ – Frodo in Der Herr der Ringe
Zweifel, Ängste oder Motivationslöcher vor und beim ‚Eintritt in die neue Welt‘ sind normal und beschäftigen jeden Menschen, auch die größten Helden. 

4) „Du hast mehr in dir, als du denkst.“ – Mr. Miyagi zu Daniel LaRusso in Karate Kid 
Wir alle brauchen Mentoren, gerade wenn wir nicht weiterkommen und in unserem eigenen ‚Gedanken-Dschungel‘ gefangen sind.

5) „Siehst du, Harry, du bist ein Zauberer.“ – Hagrid in Harry Potter und der Stein der Weisen
Jede große Prüfung ist auch eine Chance, über uns hinauszuwachsen.

6) „Habt ihr jemals Shawarma probiert? Es gibt einen Shawarma-Laden zwei Blocks von hier entfernt. Ich weiß nicht, was es ist, aber ich will es probieren.“ – Tony Stark aka Iron Man in Marvel’s The Avengers
Wir dürfen uns mit bestem Gewissen für bestandene Prüfungen belohnen.

7) „Der Kreis des Lebens dreht sich immer weiter, wie er es schon immer getan hat.“ – Simbas Mentor Rafiki im König der Löwen
Jede Reise, auch die berufliche, bringt uns wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse, die wir in unsere zukünftigen Abenteuer einbringen können.


Sehen auch Sie Parallelen zwischen Ihrem (Berufs-)leben und dem Muster der Heldenreise? Oder gibt es andere Konzepte, an denen Sie sich in Krisenphasen orientieren?
Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldungen und wünschen Ihnen viel Erfolg auf Ihrer persönlichen ‚Heldenreise‘. 

(Der Beitrag ist in abgewandelter Form erstmals auf der Plattform XING erschienen.)


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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Glauben Sie nicht alles, was Sie hören: Vom Inneren Kritiker Thu, 19 Oct 2023 08:30:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/experteninterviews/vom-inneren-kritiker-zum-inneren-mentor.html post-352 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/experteninterviews/vom-inneren-kritiker-zum-inneren-mentor.html Kay Pfefferkuchen Im diesem Beitrag unseres Karriere-Blogs unterhalten sich Kay Pfefferkuchen und Helene – Lena – Thiessen über den Inneren Kritiker und wie wir ihn, mit Zeit und Introspektion, in einen Inneren Mentor… Glauben Sie nicht alles, was Sie hören: Vom Inneren Kritiker by Kay Pfefferkuchen 19-10-23

Categories: Experteninterviews

Das schaffst du eh nicht, dafür bist du viel zu dumm!
Natürlich hat sie kein Interesse an dir – du bist ja auch dick!
Warum sollten die gerade dich einstellen? Du kannst doch nichts!

Haben Sie auch so eine Stimme im Kopf, die Sie zurechtweist, sobald Sie das Gefühl haben, Sie hätten etwas besser machen können? Die Sie zusätzlich unter Druck setzt, wenn Sie ohnehin schon angespannt sind, beispielsweise vor einem Geschäftstermin?
In der Zeit zwischen zwei Jobs meldet sich diese Stimme besonders gern zu Wort, gewinnt noch an Lautstärke. Ist doch kein Wunder, dass wir Job x nicht halten konnten oder man uns Job y nicht anbietet – wir haben’s halt nicht drauf! Glaubenssätze wie diese sind es, die Martin Salwiczek in seinem Blogbeitrag als innere Hürden bezeichnet – und das sind sie.
Eine weitere Bezeichnung für diese Stimme in unserem Kopf ist die des Inneren Kritikers. Ein ständiger Begleiter, der mit den einen härter, mit den anderen weniger hart ins Gericht geht. Aber woher kommt diese Stimme eigentlich? Gehört sie wirklich uns? Und warum spukt uns überhaupt so ein innerer Nörgler im Kopf herum?

Diesen und weiteren Fragen bin ich mit meiner Kollegin Helene – Lena – Thiessen nachgegangen. Die Diplompädagogin unterstützt die LVQ-Teilnehmer*innen bei der Jobsuche und ist bei uns erste Ansprechperson in Sachen Innerer Kritiker beziehungsweise Mentor. Am Ende fassen wir das Gespräch in 7 Tipps zusammen, die zu einem konstruktiven Umgang mit der Stimme im Kopf beitragen.

Kay Pfefferkuchen: Hi Lena! Schön, dass du da bist. Magst du dich unseren Leser*innen kurz vorstellen?

Lena Thiessen: Hallo Kay! Gern: Ich heiße Helene Thiessen, werde aber gern Lena genannt, und arbeite seit gut neun Jahren bei der LVQ. Meine Aufgaben sind vielseitig: Häufig bin ich die erste Ansprechperson für Interessent*innen, die Kontakt zu uns aufnehmen. Ich coache unsere Teilnehmer*innen – etwa, wenn sie beruflicher Orientierung bedürfen oder mit uns ein Praktikum machen –, berate sie zu Lebenslauf und Anschreiben und helfe ihnen bei der Vorbereitung aufs Bewerbungsgespräch. Darüber hinaus unterrichte ich und mache beispielsweise bei unserem Kurs Qualitätsbeauftragte/r (TÜV) ein Bewerbertraining mit den Teilnehmer*innen. Ach, und auf Messen bin ich auch des Öfteren anzutreffen.

KP: Ein bunter Strauß an Themen, sozusagen. Was wir noch nicht erwähnt haben, ist, dass du im Rahmen unseres Langen Donnerstags auch Impulsvorträge zu Anschreiben, Lebenslauf und häufigen Fragen rund um die Bewerbung hältst. Und natürlich zum Inneren Kritiker. Aber wieso liegt dieses Thema eigentlich bei dir?

LT: Viele denken, dass das mit meinem Studium zu tun hat. Ich bin Diplompädagogin mit Schwerpunkt auf Erwachsenenbildung und Organisationsentwicklung. Tatsächlich hatte ich während des Studiums aber so gar nichts mit dem Thema zu tun. Stattdessen habe ich schon früh gemerkt, dass für unsere Teilnehmer*innen – nicht zuletzt für die Berufseinsteiger*innen – die Suche nach einem passenden Arbeitgeber nicht das Hauptproblem ist. Vielmehr löst dieser Schritt, der ja oft das Ende des einen und den Anfang des nächsten Kapitels darstellt, alle möglichen Prozesse in uns aus. Dazu zählen Blockaden, Ängste, Verunsicherungen … und genau hier möchte ich ansetzen.

Die Kraft positiver Formulierungen

KP: Sprich, beim Inneren Kritiker? Oder Mentor? Du hast ja im Vorabgespräch schon gesagt, dass das Wording sehr wichtig ist …

LT: Genau. Also ursprünglich geht es um den Inneren Kritiker. Damit ist diese oft tadelnde Stimme in unserem Kopf gemeint. Bei meinem Vortrag am Langen Donnerstag geht es darum, sich bewusst mit ihr auseinanderzusetzen, sodass aus dem Kritiker immer mehr ein Mentor wird, der uns Halt gibt und Mut macht, statt uns auszubremsen.

KP: Mit anderen Worten: Schon das Wording trägt dazu bei, diesem oft negativ konnotierten Thema etwas Positives zu verleihen. Aber lass uns vielleicht noch mal einen Schritt zurück machen: Was meinen wir denn genau, wenn wir vom Inneren Kritiker reden?

Der Innere Kritiker: ein Begleiter von klein auf

LT: Wir haben ja schon von dieser Stimme in unserem Kopf gesprochen. Man geht davon aus, dass der Innere Kritiker seinen Ursprung vor allem im Kindesalter hat. Er wird stark geprägt von unserem Umfeld und unseren Bezugspersonen: Eltern und Familie allgemein, Erzieher*innen, andere Kinder, Klassenkamerad*innen und so weiter.
Die Sache ist: Kinder lernen am Modell. Sprich, wir beobachten und imitieren das Verhalten unserer Bezugspersonen. Es bildet sich eine Art Norm, und der Innere Kritiker maßregelt uns immer dann, wenn wir drohen, von dieser Norm abzuweichen – oder abgewichen sind. Neben Verhaltensmustern verinnerlichen wir Äußerungen besagter Bezugspersonen uns gegenüber. Oftmals handelt es sich hierbei um Kritik, die wir internalisieren, sodass wir uns – teils Dekaden später – im selben Maß rügen, wie einst unsere Mutter, unser Vater oder wer auch immer.

KP: Da fällt mir eine Podcastfolge von ‚Psychologie to go‘ ein. Darin bezieht sich die Moderatorin, Franca Cerutti, auf den dänischen Familientherapeuten Jesper Juul. Ihm zufolge Kinder sind noch gar nicht in der Lage, zwischen konstruktivem und negativem Feedback, beispielsweise in Form eines Tadels, zu unterscheiden. Sprich, sie kooperieren einfach, verhalten sich also so, wie ihre Bezugspersonen es ihnen sagen oder vorleben.

Tipps zum Umgang mit der Stimme im Kopf

LT: Genau. Leider vermögen wir erst viel später, zwischen konstruktiver Kritik und solcher, die uns einfach nur ausbremst, zu unterscheiden. Für die bewusste Auseinandersetzung mit dem Inneren Kritiker ist dieses Vermögen aber von großer Bedeutung. Um unseren Inneren Kritiker in einen Mentor zu verwandeln, müssen wir bewusst hinhören, statt die Stimme in unserem Kopf zu ignorieren. Vielleicht gelingt es uns sogar, diese Stimme einer bestimmten Person oder einem bestimmten Moment in unserem Werdegang zuzuordnen. Wenn das der Fall ist, sollten wir uns fragen, ob wir dieser Kritik etwas Positives abgewinnen können oder ob sie allein dafür sorgt, dass wir uns schlecht fühlen. Sollte Letzteres zutreffen, ist es umso wichtiger, dass wir den Inneren Kritiker in seine Schranken verweisen – aber bitte auf einfühlsame Art.

KP: Das führt uns ja schon zu der Frage, wie man den Inneren Kritiker in einen Mentor verwandeln kann. Persönlich stelle ich fest, dass es mir, je älter ich werde, leichter fällt, die Stimme in meinem Kopf zu ignorieren, wenn sich die üblichen Selbstzweifel melden. Wenn ich dir so zuhöre, ist Ignorieren aber nicht der Weisheit letzter Schluss, oder?

Identifizieren Sie, wo die Stimme ihren Ursprung hat

LT: Dass du die Worte des Inneren Kritikers nicht für bare Münze nimmst, ist schon mal gut. Aber ja, noch besser ist es, sich bewusst mit ihm auseinanderzusetzen. Dabei kann es wie gesagt helfen, sich zu fragen, wo diese Stimme herkommt, wem sie gehört. Du hast ja gerade vom ‚Psychologie to go‘-Podcast gesprochen; in derselben Folge sagt die Moderatorin, dass ihr noch preußische Tugenden eingebläut worden seien (nach deutschlandfunkkultur.de „Beständigkeit und Zuverlässigkeit, Treue und Ehrlichkeit, Mut und Tapferkeit, Gehorsam und Selbstdisziplin, Fleiß und Qualität“). Diese kämen direkt von ihrer Großmutter, aber natürlich auch von ihren Eltern, die sie wiederum von deren Eltern haben. Nicht zu vergessen: Als ‚Nachkriegskinder‘ haben ihre Eltern ihr natürlich Tugenden und Werte mitgegeben, die – aus heutiger Sicht – mit ihren eigenen nicht immer deckungsgleich sind.

Hinterfragen Sie den Wahrheitsgehalt der Aussagen des Inneren Kritikers

KP: Ein weiterer Tipp wäre also, zu hinterfragen, ob die Werte, Überzeugungen et cetera, die sich hinter der Kritik dieser Stimme verbergen, überhaupt die unseren sind.

LT: Richtig. Ein Beispiel: Als ich noch klein war, machte ein anderes Kind eine abfällige Bemerkung über meine Brille. Diese Äußerung, so unbedacht sie auch gewesen sein mag, hat mich hart getroffen. Tatsächlich hat das lange Zeit dafür gesorgt, dass ich als Brillenträgerin teils große Unsicherheit empfinde. Mittlerweile bin ich aber in der Lage, diese Kritik zu hinterfragen. Genauer: ihren Ursprung.
Wenn ich heute mal einen Rat benötige, würde ich wohl kaum so einen kleinen, frechen Jungen aufsuchen. Sprich, wir sollten uns fragen, wie viel Gewicht der Stimme in unserem Kopf in so einem Fall überhaupt beizumessen ist. Denn das, was der Innere Kritiker uns da gerade sagt, entspricht nicht zwingend der Wahrheit. Genau so wenig bist du es, der da spricht, sondern allenfalls ein Teil von dir.

KP: O ja, solche Bemerkungen kenne ich. Bei mir bezogen die sich früher nicht zuletzt auf mein Gewicht, weswegen ich überhaupt erst mit dem Sport angefangen habe. Was mir jetzt noch nicht so ganz klar ist: Was soll das alles überhaupt? Sorgt dieser Innere Kritiker nicht nur dafür, dass wir uns schlecht fühlen?

Verleihen Sie dem Inneren Kritiker eine bestimmte Stimme

KP: Mir persönlich hilft es auch, wenn ich mir Erfolgsmomente in Erinnerung rufe oder Situationen, in denen meine Mitmenschen mir gespiegelt haben, dass ich x gut gemacht habe oder sie y an mir gut finden.

Nutzen Sie die Kraft der Affirmationen

LT: Das geht dann schon in Richtung Affirmationen. Wenn man sich, statt die Aussagen des Inneren Kritikers für bare Münze zu nehmen, sagt: Ich kann das. Ich bin schlau, liebenswert, humorvoll (genug) – was auch immer. Leider fällt es gerade Menschen, deren Innerer Kritiker stark ausgeprägt ist, oft schwer, sich so etwas vorzusagen. Sie haben dann schnell das Gefühl, sich selbst etwas vorzumachen. Statt sich also zu sagen: Ich bin schlau genug! Könnten sie es als Frage formulieren: Was, wenn ich eben doch schlau genug bin? Das kann zusätzlich helfen, die Worte des Inneren Kritikers nicht als die eine Wahrheit zu betrachten.

Holen Sie eine zweite Meinung ein

LT: Zu guter Letzt spricht nichts dagegen, den Fokus nach außen zu verlagern und Familie und/oder Freunde – also Menschen, die es gut mit uns meinen – zu fragen, was sie an uns mögen und was sie sich für uns wünschen. Oftmals liegen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung nämlich Welten, und manch eine*r wird – vielleicht überrascht – feststellen, dass er oder sie eben doch als schlau, liebenswert und/oder humorvoll wahrgenommen wird.

KP: Wir haben ja im Vorabgespräch schon geklärt, dass es natürlich eine Weile dauert, bis man den Inneren Kritiker in den Inneren Mentor verwandelt hat. Vermutlich handelt es sich auch hier, wie so oft, um einen Prozess, oder?

7 Tipps, wie Sie den Inneren Kritiker in einen Inneren Mentor verwandeln

LT: Richtig. Das erfordert Zeit und natürlich ein hohes Maß an Selbstreflexion. Die Tipps, die wir gesammelt haben, sollten jedoch allen Interessierten dabei helfen, einem liebevollen Umgang mit sich selbst ein gutes Stück näher zu kommen.

KP: Fassen wir noch mal zusammen:

  1. Bewusst in sich hineinhorchen und mit der Stimme im Kopf in den Austausch gehen
  2. Hinterfragen, wo sie ihren Ursprung hat
  3. Erkennen, dass es sich bei dieser Stimme nicht um eigene handelt und sie lediglich einen Teil von uns widerspiegelt
  4. Einsehen, dass die Worte des Inneren Kritikers nicht zwingend der (einen) Wahrheit entsprechen
  5. Feststellen, dass die eigenen Wertvorstellungen gegebenenfalls von denen abweichen, die den Worten des Inneren Kritikers zugrunde liegen
  6. Dem Inneren Kritiker bewusst eine andere, weniger negative Stimme verleihen
  7. Sich selbst Erfolgsmomente in Erinnerung rufen oder sich von netten Menschen bestätigen lassen, dass man durchaus gut genug ist

Liebe Lena, vielen Dank für deine Zeit! Ich habe das Gefühl, viel gelernt zu haben, und nehme für das nächste Gespräch mit meinem Inneren Kritiker beziehungsweise Mentor viel mit.

LT: Auch ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche unseren Leser*innen alles Gute.

Weiterführende Literatur:

  • Martin E. P. Seligman: Der Glücks-Faktor: Warum Optimisten länger leben
  • Stefanie Stahl: Das Kind in dir muss Heimat finden
  • Dr. Nico Rose: Management-Coaching und Positive Psychologie

 


 

 

 

 

 

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„Es ist fünf vor zwölf!“– Weiterbildung für die Transformation im... Thu, 05 Oct 2023 08:00:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/weiterbildung/zweiter-weiterbildungskongress-ruhr-recap.html post-351 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/weiterbildung/zweiter-weiterbildungskongress-ruhr-recap.html Lars Hahn Im neuesten Beitrag unseres Karriere-Blogs berichtet Lars Hahn vom zweiten Weiterbildungskongress Ruhr, der am 26.09.2023 anlässlich des Deutschen Weiterbildungstags stattfand. Die… „Es ist fünf vor zwölf!“– Weiterbildung für die Transformation im Ruhrgebiet – Recap des zweiten Weiterbildungskongress Ruhr by Lars Hahn 05-10-23

Categories: Weiterbildung

In seiner aktuellen Kolumne berichtet Lars Hahn über den Weiterbildungskongress Ruhr, der gerade in Dortmund stattfand. Neben seiner Rolle als Geschäftsführer der LVQ ist er nämlich auch ehrenamtlich im Vorstand der Vereine Weiterbildung im Revier e. V. und Weiterbildungsforum Oberhausen-Mülheim e. V. engagiert, die den Kongress mitgestaltet haben.

„Es ist 5 vor 12! Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen wir als Gesellschaft jetzt alle Potenziale für den Arbeitsmarkt aktivieren und nutzen.“ Dieses Statement von Evonik-Personalvorstand Thomas Wessel beschreibt sehr gut die Dringlichkeit, die auf dem diesjährigen Weiterbildungskongress Ruhr 2023 von allen Seiten zu hören war.

In einem Punkt waren sich alle Beteiligten einig: Die Herausforderungen, die sich aus dem gesellschaftlichen und technologischen Wandel sowie dem Bedarf an qualifizierten Fachkräften ergeben, können nur durch eine intensive berufliche Weiterbildung und engere Zusammenarbeit unter den Kooperationspartnern bewältigt werden.

Dabei sei Weiterbildung „als Chance für Arbeitsmarkt und Transformation zu begreifen", so Staatssekretär Matthias Heidmeier vom nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium in seinem Eingangsstatement.

Deutscher Weiterbildungstag im Dortmunder U

Am Deutschen Weiterbildungstag trafen sich auf Einladung der Weiterbildungsnetzwerke Dortmund, Gelsenkirchen, Oberhausen, Mülheim, Essen, Bochum, Duisburg und Hamm über 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Rhein-Ruhr-Gebiet im Dortmunder U zum zweiten Weiterbildungskongress Ruhr. Unter dem Motto ‚Talente wecken & entdecken‘ diskutierten sie, wie man für die Menschen und die Wirtschaft im Ruhrgebiet „Lösungen schaffen und Zukunft sichern“ kann. Das Dortmunder U war diesmal der passende Ort, nicht zuletzt, weil das älteste Weiterbildungsnetzwerk im Ruhrgebiet, das Dortmunder Weiterbildungsforum dwf 2023, bereits 30 Jahre alt wird.

Spektakulär war natürlich die Einbeziehung von Borussia Dortmund in Person von BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken, der über die Talente-Gewinnung im Fußball referierte. Von Kreativität und Innovation zeugten unter anderem die Einbeziehung des Publikums mit digitalem Umfragetool (danke @Natalie Nehues) und die Dokumentation der Veranstaltung per Graphic Recording (danke @Jonas Heidebrecht).

Vernetzung in der Weiterbildung ausbauen

Es war ein tolles Erlebnis, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen dieses große Event auf die Beine zu stellen – größtenteils ehrenamtlich und für die gemeinsame Sache, nämlich das Thema berufliche Weiterbildung im Ruhrgebiet voranzutreiben. Finanziell unterstützt wurde das Projekt nicht nur vom Regionalverband Ruhr und der Regionalagentur Westfälisches Ruhrgebiet, sondern auch von mehr als 50 Weiterbildungsunternehmen der Region.

Für mich ist der Weiterbildungskongress Ruhr somit ein wunderbares Beispiel für die Vernetzung von Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Weiterbildungsbranche, Wirtschaft und Organisationen. Mit- statt gegeneinander agierten die Gäste und Akteurinnen und Akteuren der aktiven Arbeitsmarktpolitik sowie der beruflichen und allgemeinen Weiterbildung: Vertreterinnen und Vertreter des Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales – MAGS NRW, der Agentur für Arbeit Regionaldirektion NRW, der G.I.B. NRW, der Agenturen für Arbeit, der Jobcenter, der Wirtschaftsverbände, der Gewerkschaften, der Kammern, der Regionalagenturen in NRW sowie regionaler Wirtschaftsunternehmen.

Im Rahmen der Veranstaltung betonten Politik, Wirtschaft und Verwaltung abermals die Wichtigkeit der Schaffung vernetzter Weiterbildungsräume. Durch Vernetzung können Unternehmen, Beschäftigte und andere Weiterbildungssuchende besser über Angebote sowie Fördermöglichkeiten informiert und beraten werden.

Genau so einen Weiterbildungsraum haben wir bereits mit dem Bündnis.Weiterbildung.Ruhr, einem der größten Weiterbildungsverbünde Deutschlands. Die Tragfähigkeit und Reichweite unseres Bündnisses wurde auf dem Weiterbildungskongress Ruhr eindrucksvoll dokumentiert: Die sieben Weiterbildungsnetzwerke aus Dortmund, Hamm, Gelsenkirchen, Essen, Mülheim, Oberhausen, Bochum und Duisburg bieten vielfältige Angebote an Weiterbildungsberatung. Längst arbeiten die Netzwerke in Sachen Qualifizierung mit Unternehmerverbänden, Gewerkschaften, Kammern, Arbeitsagenturen und Jobcentern sowie vielen Betrieben der Region zusammen, was sich auch in unserer Weiterbildungsoffensive „Du kannst mehr!“ widerspiegelt.
 

Gemeinsam über Weiterbildung informieren und fördern

Die Vielfalt der Möglichkeiten und Angebote beruflicher Weiterbildung wurden auf dem Weiterbildungskongress Ruhr einmal wieder deutlich. Das zeigt, wie wichtig es ist, darüber zu sprechen und sich fachlich auszutauschen, nicht zuletzt über Fördermöglichkeiten.

Evonik-Personalvorstand Thomas Wessel betonte die Bedeutung von Förderung und Information: „Wir brauchen eine gezielte öffentliche Förderung der Weiterbildung sowie eine vielfältige und lebensphasenorientierte Weiterbildungslandschaft.“ 

Die Bedeutung der Weiterbildung von Beschäftigten und deren Förderung konstatierte Jutta Reiter: „Das Qualifizierungschancengesetz ist ein Instrument, das Unternehmen jetzt nutzen können, um Arbeitskräfte für die Zukunft zu sichern.“ Gleichzeitig biete gerade im Ruhrgebiet die Qualifizierung von Menschen zwischen zwei Jobs noch ein „erhebliches Potenzial an Fachkräfte für morgen“, im Gegensatz zu Regionen, in den bereits faktische Vollbeschäftigung herrsche.

Vielfalt beruflicher Weiterbildung

Dass das Themenfeld der beruflichen Weiterbildung längst viel umfassender ist als der Besuch eines klassischen Tageslehrgangs – in dem dann oldschool ausschließlich Fachthemen frontal vermittelt werden –, zeigte sich auf dem Kongress in vielen Beiträgen.

Dabei müsse sich berufliche Weiterbildung immer auch an den Bedürfnissen der Menschen ausrichten: „Es ist so wichtig, die Menschen mitzunehmen. Weiterbildung und Qualifizierung sind die Stellschrauben, mit denen wir gesellschaftliche Veränderungen tatsächlich positiv verankern und gestalten können“, erklärte Jutta Reiter vom Deutschen Gewerkschaftsbund. 

Evonik-Personalvorstand Thomas Wessel ergänzte: „Die Menschen lernen heute anders, darauf müssen wir uns alle einstellen.“ Neben traditionellen Seminaren und abschlussorientierten Lehrgängen verlangten die Lernenden immer mehr nach individuell abrufbaren digitalen Angeboten. So biete Evonik seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern neben klassischen Trainings Zugriff auf die Plattform LinkedIn Learning.

Einen anderen Aspekt der Vielfalt betonte Unternehmerin Julia Steiner: Erfolgreiche berufliche Weiterbildung brauche nicht nur fachliche Inhalte, sondern müsse „auch immer berufliche Orientierung geben“. Dabei sollten „die Grundlagen für persönliches Wachstum nicht erst im Berufsleben, sondern bereits in der Schulzeit aktiv gefördert werden.“
 

Ist es fünf vor zwölf oder schon halb eins?

Die abschließende Panel-Diskussion startete Moderatorin Edda Dammmüller mit der Frage „wie spät“ es denn auf der Dringlichkeitsuhr der Gesprächsteilnehmer*innen sei, woraufhin alle Beteiligten konstatierten, dass es eigentlich schon viertel nach zwölf bis halb eins sei, also ein hoher Druck herrsche, jetzt zu qualifizieren und weiterzubilden.

Abschließend fasste Heike Aufdemkamp-Kraas, geschäftsführende Vorständin des Dortmunder Weiterbildungsforums, die Stimmung auf dem Weiterbildungskongress Ruhr zusammen „Wir wissen um die Förderinstrumente, wir sind bereits vernetzt und müssen nun die Betriebe mitnehmen. Wir müssen jetzt ins Tun kommen.“

Der zweite Weiterbildungskongress Ruhr wurde übrigens live auf YouTube übertragen. Auch jetzt noch können Sie sich den Stream anschauen. Folgen Sie dafür einfach diesem Link


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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„Erfolgsfaktor Zufall“: Wie Sie unerwartete Chancen für die Jobsuche... Thu, 21 Sep 2023 08:30:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/bewerbung-und-jobsuche/erfolgsfaktor-zufall-unerwartete-chancen-fuer-die-jobsuche.html post-350 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/bewerbung-und-jobsuche/erfolgsfaktor-zufall-unerwartete-chancen-fuer-die-jobsuche.html Martin Salwiczek Dieser Beitrag von Martin Salwiczek handelt vom „Erfolgsfaktor Zufall“ und wie man ihn nutzen kann, um seinem beruflichen Glück auf die Sprünge zu helfen. Was der ‚Schwarze Schwan‘, Serendipity-Bomben… „Erfolgsfaktor Zufall“: Wie Sie unerwartete Chancen für die Jobsuche nutzen by Martin Salwiczek 21-09-23

Categories: Bewerbung und Jobsuche

„Wer nicht sucht, der findet“ – was zunächst paradox klingt, kann die entscheidende Einstellung für eine erfolgreiche berufliche Neuorientierung sein. Prof. Dr. Christian Busch (Bild), einer der weltweit führenden Experten für Innovation und Führung, beschreibt in seinem Buch „Erfolgsfaktor Zufall“ sogar ein tiefergehendes Prinzip hinter dieser Einstellung. Was genau dahinter steckt und wie man es für die Jobsuche nutzen kann, beschreiben wir in diesem Artikel.

Auf der Suche nach dem ‚perfekten‘ Job

Die erfahrene Prozessmanagerin Christiane verlor nach 15 Jahren aufgrund von Umstrukturierungsmaßnahmen ihren Job. Aus Angst vor längerer Arbeitslosigkeit verbrachte sie Stunden damit, Jobportale zu durchforsten und sich zu bewerben. Doch der Erfolg blieb aus, und mit jeder Absage wuchs ihre Frustration. Eines Tages gab ihr eine Karriereberaterin einen Tipp:

"Christiane, du suchst zu intensiv. Es ist gut, zielorientiert zu sein, aber du musst auch offen für unerwartete Möglichkeiten sein. Geh aus dem Haus, besuche Networking-Veranstaltungen und rede mit Leuten. Nicht jeder Job wird in einer Jobbörse ausgeschrieben.“

Christiane war zunächst skeptisch, aber sie beschloss, dem Rat der Karriereberaterin eine Chance zu geben. Sie begann, Karriereveranstaltungen in ihrer Branche zu besuchen und mit verschiedenen Leuten ins Gespräch zu kommen. Plötzlich bekam sie interessante Impulse für ihre Bewerbungen. Statt die Absagen abzuheften, begann sie, die Erfolge zu zählen. Aus Enttäuschung wurde Motivation. Bei einer dieser Veranstaltungen traf sie den Vertreter eines Unternehmens, das sie ursprünglich nicht auf ihrer Favoritenliste hatte. Doch anstatt sich perfekt verkaufen zu müssen, führte sie ein lockeres Gespräch und fand eine gemeinsame Wellenlänge mit ihrem Gesprächspartner. Zu ihrer Überraschung lud sie der Vertreter am Ende des Gesprächs ein, in der nächsten Woche vorbeizukommen und ihren Lebenslauf mitzubringen. Und so kam es, dass Christiane ihren neuen Job bekam – nicht durch krampfhaftes Suchen, sondern durch Zufall, wie einige sagen würden. Doch ist ‚Zufall‘ hier das richtige Wort? Schauen wir uns mal das Phänomen der Serendipity an …

Das Phänomen Serendipity

Das Konzept der Serendipity oder des glücklichen Zufalls ist nicht neu, hat aber in den letzten Jahren, vor allem durch Werke wie „Erfolgsfaktor Zufall“ von Christian Busch, an Aufmerksamkeit gewonnen. Busch ist Professor für Wirtschaftswissenschaften an der USC Marshall School of Business und ehemaliger Direktor des Global Economy Program an der New York University. Er steht auf der Thinkers50-Radar-Liste der 30 Denker, die „die Zukunft gestalten werden“. Dennoch sieht er sein ganzes Leben als eine Aneinanderreihung von Zufällen, wie er in einem Interview mit dem Handelsblatt sagt. Im Zufall sieht er einen entscheidenden Faktor, der in unserem Leben den größten Unterschied machen kann. Ein zentraler Gedanke von Christian Busch ist, dass sich Menschen oft auf unerwartete negative Ereignisse vorbereiten, aber selten auf positive.
In diesem Zusammenhang definiert Busch Serendipity als „Prozess der zufälligen Entdeckung von etwas Positivem, während man nach etwas anderem sucht".  
Wichtig: Busch betont, dass jeder Mensch die eigenen Fähigkeiten so entwickeln kann, dass er positive Überraschungen systematisch erkennen und nutzen kann.

Die Kultivierung von Serendipity

Doch wie kann man systematisch das Positive entdecken? Busch beschreibt in seinem Buch, dass ein ganzer Prozess dahintersteckt, dass aber auch die richtige Einstellung (dazu kommen wir gleich) wichtig ist. 
Verkürzt gesagt sind unter anderem zwei Dinge wichtig, um Serendipity zu kultivieren: Das Setzen von „Serendipity Hooks“ und das Pflanzen von „Serendipity Bombs“. 
In seinem Artikel „How To Create Your Own Career Luck“ in der Harvard Business Review beschreibt Busch diese beiden Prozesse wie folgt:

Bomben pflanzen

Serendipity Bombs sind Strategien, die darauf abzielen, ganze „Container“ potenzieller Gelegenheiten zu schaffen. Eine Strategie ist das Versenden von E-Mails, LinkedIn oder XING-Nachrichten an Personen, die einen inspirieren. Busch schreibt, dass man überrascht ist, wie oft die Empfänger dieser unaufgeforderten Korrespondenz zurückschreiben, weil sie unerwartete gemeinsame Interessen oder Gründe sehen, sich zu engagieren. 

In unserem Blog empfehlen wir diese Vorgehensweise an verschiedenen Stellen als ‚Icebreaker‘ für den verdeckten Stellenmarkt und kennen Beispiele vieler Jobsuchender, die auf diese Weise mit ihrem künftigen Arbeitgeber in Kontakt gekommen sind. 

Eine andere Strategie besteht darin, Verbindungen zwischen verschiedenen Personen innerhalb einer Organisation herzustellen. Wir möchten den Begriff Organisation um „soziales System“ erweitern und als Beispiel unsere Weiterbildungen nehmen. Nicht selten ist für unsere Weiterbildungsteilnehmenden das richtige Gespräch mit der richtigen Person zur richtigen Zeit und zum richtigen Thema wertvoller für die Jobsuche als ein Weiterbildungszertifikat.

LVQ-Absolvent Dominik Timmerbeil erklärt im Interview mit uns, dass neben den Weiterbildungen vor allem der Austausch mit den anderen Teilnehmern ein ganz wichtiger Faktor war:
„Ich habe viele interessante Menschen mit ganz unterschiedlichem fachlichen Hintergrund und unterschiedlicher Berufserfahrung kennengelernt. Durch das gemeinsame Ziel, durch die Weiterbildung einen Job zu bekommen, war der Austausch sehr intensiv, das war urwichtig. Man hat viel von den Erfahrungen der anderen mitgenommen.“
Durch diese Gespräche wuchs sein Selbstvertrauen bei der Jobsuche.

Haken setzen

Serendipity-Hooks, wie von Christian Busch beschrieben, beziehen sich auf spezifische ‚Ankerpunkte‘ oder ‚Trigger‘, die in Gespräche oder Interaktionen eingefügt werden können, um potenzielle serendipitäre Verbindungen oder Möglichkeiten zu erkennen. Sie sind im Wesentlichen kleine Informationsstücke oder Fragen, die dazu dienen, das Interesse oder die Neugier des Gesprächspartners zu wecken und möglicherweise zu unerwarteten und wertvollen Verbindungen oder Erkenntnissen zu führen. Anders ausgedrückt: Serendipity Hooks sind ein Ansatz, (oberflächlichen) Small-Talk in eine persönliche Richtung zu lenken und damit positive Serendipitäts-Effekte zu erzeugen. Wir geben an späterer Stelle Beispiele, wie man solche Haken für die Jobsuche setzen kann.

Der schwarze Schwan als Sinnbild für Serendipity

Ein weiteres bekanntes Buch zum Thema ‚Zufall‘ ist „The Black Swan“ von Nassim Nicholas Taleb. Auch hier geht es um die Bedeutung unvorhersehbarer Ereignisse und wie sie unser Leben und unsere Karriere beeinflussen können. Ein ‚Schwarzer Schwan‘ ist ein Ereignis, das selten und unvorhersehbar ist, aber massive Auswirkungen hat. Während sich Serendipity meist auf individueller Ebene abspielt, stehen schwarze Schwäne sinnbildlich für unvorhergesehene Ereignisse auf systemischer Ebene. Als Beispiele nennt Taleb den Finanzmarktcrash von 1987, den Erfolg von Google oder wissenschaftliche Entdeckungen wie Penicilin. Wie Serendipity ermutigt uns Taleb, uns auf diese Ereignisse vorzubereiten, indem wir offen und anpassungsfähig bleiben. 
Auch hinsichtlich der Jobsuche gibt es aktuell einen ‚Black Swan‘. Dazu kommen wir gleich.

Mit der richtigen Einstellung zum nächsten Job

Wie können Sie nun Serendipity für Ihre Jobsuche nutzen? Busch betont als ganz wichtige Grundlage die Einstellung:

  • Seien Sie offen für neue Erfahrungen: Verlassen Sie Ihre Komfortzone und besuchen Sie Veranstaltungen und Treffen, zu denen Sie normalerweise nicht gehen würden. 
  • Seien Sie neugierig: Hinterfragen, erforschen und lernen Sie. Gehen Sie in Gespräche nicht mit der Haltung eines/einer Arbeitslosen, sondern als Forscher*in in eigener Sache. Jedes neue Wissen, jede neue Fähigkeit kann Ihnen helfen, eine unerwartete Chance zu erkennen und zu nutzen.
  • Seien Sie wachsam und mutig: Serendipity ist ein Prozess, der erst dann abgeschlossen ist, wenn Sie die sich bietenden Gelegenheiten ergriffen haben. Zögern Sie nicht, eine Chance zu ergreifen, wenn sie sich Ihnen bietet. Sie kann die Tür zu einer erfüllenden Karriere öffnen.
     

Serendipity bei der Jobsuche nutzen: 3 Tipps

Lassen Sie uns zum Schluss noch einen Blick darauf werfen, wie Sie Serendipity für Ihren nächsten Job nutzen können und ob es derzeit einen ‚Schwarzen Schwan‘ gibt, den Sie für Ihre Karriere nutzen können.

1) Suchen Sie aktiv Gespräche, um Serendipity Bombs zu platzieren

Es ist absolut verständlich, wenn Sie sich nach einem Jobverlust erst einmal zurückziehen, um das Erlebte zu verdauen und zu reflektieren. Suchen Sie aber möglichst bald den Austausch mit anderen Menschen, um Anregungen für die nächsten beruflichen Schritte zu bekommen und nicht in die Isolation zu geraten:

  • Suchen Sie das Gespräch mit Menschen aus Ihrem Netzwerk, 
  • Besuchen Sie Netzwerkveranstaltungen, nutzen Sie Businessnetzwerke wie LinkedIn und XING und vernetzen Sie sich mit interessanten Menschen,
  • denken Sie über eine Weiterbildung nach (sofern Sie nicht schon eine machen), bei der Sie nicht nur neue Impulse für neue berufliche Möglichkeiten bekommen, sondern sich auch mit Menschen austauschen können, die in der gleichen Situation sind wie Sie.

2) Setzen Sie Serendipity-Haken und geben Sie Ihrem Gesprächspartner die Möglichkeit, Haken zu setzen

Wenn wir im Rahmen des Berufsorientierungsprozesses und der Jobsuche Gesprächstiefe erzeugen wollen, geben wir unseren Gesprächspartnern Kontext. Erzählen Sie nicht nur, was Sie bisher beruflich gemacht haben, sondern was Ihnen an Ihrem Beruf besonders gefällt, worin Sie gut sind und welche Erfolge Sie vorweisen können, auf die Sie stolz sind. Daraus können sich bereits Ideen für mögliche Tätigkeitsfelder ergeben. 

Setzen Sie auch Haken bei Ihren Fragen. Mögliche Fragen könnten sein:

  • Wie sind Sie zu Ihrem jetzigen Beruf gekommen und was hat Sie dazu inspiriert?
  • Welche Ausbildung und Erfahrung haben Sie für Ihren Beruf benötigt? Gibt es bestimmte Qualifikationen oder Zertifikate, die wichtig sind?
  • Welche Fähigkeiten und Eigenschaften sind in Ihrem Beruf besonders wichtig und warum?

3) Der schwarze Schwan unserer Zeit – künstliche Intelligenz

Im November 2022 wurde die generative KI ChatGPT erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Schnell wurde klar, welches Potenzial im Chatbot steckt und welchen Einfluss er auf unsere Arbeitswelt haben wird. Fachexpert*innen vergleichen ChatGPT in seiner Bedeutung mit der Einführung des Smartphones, Google und Amazon, manche sogar mit der Erfindung des Buchdrucks. Die aktuelle globale Studie des World Economic Forum The Future of Jobs Report 2023 prognostiziert sogar, dass sich in den nächsten fünf Jahren weltweit 44 Prozent der Kernkompetenzen der Arbeitnehmer*innen verändern werden. Künstliche Intelligenz, allen voran ChatGPT, kann also getrost als schwarzer Schwan bezeichnet werden.

Jetzt ist also der richtige Zeitpunkt, um sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz auseinanderzusetzen und herauszufinden, wie Sie die Technologie für Ihre berufliche Zukunft nutzen können. Beginnen Sie zum Beispiel bei Ihrer Jobsuche. In einem Artikel beschreibe ich, wie Sie ChatGPT als Jobcoach nutzen können. Im Rahmen unseres neuen Formats #PromptDerWoche geben wir auf LinkedIn regelmäßig Impulse zur Nutzung von ChatGPT für die Jobsuche. 
Auch eine KI-Weiterbildung könnte jetzt Sinn machen. 

Nutzen Sie den Zufall bei der Jobsuche

Das Streben nach Perfektion bei der Jobsuche kann sich oft als Falle erweisen. Christianes Geschichte zeigt uns, dass der Schlüssel zu beruflichem Glück und Erfolg nicht in der verzweifelten Suche liegt, sondern in der Offenheit für unerwartete Möglichkeiten. Wenn Sie Serendipity in Ihre Herangehensweise integrieren, erweitern Sie nicht nur Ihren Horizont; Sie erhöhen auch Ihre Erfolgschancen – garantiert. 

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Suche nach dem Zufall.
 

Ende Mai (2023) war Christian Busch beim ZDF-Format ‚Volle Kanne‘ zu Gast. Das 9-minütige Video zum Thema Erfolgsfaktor Zufall können Sie unter folgendem Link anschauen: https://www.zdf.de/gesellschaft/volle-kanne/talk-zufall-100.html


 

 

 

 


 

 

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Die Lücke im Lebenslauf – Chance oder Herausforderung? Thu, 07 Sep 2023 08:00:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/bewerbung-und-jobsuche/luecke-im-lebenslauf-chance-oder-herausforderung.html post-349 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/bewerbung-und-jobsuche/luecke-im-lebenslauf-chance-oder-herausforderung.html Kay Pfefferkuchen In diesem Beitrag unseres Karriere-Blogs geht es um die Lücke im Lebenslauf und die Frage, ob diese immer noch ein K.-o.-Kriterium darstellt. Oder ergeben sich aus der Lücke womöglich sogar Chancen? Die Lücke im Lebenslauf – Chance oder Herausforderung? by Kay Pfefferkuchen 07-09-23

Categories: Bewerbung und Jobsuche

Er ist wohl das erste, womit wir uns beschäftigen, wenn wir ins Berufsleben einsteigen oder uns beruflich verändern wollen (oder müssen): der Lebenslauf. Mit ihm verbunden sind viele Fragen – etwa nach der Aktualität oder ob die Darstellungsweise noch ‚State of the Art‘ ist. Was für die meisten außer Frage steht: Eine Lücke im Lebenslauf ist ungefähr so gern gesehen wie das sprichwörtliche Haar in der Suppe. Tatsächlich scheint ein lückenhafter Lebenslauf geradezu stigmatisiert. Aber ist ein Lebenslauf, der aus nahtlos aneinandergereihten Arbeitsverhältnissen, Aus- und Weiterbildungen besteht, in unserer heutigen volatilen Arbeitswelt überhaupt noch realistisch?

Während der Arbeit an diesem Artikel kehrten meine Gedanken immer wieder zu meiner Studienzeit zurück. Ich habe mein Studium durchaus abgeschlossen – mit einem sehr guten Notendurchschnitt und einer Abschlussarbeit, auf die ich auch Jahre später noch stolz bin –, allerdings habe ich dafür die doppelte Regelstudienzeit gebraucht. Bisher bin ich im beruflichen Kontext erst einmal auf diesem Umstand angesprochen worden – von einer Vorgesetzten, zu der ich, offen gestanden, ohnehin ein schwieriges Verhältnis hatte. Ansonsten war die Länge meines Studiums nie wirklich Thema. Tatsächlich tendiere ich, wenn ich so darüber nachdenke, dazu, von selbst auf diesen Umstand einzugehen. Ich schätze, die Tatsache, dass ich verhältnismäßig lange studiert habe, fühlt sich für mich bisweilen schon wie eine Lücke an. Etwas, das ich irgendwie begründen muss.

Du bist mehr als dein Lebenslauf

So lautet der inoffizielle LVQ-Slogan. Und daran glauben wir auch. Als Vorbereitung auf diesen Blogbeitrag habe ich mich mit diversen Kolleg*innen ausgetauscht, wobei mir und uns immer wieder bewusst wurde, wie zentral das Thema ‚Lücke im Lebenslauf‘ für unsere tägliche Arbeit ist.

Im Gespräch mit den Kolleg*innen, bei der Recherche im Web und beim Hineinhorchen in mich selbst kristallisierten sich schnell zwei Faktoren heraus, die immer wieder aufkamen:

  • Die Frage, ab wann eine Lücke als solche gilt und begründet werden sollte
  • Die Frage danach, wie wir selbst zur (vermeintlichen) Lücke stehen
     

Alles eine Frage der Zeit

Interessanterweise war jede meiner Ansprechpersonen anderer Auffassung darüber, ab wann eine Lücke im Lebenslauf überhaupt als solche gilt.

So sagte mir unsere Personalerin, Tina Peißig, dass sie zwei- bis dreimonatige Phasen der Umorientierung – etwa nach Beendigung des einen und vor Antritt des nächsten Beschäftigungsverhältnisses – für völlig legitim halte. Das heiße natürlich nicht, dass sie Bewerber*innen nicht darauf anspreche, sollten diese die Lücke nicht von sich aus begründen.

„Manchmal passt es einfach nicht und ein Arbeitsverhältnis wird beispielsweise in der Probezeit aufgelöst. Danach gilt es erst einmal, sich zu sammeln und die Fühler auszustrecken. Etwas Neues zu finden erfordert Zeit – und die braucht es auch, um Abstand zu dem zu gewinnen, was war, und allem Neuen gegenüber unvoreingenommen zu sein.“

Vor diesem Hintergrund rate sie übrigens davon ab, in einem Bewerbungsgespräch allzu viele Informationen preiszugeben. Wenn es zwischen Ihnen und Ihrem letzten Arbeitgeber nicht gepasst hat, dann sagen Sie das, aber halten Sie sich mit Details zurück. Sonst wirken Sie schnell wie jemand, der über ehemalige Vorgesetzte übers Leder zieht und das gilt nicht gerade als professionell (selbst wenn Sie im Recht sind).
„Auch was abgedroschene Floskeln angeht, sollte man sich zurückhalten. Für Jobsuchende mögen Äußerungen à la: Ja, ich hab ‘ne Lücke im Lebenslauf – war geil! oder Während mein*e Partner*in arbeiten geht, manage ich zu Hause ein kleines Familienunternehmen! ja lustig sein. Aber für Personaler*innen werden solche Sprüche schnell alt.“ Kommen Sie also besser gleich zur Begründung der Lücke.

Meine Kollegin Lena Thiessen sieht es noch etwas gelassener. Sie betrachte eine Phase unter sechs Monaten gar nicht als Lücke, was sicher auch damit zusammenhängt, dass sie oft Menschen berät, die erschwerte Bedingungen bei der Jobsuche haben, weil sie sich beruflich neu orientieren möchten oder gesundheitsbedingt längere Zeit ausgefallen sind. Auch sie rät zu Offenheit und Ehrlichkeit.

„Teilweise geben Menschen an, in den ein bis zwei Jahren, die sie etwa krankheitsbedingt ausgefallen sind, ein Sabbatical oder Sabbatjahr gemacht zu haben. Davon würde ich aber abraten, da beim Sabbatjahr immer noch ein Angestelltenverhältnis vorliegt.“

Sprich, sobald Personaler*innen mehr darüber erfahren möchten, wird das Eis dünn.
Sollte Ihr Lebenslauf also aufgrund von Krankheit tatsächlich längere Lücken aufweisen, versuchen Sie nicht, diese zu verschleiern, sondern verleihen Sie dem vermeintlichen Makel etwas Positives: Auszeit aus gesundheitlichen Gründen, inzwischen vollständig genesen und voller Tatendrang.

Das deckt sich übrigens auch mit einer Studie, die das Jobportal Stepstone im Jahr 2018 veröffentlicht hat. Darin wurde mittels Eyetracking gemessen, wie Personalverantwortliche Bewerbungen lesen und welchen Aspekten sie besondere Aufmerksamkeit schenken. Für immerhin 92 Prozent(!) der Befragten seien Lücken im Lebenslauf kein Ausschlusskriterium. Auf die Begründung komme es an.

Mut zur Lücke

Natürlich habe ich mir auch mit meinem Autor-Kollegen Martin Salwiczek ausgetauscht. Als Karriere-Coach hat er oft mit sogenannten Mosaik-Lebensläufen zu tun. Er ist überzeugt:

„Die Fixierung auf die Lücke im Lebenslauf und die Überzeugung, diese rechtfertigen zu müssen, geht häufig mit einem defizitorientierten Mindset einher. Dabei ist diese Herangehensweise in der heutigen Arbeitswelt überholt. Früher war der Arbeitsmarkt, war die Arbeitswelt unterm Strich strukturierter. Das gestaltet sich heute viel volatiler; Veränderung gehört praktisch zum Berufsalltag dazu, was uns ein nicht unwesentliches Maß an Flexibilität abverlangt.“

Neulich hörte ich eine Folge des beliebten SWR3-Podcasts ‚Der Gangster, der Junkie und die Hure‘. Darin sagt Karriere-Coach Dr. Bernd Slaghuis, den wir schon für unseren Blog interviewen durften, etwas, das ich gern mit Ihnen teilen möchte: „Wenn du mit deinem Lebenslauf – mit dem Lauf deines Lebens – im Reinen bist, kannst du das jedem da draußen verkaufen.“

Persoblogger Stefan Scheller geht sogar noch einen Schritt weiter. Für ihn kann die Lücke im Lebenslauf sogar neugierig machen: „Spannend ist ja nicht nur, was im Lebenslauf geschrieben wird. Viel spannender ist für viele Personalverantwortliche das, was nicht mit aufgenommen wurde […] Kurzum: Manch eine ungeplante Lücke war für die Kompetenz und die Persönlichkeit eines Menschen sogar deutlich hilfreicher als ein vermeintlich ‚straighter‘ Lebenslauf.“

Eine Lücke ist nur, was Sie nicht begründen (können)

Nachdem wir oben bereits auf die durch Krankheit bedingte Lücke eingegangen sind, möchte ich Ihnen abschließend noch einige Beispiele geben, wie Sie mit einer Lücke im Lebenslauf umgehen können:

  • Pflege eines/einer Angehörigen
    • Bedarf ein*e Angehörige*r Ihrer Pflege, sollten Sie das auch so angeben. Im Idealfall bleiben Sie während dieser Zeit auf dem Laufenden, was Ihr Tätigkeitsfeld angeht:
    • Pflege des schwer erkrankten Vaters, gleichzeitige Lektüre aktueller Fachliteratur
  • Coronabedingter Jobverlust
    • Die Pandemie hat den Arbeitsmarkt nachhaltig auf den Kopf gestellt. Nicht wenige haben zwischen Frühjahr 2020 und Ende 2022 ihren Job verloren. Sollten auch Sie dazugehören, könnten Sie die Lücke im Lebenslauf wie folgt begründen:
    • Coronabedingter Stellenabbau
  • Wechsel des Studiengangs und resultierende Verzögerung des Berufseinstiegs
    • Prinzipiell sollten Sie immer versuchen, einer Tätigkeit nachzugehen oder diese zu forcieren, statt eine Lücke entstehen zu lassen. So könnten Sie etwa ein Ehrenamt ausüben und das im Lebenslaus wie folgt angeben:
    • Studium der X, gleichzeitig ehrenamtliches Engagement in/bei Y
  • Jobwechsel
    • Phasen der Umorientierung gehören, wie oben beschrieben, zum Arbeitsleben dazu. Das heißt aber nicht, dass man sie nicht sinnvoll füllen kann – etwa mit einer Weiterbildung. Falls nicht schon vorhanden, ergänzen Sie in Ihrem Lebenslauf am besten eine Rubrik mit dem Titel ‚Aktuelles‘ oder ‚Aktuell …‘. Das könnte dann so aussehen:
    • Aktuell … befinde ich mich in Weiterbildung zum Social-Media- und Online-Marketing-Manager sowie Online-Redakteur.
  • Unser Tipp: Seien Sie auch auf XING und LinkedIn offen
    • Wenn Sie gerade nicht für ein bestimmtes Unternehmen arbeiten, können Sie dieses natürlich auch nicht in Ihrem XING- beziehungsweise LinkedIn-Profil angeben. Hier einige Alternativen, mit denen Sie vielleicht sogar Personaler*innen auf sich aufmerksam machen:

Bei LinkedIn können Sie auch eine berufliche Auszeit hinzufügen, wobei die Plattform Ihnen sogar Formulierungsbeispiele an die Hand gibt.

Die Zeit zwischen zwei Jobs ist ideal, um sich weiterzubilden. So überbrücken Sie nicht nur die Zeit zwischen dem letzten und dem nächsten Arbeitsverhältnis; bisweilen können Sie sich völlig neue Tätigkeitsfelder erschließen. Ein gutes Beispiel ist unsere Ehemalige Monika Thiede: Nach immerhin 20 Jahren(!) Elternzeit nutzte sie das Angebot geförderter Weiterbildung, um den Quereinstieg in eine fachfremde Branche zu wagen. Und das mit Erfolg!

Na, würden Sie immer noch sagen, dass Lücken im Lebenslauf etwas Schlimmes sind?


 


 

 

 

 

 

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„Berufsorientierung geht alle an“ – Interview mit Jo Diercks (Teil 2) Thu, 31 Aug 2023 08:00:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/experteninterviews/berufsorientierung-geht-alle-an-mit-jo-diercks-teil-2.html post-348 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/experteninterviews/berufsorientierung-geht-alle-an-mit-jo-diercks-teil-2.html Martin Salwiczek Jo Diercks ist Experte für Eignungsdiagnostik sowie Studien- und Berufsorientierung aus Arbeitgebersicht. Im zweiten Teil des Interviews mit Martin Salwiczek erläutert er, wie Unternehmen – statt nur… „Berufsorientierung geht alle an“ – Interview mit Jo Diercks (Teil 2) by Martin Salwiczek 31-08-23

Categories: Experteninterviews

Joachim – „Jo“ – Diercks ist einer der führenden Experten für Eignungsdiagnostik sowie Studien- und Berufsorientierung aus Arbeitgebersicht in Deutschland. Als Geschäftsführer der Firma Cyquest zählt er Unternehmen wie Bertelsmann, Porsche, Fielmann, Edeka und mehrere Hochschulen zu seinen Kunden. Darüber hinaus ist er Co-Autor des Buches ‚Recrutainment‘ und Autor zahlreicher Fachbeiträge in seinem gleichnamigen Blog. Wir lesen und schätzen seine Fachbeiträge seit vielen Jahren. Auf der New Work Experience (NWX) in Hamburg hatten wir die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen, und aus dieser Begegnung entstand die Idee für unser Interview zum Thema Berufsorientierung aus Bewerber- und Arbeitgebersicht.

Das Gespräch mit Jo war so spannend und brachte so viele Erkenntnisse, dass wir uns trotz Kürzung dazu entschieden haben, das Interview in zwei Teilen zu veröffentlichen. Der erste Teil wurde am 23.08.2023 in unserem Karriere-Blog veröffentlicht.

Martin Salwiczek: Gehen wir eine Alters- oder Bildungsstufe weiter. Aktuell erkennen wir ja zwei gegenläufige Strömungen auf dem Arbeitsmarkt: Auf der einen Seite den Wandel vom Arbeitgeber- zum Bewerbermarkt, in dem sich die Bewerber*innen vermeintlich ihren Job aussuchen können.  Auf der anderen Seite immer mehr Berufseinsteiger*innen, die bereits ein Studium absolviert haben, aber Angst haben, keinen passenden Beruf zu finden, Unkenntnis über die eigenen Ziele haben oder durch die Vielzahl der beruflichen Möglichkeiten verunsichert sind. Was läuft hier schief?

Jo Diercks: Da sind wir wieder bei der Informationsflut, mit der auch Berufseinsteiger zu kämpfen haben. Geht es bei Schülern um die Frage, welcher Ausbildungsberuf oder welches Studium zu ihnen passt, fragen sich Berufseinsteiger, welcher Beruf bzw. welches Unternehmen zu ihnen passt. Dann kommen noch persönliche Überlegungen und Bedürfnisse hinzu. Fragen wie „Was kann ich wirklich“ oder „Was macht mich glücklich“ tauchen auf. Die Wahl des bisherigen Studiums oder der Ausbildung ist schon eine gute Zutat, um den passenden Beruf zu finden, aber noch keine Garantie für berufliches Lebensglück. Deshalb sind an dieser Stelle Hilfen zur Selbsterkenntnis, z. B. durch Self-Assessments, sinnvoll.  Das passiert noch viel zu selten, dass wir uns intensiv mit der Frage auseinandersetzen: „Wer bin ich?“, „Was kann ich?“, „Was will ich?“.

Berufsorientierung geht alle an und nimmt die Betriebe in die Pflicht

MS: Das gilt ja auch für Berufserfahrene. Ich erlebe in meiner Arbeit viele Arbeitssuchende, die sich beruflich verändern wollen oder müssen, denen aber die Orientierung fehlt und die deshalb Schwierigkeiten haben, einen beruflichen Quereinstieg zu finden.

JD: Berufsorientierung als Thema wird in der Tat immer noch stark mit der beruflichen Erstorientierung in Verbindung gebracht. Es betrifft aber, wie du sagst, Menschen aller Alterskohorten. Früher war es so: Wenn man 20 Jahre in einem Beruf gearbeitet hat, dann hat man das in der Regel bis zum Ende des Berufslebens gemacht. Heute sind viele Menschen damit konfrontiert, dass es ihren Beruf gar nicht mehr gibt bzw. sich dieser stark verändert hat oder dass sie beruflich etwas Neues machen wollen. Dieser Orientierungsbedarf ist einfach riesig und wird in Zukunft noch viel größer werden. 
Hier müssen Unternehmen Möglichkeiten finden, Quereinstiege zu ermöglichen und vielleicht auch durch Orientierungsangebote Menschen in Berufe zu bekommen, wo wir Mangelprofile haben.

MS: Was könnten Arbeitgeber an dieser Stelle tun?

JD: Ich glaube, dass die Unternehmen gut beraten sind, den Bewerbern Hilfestellungen zu geben, damit sie sich selbst besser verorten können. Es wird immer noch zu sehr an die Besetzung von Stellen gedacht. Man stelle sich aber vor, man nutzt auf der Website eines Unternehmens ein Tool, mit dem man herausfinden kann, welche Eigenschaften man hat, was man kann und was man will, und als Antwort bekommt man, welche Optionen das Unternehmen für einen hat. Auf diese Weise kann ein Unternehmen auch unabhängig von Stellenanzeigen interessante Kandidaten finden.

Hilfreiche Instrumente zur Berufsorientierung

MS: Du nennst die Hilfe zur Selbsterkenntnis durch Self-Assessments als hilfreiches Tool für Orientierungssuchende. Ich denke da an den Talentkompass NRW oder das Tool New Plan der Bundesagentur für Arbeit. Welche Verfahren kannst Du empfehlen?

JD: Es gibt so viele Facetten, mit denen man das ‚berufliche Ich‘ beschreiben kann: Um die Persönlichkeit zu beschreiben, sind dimensionale Verfahren hilfreich, die zum Beispiel auf dem Big-Five-Modell basieren und Motivationsskalen integriert haben. Hier kann ich etwa die Plattform BOA von ZEIT ONLINE empfehlen.
Berufliche Interessen können z. B. mit dem Holland-Modell beschrieben werden (siehe etwa den ‚Berufswahltest‘ bei Einstieg. Dann kommt noch die Überprüfung von Werten hinzu, für die es bestimmte Cultural-Fit-Modelle gibt (z. B. der ‚KulturMatcher‘ bei OTTO).
Die Durchführung dieser Verfahren allein reicht jedoch nicht aus. Die Ergebnisse helfen zwar, sich selbst besser zu verstehen. Die Herausforderung besteht aber darin, die Ergebnisse dieser Tests in passende Berufe und Einstiegsoptionen zu übersetzen.

Den passenden Beruf zu finden ist eine Kombination aus Selbsterkenntnis und Aktivität

MS: Wie geht das am besten? Stell dir vor, du wärst in der Situation, dich beruflich neu orientieren zu wollen oder zu müssen. Wahrscheinlich würdest du genauso vorgehen wie beschrieben. Aber was würdest du mit den Ergebnissen machen?

JD: Als erstes würde ich mit Leuten aus meinem Umfeld sprechen. Auch mit Leuten, die einen Einblick in die Branchen, Bereiche oder Regionen haben, die für mich in Frage kommen. Ich würde mit ihnen über die Test-Ergebnisse sprechen, meine Ideen mit ihnen teilen und Ideen von ihnen bekommen. Ich würde auch nach anderen Beratern suchen, die passen könnten. Das garantiert zwar kein fertiges Bild, aber hier kommt auch das Zufallsprinzip ins Spiel: Je mehr Leute man anspricht, desto mehr bedingte Zufälle gibt es.

MS: Es gibt von Christian Busch das wunderbare Buch "Erfolgsfaktor Zufall" über das Serendipity-Prinzip, das beschreibt, wie man diesen ‚Zufall‘ systematisch erarbeiten kann.

JD: Genau darum geht es. Wie oft sagt man sich bei bestimmten Stationen im Lebenslauf: „Das war Zufall“ – und stellt erst im Nachhinein fest, dass der Zufall bestimmte Handlungen vorausgesetzt hat. Wenn man auf eine Veranstaltung geht und dadurch einen Job bekommt, dann war das natürlich Zufall, aber man hat die Wahrscheinlichkeit für diesen Zufall erheblich erhöht, weil man nicht zu Hause sitzen geblieben, sondern zur Veranstaltung gegangen ist.

Weiterbildung als „Begleiter“ bei der Berufsorientierung

MS: Bei uns machen viele Menschen Weiterbildungen, um ihre Chancen auf den ersten oder nächsten Job zu erhöhen. Welche Rolle spielt Weiterbildung aus deiner Sicht bei der Berufsorientierung? 

JD: Weiterbildung ist natürlich ein wichtiger ‚Begleiter‘ bei der Neuorientierung: Zum einen muss ich in anderen Tätigkeiten natürlich auch andere Dinge können und mich dafür weiterbilden; zum anderen ist Weiterbildung auch Inspiration, um auf andere Ideen zu kommen. Da sind wir wieder beim Prinzip der Serendipität. 

MS: Auch bei der Weiterbildung gibt es eine Vielzahl an Angeboten, Stichwort Informationsflut. Wie finde ich da die passende Qualifizierung?

JD: Genauso wie bei der Berufsorientierung: Indem man erst einmal herausfindet, was man will, und dann mit anderen darüber spricht. Auch hier gibt es Instrumente, die dabei helfen können. Wir haben zum Beispiel für die Weiterbildungsplattform ‚hoch und weit‘ einen Weiterbildungsinteressentest entwickelt, den "WIT". Der Test übersetzt die eigenen Interessen in mögliche Weiterbildungsangebote.

MS: Das sind viele wertvolle und hilfreiche Informationen. Möchtest du zum Schluss noch etwas loswerden? 

JD: Meine wichtigste Botschaft bin ich schon losgeworden: Berufsorientierung ist ein Riesenthema geworden, sowohl für Bewerber aller Altersgruppen als auch für Unternehmen. Es braucht Lösungen für alle Beteiligten, um Bewerbern Quereinstiege zu ermöglichen und Arbeitgebern die Möglichkeit zu geben, ungenutzte Potenziale zu entdecken. Ich bin zuversichtlich, dass wir in Zukunft von Unternehmensseite Angebote und Hilfestellungen sehen werden, die mehr Quereinstiege ermöglichen. 

MS: Vielen Dank für das Gespräch Jo!


 

 

 

 


 

 

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Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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Recrutainment: Spielerische Wege der Berufsorientierung – Interview mit... Thu, 24 Aug 2023 08:30:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/experteninterviews/recrutainment-berufsorientierung-mit-jo-diercks-teil-1.html post-347 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/experteninterviews/recrutainment-berufsorientierung-mit-jo-diercks-teil-1.html Martin Salwiczek Jo Diercks ist Experte für Eignungsdiagnostik sowie Studien- und Berufsorientierung aus Arbeitgebersicht. Im Interview mit Martin Salwiczek erläutert er, was es mit dem Recrutainment auf sich hat und… Recrutainment: Spielerische Wege der Berufsorientierung – Interview mit Jo Diercks (Teil 1) by Martin Salwiczek 24-08-23

Categories: Experteninterviews

Joachim – „Jo“ – Diercks ist einer der führenden Experten für Eignungsdiagnostik sowie Studien- und Berufsorientierung aus Arbeitgebersicht in Deutschland. Als Geschäftsführer der Firma Cyquest zählt er Unternehmen wie Bertelsmann, Porsche, Fielmann, Edeka und mehrere Hochschulen zu seinen Kunden. Darüber hinaus ist er Co-Autor des Buches ‚Recrutainment‘ und Autor zahlreicher Fachbeiträge in seinem gleichnamigen Blog. Wir lesen und schätzen seine Fachbeiträge seit vielen Jahren. Auf der New Work Experience (NWX) in Hamburg hatten wir die Gelegenheit, ihn persönlich kennenzulernen, und aus dieser Begegnung entstand die Idee für unser Interview zum Thema Berufsorientierung aus Bewerber- und Arbeitgebersicht.

Das Gespräch mit Jo war so spannend und brachte so viele Erkenntnisse, dass wir uns trotz Kürzung dazu entschieden haben, das Interview in zwei Teilen zu veröffentlichen. Der zweite Teil folgt nächste Woche.

Martin Salwiczek: Hallo Jo, ich freue mich sehr, dass du Zeit gefunden hast. Da wir heute über Berufsorientierung sprechen, liegt meine erste Frage nahe: Was wolltest Du als Kind werden?

Jo Diercks: Das ist bei mir ganz unspektakulär. Ich wollte tatsächlich irgendwas mit Werbung machen. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, warum ich das so reizvoll fand. Lustigerweise habe ich heute auch irgendwie mit Marketing zu tun, wenn auch in einem ganz anderen Kontext, nämlich in Zusammenhang mit Personal- und Berufsorientierungsthemen.

Recrutainment: Ein spielerischer Ansatz zur Berufsorientierung

MS: Du stehst in Deutschland für den Begriff Recruitainment. Dein Buch dazu ist bereits in der zweiten Auflage erschienen. Kannst Du den Begriff kurz erläutern?

JD: Hinter Recrutainment verbirgt sich das Prinzip der Gamification, also der Anwendung spielerischer Elemente in Bereichen, die selbst kein Spiel sind. In diesem Fall bezieht sich Gamification auf die Personalgewinnung, also Recruiting und Employer Branding, aber eben auch auf den Bereich der Berufsorientierung. 

MS: Hast du praktische Beispiele, wie das im Bereich der Berufsorientierung aussieht?

JD: In der Berufsorientierung gibt es zwei Ansätze des Recrutainment: Zum einen gibt es sogenannte Matching-Tools. Das sind Selbsttests in Form von Frage-Antwort-Formaten, bei denen Fragen wie „Arbeitest du lieber drinnen oder draußen?“, „Arbeitest du lieber mit Menschen, Dingen oder Informationen?“ beantwortet werden. Das ist spielerisch, und über diese Abfrage von Eigenschaften und Interessen kann ich dann ableiten, was zum Beispiel der passende Ausbildungsberuf oder das passende Studium für dich sein könnte. Das kann man sich vom Prinzip her wie den Wahl-O-Maten vorstellen. Manche sagen auch „Tinder for Jobs“ …

Ein anderer Ansatz des Recrutainments sind Recruiting Games, die wie eine Art virtuelles Kurzpraktikum funktionieren. Du bekommst Aufgaben aus einem bestimmten Berufsbild gestellt, die du selbstständig lösen musst, um zu erkennen: „Hätte ich Spaß an solchen Aufgaben? Kann ich das? Will ich das?“ So bekommt der Bewerber einen sehr guten Einblick in das jeweilige Berufsbild. Der Fachbegriff dahinter ist „Realistic Job Preview“.

Berufsorientierung: Was in den Schulen falsch läuft

MS: Das ist in der Tat ein ganz anderer Ansatz als früher. Ich erinnere mich noch an meinen ersten Berufseignungstest, laut dem Optiker zu mir gepasst hätte. Da wusste ich intuitiv: Das kann nicht sein. Dann der erste Besuch im Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit, die vielen schriftlichen Informationen über bestimmte Berufe, die für mich als Jugendlichen wie eine Fremdsprache waren. Eigentlich müsste Berufsorientierung ein festes Schulfach sein mit Ansätzen wie Recrutainment.

JD: Zum Glück tut sich da etwas. Mittlerweile gibt es dieses Schulfach ja in verschiedenen Ausprägungen in den einzelnen Bundesländern, wenn auch in sehr unterschiedlichem Maße. Es gibt tatsächlich schon Schulen, die mit diesen Recruiting Games arbeiten. Da wird dann das Handy gezückt, 10 Minuten ein bestimmter Beruf ausprobiert und dann darüber gesprochen. 

MS: Aber reicht das aus, um einen jungen Menschen auf den richtigen Weg zu bringen?

JD: Das hängt auch davon ab, wer das vermittelt. Leider wird das Thema viel zu oft von Lehrern vermittelt, die – ohne jetzt einer Berufsgruppe zu nahe treten zu wollen – ihr ganzes Leben in der Schule verbracht haben und mir jetzt vermitteln sollen, wie es außerhalb der Schule ist. Die Schüler bekommen dann häufig sowohl von den Lehrern als auch von den Eltern das Erziehungsmantra „Du kannst alles werden“ vermittelt. Dann stehen sie vor bis zu 600 Ausbildungsberufen oder, wenn sie eine Hochschulzugangsberechtigung haben, vor 12.000 Studiengängen und sollen sich im Internet das Passende heraussuchen. Wer soll das leisten? Dann findet die Orientierung doch wieder sehr stereotyp statt: Was machen Geschwister, Freunde, Eltern, Lehrer? Was kenne ich aus dem Fernsehen?

Self-Assessments und Selbsterkenntnis als erster Schritt für die Berufs- und Studienorientierung

MS: Wie kann ein junger Mensch alternativ mit dieser Informationsflut umgehen?

JD: Hier kommen der Self-Assessment-Ansatz und die Eignungsdiagnostik ins Spiel. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Studienwahl, für das sich die Seite hochschulkompass.de anbietet. Dort sind alle Studiengänge in Deutschland an über 400 Hochschulen aufgelistet und du kannst einen Studieninteressentest machen, der etwa fünf bis zehn Minuten dauert. Die Ergebnisse kannst Du dann mit den Inhalten der jeweiligen Studiengänge abgleichen und dir wird eine engere Auswahl geeigneter Studiengänge geliefert. Filterst Du dann noch weiter nach Kriterien wie Standort, Art der Hochschule usw. hast Du aus den über 12000 Studiengängen vielleicht nur noch acht übrig. Mit diesem Ergebnis kann ich dann zur Studienberatung gehen und mir fachspezifischen Rat holen.

Das war Teil 1 des Interviews mit Joachim Diercks. Der zweite Teil folgte nächste Woche ...


 

 

 

 


 

 

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Künstliche Intelligenz: Warum KI-Weiterbildung der Schlüssel für unseren... Thu, 10 Aug 2023 09:00:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/neue-arbeitswelt/kuenstliche-intelligenz-ki-weiterbildung-als-schluessel-zum-erfolg.html post-345 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/neue-arbeitswelt/kuenstliche-intelligenz-ki-weiterbildung-als-schluessel-zum-erfolg.html Lars Hahn In diesem Beitrag des LVQ-Karriere-Blogs beschreibt Geschäftsführer Lars Hahn, warum eine Weiterbildung rund um Künstliche Intelligenz, kurz KI, für unseren Erfolg in der Arbeitswelt unabdingbar ist. Künstliche Intelligenz: Warum KI-Weiterbildung der Schlüssel für unseren Erfolg ist by Lars Hahn 10-08-23

Categories: Neue Arbeitswelt

Künstliche Intelligenz – kurz KI – ist gerade allgegenwärtig. Durch die Einführung von ChatGPT hat es das Thema in kürzester Zeit in die täglichen Schlagzeilen sogar bis zu meiner Mutter geschafft. Die lebendige Diskussion über den Einfluss generativer KI-Plattformen in der Arbeitswelt zeigt die Relevanz des Themas. Umso mehr freuen wir uns, inmitten dieser dynamischen Entwicklung am 29.11.2023 unsere Weiterbildung „KI-Manager/in (IHK)“ zu starten – ein bedeutender Schritt, noch innerhalb eines Jahres nach der Freigabe von ChatGPT.

In diesem Beitrag möchte ich über die aktuellen Trends in Sachen KI und Arbeitswelt aus unserer Erfahrung schreiben. Wie hat KI in der kurzen Zeit seit der Einführung ChatGPTs den Arbeitsalltag vieler beeinflusst? Welche Fragen zur Arbeitswelt müssen wir uns dadurch stellen? Welche Herausforderungen wird es in der nächsten Zeit durch KI und Co. geben? Wie wichtig werden nun Qualifizierungen und Weiterbildungen rund um Künstliche Intelligenz?


Das Zeitalter der KI nimmt gerade erst Fahrt auf


„Wir stehen vor dem wohl fundamentalsten Wandel der Arbeitswelt, den wir je erlebt haben. Das Zeitalter der künstlichen Intelligenz als exponentiell wachsende und omnipräsente Technologie nimmt gerade erst richtig Fahrt auf“, schreibt Professorin Dr. Yasmin Weiß, eine der einflussreichsten Vordenkerinnen zum Thema Digitalisierung, in einem aktuellen Diskussionsbeitrag bei LinkedIn. Dieser lohnt sich auch deshalb zu lesen, weil sie die Auswirkungen der KI auf den Fachkräftemangel prognostiziert: „Wir werden bis Ende des Jahrzehnts weniger Leute brauchen, aber mit mehr und anderen Fähigkeiten.“

Ganz Ähnliches prognostiziert die globale Studie des World Economic Forum „The Future of Jobs Report 2023”, in dem unter anderem auch die Wichtigkeit der Qualifizierung in den Bereichen „Künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“ betont wird. Danach werden sich 44 Prozent der Kern-Kompetenzen von Arbeitenden weltweit in den kommenden fünf Jahren ändern! Der amerikanische Ökonom Richard Baldwin bringt es beim diesjährigen World Economic Forum auf den Punkt: „Nicht KI wird Deinen Job übernehmen, sondern jemand, der KI einsetzen kann, wird Deinen Job übernehmen.“

Mit diesen rasanten Veränderungen und den damit verbundenen Herausforderungen für uns in Deutschland und insbesondere in unserer Arbeitswelt und Wirtschaft befassen wir uns aktuell natürlich auch in der LVQ – nicht erst, aber besonders seit dem Start von ChatGPT als KI-Plattform.

ChatGPT und KI sind im Alltag längst angekommen

Vor einigen Wochen hielten Martin Salwiczek und ich einen Vortrag auf der New Work Experience (NWX) in Hamburg über „ChatGPT bei Bewerbung und Berufsorientierung“. Martin hat hier im Blog darüber berichtet. Interessant war zu sehen und zu fühlen, dass das Thema „Künstliche Intelligenz“ das New-Work-Thema auf der Konferenz fast zu überlagern schien. Und so begegnet es uns allenthalben: Kaum ein Unternehmertreffen, eine Konferenz oder Fachmesse wie die ‚Zukunft Personal‘ wird künftig ohne das Thema „Künstliche Intelligenz und ChatGPT“ auskommen. Kein Wunder: Vergleichen doch einige die Bedeutung der aktuellen Entwicklung mindestens mit der Einführung der Elektrizität, des Internets oder gar mit der Entdeckung des Feuers.

So erforschen auch wir die Möglichkeiten, Chancen und Risiken von ChatGPT und Co. für die Themen Jobsuche, Bewerbung, Recruiting und Arbeitswelt. Unsere Erkenntnisse teilen wir mit Kunden und Partnern im Rahmen von Vorträgen und Workshops – und natürlich in unserem Blog, etwa hier und hier.
 

Parallelen: Künstliche Intelligenz und Social Media

Vieles von dem kommt uns aktuell sehr bekannt vor, fast schon wie ein Déjà-vu:
Ungefähr ab 2008 wurde Social Media allenthalben als Patentlösung für allerlei Herausforderungen der Unternehmen gepriesen: Marketing, Personalgewinnung, Unternehmenskommunikatioin. Viele Heilsbringer meinten damals einfach: „Hey, jetzt posten wir mal auf Facebook“, wenn sie von Social Media sprachen. Und 2023 geht es um Künstliche Intelligenz als Powerlösung für viele Herausforderungen von Unternehmen, und manche meinen: „Hey, wir nutzen jetzt einfach mal ein ChatGPT und lernen alle prompten“ – und das sei dann die intelligente Nutzung von KI!

Dabei sind heute wie damals einfache Lösungen unzureichend und fehl am Platz. Zu den Anfängen von Social Media haben wir zügig erkannt, dass Wissen, Kompetenz und strategische Betrachtungsweise zum professionellen Umgang mit den Social Media in der Arbeitswelt dazugehören, und starteten bereits 2011 den ersten Kurs Social-Media-Manager/in (IHK), der sein Augenmerk damals wie heute auf die Komplexität der beruflichen und betrieblichen digitalen Kommunikation legt.

Weiterbildung KI-Manager/in für den professionellen Umgang mit der Komplexität

Übrigens war es Digitalexperte Sascha Lobo, der auf der oben erwähnten NWX sinngemäß sagte: „2008 bauten die ersten Unternehmen Social-Media-Einheiten auf, jetzt sollten sie KI-Abteilungen aufbauen.“

In diesem Jahr also starten wir die Weiterbildung KI-Manager/in (IHK) genau aus diesem Grund: Die Einführung von ChatGPT und die damit verbundenen Herausforderungen führen uns allen vor Augen, wie wichtig ein professioneller Umgang mit Künstlicher Intelligenz ist und dass dazu weitaus mehr gehört, als bei ChatGPT oder aktuellen KI-Plattformen ein paar kluge Prompts zu schreiben.

Unsere Recherchen und Erkenntnisse der vergangenen Monate haben uns darin bestärkt, denn die Vielfalt der offenen Fragen und Erfordernisse ist offensichtlich:

  • Das Thema Künstliche Intelligenz umfasst viel mehr als nur ChatGPT: Dessen Einführung kann zwar als zündender Moment gesehen werden, allerdings wird KI unter anderem zur Mustererkennung und Prozessvereinfachung längst in vielen Bereichen eingesetzt: In Logistik und Lagerei, im Servicebereich – weg vom Call Center hin zum Contact Center –, in der Fehlererkennung von Daten, bei der Navigation, sogar in Schwimmbädern, aber auch in Buchhaltung, Steuern und Finanzen, Kommunikation, Büroassistenz, Vertragserstellung, Recherche, Programmierung, Auditierung, Marketing, Übersetzungen und vielen anderen Branchen und Bereichen.
  • Es gibt so viele offene ethische und rechtliche Fragen rund um den betrieblichen Einsatz von ChatGPT und anderen KI: Dabei sind Datenschutz, Urheberrecht und Nutzungsrechte nur offensichtliche Punkte; man denke nur an die Brisanz bei der Erstellung von Arbeitszeugnissen per ChatGPT. Gerade die Herausforderungen für Personalwesen und Recruiting sind hier außerordentlich, wie kürzlich Persoblogger Stephan Scheller eindrücklich beschrieb.
  • Die Potenziale des betrieblichen Einsatzes von KI, Big Data und Machine Learning sogar für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aller Branchen sind vielfältig und gehen über Texten und Recherchieren weit hinaus. Eine professionelle Analyse und Prozessgestaltung dieser Möglichkeiten bietet daher große Chancen.

Weiterbildung KI – „ein absolutes Muss!“

„Technologische Substitutionsmöglichkeiten und die qualitative Verschiebung von Anforderungsprofilen sowie neu entstehende Jobs sorgen dafür, dass sich in den kommenden Jahren die Spielregeln des Arbeitsmarkts erneut verändern werden. „Kontinuierliches Up- und Reskilling wird für uns alle ein absolutes Muss, kein nice-to-have“, schrieb kürzlich Future-of-Work-Expertin Yasmin Weiss auf Linkedin​​​​​​​. Und auch wenn lebenslanges Lernen „on-the-job“ stattfindet – immerhin „10 Prozent des Lernens findet ‚off-the-job‘ auf Basis gezielter Trainingsmaßnahmen statt“, schreibt sie.

Unsere neue Weiterbildung KI-Manager/in (IHK) erfüllt genau diese Aufgabe. In zwanzig Tagen werden strategische und praktische Kenntnisse und Kompetenzen für die professionelle Betrachtung und Handhabung von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen und Organisationen erlernt. Das Schöne ist, dass in unserer Variante auch das soziale Lernen und der Austausch nicht zu kurz kommen. Und „off-the-job“ gibt es bei uns sogar im doppelten Sinne: Der Kurs „KI-Manager/in (IHK)“ ist auch für Menschen #ZwischenZweiJobs geeignet, die den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit nutzen möchten. Here we go!

Danksagung:

Es war mir ein persönliches Anliegen, unsere neue Weiterbildung „KI-Manager/in (IHK)“ schon früher als ein Jahr nach dem 30.11.2022 – dem Datum, an dem ChatGPT veröffentlicht wurde – zu starten. Dass wir das schaffen werden, haben wir vielen Mitstreiter*innen zu verdanken, von denen ich hier nur einige nennen kann: Natürlich Martin Salwiczek und das gesamte LVQ-Team, denen wir bisweilen mit der KI-Lastigkeit der vergangenen Monate auf die Nerven gegangen sein mögen. Kai Heddergott, der unsere letzte Dozent:innen-Konferenz zum Thema KI gestaltet hat und uns ein Sparringspartner sowie Schlüssel-Trainer für den Kurs ist, gebührt unser Dank, wie auch vielen anderen Dozent:innen. Ich danke auch meiner Frau, die mit viel Geduld ertrug, wenn ich auch noch abseits des Arbeitsalltags ChatGPT erprobte und meine – übrigens sehr lohnenswerten – Data- und AI-orientierten E-Learning-Kurse bei CISCO, IBM und anderen absolvierte. 
Und nicht zuletzt danke ich „unserer“ IHK-Essen, ihrer Hauptgeschäftsführerin Kerstin Groß und dem gesamten tollen Team, dass sie das Vertrauen für die Durchführung dieses IHK-Zertifikatslehrganges wieder einmal in unsere Hände legen.


 


 

 

 

 

 

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Lesestoff für das Sommerloch: unsere Top 10 rund um Jobsuche, Bewerbung... Thu, 20 Jul 2023 08:00:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/jobsuche/lesestoff-fuers-sommerloch-unsere-top-10-rund-um-jobsuche-bewerbung-und-arbeitsmarkt.html post-101 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/jobsuche/lesestoff-fuers-sommerloch-unsere-top-10-rund-um-jobsuche-bewerbung-und-arbeitsmarkt.html Kay Pfefferkuchen Top 10: Mit diesen Beiträgen rund um Jobsuche, Bewerbung und Arbeitsmarkt geht Ihnen auch in der Sommerpause nicht der Lesestoff aus. Lesestoff für das Sommerloch: unsere Top 10 rund um Jobsuche, Bewerbung und Arbeitsmarkt by Kay Pfefferkuchen 20-07-23

Categories: Jobsuche

Wie Martin Salwiczek in seinem Resümee zur #NWX23 schon angekündigt hat, begibt sich unser Karriere-Blog in die Sommerpause. Damit Ihnen in den nächsten Wochen nicht der Lesestoff ausgeht, hier unsere zehn meistgelesenen Beiträge der letzten 12 Monate.

10) XING-Kontaktanfrage stellen: Niemals ohne Nachricht!

Nicht nur analog, auch beim digitalen Miteinander gilt es, eine gewisse Etikette einzuhalten. Der Social-Media-Knigge, wenn Sie so wollen. Auch wenn XING sich inzwischen bewusst mehr als Job-Community denn als soziales Netzwerk bezeichnet: Auch hier sollten Sie sich nach den gängigen Gepflogenheiten richten, um das meiste aus Ihren Networking-Aktivitäten rauszuholen.

9) Kreative Bewerbung: Storytelling. Mit einer guten Geschichte den Arbeitgeber fesseln

Menschen lieben Geschichten. Am besten über ... genau, Menschen! Kreative Elemente in der Bewerbung können das Zünglein an der Waage sein, um sich von Mitbewerbern abzugrenzen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten, der eigenen Bewerbung das gewisse Etwas zu verleihen. Warum sich nicht zum Beispiel bei einem Museum in Katalog-Form oder bei einem Automobil-Hersteller in Form eines Produktdatenblatts bewerben? In diesem Beitrag beleuchtet unsere ehemalige Kollegin Angela Borin die Storytelling-Methode, bei der Sie zum Protagonisten Ihrer Bewerbung werden und potenziellen Arbeitgebern in Form einer Geschichte ‚erzählen‘, warum genau Sie der/die Richtige für den Job sind.

8) Wie bekomme ich den Bildungsgutschein von der Bundesagentur für Arbeit?

In diesem Teil unserer Reihe ‚Weiterbildung mit Bildungsgutschein‘ geht es darum, wann Sie den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit oder des Jobcenters beantragen können, wie das geht und welche Weiterbildung für Sie überhaupt in Frage kommt. Wenn Sie arbeitslos beziehungsweise -suchend oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, stellt das Förderinstrument Bildungsgutschein ein mächtiges Hilfsmittel auf Ihrem Weg zum Wunschjob dar. Kleiner Spoiler: Bei der Wahl der für Sie interessantesten Kurse müssen Sie sich nicht auf einen beschränken ...

7) Kreative Bewerbung: Die Social-Media-Bewerbung

Geht es bei Platz 9 unserer Top 10 der Beiträge für die Sommerpause um die Kreativbewerbung via Storytelling, befasst sich dieser Beitrag unserer ehemaligen Kollegin Angela Borin mit den Möglichkeiten, die Social Media hinsichtlich der Bewerbung bieten. Anhand von Best-Practice-Beispielen lernen Sie, wie Sie Ihre Bewerbungsaktivitäten durch die sozialen Netzwerke erweitern können.

6) Lohnt sich XING-Premium?

2022 traf New Work SE, das Unternehmen hinter XING, eine folgenschwere Entscheidung: Man wolle fortan mehr Job-Community denn Business-Netzwerk sein. Damit einher ging die Auflösung der XING-Gruppen und -Events. Während viele sich über diese Entscheidung echauffierten, kristallisierte sich mit der Zeit immer mehr der große Nutzen heraus, den die Plattform gerade in Sachen Jobsuche bietet. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum eine Premium-Mitgliedschaft sich lohnt und wie Sie XING für Ihre Bewerbungs- und Networking-Aktivitäten nutzen können.

5) Die Stärken der Generalisten: Was sie ausmacht und worin sie richtig gut sind

Im ersten Teil unseres Interviews mit Karriere-Coach Dr. Bernd Slaghuis geht es, wie der Titel vermuten lässt, um Generalisten und darum, was sie für den Arbeitsmarkt attraktiv macht. Neben der Fähigkeit, sich schnell in Dinge einarbeiten zu können, waten Generalisten nämlich noch mit allerhand Stärken auf, derer sie sich oft gar nicht bewusst sind. Stattdessen haben viele das Gefühl, eigentlich gar nichts zu können, und fürchten, jeden Moment ‚aufzufliegen‘. Man spricht hier auch vom Hochstapler-Syndrom (engl. Impostor Syndrome).

4) Jobsuche und Bewerbung für Generalisten: Warum ihnen die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt gehört

Im zweiten Teil unsers Interviews mit Karriere-Coach Dr. Bernd Slaghuis gehen wir weiter der Frage nach, welche Stärken Generalisten aufweisen, und richten den Blick gen Zukunft: Welche Anforderungen wird der Arbeitsmarkt an Bewerber*innen stellen? Welche Eigenschaften werden künftig über Erfolg und Misserfolg einer Bewerbung entscheiden?

3) Bewerberfragen beantwortet: Was tun, wenn mehrere Stellen bei einem Arbeitgeber interessant sind?

Manchmal hat man die Qual der Wahl: Sie bewerben sich auf eine ausgeschriebene Stelle, nur um festzustellen, dass derselbe Arbeitgeber noch eine (oder sogar zwei) andere Stellen ausschreibt. Was tun? Zeugt eine Mehrfachbewerbung gleich davon, dass Sie einfach irgendeinen Job suchen? Immerhin versuchen Personaler*innen, die eine passgenaue Besetzung für eine Stelle zu finden. Wie können also mehrere für eine*n Bewerber*in interessant sein? Im Beitrag zeigt Angela Borin Möglichkeiten auf, die ‚Mehrfachbewerbung‘ anzugehen.

2) XING-Profilfelder „Fähigkeiten & Kenntnisse“ und „Ich suche“

Im fünften Teil unserer Reihe ‚XING für Jobsuchende‘ widmet sich Martin Salwiczek den Funktionen „Fähigkeiten & Kenntnisse“ sowie „Ich suche“ und erläutert, was Sinn macht, was erlaubt ist und welche Informationen auf keinen Fall fehlen sollten. Gerade XING kann ein mächtiges Werkzeug für Jobsuche Networking-Aktivitäten sein – vorausgesetzt, Sie ‚füttern‘ die Plattform mit den richtigen Informationen. Welche Parallelen es zwischen Suchmaschinen wie Google und der Job-Community XING gibt? Das und mehr lesen Sie in diesem Beitrag.

1) Werte im Beruf: Wie Sie einen Job finden, der nachhaltig passt

Kommen wir zu Platz 1 unserer Top 10 der Beiträge rund um Jobsuche, Bewerbung und Arbeitsmarkt: 

Was ist für Sie im Beruf besonders wertvoll? Haben Sie darüber in letzter Zeit mal nachgedacht?

Werte beeinflussen unser Handeln und definieren, wofür wir unsere Energie und Zeit investieren. Das gilt sowohl für unser Privat- als auch für unser Berufsleben. Stand im beruflichen Kontext das Streben nach Optimierung von Gehalt, Titel und Aufgabenbereich lange im Vordergrund, erleben wir aktuell einen Wertewandel: Immer mehr Menschen suchen einen Sinn in ihrer Arbeit. Fehlt die Identifikation mit dem Beruf oder dem Arbeitgeber, führt dies häufig zu beruflicher Unzufriedenheit. Wir erleben es bei vielen Menschen, die sich bei der LVQ weiterbilden. Vielleicht machen Sie diese Erfahrung ja auch. Doch wissen Sie wirklich, welche Ihre zentralen Werte sind?

In diesem Beitrag gibt Martin Salwiczek Impulse, wie Sie Ihre wichtigsten berufsbezogenen Werte finden – und die Ergebnisse für die nächsten beruflichen Schritte nutzen. Und welche Zeit eignet sich besser für Reflexion als die Sommerpause ...? ;-)


 

 

 

 


 

 

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Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Ein Rückblick auf die... Wed, 21 Jun 2023 12:57:00 +0200 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/lvq-unterwegs/kuenstliche-intelligenz-zukunft-der-arbeit-rueckblick-nwx23.html post-344 https://www.lvq.de/karriere-blog/artikel/lvq-unterwegs/kuenstliche-intelligenz-zukunft-der-arbeit-rueckblick-nwx23.html Martin Salwiczek Fachkräftemangel, der digitale Wandel durch KI und der Wertewandel – dies waren auch die drei Kernthemen der New Work Experience (NWX), dem Festival zur Zukunft der Arbeit. Über 150 Speakerinnen und… Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit. Ein Rückblick auf die #NWX23 by Martin Salwiczek 21-06-23

Categories: LVQ Unterwegs

Fachkräftemangel, der digitale Wandel durch KI und der Wertewandel – nicht zuletzt durch die Gen Z – sind die wichtigsten Themen, die uns in Sachen Zukunft der Arbeit beschäftigen.

Dies waren auch die drei Kernthemen der New Work Experience (NWX), dem Festival zur Zukunft der Arbeit. Unter dem Motto Work Forward empfing die NWX circa 2.500 Gäste in der Elbphilharmonie und im benachbarten NEW WORK Harbour, der Zentrale des Unternehmens hinter der Job-Community XING. Über 150 Speakerinnen und Speaker sprachen über die Zukunft der Arbeit, und wir durften mit einem Workshop einen Teil dazu beitragen. In diesem Beitrag schauen wir auf die #NWX23 zurück.

Das Karussell dreht sich in Höchstgeschwindigkeit, die Zukunft ist da

Als wir 2015 erstmals vom Vorläufer der NWX – damals noch New Work Dayberichteten, war Olaf Scholz gerade erster Bürgermeister von Hamburg und sprach in seiner Eröffnungsrede von Arbeit 4.0. Eine unserer zentralen Erkenntnisse des Events: Wir befinden uns mitten in einem Wandel der Arbeitswelt, und das Karussell beginnt gerade, sich zu drehen.

Nun, acht Jahre später, dreht sich dieses Karussell der Arbeitswelt so schnell, dass einem schwindelig werden kann: Fachkräftemangel, Generationenkonflikte, Rollen- und Wertewandel, Diversität, Kulturwandel und nicht zuletzt der Siegeszug der Künstlichen Intelligenz.
Das Themenspektrum, das unsere Arbeitswelt durchrüttelt, ist vielfältig und fand in seiner vollen Breite und Wucht Raum bei der NWX23.

Die NWX im Zeichen der Künstlichen Intelligenz

Künstliche Intelligenz war diesmal unser spezielles Kernthema bei der NWX, nicht zuletzt durch unseren eigenen Workshop zu ChatGPT. Da dieser erst am Nachmittag stattfand, war Sascha Lobos Keynote „Future Work: Fortschrittlich bleiben – wie die KI“ natürlich ein Pflichtbesuch für uns.

„Die Zukunft ist jetzt schon da.“ So eröffnete Lisa Nölting vom Gastgeber New Work SE ihre Anmoderation von Deutschlands Digitalexperten Nr. 1. Von Beginn an zog Sascha Lobo das Publikum in seinen Bann und schaffte es, wohl auch den allerletzten Zweifler davon zu überzeugen, dass die Künstliche Intelligenz unsere Arbeitswelt auf solch gravierende Art verändern wird, wie kaum eine Technologie zuvor.

Drei zentrale Aspekte aus seinem Vortrag:

  • Wir sollen mit der lernenden KI wachsen, offen sein und bereit, die Künstliche Intelligenz zu verstehen und zu bedienen.
  • Bauten 2008 die ersten Unternehmen Social-Media-Abteilungen auf, sollten sie heute KI-Abteilungen aufbauen (für uns ein Aha-Moment, da wir damals sehr schnell eine der ersten Weiterbildungen zum Social-Media-Manager entwickelten. Und heute …) ;-)
  • Die Veröffentlichung von ChatGPT Ende November 2022 war der ‚iPhone-Moment‘ der Künstlichen Intelligenz. Für uns noch mal die Bestätigung, dass wir mit der Wahl unseres eigenen ChatGPT-Workshop-Themas genau richtig lagen.

Gamechanger ChatGPT – auch für Jobsuche und Berufsorientierung

Seit ChatGPT der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, experimentieren wir mit dem Tool, um herausfinden, wie es zum einen für unsere Weiterbildungen genutzt werden kann und welchen Nutzen es auf der anderen Seite für Jobsuche und Berufsorientierung hat. Lief es anfangs noch recht holprig, versetzte uns der Chatbot bei intensiverer Nutzung immer wieder in Erstaunen. Schon im Vorfeld der NWX schrieben wir darüber, wie man ChatGPT für das Formulieren guter Anschreiben oder als Jobcoach(!) nutzen kann. Nun hatten wir die Gelegenheit, dem Publikum in einem Live-Experiment die Möglichkeiten und Grenzen von ChatGPT aufzuzeigen.

Der Gandalf-Moment – Die KI simuliert Empathie

Nachdem Lars Hahn den Besuchern einen inhaltlichen Einblick in den Einfluss ChatGPTs auf unsere Arbeitswelt gab, konzentrierte sich mein Live-Experiment auf den Dialog zwischen einem verunsicherten, orientierungslosen Berufseinsteiger und ChatGPT in der Rolle als Jobcoach.
Je tiefer wir mit der KI in den Dialog gingen, desto präziser und nützlicher wurden die Antworten. Der Schlüsselmoment war sowohl für uns als auch das Publikum, als wir ChatGPT mit unseren Zweifeln und Nöten konfrontierten und die Künstliche Intelligenz ‚emphatisch und motivierend‘ reagierte. Deshalb präsentierte ich auch den weisen und unterstützenden Gandalf mit Laptop, an den ich mich in den ersten Dialogen mit ChatGPT erinnert fühlte.

Gamechanger ChatGPT: Die wichtigsten Learnings aus unserem Workshop

Auch wenn das Live-Experiment mit einigen Überraschungen und Tücken aufwartete – und trotz der Tatsache, dass die KI sich aktuell manchmal noch wie ein lernendes Kind verhält –, zeigt sich schon jetzt, dass ChatGPT eine sehr hilfreiche Unterstützung für die Berufsorientierung und bei der Jobsuche sein kann. Die Plattform kann bei richtigen Fragen hilfreiche Antworten und Struktur für die Jobsuche geben und schafft eine enorme Zeitersparnis. Einige weitere Learnings aus dem Workshop:

  • Versteht ChatGPT nicht als Suchmaschine, sondern als textbasiertes System, das menschenähnliche Konversation ermöglicht.
  • Stellt euch ChatGPT als Berater oder Experten für euer Problemthema vor. Seid nicht zufrieden mit den ersten Ergebnissen. Teilt eure Bedenken, seid ruhig auch emotional. Die KI reagiert darauf und lernt.
  • Je mehr Kontextinformationen ihr gebt, desto besser die Ergebnisse. Vorsicht bei Wissensabfragen! Das Tool ist nicht fehlerfrei und kann ‚halluzinieren‘. Zudem endet der Wissensstand in der kostenfreien Version aktuell noch im September 2021.
  • Übernehmt ChatGPT-Texte nicht 1:1! Abgesehen von moralischen Aspekten gibt es bereits erste Tools, die KI-Texte erkennen können, und es wird intensiv in dieser Richtung geforscht.
  • Gebt keine personenbezogenen Daten ein! Gerade in diesem Anfangsstadium ist noch völlig unklar, was mit persönlichen Daten geschieht, wohin diese gehen und wie sie genutzt werden.
  • Übt oder simuliert die Erledigung einzelner beruflicher Aufgaben oder Themenfelder mit ChatGPT.
  • Nutzt den Chatbot als Unterstützung für eure Arbeit und Jobsuche. Seid mutig und neugierig: Experimentiert mit ChatGPT und ähnlichen Tools für eure Arbeitsabläufe.

Die PDF-Datei mit den Folien des Workshops findet ihr hier:

XING Job Welt – ChatGPT – Slides – Martin Salwiczek – Lars Hahn

Die Zukunft ist jetzt - was kommt danach?

Zum Ende des kompakten Workshops blieb leider viel zu wenig Zeit für Diskussion und Fragen. Dennoch bekamen wir einige Impulse aus dem Publikum, die uns noch bereicherten, wie zum Beispiel den Hinweis auf Webseiten, die auf Basis der KI-Technologie auf die Erstellung von Bewerbungsunterlagen spezialisiert sind.  Es zeigt, wie dynamisch die Entwicklung um Künstliche Intelligenz ist und dass wir erst am Anfang dieser Entwicklung stehen. Es bleibt spannend, welche Möglichkeiten und Herausforderungen die Zukunft für uns bereithält.
Durch das Experimentieren und Lernen mit KI-Tools wie ChatGPT können wir ein aktiver Teil dieser Entwicklung sein und sie zum Vorteil aller gestalten. Die #NWX23 war ein wichtiger Schritt in dieser Richtung, und wir freuen uns auf die Fortsetzung dieser Diskussionen und Entdeckungen auf der NWX24.

Zwischenzeitlich experimentieren wir weiter mit KI-Tools und arbeiten in den nächsten Monaten daran, auch diese dynamischen Entwicklungen in unseren Weiterbildungen einfließen zu lassen.

Einen weiteren Rückblick auf die #NWX23 findet Ihr bei den XING-News.

PS: Unser Blog geht wie gewohnt in die Sommerpause. Wir haben es uns nicht nehmen lassen, ChatGPT zu fragen, wie sich die Sommerpause gut nutzen lässt:

Ein Sommer voller Sonnenschein,

Karrierepause – ach wie fein!

Am Meer, in den Bergen oder im Garten entspannen,

neue Ziele planen,

und dann mit frischer Energie in den Herbst hinein!

In diesem Sinne wünschen wir euch einen schönen Sommer!


 


 

 

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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