#LVQPod: Alles-etwas-aber-nichts-richtig-Könner? Generalist*innen und ihre Herausforderungen bei der Jobsuche (#5)

23.05.2024, Kay Pfefferkuchen

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Wer hat nicht schon von der eierlegenden Wollmilchsau gehört? Oder vom beruflichen Thermomix? Generalist*innen haben viele Bezeichnungen – nicht alle vorteilhaft. Verglichen mit den Spezialist*innen sind sie für Personalverantwortliche wenig greifbar. Hinzu kommt, dass sie oft mit dem sogenannten Hochstapler-Syndrom (engl. impostor syndrome) zu kämpfen haben: „Eigentlich kann ich ja nichts, und früher oder später wird's denen auffallen.“

Dabei können Generalist*innen mit ihren vielseitigen Kenntnissen und Fähigkeiten richtig punkten – vorausgesetzt, sie wissen um ihre Stärken und können diese etwa im Bewerbungsgespräch gut ‚verkaufen‘.
Für Folge fünf unseres Podcasts Du bist mehr als dein Lebenslauf  haben wir uns daher keinen Geringeren als den renommierten Karriere-Coach Dr. Bernd Slaghuis dazugeholt. Der langjährige LVQ-Wegbegleiter betrachtet sich selbst als Generalist und berät regelmäßig ‚Leidensgenossen‘ zu ihren Möglichkeiten.

Mit ihm spricht Martin Salwiczek unter anderem darüber,

  • was eine*n Generalist*in ausmacht,
  • was das neben Stärken mit Werten zu tun hat und
  • wie sich ein bunter Blumenstrauß an Fähigkeiten für die Bewerbung nutzen lässt.

Die wichtigsten Inhalte ihres Gesprächs kannst du im Folgenden nachlesen. Wir empfehlen natürlich, die ganze Folge anzuhören:

Natürlich findest du uns auch bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt (einfach ‚Du bist mehr als dein Lebenslauf‘ oder ‚LVQ‘ ins Suchfeld eingeben).
Du hast Fragen, Anregungen oder einen Vorschlag, wovon die nächste Folge handeln sollte? Dann schreib uns! Vielleicht gibt es dann ja bald eine Folge zu deinem Wunschthema ...

Und wenn dir gefällt, was du hörst, empfiehl uns gern weiter! ;-)

Generalist*innen in der Arbeitswelt: Ein Überblick

Was macht sie aus?

Generalist*innen verfügen über Kompetenzen in verschiedenen Bereichen. Nicht selten übernehmen sie daher gleich mehrere Tätigkeitsbereiche. Anders als Menschen, die auf einen bestimmten Bereich spezialisiert sind, gibt es also nicht das eine Thema, in dem die Person so bewandert ist wie kaum eine andere. Laut Bernd sei es die Kombination aus Fähigkeiten, die sie ausmache. In unserer dynamischen Arbeitswelt, da sind die zwei sich einig, sind Generalist*innen heiß begehrt; bei der Jobsuche haben sie es jedoch oft nicht leicht. Das liege nicht zuletzt daran, dass viele Stellenausschreibungen auf Spezialist*innen zugeschnitten seien, was verunsichere und Selbstzweifel stärke.

Bernd Slaghuis beschreibt Generalist*innen als Menschen, die sich durch eine breite Palette an Stärken auszeichnen. Sie sind „breit interessiert, mögen die Abwechslung“ und kombinieren diese Eigenschaften – wie er selbst – teils mit einem gewissen Perfektionismus. „Generalisten brauchen immer wieder neues Futter, neue Themen, Entwicklung in einem Unternehmen, in einem Job, aber auch eigene Weiterentwicklung – fachlich wie persönlich.“ Diese Vielfalt an Interessen und Fähigkeiten mache sie besonders wertvoll, aber gleichzeitig auch schwer greifbar für potenzielle Arbeitgeber.

Ihre Vorteile

Trotz dieser Herausforderungen bieten Generalist*innen wertvolle Stärken. Sie sind flexibel, anpassungsfähig und in der Lage, sich schnell in neue Themen einzuarbeiten. Dank ihrer breiten Kompetenzpalette eignen sie sich besonders für Rollen mit vielfältigen Aufgaben und Schnittstellen. Darüber hinaus bringen sie oft eine Kombination aus strategischem Denken und operativer Umsetzung mit, was sie in vielen Unternehmensbereichen unverzichtbar macht.

Laut Bernd haben „Generalisten eine breite Ausprägung vieler Stärken, also eine hohe Anzahl an verschiedenen Stärken-Richtungen.“ Diese umfassen oft eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit, organisatorisches Geschick und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu überblicken und daraus Neues zu entwickeln.

Generalist*innen und Jobsuche: Strategien

Den richtigen Arbeitgeber finden

Generalist*innen, da sind sich Bernd und Martin einig, sollten bei der Jobsuche einen anderen Ansatz wählen als Spezialist*innen. Statt sich nur auf Stellenbörsen zu konzentrieren, könnten sie gezielt nach Unternehmen suchen, die zu ihren Werten und Interessen passen. Ein breites Netzwerk und die Nutzung von Business-Netzwerken wie LinkedIn (und XING) können dabei helfen. Auch die direkte Ansprache potenzieller Arbeitgeber, unabhängig von explizit ausgeschriebenen Stellen, könne zum Erfolg führen.

„Spezialisten suchen Jobs – in Stellenbörsen –, Generalisten finden den passenden Arbeitgeber – irgendwo da draußen“, fasst Bernd es zusammen. Demnach sollten Generalist*innen nicht nur nach einer spezifischen Position suchen, sondern vielmehr nach einem Umfeld, das ihre vielfältigen Fähigkeiten und Interessen unterstützt. Dies erfordere oft eine intensivere Recherche und ein starkes Netzwerk, werde aber bisweilen mit passenderen Jobs und mehr Erfüllung im Berufsleben belohnt.

Als Beispiel nennt Bernd einen ehemaligen Klienten, der per Zufall auf einem Parkplatz auf seinen neuen Arbeitgeber aufmerksam wurde: „Er sah einen Lieferwagen mit einer Aufschrift, die ihn interessierte, recherchierte das Unternehmen und fand heraus, dass sie jemanden suchten. Er bewarb sich und bekam den Job. „Es klingt banal, aber manchmal reicht es schon, einfach mit offenen Augen durch die Welt zu gehen.“

Von prozentualen Angaben à la Wenn du das Gefühl hast, die ausgeschriebene Stelle passt zu 80 Prozent auf dich, bewirb dich! Halten beide nicht viel. Martin verweist auf eine Studie, laut der im Schnitt die Hälfte der Stellen, für die Spezialist*innen vorgesehen waren, mit Generalist*innen besetzt werden. Bernd ergänzt, dass es auch in seiner Erfahrung immer wieder vorkomme, dass Unternehmen Stellen für Spezialist*innen ausschreiben, aber eigentlich eine*n Generalist*in brauchen, was ihnen teilweise im Bewerbungsgespräch bewusst werde.

Bewerbung und Kommunikation

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die besondere Gestaltung des Lebenslaufs und der Bewerbung für Menschen mit generalistischem Profil. Wie eingangs erwähnt sind sie für Personalverantwortliche oft weniger greifbar als Spezialist*innen. Deshalb ist es umso wichtiger, die vielfältigen Erfahrungen sowie Stärken klar und strukturiert präsentieren. Dabei dürfen sie laut Bernd Slaghuis gern etwas weiter ausholen, um ein umfassendes Bild ihrer Fähigkeiten zu vermitteln. „Generalisten -Lebensläufe sind aus meiner Sicht oft viel zu kurz. Da erfahre ich viel zu wenig.“

Deshalb empfiehlt es sich, den Lebenslauf so zu gestalten, dass er den vollen Umfang der gesammelten Erfahrungen und Fähigkeiten zeigt, auch wenn dies zur Folge hat, dass die oft empfohlenen zwei Seiten überschritten werden. Bernds Faustregel: Bewerber*innen in den 30ern reichen bis zu drei Seiten Lebenslauf ein, Bewerber*innen in den 40ern vier und so weiter. Alle Generalist*innen sollen sich ermutigt fühlen, zu ihrem Generalistentum zu stehen und den ganzen bunten Blumenstrauß (an Fähigkeiten) zu präsentieren.

Die Rolle von Generalist*innen in der Zukunft

Flexibilität und Kreativität

In einer Arbeitswelt, die zunehmend von Automatisierung und künstlicher Intelligenz geprägt ist, spielen Flexibilität und Kreativität eine immer größere Rolle. Generalist*innen seien prädestiniert, in solchen Umgebungen erfolgreich zu sein, da sie sich schnell an neue Anforderungen anpassen und kreative Lösungen entwickeln können. Besonders in Schnittstellenfunktionen, wo verschiedene Fachbereiche und Kompetenzen zusammenkommen, seien ihre Fähigkeiten gefragt.

Bernd Slaghuis: „Ich glaube, dass die menschliche Kreativität eine Eigenschaft ist, die von künstlicher Intelligenz nur schwer ersetzt werden kann.“ Diese sowie Stärken in Problemlösung, Innovation und zwischenmenschlicher Kommunikation gelte es bewusst einzusetzen und weiterzuentwickeln, um in einer zunehmend automatisierten Arbeitswelt relevant zu bleiben.“

Die Bedeutung von Werten

Ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Generalist*innen ist die Klarheit über die eigenen Werte und Ziele. Bernd betont, wie wichtig es ist, diese in der Jobsuche und in Bewerbungsgesprächen zu kommunizieren. Arbeitgeber suchen zunehmend nach Mitarbeitern, die nicht nur fachlich, sondern auch menschlich ins Team passen und sich mit den Unternehmenswerten identifizieren.
Persönlich stehe für den Karriere-Coach „die Frage nach den Werten im Mittelpunkt. Freiheit, Sinn und Freude sind mir besonders wichtig und beeinflussen meine beruflichen Entscheidungen maßgeblich.“ Diese Klarheit über die eigenen Werte könne Generalist*innen helfen, Arbeitgeber zu finden, die ihren persönlichen und beruflichen Bedürfnissen entsprechen, und so langfristig erfolgreicher und zufriedener in ihrer Karriere zu sein.

Fazit

Generalist*innen stehen bei der Jobsuche vor besonderen Herausforderungen, haben in einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt aber auch enorme Chancen.
Mit der richtigen Strategie, Selbstbewusstsein und Klarheit über die eigenen Stärken und Werte können sie wirklich Arbeitgeber finden, die wirklich passen, und erfolgreich neue berufliche Wege einschlagen.

Ob Generalist*in oder Spezialist*in: Wir hoffen, dass unsere fünfte Folge dir hilfreiche Impulse für die Jobsuche gegeben und ermutigt hat, zu deinem ganz persönlichen Blumenstrauß an Fähigkeiten zu stehen. Wir wünschen dir nur das Beste für den weiteren beruflichen Weg!


 

 

 

 


 

 

In unserem Podcast geht es um die Phase #ZwischenZweiJobs, also Jobsuche und Berufsorientierung, aber auch um das Thema (geförderte) Weiterbildung und Trends sowie Entwicklungen der Arbeitswelt allgemein.

Wir unterhalten uns mit spannenden Gästen, darunter Karriere-Coaches, Vertreter*innen der Verwaltung und natürlich ehemalige Teilnehmer*innen unserer Weiterbildung.

Du hast Fragen, Anregungen oder einen Vorschlag, wovon die nächste Folge handeln sollte? Dann schreib uns! Vielleicht gibt es dann ja bald eine Folge zu deinem Wunschthema ... ;-)


 


 

 

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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Autor

Kay Pfefferkuchen

ist neu an Bord bei der LVQ und unterstützt uns als Mitarbeiter in der Online-Kommunikation. Nach seinem Studium der Anglistik und Germanistik schnupperte er sowohl Agentur- als auch Behördenluft und eignete sich Wissen als Online-Redakteur, -Marketer und Social-Media-Manager an.
Schreibt hier zu den Themen Jobsuche, Berufseinstieg und Digitales.