Think global – Globalisierung des Arbeitsmarktes: Erkenntnisse für unsere Arbeitswelt 2024

11.01.2024, Lars Hahn

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Mit diesem Beitrag möchte ich mit einer kleinen Tradition brechen: Seit vielen Jahren wage ich hier im LVQ-Blog zu Jahresbeginn einen Ausblick auf die aktuellen Trends für Arbeitswelt und Beruf. Meist ging es um Themen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Arbeitsmarkt und Weiterbildungstrends. Dieses Mal überlasse ich die Trendansagen anderen. Einige lesenswerte Beiträge werde ich am Ende dieses Artikels gerne mit euch teilen.

Indessen möchte nun über Erkenntnisse schreiben, die ich in meiner diesjährigen Indienreise gewonnen habe und die ich mit in das Jahr 2024 nehmen werde. Denn auch zu diesem Jahreswechsel reiste ich zur inneren Einkehr nach Indien. Dabei lerne ich immer wieder viel über Land und Leute, aber auch über meine westlich begrenzte Sicht der Dinge und gewinne neue, globale Perspektiven. Einige meiner Erkenntnisse, die auch für die Berufswelt und unseren deutschen Arbeitsalltag interessant sind und meinen Leitgedanken für 2024 – Think global – prägen, möchte ich daher in diesem Beitrag mit euch teilen.

Globale Probleme erfordern globale Anstrengungen

Beim Zwischenstopp in Dubai begegneten uns die Abreisenden der letzten Weltklimakonferenz. Dieses globale Event zeigt für mich wie kein anderes, dass unsere globalen Probleme auch gemeinsame Anstrengungen aller bedürfen und möglichst die Perspektiven aller Beteiligten – nicht nur des Westens – berücksichtigt werden müssen.
Klimawandel und Digitalisierung zeigen gleichermaßen auf, wie die Welt mehr und mehr zusammenrückt. Gemeinsame Anstrengungen zur Lösung aktueller Herausforderungen werden immer wichtiger, was gerade die aktuelle Weltklimakonferenz in Dubai gezeigt hat: Die unter mühsamen Verhandlungen erreichte erklärte Abkehr von fossilen Energieträgern konnte nur unter Mitwirkung unterschiedlichster Akteure geschehen. Dazu gehören Erdölstaaten des Nahen Ostens, vom Ertrinken bedrohte Pazifikstaaten, westliche Industriestaaten und aufstrebende Länder des globalen Südens.
Auch beim zweiten großen globalen Thema, nämlich der Künstlichen Intelligenz (KI) und deren Chancen und Risiken, sind aktuell ähnliche globale Entscheidungsprozesse in ethischen und rechtlichen Fragen im Gange.


Remote Work from everywhere – Willkommen in der globalisierten Arbeitswelt

Die Möglichkeiten von Globalisierung werden einem auch schnell bewusst, wenn man sie selbst erfährt: In den vergangenen Jahren haben wir durch Video-Konferenzen und Homeoffice viel dazugelernt. Remote Work kann wirklich unabhängig vom Arbeitsort geschehen, ganz gleich ob ich mich aus Herne, München, Mallorca oder eben aus Indien in ein Zoom-Meeting einwähle, wie ich es in diesen Tagen – nicht nur bei meinem indischen Grußwort zur LVQ-Weihnachtsfeier – tat.

Remote Work birgt große Chancen für neue Arten der digitalen Arbeit, die sich viele Arbeitnehmer*innen wünschen, zum Beispiel für Workation und Working Sabbaticals. Arbeiten von überall, zumindest zeitweise, wird dann höchstens gebremst durch unterschiedliche Zeitzonen, komplizierte Entsendegesetze oder traditionelle Unternehmenskulturen.

Globaler Arbeitsmarkt – gleichzeitig Fachkräftepotenzial und Konkurrenz

Wer – wie ich gerade – die indische (Arbeits-)Welt erlebt und beobachtet, wird schnell nachdenklich: Denn gerade hier in Indien mit über einer Milliarde Erwerbspersonen gibt es ein fast unendliches Arbeitskräftepotenzial. Fachkräftemangel ist hier auch auf absehbare Zeit ein Fremdwort. Da Bildung und Qualifizierung in Indien großer Wert, Bedeutung und hohe Priorität beigemessen werden, ist mittlerweile ein nicht unerheblicher Teil akademisch qualifiziert, englischsprechend und durchaus mit dem westlichen Mindset vertraut.

Was besonders (Natur-)Wissenschaftler, aber auch Software Engineers schon längst wissen: Weltweit trifft man in der Arbeitswelt auf Inderinnen und Inder. Wir leben mehr und mehr in einem globalen Arbeitsmarkt. Dabei geht es längst nicht mehr nur um Fachkräfteeinwanderung. Gerade akademische Berufe können schon jetzt häufig völlig ortsunabhängig meist in englischer Sprache praktiziert werden. Auch Themen- und Berufsfelder wie Qualitätsmanagement, Social Media oder KI sind ohnehin längst beeinflusst von globalen Trends und Entwicklungen.

Mittlerweile sind nicht nur globale Konzerne mit internationalen Belegschaften besetzt, sondern auch kleinere; mittlere Unternehmen und Startups profitieren vom globalen Arbeitsmarkt. Spätestens durch KI-Werkzeuge und Sprachtools, die an den Babelfisch aus Per Anhalter durch die Galaxis erinnern, könnten globale Remote Worker den Arbeitsmarkt in Deutschland zukünftig noch stärker beeinflussen. So wird der dringliche Fachkräftebedarf durch den globalen gleichzeitig zur Konkurrenz für Bewerber*innen auf dem deutschen Arbeitsmarkt.

Weiterbildung für den globalen Wandel der Arbeitswelt

Damit konkurrieren Berufstätige in vielen Branchen und Berufsfeldern auf einem globalen Arbeitsmarkt, mit dem sich auch der aktuelle Future of Jobs Report des World Economic Forum befasst. Er stellt fest, dass sich die Arbeitswelt angesichts der Digitalisierung, des technologischen Wandels und des Nachhaltigkeitsstrebens trotz der Unterschiedlichkeit verschiedener Arbeitsmärkte in naher Zukunft weltweit rasant verändern wird. Neue Berufsbilder wie KI-Expert*innen entstehen, während alte Rollen zum Beispiel in Buchhaltung, Verwaltung oder Dateneingabe zunehmend verschwinden.

Insbesondere heißt es im Future of Jobs Report, dass sich 44 Prozent der Anforderungen an Berufstätige in den nächsten fünf Jahren ändern werden und dass Unternehmen bei 60 Prozent der Mitarbeiter*innen in den nächsten drei Jahren Qualifikationsbedarf sehen. Weiterbildung ist dabei nicht nur für fachliche oder technologische Kompetenzen notwendig, sondern gerade auch hinsichtlich der Soft Skills, wie Lebenslanges Lernen, Selbst-Gewahrsein oder Resilienz, wie auf der Abbildung zu sehen ist.

Globaler Arbeitsmarkt – globale Wirtschaft

Eine Anekdote hat mich noch sehr nachdenklich gemacht: Als ich in Indien vor etwa 12 Jahren das erste Mal das sogenannte Eintausend-Dollar-Auto des indischen Herstellers Tata sah, dachte ich: Naja, die Inder bauen nun also auch PKW, die immer noch aussehen wie Mopeds und war eher amüsiert. Heute, 2024, bauen sie EVs, also Electronic Vehicles, die für das westliche Auge durchaus an Autos erinnern, noch dazu mit digitalem Cockpit und zu einem räsonablen Preis. In Indien sieht man sie bereits zu Hauf auf den Straßen, da dort ab 2030 keine Verbrenner-Autos mehr zugelassen sind, während bei uns in Deutschland noch über E-Fuels sinniert und der Verbrennerausstieg verzögert wird.

Vielleicht werden wir in Deutschland, wenn wir nicht achtsam sind, in ein paar Jahren ja nicht nur IT-Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt importieren, sondern gleich noch die längst konkurrenzfähigen Produkte der indischen Automobilindustrie?

Mein Leitgedanke zur Arbeitswelt 2024: Think global

Reisen bildet – diese Binsenweisheit erfahre ich aktuell in meiner durchaus subjektiven Betrachtung der indischen Arbeitswelt und der damit verbundenen globaleren Perspektive. Da unsere Arbeitswelt für viele Branchen und Berufsfelder ohnehin immer globaler funktioniert, viele Themen auch noch im globalen Zusammenhang zu bewältigen sind und dies vor allem durch den Einfluss von ChatGPT und KI gerade noch einmal Fahrt aufnimmt, gilt heute mehr denn je: Think global.

Dabei helfen dir diese drei Leitfragen:

  • Welche globalen Trends beeinflussen meine Branche und mein Berufsfeld?
  • Welche Ideen und Perspektiven haben andere Kulturen und Nationen in meinen Branchen oder meinem Berufsfeld?
  • Welche ‚globalen‘ Fähigkeiten benötige ich für meine Berufstätigkeit?

Linkedin-Recherche, Systematisch Kaffeetrinken, Verfolgen von beruflichen Influencern oder von einschlägigen Fachseiten im Web, ‚Trendschnüffeln‘ bei Verbänden, Organisationen etc. können Antworten auf diese Fragen liefern.

Meine Wette für 2024: Wer diese globale Perspektive berücksichtigt, könnte bei der beruflichen Orientierung, der Jobsuche, während der beruflichen Weiterbildung oder im Vorstellungsgespräch die Nase ganz vorne haben.

Zehn Trends 2024 und Links zum Jahresstart

Zum Jahreswechsel geht es bei mir also um innere Einkehr, aus der ich auch Erkenntnisse und Impulse für das kommende Jahr mitnehme. Gleichzeitig erforsche ich durchaus, welche Trends und Entwicklungen von anderen Akteur*innen identifiziert werden. Die Quellen meiner Lektüren und Recherchen für Trends in meinen Themenfeldern Arbeitswelt, Jobsuche, Arbeitsmarkt, Digitalisierung, Social Media etc. möchte ich hier mit euch teilen. Viel Spaß beim Weiterlesen und Surfen, und ein gutes und erfolgreiches Jahr 2024!

Recruitingtrends 2024 bei onlyfy by XING: Softskills vor Hardskills und andere Recruitingtrends

Die HR-Thesen 2024 vom Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM): Fachkräftemangel vs. Restrukturierung, Freizügigkeit, Weiterbildung, Pluralismus und andere

Neues Jahr, neuer Job? Ein Selbsttest von Bernd Slaghuis beim SPIEGEL

Bewerbungstrends 2024 bei karrierebibel: „Es gibt keinen Arbeitnehmermarkt“ und Tipps für die zeitgemäße Bewerbung in 2024

Big Ideas 2024 bei Linkedin: Reskilling, Upskilling, Vereinbarkeit vs. längere Arbeitszeiten und andere Trends in der Arbeitswelt

2024 – Das Jahr des Handelns ruft New Work SE aus: 4-Tage-Woche, KI und Fachkräftemangel

PR-Doktor: Persönliche Kommunikationsziele 2024 setzen. Praktischer Leitfaden mit Checklisten

Social-Media-Trends 2024 bei OMR: Nischen, Nahbarkeit und Nicht von dieser Welt

Digitales Marketing: Top 10-Trends 2024 bei D:Economy: KI wird Marketing-Normalität

Welche Trends 2024 die Tech-Branche beherrschen: Menschlichkeit, User Generated Content, echte Freundschaften und reale Beziehungen (!)

PS: Vielleicht ist es euch aufgefallen: In diesem Beitrag habe ich auf das übliche ‚Sie‘ verzichtet. Das hat einen Grund.

Das ‚professionelle Duzen‘ hat sich mittlerweile in vielen Bereichen unserer Arbeitswelt durchgesetzt. Nicht nur Telekom-CEO Tim Höttges duzt selbstverständlich seine Belegschaft, selbst bei der ehedem so ehrwürdigen Industrie- und Handelskammer wird fleißig geduzt. In den Social Media wird es zum Teil als befremdlich angesehen, wenn jemand einen Post ‚per Sie‘ formuliert. In der Geschäftskommunikation mit Neukund*innen spätestens wird dann wieder gesiezt. Das kann viele irritieren. Suzen oder diezen, ja was denn nun?

Wir haben uns im Redaktionsteam beraten und sind zu folgendem Schluss gekommen: Im Blog und bei der Kommunikation in den sozialen Netzwerken werden wir fortan konsequent (professionell) duzen. Denn online und auf vielen Konferenzen, wie zum Beispiel der New Work Experience und gerade auch den von uns so geliebten Barcamps, gibt es das ‚professionelle Du‘.

Das ‚professionelle Du‘ bedeutet, dass die allgemeine und übliche Anrede im Duzen und Ihrzen bzw. Euchzen besteht und auf Wunsch dann gerne individuell gesiezt werden kann. Wir können uns also gerne Siezen, wenn Ihnen daran gelegen ist.

Auf unserer Website werden wir unsere Kund*innen – zumindest vorerst – weiterhin siezen, aber auch das kann sich natürlich in den kommenden Jahren noch ändern.


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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1 Kommentare

Roger G
10. Februar 2024

Toller Artikel zum Thema Globalisierung des Arbeitsmarktes und den Zukunftstrends - Danke!


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