Bewerberfragen beantwortet: Was tun, wenn mehrere Stellen bei einem Arbeitgeber interessant sind?

09.09.2021, Angela Borin

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Sie stöbern gerade in einer der bekannten Jobsuchmaschinen, finden eine interessante Stelle und folgen dem Link auf die Karriereseite des Unternehmens. Durch genauere Recherche stellen Sie fest: Der potenzielle Arbeitgeber hat mehr als nur eine interessante Stelle ausgeschrieben. Nach anfänglicher Freude wachsen die Fragezeichen: „Wie gehe ich mit mehreren guten Stellenangeboten eines Arbeitgebers um?“

So ergeht es vielen Jobsuchenden: Bei einem potenziellen Arbeitgeber wecken diverse spannende Vakanzen das Interesse an einer Bewerbung. Kaum verwunderlich, dass Bewerber und Bewerberinnen sich immer wieder fragen, ob sie nicht mehr als nur eine Bewerbung platzieren können, um ihre Jobchancen zu erhöhen. Was könnte schon passieren? Führt eine Mehrfachbewerbung nicht automatisch zu größerem Erfolg oder ist sie letzten Endes hinderlich?

Immer wieder werden auch wir seitens unserer Teilnehmenden mit solchen Bewerberfragen konfrontiert. Nach und nach möchten wir diese nun mithilfe unserer Erfahrungswerte in unserem Blog beantworten. Den Auftakt macht die Frage: „Was tun, wenn ich mehrere interessante Stellen bei einem Arbeitgeber finde?“

Mehrere interessante Stellen bei einem Arbeitgeber: Zeit für eine Mehrfachbewerbung?

Qualifiziert. Motiviert. Authentisch. Welche Jobsuchenden möchten nicht diesen Eindruck bei einem potenziellen Arbeitgeber vermitteln? Nicht umsonst ist eine gut aufbereitete Bewerbung auf das Unternehmen zugeschnitten. Schließlich wollen Sie direkt hervorheben, wie Sie den gesuchten Mehrwert in das Unternehmen einbringen und somit unterstreichen, dass Sie perfekt für das Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle geeignet sind.

Nun kann es aber sein, dass dieses Unternehmen viele interessante Stellen ausgeschrieben hat und Sie gleich mehrfach fündig werden. Dies ist zunächst ein gutes Zeichen, zeigt sich doch schon hier eine deutliche Passung zum Unternehmen an sich. Ob Sie sich jedoch zeitnah mehrfach bewerben sollten, dazu gibt es verschieden Sichtweisen. Während die meisten traditionsbewussten Unternehmen klar und deutlich „Nein“ schreien, sieht die Sache bei Startups gänzlich anders aus und wird spätestens bei Großkonzernen zur Kardinalsfrage.

Gerade wenn bei einem Unternehmen viele Stellen ausgeschrieben sind, gehören diese Unternehmen laut Karrierebibel meist „zu den größten Arbeitgebern der Branche“, bei denen sich eine Mehrfachbewerbung in Form von zwei Bewerbungen in der Tat lohnen könnte. Nur folgerichtig, da hier ein großer Fachkräftebedarf besteht und verschiedene Positionen durchaus eine größere Schnittmenge aufzeigen, die sich sicherlich auch in Ihrem Profil finden lässt. Mehr als zwei Bewerbungen sollten es zeitgleich aber besser nicht sein. Auch Ute Bölke empfiehlt im Business Insider, den Fokus auf zwei Bewerbungen zu konzentrieren und nach Absage durch eine erneute zielstrebige Bewerbung beim Unternehmen Beharrlichkeit und Motivation zu zeigen.

Qualität statt Quantität: Eine klare Entscheidung für nur eine Bewerbung

Was für Großkonzerne funktionieren kann – jeweils eine individuell zugeschnittene und gut durchdachte Bewerbung für beide Stellen – wird kleinere und mittelständische Unternehmen möglicherweise mit Fragezeichen zurücklassen. Kaum verwunderlich, haben sie doch im Gegensatz zu Großkonzernen nur wenige Schnittmengen innerhalb ihrer Stellenausschreibungen vorzuweisen. Diese Unternehmen können sich daher oftmals nicht vorstellen, dass Sie sich als Bewerberin oder Bewerber für mehrere Stellen gleichermaßen interessieren und obendrein perfekt für diese qualifiziert sind. Ganz zu schweigen davon, dass nicht mehrere Positionen die Wunschstelle sein können.

Schicken Sie also Bewerbungen auf mehrere Stelle im gleichen Unternehmen ins Rennen, müssen Sie an jeder Stelle absolut überzeugen – mehrfach. Dies könnte sich in genanntem Szenario schwierig gestalten. Möglicherweise wirft es die Frage auf, ob Sie es mit Ihren Bewerbungen ernst meinen oder gar wahllos vorgehen, um überhaupt eine Anstellung zu erhalten. Letzterer Gedanke könnte sich insbesondere dann aufdrängen, sollte der Personaler mehrfach die identische oder nur leicht abgewandelte Bewerbung voller altbekannter Textbausteine in Händen halten. Die Messlatte liegt also entsprechend hoch.

Setzen Sie lieber auf Einzigartigkeit und Passgenauigkeit mit nur einer Bewerbung – angefertigt für die Stelle, die im Gesamtpaket besser zu Ihren Interessen und Qualifikationen passt. Diese unterstützt aus unserer Sicht am allerbesten die Argumentation von Ihrer perfekten Passung und Ihrer Motivation für das anvisierte Unternehmen.

3 Tipps, wie Sie die richtige Stelle für sich ausmachen

Stehen Sie zwischen mehreren Stellen und wissen ad hoc nicht, für welche Sie sich entscheiden sollen, nehmen Sie sich Stift und Papier und beleuchten Sie folgende drei Schritte. Keine Sorge, hier entsteht keine doppelte Arbeit. Ganz im Gegenteil, Sie leisten hier die Vorarbeit für die eine Bewerbung, die Sie letztlich verschicken wollen:

1. Unterschiede der Positionen herausfiltern

Wenn gleich mehrere Stellen auf den ersten Blick für Sie interessant scheinen, lohnt der zweite Blick auf die genaue Aufgabenbetitelung und -verteilung. Legen Sie die Ausschreibungen nebeneinander und vergleichen Sie: Gibt es Schnittmengen im Tätigkeitsbereich? Welche Qualifikationen verlangt welche Position in welchem Maße? Wo liegt das größere Entwicklungspotenzial? Wo liegen die Unterschiede?

2. Eigene Stärken und Wünsche beachten

In einem weiteren Schritt reflektieren Sie, welche Stärken, Interessen und Wünsche Sie für Ihren nächsten Job im Gepäck haben. Welche Tätigkeiten machen Ihnen Spaß, welche liegen Ihnen, welche decken sich mit Ihren Werten? Wo sehen Sie sich auch in Zukunft? Hier können Tools und Methoden helfen, passende Keywords und Erfahrungen herauszuarbeiten. Eine ehrliche Beantwortung bringt schnell Klarheit.

3. Profilpassung abgleichen

Notieren Sie sich zuletzt für jede Aufgabe ein Beispiel, anhand dessen Sie Ihre Stärken und somit die Passung Ihres Profils für die ausgeschriebenen Stellen aufzeigen können. Fertigen Sie im Zuge aller drei Schritte eine Pro-Contra-Liste für Ihre interessanten Positionen an, um von dieser Basis ausgehend Ihre Entscheidung treffen zu können.

Alternative 1 zur Mehrfachbewerbung: Richtungswechsel im Vorstellungsgespräch

Haben Sie sich für eine Stelle entschieden, so vertrauen Sie auch ein Stück weit auf die Urteilsfähigkeit und Fachkompetenz des möglichen Arbeitgebers. Vielleicht sieht er in Ihnen auch Potenzial für andere Stellen, vielleicht sogar größeres als Sie selbst. Personaler wissen üblicherweise, welche Positionen im Unternehmen zu besetzen sind – ob ausgeschrieben oder nicht – und schlagen diese bei Passung selber vor.

Wir haben schon häufiger erlebt, dass Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich auf eine Stelle beworben haben, der Fokus im Vorstellungsgespräch jedoch auf einer anderen Stelle lag. Oftmals haben die Bewerber diese für sich selbst gar nicht in Betracht gezogen – möglicherweise auch, weil diese noch gar nicht ausgeschrieben war –, der Arbeitgeber jedoch hat eine Eignung deutlich erkannt. Manchmal hat sich ein Richtungswechsel aber auch erst nach Jobantritt ergeben, weil die mitgebrachten Qualifikationen letztlich doch besser zu einer anderen ausgeschriebenen oder auszuschreibenden Position passten. Ein gutes Beispiel hierfür ist Carolyn Schulteis.

Behalten Sie daher andere für Sie spannende Stellen des Unternehmens im Hinterkopf und zeigen Sie sich an entsprechender Stelle im Gespräch interessiert und offen für einen Richtungswechsel. In diesem Fall unterstreicht die Annahme des Vorschlags Ihre Überzeugung und Motivation, für genau dieses Unternehmen tätig zu werden, und Sie bleiben obendrein authentisch.

Alternative 2: Bewerbung beim Unternehmen statt auf unterschiedliche Anzeigen

Finden Sie hauptsächlich das Unternehmen an sich spannend, können Sie mit einer gezielten Initiativbewerbung noch einen Schritt weitergehen. Sie setzen statt der Stellenausschreibung das Unternehmen und dessen Fachkräftebedarf in den Fokus und machen in Ihrer Bewerbung deutlich, dass Sie vordergründig an einer Mitarbeit im Unternehmen interessiert sind:

„In einem gemeinsamen Gespräch finden wir sicher heraus, in welcher Rolle und Aufgabe ich Ihr Haus am besten unterstützen kann.“ Dies ist ein mutiger Ansatz, der in stockkonservativen Unternehmen höchstwahrscheinlich nicht zum Erfolg führt, bei agilen Playern und Startups, die ohnehin jenseits von Jobtiteln Teams besetzen, allerdings eine vielversprechende Chance bieten.

Die Alternative funktioniert nicht: Wie lange warten bis zur nächsten Bewerbung?

Erfolgt kein Vorschlag im Bewerbungsgespräch oder erscheint nach Versand Ihrer Bewerbung die eine perfekte Stelle für Sie, heißt es Abwarten. Um weiterhin als motivierter, authentischer Kandidat für die bereits erfolgte Bewerbung wahrgenommen zu werden, sollte keine weitere Bewerbung hinterhergeschickt werden. Ihr derzeitiger Bewerbungsprozess sollte zunächst abgeschlossen sein, bevor Sie eine neue Bewerbung in Angriff nehmen.

Wichtig an dieser Stelle: Keine Absage gilt bis in alle Ewigkeit. Wenn Sie entweder die neu ausgeschriebene Vakanz oder die Arbeit für speziell dieses eine Unternehmen besonders reizt, zeigen Sie dies und bewerben Sie sich nach einer gewissen Wartezeit erneut. Oftmals entscheiden Nuancen darüber, ob eine Stelle Ihnen oder einem Mitbewerber beziehungsweise einer Mitbewerberin angeboten wird. Gerade wenn sich an diesen Nuancen etwas ändert – Sie in der Zwischenzeit beispielsweise neue Qualifikationen durch eine Weiterbildung erworben haben – lohnt es sich, am Ball zu bleiben und durch eine erneute Bewerbung die eigene Motivation für das Wunschunternehmen zu unterstreichen.

Mit einer verwandten Stellenauswahl, neuen Qualifikationen, Soft Skills und/oder Fachwissen sowie der spezifischen Benennung Ihres Mehrwerts können Sie zeigen, dass Sie sich Gedanken zu den Bedarfen des Unternehmens gemacht haben, und auch ohne Mehrfachbewerbung beim anvisierten Unternehmen ans Ziel kommen. Entscheidend ist, dass Sie in der zweiten Bewerbung Ihre Motivation für die Stelle und/oder das Unternehmen gut begründen und Ihren Mehrwert noch deutlicher herauskristallisieren. Dies zeigt, dass Sie sich durchaus Gedanken gemacht haben und keineswegs wahllos vorgehen.

Initiativbewerbung und Richtungswechsel statt Mehrfachbewerbung

Natürlich reizt der Gedanke, im (Wunsch-)Unternehmen gleich mehrere Bewerbungen zu platzieren, um vermeintlich die eigenen Chancen auf eine Anstellung zu erhöhen. Die Mehrfachbewerbung könnte diese Erfolgsaussicht bei den meisten Unternehmen aufgrund einer verwässerten Argumentation jedoch eher mindern.

Ein Richtungswechsel im Vorstellungsgespräch hingegen oder gar eine Bewerbung für das Unternehmen statt die eine Stelle unterstreicht nicht nur Ihre Offenheit gegenüber der Expertise Ihres Gegenübers, sondern auch Ihre Glaubwürdigkeit und Zielstrebigkeit. Nach abgeschlossenem Bewerbungsprozess kann auch eine erneute Bewerbung Ihr Interesse und Ihre Entschlossenheit betonen und die klare Botschaft senden, dass Sie von genau diesem Arbeitgeber überzeugt sind.

Wir drücken Ihnen dafür in jedem Fall die Daumen. Teilen Sie in den Kommentaren auch gerne Ihre Erfahrung oder Vorgehensweise bei mehreren interessanten Stellen. Wir freuen uns auf einen Austausch mit Ihnen!


 

 

 

 


 

 

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2 Kommentare

Tommy
01. Mai 2023

Schöne Tipps. Vielen Dank.

 

Ich möchte Sie nur auf ein fehlenden Leerzeichen hinweisen:

 

1. Unterschiede der Positionen herausfiltern

 

Wenngleich mehrere Stellen


Kay Pfefferkuchen
03. Mai 2023

Hallo!

 

Vielen Dank für den Hinweis. Sie haben natürlich recht; 'wenn gleich' macht an dieser Stelle mehr Sinn als 'wenngleich' (immerhin handelt es sich nicht um einen Widerspruch, eine Gegenüberstellung o. ä.). Sie werden feststellen, dass wir das Leerzeichen inzwischen ergänzt haben. ;-)

 

Alles Gute und weiterhin viel Spaß beim Lesen!

 

Ihr LVQ-Team


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