Mit der Initiativbewerbung zum passenden Job

10.12.2020, Martin Salwiczek

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Die Initiativbewerbung bei einem Unternehmen ist eine der ersten Alternativen, die bei der Jobsuche ins Spiel kommt, wenn es mit der Bewerbung auf Stellenausschreibungen nicht funktioniert. Viele Bewerber*innen belassen es jedoch bei den ersten Versuchen, denn der Aufwand bei der Erstellung der Initiativbewerbung sowie der Ertrag – die positive Rückmeldung der Arbeitgeberseite – stehen oft im Ungleichgewicht. Stellt man es jedoch richtig an, kann eine Initiativbewerbung den entscheidenden Unterschied machen und zum Wunschjob verhelfen.

In diesem Beitrag geben wir Impulse, wie Sie Ihre Initiativbewerbung erfolgreich angehen können, und verweisen auf ergänzende hilfreiche Beiträge aus dem Web.

Fokus Initiativbewerbung: Weg von den Großunternehmen, hin zu KMU

Von Martin Salwiczek und Angela Borin

Für viele Bewerber*innen, allen voran Hochschulabsolvent*innen, sind bekannte Unternehmensmarken wie BMW, Henkel, Deutsche Bahn oder Bertelsmann die erste Anlaufstelle bei der Bewerbung. Ist keine passende Stellenausschreibung vorhanden, lockt die Karriereseite mit der Einladung zur Initiativbewerbung. Gerade in Krisenzeiten nutzen viele Bewerber*innen diese Option, begeben sich jedoch damit in eine ähnliche Wettbewerbssituation wie bei der Bewerbung auf eine Stellenausschreibung. Zählt man die Bewerbungen auf Stellenausschreibungen und Initiativbewerbungen zusammen, gehen bei den Top-100-Unternehmen Bewerbungen in fünf- bis sechsstelliger Zahl ein. So versuchen die ersten Großunternehmen mittlerweile, die Anzahl an Initiativbewerbungen zu reduzieren, wie zum Beispiel BMW. Die Erfolgschance einer Initiativbewerbung bei einem Großunternehmen tendiert in den meisten Fällen somit leider gegen Null.

Unsere Erfahrung bestätigt, dass Initiativbewerbungen umso erfolgreicher sind, je kleiner ein Unternehmen ist. Das dürfte nicht verwundern, beschäftigen die kleinen und mittelständischen Unternehmen (kurz: KMU) immerhin 2/3 der Beschäftigten in Deutschland. Laut Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) schreibt ein Großteil dieser Unternehmen ihre Stellen nicht aus. Bis zu 70 Prozent rekrutieren ihre Angestellten über Kontakte und Netzwerke. Initiativbewerbungen können hier entscheidend sein, um einen passenden Job zu finden. Da viele der KMU ihre Stellen nicht öffentlich ausschreiben, empfiehlt sich aus Bewerberperspektive zunächst eine branchenbezogene Suche.

Erfolgskriterien für die Initiativbewerbung: persönlich vor telefonisch vor schriftlich

Wie der Name schon andeutet, erfolgt die Initiativbewerbung nicht als Reaktion auf eine Stellenausschreibung, sondern aus eigenem Antrieb.  Dabei lassen sich zwei Formen unterscheiden:

1) Die aktive Initiativbewerbung:

Nach umfangreicher Recherche wird eine Bewerbung nach vorheriger Kontaktaufnahme zum Wunscharbeitgeber verschickt. Schon die telefonische oder über XING oder LinkedIn initiierte Kontaktaufnahme zu einem Unternehmen beziehungsweise einer Organisation kann – mit der Intention einer Stellensuche – bereits als Initiativbewerbung gewertet werden.

2) Die passive Initiativbewerbung, oder „Blindbewerbung“:

Diese wird ohne vorherige Kontaktaufnahme versendet, ist meist kurz und allgemein gehalten, ohne Bezug auf das Zielunternehmen. Hier geht es oft mehr um Masse denn Klasse.

Die Erfolgsquote aktiver Initiativbewerbungen ist in der Regel weitaus höher als die der passiven. Selbst wenn eine schriftliche Initiativbewerbung auf ein Unternehmen angepasst und direkt an Geschäftsführer*innen beziehungsweise Personalverantwortliche versandt wird: Ohne vorherige Kontaktaufnahme werden Sie in der Regel keinen Erfolg haben. Für eine erfolgreiche Initiativbewerbung gilt somit die Faustregel: persönlich vor telefonisch vor schriftlich.

Je direkter also der Erstkontakt mit dem potenziellen Arbeitgeber, desto höher die Chance, dass die Initiativbewerbung zum Ziel führt. Jobmessen, Karrieretage, Fachkongresse und Netzwerktreffen sind eine gute Gelegenheit, mit Unternehmen ins Gespräch zu kommen. Manchmal ist dies jedoch nicht möglich, wie etwa zu Zeiten der Corona-Pandemie. Daher bietet es sich an, telefonisch Kontakt zur Personalabteilung oder zu fachverantwortlichen Mitarbeiter*innen aufzunehmen.

Initiativbewerbung: Ideen für die telefonische Kontaktaufnahme

Viele Bewerber*innen scheuen sich davor, zum Hörer zu greifen, aus Sorge abgewiesen zu werden oder die falschen Fragen zu stellen. Dabei kann mit der richtigen Vorbereitung schon der Telefonanruf eine wichtige Weichenstellung sein. Der Einstieg könnte etwa so aussehen:

„Guten Tag Frau/Herr xxx, mein Name ist ... ich bin (Abschluss) ... und mache aktuell eine Weiterbildung in (Bereich) bei der LVQ aus Mülheim an der Ruhr. Ich suche nach einer Einstiegsmöglichkeit im Bereich Qualitätsmanagement und möchte mich grundsätzlich darüber informieren, welche beruflichen Möglichkeiten es in diesem Bereich gibt. Dazu möchte ich mit Fachleuten sprechen und bin bei meiner Recherche auf Ihr Unternehmen gestoßen. Mich interessiert vor allem, wie das Qualitätsmanagement in Ihrem Unternehmen funktioniert und welche beruflichen Möglichkeiten es bei Ihnen gibt. Dazu hätte ich einige Fragen, ich möchte auch nicht mehr als maximal zehn Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen. Wäre es möglich, dafür bei Ihnen oder jemand anderem einen Termin zu bekommen?“

Auf diese Weise stellen Sie nicht Ihre Jobsuche in den Vordergrund, sondern Ihr Interesse am Thema und am Unternehmen. So ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass Sie abgeblockt werden. Lassen Sie sich nicht entmutigen, sollte man Sie doch abwimmeln. Versuchen Sie es bei einem anderen Unternehmen erneut. Früher oder später wird sich die Mühe lohnen.

Ist der Empfänger Ihres Anrufs gesprächsbereit oder leitet Sie weiter, kalkulieren Sie wie im Beispiel genannt nur die zehn Minuten ein und kommunizieren Sie dies auch direkt. Am besten eignen sich Fragen zur Person als Einstieg, um anschließend die beruflichen Perspektiven abzuklopfen:

  • „Was genau ist Ihre Aufgabe in Bereich X?“
  • „Wie ist es, in Ihrem Unternehmen zu arbeiten?“
  • „Wie ist die Struktur des Bereichs beziehungsweise welche Bedeutung hat der Bereich X in Ihrem Unternehmen?“
  • „Welche fachlichen und persönlichen Fähigkeiten sollte ich mitbringen?“
  • „Beabsichtigen Sie aktuell oder in absehbarer Zeit  im Bereich X Stellen zu besetzen, die bisher nicht ausgeschrieben sind?“
  • „Gibt es andere Bereiche, in denen Sie in nächster Zeit neue Mitarbeiter*innen benötigen?“
  • Wenn ja: „An wen kann ich meine Bewerbung schicken?“
  • Wenn nein: „Kennen Sie andere Unternehmen in der Branche oder im Bereich X, die gerade suchen?“

Dies ist nur ein Beispiel, welche Fragen Sie im Telefonat anbringen können. Es macht Sinn, sich zusätzliche Fragen zu überlegen, die Sie je nach Gesprächsverlauf stellen können. Behalten Sie jedoch die Zeit im Auge. Je nachdem, wie hoch der Redeanteil Ihres Gegenübers ist, können die zehn Minuten schon nach zwei oder drei Fragen um sein. Fragen Sie zwischendurch sicherheitshalber noch mal nach, ob Ihre Ansprechperson etwas mehr Zeit erübrigen könnte. Die letzte Frage sollte auf jeden Fall sein, ob eine Stellenbesetzung in absehbarer Zeit vorgesehen ist.

Die richtigen Fragen zu stellen – das ist der eine Erfolgsfaktor. Der andere ist eine gute Recherche vorab. Informieren Sie sich daher eingehend über das Unternehmen. So bleiben Sie flexibel, gerade wenn Ihre Ansprechperson Gegenfragen stellt oder prüfen möchte, ob Sie sich vorbereitet haben.

Initiativbewerbung via XING oder LinkedIn

Sollte keine Telefonnummer zu ermitteln sein oder Sie den Anruf scheuen, bietet sich alternativ die Kontaktaufnahme über XING oder Linkedin an, vorausgesetzt, Ihre Ansprechpersonen nutzen diese Netzwerke auch sichtbar zur Kommunikation. Das könnte wie folgt aussehen:

„Sehr geehrter Herr Jäger,

mein Name ist Hans Müller und ich bin promovierter Chemiker. Bei meiner XING-Recherche bin ich auf Ihr interessantes Profil aufmerksam geworden. Ich nutze XING seit kurzer Zeit zur beruflichen Vernetzung und habe gesehen, dass Sie Chemiker mit Ausrichtung X suchen. Nun habe ich mich auf Ihrer Webseite über die JMPG GmbH informiert und bin neugierig geworden, in welchem Zusammenhang Ihr Gesuch steht.

Gerne würde ich mich bei Interesse an meinem fachlichen Profil mit Ihnen persönlich austauschen und freue mich auf Ihre Rückmeldung.

Mit freundlichem Gruß

Hans Müller“  

Premium-Nutzer bei XING können sehen, wer ihr Profil besucht hat und haben Einblick in die entsprechenden Profile. Somit kann schon Ihr Besuch des XING-Profils eines potenziellen Arbeitgebers eine Anbahnung zur Initiativbewerbung sein.

Die schriftliche Initiativbewerbung: Links, Tipps und Beispiele

Persönlich vor telefonisch vor schriftlich – so lautet die Faustformel für die Initiativbewerbung. Unabhängig davon, wie Sie den Kontakt zum Wunscharbeitgeber hergestellt haben – über einen gemeinamen Bekannten, ein Telefonat oder ein Business-Netzwerk wie XING oder Linkedin – in den meisten Fällen wird anschließend nach einer Bewerbung gefragt. Gibt es keine Stellenausschreibung, an der Sie sich orientieren können, stehen andere Faktoren im Vordergrund. Impulse gibt Ihnen die folgende Linkliste:

Die Sicht der Karriereexperten

Mit der Initiativbewerbung bestimmen Sie den Kurs

Sich selbst proaktiv ins Gespräch bringen und nicht auf eine ausgeschriebene Stelle warten: Stepstone gibt in einem allumfassenden Artikel Einblick in die Initiativbewerbung, erklärt, was genau eine so eine Bewerbung ausmacht, für wen sie sich eignet und warum sie langfristig für Jobsuchende wirken kann. Inklusive Tipps zu Recherche, Aufbau und passender Gedanken und Fragen zu Ihrer Person und zum anvisierten Wunscharbeitgeber.

Initiativbewerbung: Fokussieren Sie!

Jochen Mai von der Karrierebibel erzählt im Video, auf was es bei der Initiativbewerbung ankommt und warum Sie sich nur auf eine Position initiativ bewerben sollten, um Authentizität auszustrahlen und so ein ernsthaftes Interesse für Ihre Person und Kompetenz beim Personaler zu wecken.

Initiativbewerbung: Tipps zu Form und Aufbau + Muster

Bewusstmachung, Motivation, Eigeninitiative und eine gute Branchenkenntnis kennzeichnen eine Initiativbewerbung. Welche Punkte daher vorher geklärt werden sollten, welche Vorteile eine Initiativbewerbung birgt und wie sie aussehen kann, stellt das Arbeits-abc vor.

Die Initiativbewerbung – eine echte Chance für dich!

Proaktiv in die eigene berufliche Zukunft starten und sich eigeninitiativ weiterentwickeln: Zwei Eigenschaften, die gern bei Unternehmen gesehen und durch die Initiativbewerbung hervorgehoben werden. Monster erklärt Ihnen dabei anhand der Personaler-Sicht, welche Fallstricke und Formulierungen Sie besser meiden und welche positiv hervorstechen. Viele Tipps, Formulierungshilfen und ein Musteranschreiben inklusive.

Tipps für die Initiativbewerbung

Eigeninitiativ handelnd gegen wenig Konkurrenz in den Bewerbungsprozess einziehen und sich durch die eigenen Stärken als optimaler Kandidat für ein Unternehmen präsentieren: XING hebt die Vorteile einer Initiativbewerbung hervor und gibt Tipps, wie Sie am besten vorgehen – mahnt aber auch, kurzfristig mit Absagen und erst im späteren Verlauf mit einer Einladung zu rechnen.

Initiativbewerbung: Vorteile, Muster und die besten Tipps

Ob Definition, Betreff, Aufbau oder Musteranschreiben und Vorlagen: Der Karrieresprung arbeitet die Vorteile einer Initiativbewerbung heraus und zeigt anhand von Fragen, wie Sie Ihre Initiativbewerbung optimal vorbereiten und erfolgreich umsetzen.

Initiativbewerbung aus dem HR-Blickwinkel

Die Initiativbewerbung – Fluch oder Segen für Arbeitgeber?

Wenngleich eher an Personaler*innen und Unternehmen adressiert, lässt sich der Prozess hinter einer Initiativbewerbung dank HR4Good für Bewerber*innen besser nachvollziehen. Der Artikel zeigt, woran Jobsuchende denken sollten, bevor sie eine Initiativbewerbung bei einem Unternehmen in Betracht ziehen: „Aus welchem Szenario heraus – völlig eigeninitiativ oder auf Empfehlung – bewerbe ich mich und wie stehen die Chancen für die jeweiligen Situationen?“ Das hilft bei der Einordnung der eigenen Erwartungen.

Sie haben online keine relevante Stelle in dem Bereich, darf ich Ihnen meine Initiativbewerbung zusenden?

Online keine Vakanz entdeckt, das heißt im idealen Regelfall, dass keine Stellen offen oder in Planung sind und eine Initiativbewerbung somit nicht zum Ziel führen wird. Doch so einfach ist es dann doch nicht, sagt Marcus Reif und gibt Tipps, wie Sie durch Kandidatenbindungsprogramme langfristig doch im Wunschunternehmen Fuß fassen können.

Wie BMW Initiativbewerbungen erfolgreich REDUZIERT

Statt Gefahr zu laufen, dass Initiativbewerber*innen eine schlechte Candidate Journey durchlaufen, hat BMW das Thema Initiativbewerbung trotz einer ersten Hürde nutzerorientiert für sich erschlossen. Recrutainment berichtet, was Bewerber*innen aus dieser Erfahrung mitnehmen können.

Mit Initiativbewerbungen zum passenden Job

Zwar ist eine Initiativbewerbung mit höherem Aufwand verbunden als die Bewerbung auf eine Stellenausschreibung. Doch der Aufwand lohnt sich, da allein der Weg (der Messebesuch, das Telefonat, die XING-Anfrage) bisweilen zum Ziel führt. Initiativbewerbungen sind zudem darauf angelegt, die eigene Person anstelle der Stellenausschreibung in den Fokus zu stellen. Sie zeigen nicht, dass Sie gut auf die ausgeschriebene Stelle passen; Sie zeigen, dass Sie zum Arbeitgeber passen. Mit der richtigen Vorbereitung, dem passenden Timing und etwas Glück können Sie so einen Job finden, der wirklich zu Ihnen passt und den Sie lange ausüben möchten.


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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