GEFRAGT: Wie nutze ich meine Weiterbildung für die Jobsuche?

29.09.2022, Martin Salwiczek

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In der Serie „GEFRAGT“ behandeln wir Fragestellungen aus dem Bewerbungsalltag Jobsuchender. Im aktuellen Beitrag steht die Frage: „Wie nutze ich die Weiterbildung(en) für meine Jobsuche?“ im Vordergrund. Damit richtet sich der Artikel in erster Linie an Menschen, die während der Jobsuche eine berufliche Weiterbildung absolvieren oder absolviert haben. Aber auch für Jobsuchende, die planen, an einer Weiterbildung teilzunehmen, bietet der Beitrag erste Einblicke, wie nützlich eine Weiterbildung für die eigene Jobsuche sein kann.

Weiterbildung während der Jobsuche: Schlüssel für die berufliche Zukunft

Berufliche Qualifizierungen nehmen für Menschen in der Phase des Berufseinstiegs, des Jobwechsels oder der Neuorientierung eine ganz wichtige Weichenstellungfunktion ein  – nicht zuletzt dadurch, dass die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter eine Weiterbildung über den Bildungsgutschein zu 100 Prozent finanzieren kann:

  • Als Hochschulabsolven*in lernen Sie praxisorientierte Inhalte, die während des Studiums nicht vermittelt werden
  • Als Berufserfahrene*r können Sie bestehendes Wissen erweitern oder vorhandenes Wissen zertifizieren lassen
  • Für den beruflichen Quereinstieg erlernen Sie Inhalte aus Berufsbildern, in deren Richtung Sie sich entwickeln möchten

Besonders in Zeiten eines sich rasant wandelnden Arbeitsmarktes („VUCA“) gewinnen Weiterbildungen immens an Bedeutung für die Absicherung der eigenen beruflichen Zukunft.  Lars Hahn, Geschäftsführer der LVQ, bekräftigt in seiner Kolumne „Plan B: Berufliche Weiterbildung während der Jobsuche“ den Wert einer beruflichen Weiterbildung, um aktuelles, am Markt gefragtes Fachwissen zu erwerben. Mit entsprechenden neuen Kenntnissen und Abschlüssen erweitern Sie das Repertoire an Stellen, auf das Sie sich bewerben können. Zudem erhöhen Sie durch anerkannte Zertifikate, die Sie durch abgelegte Prüfungsleistungen erworben haben, Ihre Chance, zu Bewerbungsgesprächen eingeladen zu werden.

Weiterbildung während der Jobsuche nutzen – zunächst eine Frage der Haltung

Auch wenn der Nutzen von beruflichen Weiterbildungen während der Jobsuche offensichtlich ist, sind manche Absolvent*innen verunsichert über die Einsatzmöglichkeiten und den tatsächlichen Wert der frisch erworbenen beruflichen Abschlüsse und Kenntnisse. Immerhin sind Weiterbildungen von Dauer und Tiefe mit einem Studium oder einer Ausbildung nicht vergleichbar. Und reicht das, was man während der Weiterbildung gelernt hat, auch wirklich für die spätere berufliche Praxis?

Diese Unsicherheit rührt meist aus Ängsten, die in der Phase der Arbeitslosigkeit absolut nachvollziehbar sind: Die Angst, den beruflichen Anschluss zu verlieren, die eigene Existenz zu gefährden, nichts mehr wert zu sein. Zweifel rücken somit automatisch in den Vordergrund und verdecken den großen Nutzen, den diese Weiterbildungen mit sich bringen.

Während viele Studiengänge eher theorielastig und manche Ausbildungsgänge veraltet sind, vermitteln Weiterbildungen aktuelle, praxisnahe Kompetenzen und erste relevante Erfahrungen durch praktische Projekte. Und auch wenn der zeitliche Umfang von Weiterbildungen auf den ersten Blick relativ überschaubar ausfällt: Wer zum Beispiel eine dreimonatige Vollzeit-Weiterbildung in den Themenfeldern Online-Marketing, Social Media und Projektmanagement absolviert, lernt – inklusive Prüfungen – in mehr als 540 Lerneinheiten in der beruflichen Praxis gefordertes Wissen. Das ist durchaus vergleichbar mit dem Umfang vieler anerkannter Aufstiegsfortbildungen wie denen zu Fachwirt*innen und Fachkaufleuten.

Für viele Absolvent*innen von Weiterbildungen sind die in der beruflichen Qualifizierung erworbenen Kenntnisse für die berufliche Zukunft häufig sogar entscheidender als ein vergangenes Studium oder ein Berufsabschluss.  

Die promovierte Biologin Stefanie Träger wollte raus aus dem Labor und machte eine Weiterbildung zur Online-Redakteurin. Darauf bekam sie aufgrund der Weiterbildung eine Anstellung als medizinische Redakteurin.

Für Annika Brockhaus war die Weiterbildung entscheidend für den Berufseinstieg:

„Die Weiterbildung hat mir den Weg ins Berufsleben geebnet. Durch sie habe ich ein anderes Gefühl für meine Fähigkeiten bekommen und mir eine sehr solide Grundlage geschaffen, auf die ich bereits aufbaue. Dadurch, dass ich andere Qualifikationen vorzuweisen hatte, konnte ich in Vorstellungsgesprächen viel besser zeigen, in welchen Themengebieten ich mich auskenne. Bei spezifischen Fragen hatte ich genauere Vorstellungen und konnte erklären, wie ich in welchen Situationen vorgehen würde.“

In unserem Blog haben wir viele weitere Erfolgsgeschichten von Weiterbildungsabsolvent*innen gesammelt, für die die Qualifizierung der entscheidende Schlüssel waren.

Zieht man die Essenz für den Erfolg dieser Absolvent*innen bei der Jobsuche heraus, so war am Ende immer die Haltung entscheidend. Auf die Frage, was für ihn neben der Weiterbildung der wichtigste Faktor für seinen Erfolg bei der Jobsuche war, sagte Geisteswissenschaftler Tobias Quiram im Interview:

„Vor allem die innere Einstellung. Ich habe immer den Glauben gehabt, dass ich es schaffe und habe mich nicht mit vermeintlichen Defiziten beschäftigt.“

Davor erzählte Tobias im Interview von seiner körperlichen Behinderung und den kritischen Stimmen zu seinem geisteswissenschaftlichen Studium. Tobias ließ sich nicht beirren und nutzte die neuen Qualifikationen für seinen Berufseinstieg.

Wie man die Weiterbildung während der Jobsuche nutzt – 5 Tipps

In den Erfolgsgeschichten finden sich über die richtige Einstellung hinaus viele weitere Impulse, wie Sie mit dem neuen Wissen in den Bewerbungsprozess gehen. Wir haben die fünf wichtigsten zusammengefasst:

1) Die Weiterbildungen für Stellen- und Unternehmensrecherche nutzen

Durch Ihr neu erworbenes Wissen können Sie das Repertoire an Stellen, auf das Sie sich bewerben, deutlich erhöhen. Gerade wenn Sie nicht wissen, welche Stellenbezeichnungen Sie angeben sollen, probieren Sie es mit den in Ihren Kursen erlernten Fachthemen. Als Ingenieur, der eine Weiterbildung im Qualitätsmanagement absolviert hat, könnten Sie es bei Stepstone, Indeed und Co. über die erweiterten Suchfelder zum Beispiel mit der Suchkombination „Ingenieur + Qualitätsmanagement“ oder „Ingenieur + ISO 9001“ versuchen. Im Blogbeitrag „Wie man im Internet den passenden Job findet“ haben wir dazu einige vertiefende Tipps.

Testen Sie auch die Suchfunktion bei LinkedIn oder XING aus. Geben Sie die Kombination „LVQ“ + Ihr Weiterbildungsthema (z.B. „Scrum“, „Social Media“ oder „GMP“) ein. So können Sie sich einen Eindruck verschaffen, wo Absolvent*innen mit den gleichen Abschlüssen wie Sie beruflich gelandet sind. 

2) Die Weiterbildung im Lebenslauf platzieren

Weiterbildungen sind eine prima Möglichkeit, Lücken im Lebenslauf zu füllen. Gerade wenn Sie einen Kurs frisch absolviert haben und Sie sich auf Stellen bewerben möchten, in denen die gelernten Inhalte gefordert werden, lohnt es sich, die aktuellen Abschlüsse sogar detaillierter an den Anfang des Lebenslaufes zu stellen. Somit lenken Sie den Fokus des Personalverantwortlichen auf Ihre erworbenen Qualifikationen. In der Karrierebibel finden Sie Beispiele, wie Sie Ihre neuen Qualifikationen im Lebenslauf ideal eintragen können.

3) Mit der Weiterbildung im Anschreiben punkten

Während der Lebenslauf ein Datenblatt Ihrer bisherigen Qualifikationen und Berufserfahrungen ist, legen Sie im Anschreiben Ihre Motivation und Ihren Nutzen für die angestrebte Position dar. Hier können Sie dem Unternehmen mitteilen, welchen Mehrwert Sie durch Ihre Qualifizierung in die Vakanz mit einbringen. Zwei Formulierungsbeispiele aus Bewerbungen, die in Vorstellungsgesprächen mündeten, zeigen auf, wie Sie die Vorzüge von aktuellen Kenntnissen und Zertifikaten im Anschreiben darstellen können:

Absolventin Scrum-Master, Bewerbung für eine Stelle als agile Projektmanagerin:

„Durch meine Weiterbildungen bin ich tiefer in die agile Welt eingetaucht und habe mich mit agilen Methoden beschäftigt. Okay, eine Scrum-Zertifizierung macht aus einer Projektmanagerin noch lange keinen Scrum Master, schafft aber ein gutes Verständnis für das agile Framework und gibt mir Bestätigung, dass ich schon vor der Schulung mit einem agilen Mindset unterwegs war.“

Absolventin Online-Marketing-Managerin, Social-Media-Managerin und Online-Redakteurin, Bewerbung als Content-Marketing-Managerin:

„Ich besitze Grundlagen aus dem Online-Marketing, kann Produkte vermarkten und Zielgruppen bestimmen. Damit ist es einfach, den richtigen Kanal auszuwählen, um Ihre Marke bekannter zu machen. Ich weiß, was SEO ist und kann dies auch erfolgreich umsetzen. Grundlagen in Wordpress bringe ich ebenfalls mit. Und na ja, eine Social-Media-Strategie kann ich ebenso entwickeln. Gehört schließlich alles dazu. Ich bringe rund um die sozialen Netzwerke ein Gesamtpaket mit.“

Natürlich eignet sich die etwas saloppe Sprachwahl beider Beispiele nicht für jeden potenziellen Arbeitgeber und jede Stelle. In beiden Fällen kam es jedoch authentisch rüber. Entscheidend ist, dass Sie sich vorab anhand der Stellenanzeige, Webseite und Social-Media-Kanäle ein Bild machen, um den richtigen Ton für Ihren potenziellen Arbeitgeber zu treffen.

4) Mit dem LinkedIn- und XING-Profil sichtbar werden

Keywords sind die wichtigste Währung bei der Online-Jobsuche. Das gilt vor allem für den Bereich „Fähigkeiten und Kenntnisse“ in Ihren XING- und LinkedIn-Profilen. In dieser Rubrik haben Sie die Möglichkeit, alle Kenntnisse einzutragen, die Sie während der Weiterbildung erworben haben und in Zukunft auch beruflich einsetzen möchten. Der folgende Screenshot zeigt ein Beispiel für die eingetragenen Kenntnisse einer Chemikerin mit neuen Qualifikationen im Qualitäts- und Projektmanagement:

5) Im Vorstellungsgespräch mit der Weiterbildung punkten

Auch im Vorstellungsgespräch empfiehlt es sich, selbstbewusst mit Ihren neugewonnenen Wissen umzugehen. Schauen Sie vorher, welche Kenntnisse den Arbeitgeber besonders interessieren könnten und bereiten Sie sich entsprechend vor. Vorab noch mal einen Blick in die Lernunterlagen zu werfen, kann dabei helfen. Auch hier entscheidet die Haltung: Rufen Sie sich vor dem Gespräch noch mal den Nutzen Ihrer Weiterbildungen ins Gedächtnis und veranschaulichen Sie im Gespräch Ihre neu erworbene Expertise. Auf diese Weise unterstützen Sie Ihren Gesprächspartner, sich ein umfassenderes Bild von Ihren Kenntnissen zu machen und sich eine mögliche Zusammenarbeit besser vorstellen zu können.

Mit Weiterbildung in den Job

Mit einer Weiterbildung schafft man bisweilen die Quadratur des Kreises: Gerade im aktuellen Arbeitsmarkt besteht die Chance, auch als Quereinsteigerin oder Berufsstarter mit einer praktischen Weiterbildung und anerkannten Zertifikaten den Zuschlag für die neue Stelle zu bekommen, selbst wenn erste einschlägige Berufspraxis gefordert ist.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Ihren Weiterbildungen im Bewerbungsprozess gemacht? Welche Fragen haben Sie? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!


 


 

 

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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