GEFRAGT: Welche Gründe gebe ich für meinen Jobwechsel an?

18.08.2022, Angela Borin

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„Warum ging Ihr letztes Arbeitsverhältnis zu Ende?“

„Was motiviert Sie, sich bei uns zu bewerben?“

„Wie gehen Sie mit stressigen Situationen um?“

Jeder Bewerber kennt die typischen Personalerfragen im Vorstellungsgespräch, die schnell zu kleinen Stolperfallen werden können. Speziell die Frage nach der Motivation des Stellenwechsels oder gar die Frage, warum die Arbeitssuche aus einer Arbeitslosigkeit stattfindet, läuft uns dabei so gut wie in jedem Gespräch über den Weg. Doch wie kann eine aussagekräftige und zufriedenstellende Antwort darauf lauten?

Im folgenden Beitrag schauen wir uns sowohl die Jobsuche aus Arbeitslosigkeit als auch den Stellenwechsel aus dem Arbeitsverhältnis an und geben Ihnen anhand von Formulierungsbeispielen Tipps, wie Sie die Frage nach dem „Weshalb“ klären können.

Die Frage nach dem „Warum“: Überzeugender Mehrwert für beide Seiten

Der Gedanke an das Vorstellungsgespräch und die Frage, weshalb sie sich derzeit auf Jobsuche befinden, treibt vielen Bewerbern schnell den Schweiß auf die Stirn – insbesondere wenn sie mehrere Wechsel in ihrer Vita verzeichnen. Dazu gehören beispielsweise viele Jobwechsel innerhalb kürzerer Zeit, mehrere Jobsuche-Phasen aus Arbeitslosigkeit, ein Studienabbruch oder das Verlassen eines Unternehmens innerhalb der Probezeit. Aber keine Panik: Non-lineare Lebensläufe und Arbeitgeberwechsel alle zwei bis drei Jahre werden aufgrund des rasanten Arbeitsmarkt- und Wertewandels mehr und mehr zur Normalität. So stehen Kernwerte wie Flexibilität, Neugierde und Offenheit hoch im Kurs, um weiterhin am Arbeitsmarkt zu bestehen. Das wissen auch immer mehr Personaler.

Gehen Sie also selbstbewusst mit Ihren Lebenslaufherausforderungen um, denn hinter der Frage nach dem „Warum“ steckt nicht immer eine böse Absicht. Im Gegenteil möchte der Personaler vielmehr nachvollziehen können, wie Ihre aktuelle Ist-Situation aussieht und wie professionell Sie mit dieser umgehen. Sind Sie Berufseinsteiger oder bereits erfahren? Haben Sie selbst gekündigt oder wurden Sie entlassen? Was waren die Gründe? Sind Sie frustriert darüber? Hier gilt es, möglichst ehrlich, selbstbewusst und gelassen zu bleiben – ohne sich zu rechtfertigen. Dies beschert Ihnen eine bessere Gesprächs- und Verhandlungsposition. Zudem eröffnet es Ihnen selbst und dem Personaler die Möglichkeit, sich gemeinsam ein Bild davon zu machen, wie die Zusammenarbeit im Unternehmen aussehen kann. Darüber hinaus können beide Seiten abgleichen, ob Wünsche, Ziele und Bedarfe übereinstimmen. Konkret können also auch Sie bei dieser Frage feststellen, ob der potenzielle Arbeitgeber Ihnen bietet, wonach Sie suchen.

Zukunftsgewandt statt zurückblickend: Positiver Fokus auf den potenziellen neuen Arbeitgeber

Die entscheidende Rolle für Ihr gemeinsames Gespräch spielt letztlich, dass Sie sich nicht als Bittsteller verstehen, sondern auf Augenhöhe in den Austausch darüber gehen, wie Sie die Zukunft im neuen Unternehmen positiv mitgestalten können. Dazu sollten Sie sich den Grund oder die verschiedenen Gründe Ihrer Jobsuche aus Arbeitslosigkeit oder Ihrer Jobwechselmotivation nochmal ins Gedächtnis rufen. Gründe könnten sein:

  • betriebsbedingte oder leistungsbedingte Kündigung,
  • ein besseres Arbeitsklima und höhere Wertschätzung,
  • gelebte Work-Life-Balance,
  • größere Aufstiegschancen,
  • internationale Herausforderungen und neue Entwicklungsmöglichkeiten,
  • mehr oder weniger Verantwortung,
  • eine geringere Distanz zur Familie,
  • mehr Gehalt etc.

Rufen Sie sich vor einem Vorstellungsgespräch dann noch einmal die Arbeitgeberperspektive in den Sinn und schieben Sie den Gesprächsfokus bewusst auf die unverfänglicheren, sachlicheren Beweggründe. Thematisieren Sie als Wechselmotivation lieber die Suche nach einer neuen Herausforderung als die dicke Luft im Team. Formulieren Sie Ihren Jobwechsel oder Ihre Jobsuche aus Arbeitslosigkeit also mit dem Blick auf das neue Unternehmen: Was motiviert Sie, bei diesem Arbeitgeber Fuß zu fassen?

Auf den Punkt: Hilfreiche Formulierungstipps für die Jobsuche aus Arbeitslosigkeit und den Jobwechsel

Insbesondere bei einem eigens forcierten Jobwechsel können Sie mit Ihren Beweggründen ehrlich und authentisch umgehen. Widmen Sie sich dennoch sachlichen Formulierungen bezüglich des alten Arbeitgebers und richten Sie den Fokus auf die positiven Seiten, die eine gemeinsame berufliche Zukunft beim neuen Arbeitgeber mit sich bringt. Holen Sie den Personaler ab und beleuchten Sie für ihn konkret Ihre Wechselmotivation: Warum haben Sie Lust auf das neue Unternehmen?

1. Sie suchen neue Herausforderungen.

a) Tätigkeiten & Weiterentwicklung sowie mehr (Eigen-)Verantwortung

„In meinem bisherigen Unternehmen habe ich viel lernen und mir eine breite fachliche Expertise aufbauen können. Aufgrund der Unternehmensgröße/Unternehmensstruktur gibt es für mich künftig aber weder horizontal noch vertikal weitere Entwicklungs- oder Karrieremöglichkeiten. Diese sehe ich jedoch in Ihrem Unternehmen gegeben. …

  • … Insbesondere die Schnittstellenarbeit zwischen meinem Fachbereich und dem Fachbereich XY bietet mir die Möglichkeit, meine Kompetenzen und Tätigkeitsfelder zu erweitern und mein Wissen gewinnbringend für Ihr Unternehmen einzusetzen.“
  • … Gerade weil Sie ein junges, dynamisches Unternehmen im Aufstieg sind, fällt allen Positionen eine größere (Eigen-)Verantwortung zu, in der ich mich entfalten kann.“
  • … Da Sie im internationalen Markt mit verschiedenen Standorten vertreten sind, bieten sich für mich andere Entfaltungs- und somit auch bessere Aufstiegsmöglichkeiten, durch die Sie von meiner bisherigen Erfahrung mit XY profitieren können.“

b) Branche und Unternehmenskontext

„Der Fokus meiner Arbeit für meinen bisherigen Arbeitgeber lag vornehmlich auf XY. Gerne möchte ich mein Know-How nun in Ihrem Unternehmen/Ihrer Branche anbringen, …

  • … da besonders Ihre Kunden von meiner bisherigen Erfahrung aus YZ profitieren können und ich meine Kompetenzen dank der mir am Rande bekannten Aspekte ZA erweitern kann.“
  • … da Sie mir die Möglichkeit bieten, persönliche Skills – wie mein Verhandlungsgeschick oder meine Sprachkompetenz – mit meinem Wunsch, mit internationalen Kunden vor Ort Lösungen zu erarbeiten, zu kombinieren.“

2. Sie müssen sich aus privaten Gründen (Umzug des Partners/der Familie) umorientieren.

„Vor Kurzem bin ich neu in diese Region gezogen/Ich beabsichtige in naher Zukunft in diese Region zu ziehen, da sich mein Dreh- und Angelpunkt familiär bedingt in den Norden/Süden/Westen/Ostern verlagert hat. Da mein (vorheriger) Arbeitgeber ein kleines lokal ansässiges Unternehmen ist, war eine Versetzung für mich nicht möglich. Daher suche ich nun eine neue Herausforderung, bei der ich meine Kompetenzen gewinnbringend einsetzen kann. Diese meine ich wegen XY in Ihrem Unternehmen gefunden zu haben.“

Was machen bei betriebsbedingter oder leistungsbedingter Kündigung?

Erfolgt Ihre Jobsuche aus Arbeitslosigkeit aus einer betriebsbedingten Kündigung, bleiben Sie auch hier weitestgehend ehrlich und authentisch, haben Sie jedoch immer die Arbeitgebersicht mit im Blick. Erklären Sie, warum es Zeit war, getrennte Wege einzuschlagen, ohne dabei schlecht über das vorherige Arbeitsverhältnis zu sprechen. Rührt die Kündigung aus einer leistungsbedingten Überforderung wegen fehlender fachlicher Qualifikation, haben Sie wohlmöglich bereits eine Weiterbildung absolviert, um diese Lücke zu schließen. Lassen Sie den Personaler daran teilhaben und erklären Sie zukunftsgerichtet, wie Sie Ihre neu erworbenen Skills im Unternehmen einsetzen können.

1. Betriebsbedingte Kündigung

„Nachdem mein ehemaliger Arbeitgeber aufgrund einer wirtschaftlichen Schieflage interne Umstrukturierungen vornahm/diverse Niederlassungen schloss, …

  • … wurden zahlreiche Tätigkeitsbereiche neu definiert. Im Zuge dieser Anpassungen veränderte sich auch meine Position und deckte sich letztlich nicht mehr mit meinen Qualifikationen. Gemeinschaftlich entschieden wir uns daher für eine Auflösung des Arbeitsverhältnisses.“
  • … mussten zahlreiche Stellen eingespart werden. Dies betraf auch meine Position.“

2. Leistungsbedingte Kündigung

„Bei meinem ehemaligen Arbeitgeber lag der Fokus meiner Aufgaben zunehmend auf dem Teilaspekt XY. Da ich vorher kaum Berührungspunkte mit diesem aufwies, konnte ich dieser Aufgabe nicht in vollem Umfang gerecht werden. Im Rahmen meiner Weiterbildung zu YZ konnte ich seither die fehlende Expertise ausgleichen (und im Rahmen eines Praktikums vertiefen) und weise die fachliche Qualifikationen nun mit einem TÜV-/IHK-/Scrum-Zertifikat nach.“

Positiv in die Zukunft blicken

Ob hinter Ihrer Wechselmotivation nun eine Jobsuche aus Arbeitslosigkeit oder ein selbstgewählter Jobwechsel steht, beantworten Sie die Frage nach dem „Weshalb“ mithilfe eines unverfänglicheren Beweggrundes. Lassen Sie negative Erinnerungen – Langeweile oder eine geringe Wertschätzung im alten Job – zu Hause und starten Sie möglichst unbefangen in das Kennlerngespräch mit dem neuen potenziellen Arbeitgeber. Formulieren Sie Ihre Motivation dabei zukunftsgewandt und mit einem positiven Blick auf Ihre mögliche Zusammenarbeit.

Vergessen Sie jedoch nicht Ihre eigene Perspektive. Nur wenn der neue Arbeitgeber Ihnen bietet, was Sie beim alten Unternehmen vermisst haben, können Sie auf Dauer zufrieden im neuen Job arbeiten. Genau das wünschen wir Ihnen und freuen uns, in den Kommentaren von Ihren Erfahrungen mit der Frage nach dem „Warum“ zu lesen.


 


 

 

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

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Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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