Beruflicher Wiedereinstieg in eine fachfremde Branche nach 20 Jahren Elternzeit – Interview mit Marketing-Managerin Monika Thiede

15.02.2023, Angela Borin

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Die (Online-)Marketing Managerin Monika Thiede hat erfolgreich mehrere berufliche Quereinstiege gemeistert, aber ihr letzter Erfolg ist besonders bemerkenswert. Nach einer 20-jährigen Elternzeit kehrte sie ins Berufsleben zurück - in einen fachfremden Beruf, mitten in der Corona-Pandemie. In diesem inspirierenden Interview verrät Monika, wie sie es geschafft hat, ihren Karrierepfad wieder aufzunehmen.

Wie schön Dich wiederzusehen, liebe Monika. Wahnsinn, Deine Weiterbildung bei uns liegt nun schon wieder drei Jahre zurück. Wie ist es Dir seither ergangen?

Monika Thiede: Ich freue mich auch sehr, mit Dir zu sprechen, Angela. Mir geht es sehr gut, danke. Tatsächlich arbeite ich seit Ende der Weiterbildung beim Deutschen Ausschreibungsblatt und bin dort strategisch-konzeptionell für das (Online-)Marketing zuständig.

Das sind tolle Neuigkeiten! Was genau machst Du für Deinen Arbeitgeber?

Monika Thiede: Ich plane und betreue unsere Online- und Offline-Kampagnen. Beispielsweise habe ich unseren neuen Unternehmensblog oder auch unseren LinkedIn-Account etabliert, den Webseiten-Relaunch begleitet oder auch Erklärvideos geskriptet. Unterstützt werde ich bei der Umsetzung von unserem Projektleiter und einer SEO-/SEA-Agentur sowie einer Agentur, die sich um die grafische Aufbereitung kümmert. Die meiste Koordination und Planung liegt aber fast ausschließlich in meiner Hand. Dadurch darf ich einfach viel lernen. Da denke ich immer stolz: „Das kann mir keiner mehr nehmen.“ Zusätzlich bin ich das Backup für den Vertrieb. Der direkte Kundenkontakt ist für meine Position einfach Gold wert!

Von der Rechtsanwaltsfachangestellten zur (Online-)Marketing-Managerin

Du brennst ja richtig für Deine Position. Großartig! Aber Marketing-Managerin und ursprünglich Rechtsanwaltsfachangestellte: Das ist nicht unbedingt der typische Werdegang. Wie kam das?

Monika Thiede: Da hast Du recht. Nach meiner Ausbildung habe ich nur ein Jahr beim Rechtsanwalt gearbeitet. Schnell bin ich bei der Bank, dann im Service und schließlich über eine Zeitarbeitsfirma bei einer Spedition gelandet. Dank der Zeitarbeit konnte ich auch noch andere Bereiche kennenlernen. Das war eine super Erfahrung, kann ich jedem empfehlen.

2001 wurde ich zum ersten Mal Mama und bin schlussendlich fast 20 Jahre zu Hause geblieben. Da ich aber auch etwas für mich tun und nicht nur Mutter sein wollte, habe ich mich während meiner Elternzeit immer weitergebildet und kleine Nebenjobs angenommen. Ich habe zum Beispiel einen dreijährigen Belletristik-Kurs an der Schreibschule gemacht. Damit fing das Schreiben an. Gebastelt und designt habe ich schon immer gerne und so fing ich an, immer hochwertigeren Schmuck herzustellen. Daraus ergab sich ein eigener DaWanda-Shop. Durch eine Bekannte, die mich zu einem Blogevent nach Hamburg mitnahm, habe ich Feuer und Flamme fürs Bloggen gefangen. Am Montag nach dem Event hatte ich gleich meinen eigenen Lifestyle-Blog. Das war einfach mein Ding, was ich auch fünf, sechs Jahre freiberuflich – unter anderem als Influencerin – gemacht habe. Für mehr finanzielle Unabhängigkeit habe ich jedoch gemerkt, dass ich gerne wieder in eine Festanstellung gehen würde – und das natürlich in diesem Bereich.

Nach 20 Jahren durch Praktikum in den Job

Wow! Was eine spannende Vita und was ein tolles Beispiel für verschiedene Quer- und Wiedereinstiegsmöglichkeiten. Deinen Quereinstieg in diesen Bereich hast Du durch Deine Selbstständigkeit in Elternzeit ja quasi selbst bewerkstelligt: Warum genau noch die Weiterbildung bei uns?

Monika Thiede: Weil ich so lange aus dem Anstellungsverhältnis raus war, fühlte ich mich wegen meiner Qualifikation unsicher. Mir fiel auf, dass ich nichts vorzuweisen hatte. In Deutschland möchte jedes Unternehmen gerne „Scheine“ sehen und die hatte ich nicht. Deswegen suchte ich nach einer Weiterbildung im Bereich Online-Redaktion, da ich im Grunde ein kreativer Mensch bin. So bin ich bei Martin Salwiczek und der LVQ gelandet. Aufgrund meiner bisherigen Erfahrungen ergab sich, dass auch Social Media, Online-Marketing und Datenschutz kombiniert mit einem Praktikum ebenfalls sinnvoll für mich wären.

Und dieses Praktikum hat Dir dann den Quer- und Wiedereinstieg in den neuen Job erleichtert?

Monika Thiede: Durch das Praktikum habe ich meinen heutigen Job gefunden. Ich hatte selbst eine Stellenausschreibung einer Werbeagentur in der Nähe gefunden und dachte: „Wenn die einen Job anbieten, vielleicht kann ich dann über mein Praktikum einen Einstieg realisieren.“ Zusätzlich schlug Tina Peißig mir das Deutsche Ausschreibungsblatt in Düsseldorf vor, weil dort definitiv jemand in Festanstellung gesucht wurde. Plötzlich hatte ich also zwei Praktikumsplätze. Die Entscheidung fiel dann aber auf letzteren.

Diese Wahl hat sich, als Corona kam, als sehr gute Entscheidung herausgestellt, da das Deutsche Ausschreibungsblatt auch antizyklisch funktioniert. So konnte ich bleiben, obwohl ich erst zum 01. März 2020 – inmitten meines Praktikums – übernommen wurde. Wir wurden allesamt mit der passenden Technik ausgestattet und arbeiten seither größtenteils zu 100% in Homeoffice. Die Kollegen habe ich daher nicht alle live sondern teils online kennengelernt. Das funktioniert wunderbar. Zudem spare ich durch den entfallenden Zeitfaktor „Anreise“ so viel Zeit. Eine unglaubliche Bereicherung an Lebensqualität.

Weiterbildung als Startrampe in den Wiedereinstieg und Quereinstieg

Das glaube ich gern. Hattest Du denn nie Angst, dass es vielleicht nicht klappt mit Wiedereinstieg und Quereinstieg – sei es Weiterbildung, Praktikum oder Übernahme?

Monika Thiede: Ich war so sehr auf mein Ziel fokussiert, dass selten Zweifel aufkamen. Dennoch sind Quer- und Wiedereinstieg natürlich nicht nur positiv. Es gibt durchaus Arbeitskollegen und Wegbegleiter, die Dich auf die Probe stellen wollen. Aber ich habe immer gedacht: „Es wird schon passen.“ Das ist aber auch irgendwie mein Lebensmotto und vermutlich eine Frage des Mindsets. Ich habe immer geglaubt, dass sich irgendwo eine Tür für mich öffnet, obwohl ich Stolpersteine im Weg liegen hatte. Als Wiedereinsteigerin kämpfte ich mit heftigen Existenzängsten und als Quereinsteigerin mit fehlenden Nachweisen. Darauf habe ich mich aber nie fokussiert.

Stattdessen bin ich offengeblieben und habe mir einen Bereich gesucht, für den ich brenne. Dieses Bewusstsein und die Weiterentwicklung wieder auf eigenen Füßen zu stehen, das war für mich, als würde ich aus einem Kokon schlüpfen. Und dann traf ich in der Weiterbildung Menschen, denen es genauso ging. Der Zuspruch durch Mitteilnehmende, Dozenten und Mitarbeiter der LVQ hat mich selbstsicherer und unabhängiger gemacht. Außerdem habe ich gelernt, kluge, neutrale Erwiderungen parat zu haben, um mich im Arbeitskontext nicht verunsichern zulassen und die Situation für mich angenehm gestalten zu können. Schließlich kann ich wirklich was. All das hat mir Freiheit gegeben und war meine Startrampe in meinen erfolgreichen Quer- und Wiedereinstieg.

Netzwerken und Mindset öffnen Türen

Eine wirklich mutmachende Einstellung! Das Beste für Dich waren also…

Monika Thiede: …die Menschen. Aus ganz unterschiedlichen Branchen, Lebensbereichen, Kulturen verfolgten wir das gleiche Ziel: weiterkommen. Dadurch haben wir gemeinsam gelitten, wenn ein Vorstellungsgespräch in die Hose ging, aber haben uns gegenseitig auch näher ans Ziel gebracht. Dieser Zusammenhalt war das Besondere. Das hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, wieder in die Welt zu gehen und neue Menschen kennenzulernen. Dadurch öffnen sich manchmal auch Türen.

Wie war die Weiterbildungszeit denn insgesamt für Dich?

Monika Thiede: Mega! Immer wenn ich morgens ins Auto gestiegen bin, ergab sich bei mir eine Wandlung. Ich habe mich richtig auf die Weiterbildung und die sozialen Kontakte gefreut. Neue Bereiche in 20 Tagen kennenzulernen, das ist aber natürlich knackig. Hier ist wieder das Mindset gefragt. Der Kurs schafft die Grundlagen. Unterstützende Materialien, Erklärvideos, die Praxisphase und letztlich der Job schaffen die Tiefe. Am hilfreichsten fand ich daher die Tage, an denen der Fokus auf der Praxis lag und wir praktisch mit Tools arbeiten und uns selbst ausprobieren durften.

Den Mut aufbringen und Neues ausprobieren

Learning by doing – wie Du es oft in Deinem Leben gemacht hast, unter anderem bei einer Zeitarbeitsfirma. Warum würdest Du eigentlich jedem eine solche empfehlen?

Monika Thiede: Besonders wenn Du noch nicht 100 prozentig weißt, in welche Richtung Du gehen möchtest, ist Zeitarbeit eine tolle Möglichkeit, sich in verschiedenen Branchen auszuprobieren, viele Kontakte zu knüpfen und erste berufliche Erfahrungen zu sammeln. Vom Angebot sind Zeitarbeitsfirmen in größeren Städten ziemlich gut aufgestellt.

Ich hatte als Geschäftsführungsassistentin beispielsweise viel Verantwortung und konnte viele Events planen. In einer anderen Firma konnte ich andere Bereiche kennenlernen und feststellen, dass der knallharte Verkauf nichts für mich ist. Den Einkauf aber kann ich ganz gut – wohl klischeemäßig für Mädels (lacht). Dieses Reinschnuppern empfand ich einfach als positiv und richtungsweisend.

Speziell Berufseinsteiger könnten davon also profitieren. Hast Du vielleicht noch einen Tipp für Quer- oder Wiedereinsteiger?

Monika Thiede: Gerade für wiedereinsteigende Frauen habe ich auf jeden Fall einen Tipp: Bringt den Mut auf und wagt den ersten Schritt, selbst wenn es am Anfang unüberwindbar aussieht – gerade mit kleinen Kindern. Habt auch bloß kein schlechtes Gewissen, wenn die Großeltern mal auf die Kinder aufpassen. Die freuen sich. Hört hier nicht auf Außenstehende sondern auf euch, um die Chance zu haben, für euch und die Familie weiterzukommen.

Das gilt auch im Alter. Denkt nicht, dass ihr zu alt, zu unerfahren oder nicht gut genug wärt. Ich bin zu Zeiten der Weiterbildung knapp 50 Jahre gewesen und hab es auch geschafft. Es gibt immer Möglichkeiten, etwas Neues anzufangen. Gerade in der heutigen, digitalen Zeit greifen Unternehmen gerne auf Quereinsteiger und auch auf Lebenserfahrene zurück, die wissen, wie es läuft. Macht euch das bewusst. Lasst euch nicht von Ängsten – sei es wegen Existenz oder weil keine Großeltern zum Aufpassen da sind – leiten. Eure Haltung entscheidet über euren Erfolg.

Inspirierende Worte zum Abschluss. Vielen Dank für die tollen Einblicke in Deine Vita, liebe Monika, und weiterhin alles Gute für Deine berufliche Zukunft.


 


 

 

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

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