Arbeitgeberbewertungsportale bei Jobsuche und Bewerbung – Teil 1

06.12.2018, Martin Salwiczek

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Arbeitgeberbewertungsportale für Jobsuche und Bewerbung

 

„Ich kam als Traube und ging als Rosine.“

 

„Manchmal ist das schönste an meinem Job, dass sich der Stuhl dreht.“

 

„Karriere nur, wenn man sich mit Vaseline und Grubenlampe bewaffnet.“

 

Würden Sie bei Unternehmen arbeiten wollen, die so bewertet werden? Zugegeben: Die hier ausgewählten Bewertungen aus dem Arbeitgeberbewertungsportal Kununu zeugen schon von Ironie bis Sarkasmus, aber sie bewirken etwas beim Leser.

 

Arbeitgeberbewertungen nehmen mittlerweile eine zentrale Stellung bei der Entscheidungsfindung vieler Bewerber ein und werden in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen.

 

Anlass genug, sich hier im Blog intensiv mit Arbeitgeberbewertungen zu befassen. Im Auftakt unserer Mini-Serie geben wir eine kurze Einführung in das Thema Arbeitgeberbewertungen. In den folgenden Artikeln werden wir betrachten, wie sich Bewertungsportale für Jobsuche und Bewerbung nutzen lassen und auch kritische Aspekte berücksichtigen.

Bewertungsportale und ihre Bedeutung

Bewertungsportale sind ein Phänomen aus der Entstehungsgeschichte des sogenannten Web 2.0 oder auch „Social Web“ (frei übersetzt: „Mitmach-Web“). War es in den Anfangszeiten des Internets noch so, dass man als Nutzer hauptsächlich Inhalte weniger „Bearbeiter“ konsumiert hat, war irgendwann jeder Nutzer dazu in der Lage, selbst Inhalte zu erzeugen. Sogenannter „User-generated-Content“ ist einer der Grundpfeiler von sozialen Netzwerken und Social Media.

 

Bewertungsportalen kommt dabei eine zentrale Bedeutung zu, besonders bei der Bewertung von Hotels, Büchern, Restaurants oder anderen Produkten bzw. Dienstleistungen. Menschen trauen nun mal eher den Bewertungen anderer Menschen, als den Werbeaussagen von Organisationen.

 

Nehmen wir als Beispiel die Unternehmen in ihrer Rolle als Arbeitgeber: Schaut man sich Karriere-Webseiten an, sind die meisten Arbeitgeber laut Selbstbeschreibung attraktiv, innovativ, mitarbeiter- und familienfreundlich. Die Selbstbeschreibung war in früheren Zeiten die einzige digitale Bezugsquelle, die ein Bewerber über einen Arbeitgeber hatte.

 

Heute gibt es Bewertungsportale, die die Perspektive der (sowohl aktuellen als auch ehemaligen) Mitarbeiter und der Bewerber eines Unternehmens zeigen. Aus dem anziehenden Arbeitgeber wird dann auf einmal ein weniger attraktiver, das ach so familienfreundliche Unternehmen wird dann auf einmal als ein Ort entzaubert, in dem Work-Life-Balance ein Fremdwort ist. Arbeitgeberbewertungsportale schaffen somit eine vorher nie dagewesene Transparenz für Bewerber.

Arbeitgeberbewertungsportale: Einige Fakten

Arbeitgeberbewertungsportale kamen in deutschsprachigen Ländern verhältnismäßig spät auf den Markt. Den Anfang machte 2007 das Portal Kununu, das mittlerweile zum Businessnetzwerk XING gehört. 2015 kam das US-Portal Glassdoor in Deutschland auf dem Markt. Weitere weniger bekannte Portale sind Jobvoting.de und meinchef.de.

Zusätzlich  integrieren auch die Jobbörsen Indeed und Stepstone Arbeitgeberbewertungen. Last but not least wird  Google mit der Funktion „Google for Jobs“ bald in Deutschland an den Markt gehen und Arbeitgeberbewertungen noch stärker in den Fokus der Bewerber rücken.

 

Schon jetzt spielen Arbeitgeberbewertungen eine zentrale Rolle für das Entscheidungsverhalten vieler Bewerber. In einer Bitkom-Studie im April 2018 gaben 67% der befragten Personen an, Arbeitgeberbewertungsportale zu nutzen. 84 % davon ließen sich in ihrer Entscheidung beeinflussen und gar 54% der befragten Personen entschieden sich aufgrund einer Bewertung gegen einen Arbeitgeber.

 

Arbeitgeber stehen somit vor dem Hintergrund eines zunehmenden Wettbewerbs um Fachkräfte vor der Herausforderung, an ihren Arbeitgeberimages zu feilen.

 

Bewerber haben nie dagewesene Informationsmöglichkeiten für ihren Bewerbungs- und Entscheidungsprozess. Fast 3.000.000 Bewertungen über fast 800.000 Unternehmen finden sie zum Beispiel auf Kununu (Stand 12/2018).  Daher schauen wir uns Kununu etwas genauer an.

Kununu – Das „unbeschriebene Blatt“

Bereits im Mai 2016 hatten wir die Gelegenheit mit Kununu-Pressesprecher Johannes Prüller  über die Idee hinter Kununu und die Bedeutung von Arbeitgeberbewertungen zu  sprechen.

 

Kununu heißt in der afrikanischen Sprache Suaheli „unbeschriebenes Blatt“ und steht für Kununus Vision der „Vollen Transparenz am Arbeitsmarkt“:

 

„Unser Ziel ist es, die Passung zwischen Mitarbeitern und Arbeitgebern zu erhöhen. Denn wir sind überzeugt, dass wir dadurch einen Beitrag zu mehr Mitarbeiterzufriedenheit und zu höherer Loyalität in den Unternehmen leisten können“, so Johannes Prüller.

 

Mit Passung meint Prüller, dass bei der Bewertung alle Kriterien berücksichtigt werden, die für einen Angestellten beziehungsweise Bewerber wichtig sind. Es werden nicht nur einzelne Sternchen vergeben sondern unterschiedliche Faktoren wie Arbeitsatmosphäre, Vorgesetztenverhalten, Kollegenzusammenhalt, interessante Aufgaben, Kommunikation, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Work-Life-Balance anonym bewertet:

 

 

Arbeitgeberbewertung LVQ Kununu

Arbeitgeberbewertung der LVQ bei Kununu

 

 

Bewerber sollen somit einen möglichst ausgewogenen Blick auf die Unternehmen bekommen und nachvollziehen können, ob die für sie wichtigen Faktoren beim Arbeitgeber gegeben sind.

Kritischer Blick auf Arbeitgeber-Bewertungen

Da Arbeitgeberbewertungen anonym erfolgen, sind sie durchaus kritisch zu betrachten. Zum einen finden sich häufig frustrierte ehemalige Mitarbeiter eines Unternehmens, die die Portale nutzen um ihren Frust abzuladen. Der sachliche Bezug fehlt dann meist.

Auf der anderen Seite kommt bei einigen positiven Bewertungen der Verdacht auf, dass diese von Unternehmensseite gezielt eingesetzt werden, Stichwort „Fake-Bewertungen“. Prüller ist jedoch der Ansicht, dass diese schnell entlarvt werden und nennt ergänzend die Qualitätssicherung von Kununu:

 

„Nicht-authentische positive Bewertungen werden von den Usern schnell als solche wahrgenommen und der Schuss geht nach hinten los.

Die Grenze liegt auch in unserer Bewertungskontrolle und Qualitätssicherung. Denn bevor eine Bewertung online geht, wird sie in einem mehrstufigen Prozess überprüft – zum einen durch einen Algorithmus und bei Verdachtsfällen auch noch manuell durch unser Content Team.“

 

Arbeitgeberbewertungen sind wie auch Bewertungen in anderen Portalen kritisch reflektierend zu betrachten. Wir können aus unserer Warte jedoch sagen, dass die Kununu-Bewertungen zum Großteil die Transparenz schaffen, die Kununu erreichen möchte. Regelmäßig schauen wir uns in Bewerber-Workshops die Plattform zusammen mit den Teilnehmern an. Als Erstes prüfen sie ihre ehemaligen Arbeitgeber und in circa 80% der Fälle stimmen die Bewertungen mit den Erfahrungen der Teilnehmer überein. Überdies zeigt die oben erwähnte Bitkom-Studie, dass die meisten von uns sich von Kununu und Co. beeinflussen lassen.

 

Überdies bieten die Bewertungsportale auch einen hohen Nutzen für die Jobsuche. Wie man Arbeitgeberbewertungsportale gezielt für Jobsuche und Bewerbung einsetzen kann, schauen wir uns im nächsten Beitrag an.


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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[…] Bewerbungsaktivitäten von Jobsuchenden. Einige grundlegende Fakten haben wir bereits in unserem vorherigen Beitrag zu Arbeitgeberbewertungsportalen […]


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Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.