Einleitungssätze im Anschreiben - aller Anfang ist schwer

14.09.2017, Martin Salwiczek

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Sehr geehrte/r Leser/in,

 

hiermit bewerben wir uns um Ihre Aufmerksamkeit für diesen Artikel. Sie suchen nach Inspiration für Bewerbungseinleitungssätze? Dann können Sie jetzt aufhören mit der Suche, denn hier sind Sie an der genau richtigen Stelle!

 

Wie gefällt Ihnen dieser Einstieg? Recht unkonventionell für den Anfang eines Artikels, oder?

 

Dennoch scheint der Einleitungssatz gewirkt zu haben, sonst würden Sie ja nicht weiterlesen.

 

Was hier unkonventionell klingen mag, werden Sie an anderer Stelle weniger originell finden. Wir vergleichen:

 

„Sehr geehrte/r Arbeitgeber/in,

 

hiermit bewerbe ich mich auf die von Ihnen bei Stepstone ausgeschriebene Stelle. Sie suchen nach einem engagierten Projektmanager? Dann können Sie jetzt aufhören mit der Suche, denn ich bin der genau richtige für diese Position!“

 

Anschreiben mit solchen oder ähnlichen Einleitungssätzen dürften täglich in den digitalen Postfächern der Personaler landen. Sofern die fachliche Eignung des Bewerbers passt, ist dies in den meisten Fällen auch in Ordnung und führt trotz fehlender Originalität auch zum Vorstellungsgespräch. Schade wird es, wenn sich der Arbeitgeber vom Anschreiben überzeugen oder gar inspirieren lassen möchte, dieses sich jedoch nicht wesentlich von denen anderer Bewerber unterscheidet.

 

In diesem Beitrag geben wir Ihnen Empfehlungen für den so wichtigen Einleitungsansatz der Bewerbung und zeigen Ihnen einige Beispielssätze, mit denen Sie die Aufmerksamkeit des Lesers gewinnen. Dass der erste Satz eines Briefes – besonders eines Anschreibens in einer Bewerbung – besonders wichtig ist, merkten Sie bereits oben. Der erste Eindruck zählt.

Das Anschreiben – wie originell muss es sein?

Vergleicht man die Anschreiben der Bewerber mit den Stellenanzeigen der Unternehmen, dann unterscheiden sich diese nicht groß hinsichtlich des Originalitätsfaktors. Ein Großteil der Texte lässt sich auf beiden Seiten beliebig austauschen. Gefühlt jeder zweite Arbeitgeber ist „innovativ“, „einzigartig“ und bietet „attraktive Konditionen“. Darauf antworten „teamfähige“, „belastbare“ und „kundenorientierte“ Bewerber - ein stetiger Austausch leerer Worthülsen.

 

Dies führt dazu, dass von vielen Seiten die Bedeutung des Anschreibens angezweifelt wird, einige Unternehmen sogar mittlerweile gänzlich darauf verzichten.

 

Laut Karriereberater und Blogger-Kollege Dr. Bernd Slaghuis tragen gut gemeinte Ratgeber ihren Teil dazu bei:

 

„Formulierungstipps und Vorlagen gibt es reichlich, doch auch diese sind oft voll von Floskeln und leerem Blabla. Muster halt. Und so klingen die meisten Bewerbungen heute gleich langweilig und lesen sich wie zähes Kaugummi.“

 

Hinzufügen sei, dass dies für viele Stellenausschreibungen ebenfalls gilt. Slaghuis gibt in einem lesenswerten Blogbeitrag Tipps, wie Bewerber Floskeln im Anschreiben vermeiden.

 

Ein durchweg floskelfreies Anschreiben ist in vielen Fällen jedoch gar nicht nötig. Von einem Ingenieur, einem Betriebswirt, oder Naturwissenschaftler werden mit Sicherheit keine kreativen Glanzleistungen im Anschreiben erwartet. Ebenso wenig, wenn Sie fachlich mindestens 70 % auf die Stelle passen. Da reicht es oft, wenn Ihr Anschreiben eine klare Struktur aufweist, fehlerfrei und inhaltlich schlüssig ist.

 

Bewerben Sie sich hingegen auf redaktionelle Stellen oder in Bereichen wie PR, Marketing oder Social Media, ist das Bewerbungsanschreiben wie eine erste Arbeitsprobe. Hier sollten Sie durch Originalität überzeugen.

Nicht umsonst wird häufig empfohlen, die aus der Werbung stammende AIDA-Formel auf das Bewerbungsanschreiben anzuwenden:

 

A: Attention

 

Aufmerksamkeit erzeugen, vor allem mit der Betreffzeile.

 

I: Interest

 

Interesse an Ihrer Person wecken, vor allem mit der Einleitung.

 

D: Desire

 

Bedürfnis oder Verlangen wecken, Sie kennenzulernen, vor allem mit dem Hauptteil (fachliche Eignung, Mehrwert und persönliche Eignung).

 

A: Action

 

Aktion oder Handlung herausfordern, in diesem Fall, Sie zum Vorstellungsgespräch einzuladen, vor allem mit dem Schlusssatz der Bewerbung.

Tipps für den Einleitungssatz

Fragen Sie drei Fachleute danach, wie der Einleitungssatz aussehen soll, bekommen Sie nicht selten fünf verschiedene Meinungen. Das kennt man ja auch von anderen Bewerbungsthemen. Fakt ist: Ganz gleich, ob Sie nun Ingenieur oder Redakteur sind – mit einem guten Einleitungssatz können Sie das Interesse des Lesers wecken. Unser Kollege David Kriewaldt gibt dafür folgende Tipps:

  • „Nehmen Sie im ersten Satz direkt Bezug zur Stelle und lassen Sie Standardfloskeln weg. Zeigen Sie, dass Sie das Unternehmen und die Stellenausschreibung verstanden haben“.

Vor allem selbstverständliche oder redundante Informationen im Einleitungssatz können Sie streichen. Dass Sie sich „hiermit bewerben“ ist ebenso offensichtlich, wie „dass Sie großes Interesse an der Stelle“ haben, sonst würden Sie sich schließlich nicht bewerben.

 

Wo und wann Sie die Stellenanzeige gelesen haben und den Titel der Stelleanzeige sollte in der Betreffzeile stehen, nicht im ersten Satz.

  • „Benennen Sie direkt im Einstiegssatz die wesentlichen Punkte, die Sie für die Stelle qualifizieren“.

Schauen Sie sich in der Stellenausschreibung an, was die wichtigsten Anforderungen für die Position sind und welche davon Sie erfüllen. Für die Stelle eines Qualitätsmanagers in einem Automobilunternehmen, mit Auditoren-Ausbildung und sehr guten Englisch-Kenntnissen, könnte der Einleitungssatz in etwa so lauten:

 

„Sehr geehrter Herr Meyer,

 

als ausgebildeter Qualitäts-Auditor mit über 15-jähriger Erfahrung in der internationalen Automobil-Industrie stelle ich mich für die Stelle als Qualitätsmanager bei der Firma XYZ vor.“ 

Beispiele für den Einleitungssatz

Zur weiteren Inspiration zeigen wir Ihnen im Folgenden einige Einleitungssätze, die Teilnehmer der LVQ formuliert haben und die von den üblichen Standardfloskeln abweichen.

  • Um am vorherigen Beispiel anzuknüpfen, hier eine andere solide Variante des Einleitungssatzes, in dem der Bewerber direkt Bezug zu den geforderten Qualifikationen nimmt:

„Sehr geehrte Frau ….,

als promovierte Chemikerin mit Erfahrungen in der Projekt- und Teamleitung, absolviere ich zur Zeit eine Weiterbildung im Projektmanagement. Gerne möchte ich mit diesen Erfahrungen und Qualifikationen Teil Ihres Unternehmens werden.“

 

  • Auf der sicheren Seite sind Sie, wenn Sie vorab telefonisch Kontakt mit Ihrem Ansprechpartner hatten. Darauf sollten Sie dann auch Bezug nehmen:

„Sehr geehrter Herr Müller,

 herzlichen Dank noch mal für das freundliche Telefonat, das mich darin bestärkt hat, mich bei Ihnen zu bewerben.“

 

  • Wenn Sie vorab keinen Ansprechpartner an das Telefon bekommen, dann nutzen Sie andere Wege, um im Vorfeld Informationen zum Unternehmen zu bekommen und darauf im Einstiegssatz Bezug zu nehmen. Zum Beispiel indem Sie das Gespräch auf einer Jobmesse suchen, Firmenportraits sowie Wirtschaftsinformationen in Fachzeitschriften lesen oder sich auf Plattformen wie XING oder Kununu über das Unternehmen informieren. Zwei Beispiele:
  1. „Sehr geehrter Herr xxx,

den Vortrag Ihres Marketingdirektors Herrn xxx bei der Messe XY, habe ich mit großer Begeisterung verfolgt. Die strategische Ausrichtung der Muster AG entspricht genau meiner Auffassung von zeitgemäßem Marketing. Hier möchte ich meine Expertise als Senior Online Marketing Manager gewinnbringend einsetzen.“

2. „Sehr geehrte Frau xxx,

schon seit einiger Zeit folge ich den Unternehmensneuigkeiten der Muster GmbH auf XING. Als Ihre Ausschreibung zum Staffing Manager über den Ticker lief, musste ich mich direkt bewerben.“

 

  • Unseren heutigen Blogbeitrag haben wir mit einem unkonventionellen Satz eingeleitet. Gerade bei Stellen, in denen es um Kommunikation und Kreativität geht, darf es ruhig etwas origineller sein. Hier ein gewagtes Beispiel:

„Sehr geehrte xxxx,

zurzeit arbeite ich als Dosenöffner-Personal für meine beiden Katzen. Dank Ihrer Stellenausschreibung als XXX wird es endlich Zeit für eine berufliche Neuorientierung.“

Natürlich kann so ein Anschreiben auch nach hinten losgehen. In diesem Fall jedoch nicht: Die Verfasserin des Anschreibens, eine LVQ-Absolventin, bekam als Feedback, dass man sie alleine wegen des ersten Satzes für die Stelle als Texterin kennenlernen wollte. Die Stelle bekam sie schließlich auch.

 

Für eine Stelle als Ingenieur hingegen wäre es wahrscheinlich beim Dosenöffnen geblieben. Doch wie bereits zu Beginn erwähnt: Was für die eine Stelle passt, kann für die andere wiederum hinderlich sein.

 

Jetzt sind wir gespannt auf Ihre Beiträge: Wie beginnen Sie Ihr Bewerbungsanschreiben?

 

P.S.: Weitere Beispiele für Einleitungssätze finden Sie bei der Karrierebibel.


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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2 Kommentare

[…] viele nach wie vor auf klassische Gestaltungsregeln setzen und sich überdies schwer mit einem (aufmerksamkeitserregenden) Einstieg […]


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