Wie Sie mit Kritik im Vorstellungsgespräch umgehen – Beitrag zur Blogparade #Kritikprofis

14.01.2016, Martin Salwiczek

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KritikprofilDer Umgang mit Kritik ist für viele Bewerber eine große Herausforderung. Gerade das Vorstellungsgespräch kommt einer geschäftlichen Situation gleich, die nicht alltäglich und für den Kandidaten mit viel Unsicherheit verbunden ist. Kritik kann die Verunsicherung dann noch steigern und dazu führen, dass Bewerber denken sie seien zu unerfahren, zu unqualifiziert oder zu alt.

Der professionelle Umgang mit und die konstruktive Nutzung von kritischem Feedback, können jedoch die richtigen Weichen für den weiteren Bewerbungsprozess stellen. In diesem Artikel geben wir Tipps, wie Sie mit Kritik im Vorstellungsgespräch umgehen können.

 

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade #Kritikprofis von Dr. Kerstin Hoffmann.

Kritik im Vorstellungsgespräch: Ein Erfahrungsbericht

Neulich saß eine Bewerberin für eine Weiterbildung bei mir zur Beratung und berichtete von ihrem letzten Vorstellungsgespräch. Es ging um eine Stelle als Assistentin des Geschäftsführers bei einem ihrer Wunscharbeitgeber. Die halbe Strecke hatte sie durch die Einladung geschafft: fachlich passte es schon mal, jetzt musste sie noch persönlich überzeugen. Sie bereitete sich akribisch auf das Gespräch vor: holte Informationen über dem Arbeitgeber ein, ging alle kritischen Fragen durch und notiert sich eigene Fragen.

 

Auf den Verlauf des Gesprächs war sie jedoch nicht vorbereitet. Als das Gespräch begann drehte sich ihr Gesprächspartner um und deutete auf die Bilder an der Wand hinter sich:

 

„Schauen Sie sich die Bilder an. Wissen Sie wer sie gemalt hat?“ Sie antwortete: „Es sind sehr schöne Bilder, aber ich kenne den Maler nicht.“ Leicht abfällig entgegnete er: „Sollten Sie aber, das ist Deutschlands bekanntester Maler.“

 

Es wurde nicht besser. Immer wieder versuchte er sie aus der Fassung zu bringen. Er machte süffisante Bemerkungen zu ihrer Studiendauer, unterstellte ihr mangelnde Englischkenntnisse aufgrund der fehlenden Auslandserfahrung und fragte, wie ausgerechnet sie mit ihrer großen Bildungslücke mit seinen Kunden und Partnern auf Augenhöhe kommunizieren wolle.

 

Nach dem Gespräch war sie verunsichert und hatte die Stelle eigentlich schon abgehakt. Umso überraschender bekam sie zwei Tage später eine Zusage. Der Arbeitgeber gab ihr ein offenes Feedback: Er gab zu, dass er sie testen wollte und dass sie ihn durch ihre ruhige, sachliche und freundliche Art überzeugt habe. Sie zog aus dem Gespräch ihre eigenen Schlüsse und war froh sich treu geblieben zu sein.

Stresssituationen im Vorstellungsgespräch

Viele Bewerber machen ähnliche Erfahrungen wie im geschilderten Beispiel und geraten bei Vorstellungsgesprächen in Stresssituationen. Diese haben ganz unterschiedliche Ausprägungen: Bewerber werden mal mehr, mal weniger starker Kritik ausgesetzt. Manche Kandidaten gehen hier in Abwehrhaltung, beginnen sich zu rechtfertigen oder fressen die Kritik in sich rein und resignieren. Dabei will der Arbeitgeber sie eigentlich nur testen, sehen wie sie auf bestimmte Fragen reagieren. In manchen Fällen ist die Kritik auch gar nicht so ernst gemeint, wie es beim Bewerber ankommt.

 

Häufig werden Bewerber auch direkt gefragt, wie sie mit Kritik umgehen. Hier will der Arbeitgeber wissen, wie sie in bestimmten Situationen des Berufsalltags reagieren und ob sie dazu in der Lage sind, sich selbst zu reflektieren.

5 Tipps zum Umgang mit Kritik im Vorstellungsgespräch

Ganz gleich wie stark die Kritik ist, der Sie ausgesetzt sind, können folgende Tipps für das Vorstellungsgespräch hilfreich sein:

  1. Bereiten Sie sich auf kritische Fragen zu ihrem Werdegang vor. Legen Sie sich eine Strategie zu Recht wie Sie auf kritische Fragen antworten, damit sie nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden. Lenken Sie in Ihrer Antwort gegebenenfalls auf positive Aspekte.
  2. Nehmen Sie die Kritik nicht persönlich“ – der Satz mag abgedroschen klingen, gilt aber gerade während des Vorstellungsgesprächs. Dem Arbeitgeber geht es rein darum, Informationen zu sammeln um zu schauen, ob Sie beide zusammen passen.
  3. Hören Sie ihrem Gesprächspartner genau zu und lassen sie ihn ausreden. Stellen Sie dann Ihre Sichtweise dar, ohne sich zu stark zu rechtfertigen. Lassen Sie sich jedoch nicht auf eine längere Diskussion ein.
  4. Nehmen Sie sachliche und konstruktive Kritik an. Überlegen Sie, welche Verbesserungspotenziale Sie daraus für Ihren Bewerbungsprozess ziehen.
  5. Sehen Sie Kritik immer im Kontext der Gesprächssituation. Was beim einen Unternehmen kritisch gesehen wird, mag beim nächsten Arbeitgeber gar ein positiver Aspekt sein. So verhindern Sie, die Kritik allgemein auf sich zu beziehen.

Kein Mensch hört gerne Kritik. Im Vorstellungsgespräch noch weniger, da Kritik häufig mit der Entscheidung verbunden ist, ob man von einem Arbeitgeber „erwählt“ wird oder nicht. Daher tauschen sich viele Bewerber mit ihren Vertrauten nach dem Gespräch aus und sprechen kritische Punkte im Gespräch durch. Häufig relativiert sich die Kritik dann, oder stellt sich als ungerechtfertigt dar. Dann sollten Sie für sich entscheiden, ob sie bei diesem Arbeitgeber überhaupt arbeiten möchten.

 

Berichten Sie uns von Ihren kritischen Situationen im Vorstellungsgespräch oder Bewerbungsprozess. Wie sind Sie damit umgegangen? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge.

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Lars Hahn, Martin Salwiczek und Gastautoren.

 

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3 Kommentare

07. Dezember 2018

Wir hatten das bei einem Maler, der sich bei uns bewarb mal. Wir mussten ihn auf seine Fähigkeiten testen und dann kritisieren. Es ging nur darum, zu sehen, wie er mit Kritik umgeht. Zum Glück hatten wir einen sehr geduldigen Bewerber. Er hat letztlich die Stelle bekommen, auch weil er nicht alles persönlich genommen hat.




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Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.