New Work vs. Arbeiten 4.0. Zwei Ansätze zur Zukunft Ihrer Arbeit.

28.03.2019, Lars Hahn

Diesen Artikel teilen:

„Wie sieht meine Arbeitswelt in Zukunft aus? Wie werde ich persönlich arbeiten? Welche Fähigkeiten brauche ich? Was will ich überhaupt?“

Viele Menschen denken über die Zukunft unserer Arbeitswelt nach. Neben ein paar Arbeitsweltforschern, New Work-Beratern und Arbeitsmarktpolitikern befassen sich auch Menschen in Zeiten des Jobwechsels und der beruflichen Verunsicherung damit, wie sich unsere Arbeitswelt in Zukunft gestalten wird. Macht doch Arbeit – oder auch das Fehlen von Arbeit – für die meisten Menschen einen großen Teil ihres Lebens aus. Unter dem Aspekt der Zukunft unserer Arbeit geht es meistens um Themen wie Digitalisierung, Disruption, radikale Veränderung von Geschäftsmodellen und gesellschaftlicher Wertewandel.

Und immer dann, wenn ich meine berufliche Situation verändern möchte oder muss, wird die Frage nach der Zukunft meiner Arbeitswelt besonders wichtig: „Wie geht es beruflich mit mir weiter? Wo geht die Reise hin?“

Deshalb skizziere ich in dieser Kolumne die zwei hierzulande meistdiskutierten Ansätze zur Zukunft unserer Arbeitswelt: New Work und Arbeiten 4.0. Mich interessiert besonders, welche Leitfragen den beiden Perspektiven zugrunde liegen und was Sie daraus ziehen können, falls Sie sich gerade mit der Jobsuche oder Bewerbung befassen.

Was wollen wir oder was brauchen wir?

New Work und Arbeiten 4.0 sind zwei sehr unterschiedliche Perspektiven bei der Betrachtung der Zukunft der Arbeit. Während die einen zuerst schauen, wie wir zukünftig arbeiten wollen, beschäftigen sich die anderen eher damit, was wir zur erfolgreichen Bewältigung der digitalen Transformation für unsere Arbeitswelt brauchen.

Witzig ist: Beide Diskussionen befassen sich mit ähnlichen Fragen, kommen zu vergleichbaren Schlussfolgerungen, laufen aber zum Teil erstaunlich unabhängig voneinander ab, teils sogar ohne Kenntnis der anderen. Traf ich doch kürzlich auf Protagonisten der Arbeiten-4.0-Debatte, die von New Work noch nichts gehört hatten.

Beide Ansätze – New Work und Arbeiten 4.0 – können bei der Jobsuche und Bewerbungsphase wertvolle Hilfestellungen und Impulse geben.

New Work – Liebe, Sinn und Leidenschaft

Mit dem Konzept „New Work“ erörtern zurzeit viele Akteure die Zukunft unserer Arbeitswelt, vor allen Dingen Werte, Haltungen und Menschenbilder. Exemplarisch verlinke ich hier die Debatte „Wird New Work zur Symbolpolitik“, die bei XING Klartext zu finden ist. Die New-Work-Diskussion wird vorangetrieben durch Denker, Berater, Wissenschaftler, vordenkende Unternehmer und viele große Unternehmen die merken, dass sie mit ihren hierarchischen Strukturen in rasanten digitalen Zeiten nicht mehr vorankommen. Beispiele sind die Telekom, Bosch, Henkel und Continental. Es geht bei „New Work“ oft um Sinnstiftung, Arbeiten auf Augenhöhe, Demokratisierung von Führung und kulturellen Wandel in der Arbeitswelt.

Kürzlich besuchte ich die Konferenz New Work Experience, kurz NWX, die das Businessnetzwerk XING jährlich veranstaltet, denn sie positionieren sich selbst als Treiber des Themas, wie man an der geplanten Umbenennung von XING SE zu New Work SE erkennen kann. Neurobiologe Gerald Hüther sprach dort von persönlicher Entfaltung der Mitarbeiter und Führung durch Liebe. SAP-Innovator Günther Pecht möchte „eine Welt schaffen, in der jeder mit Leidenschaft sein Potenzial im Unternehmen entfalten kann." New Work-Berater und –Philosoph Frederic Laloux betont, dass New Work eine Frage der Weltanschauung sei: Während in der traditionellen Sicht Unternehmen mit Maschinen gleichgesetzt würden, betrachte man mit der New-Work-Brille ein Unternehmen als lebendigen Organismus. Bei maschineller Perspektive ginge es um Wachstum, beim lebendigen Organismus hingegen um den Sinn. XING-Kommunikationschef Marc-Sven Kopka bringt die Ausrichtung von New Work auf den Punkt, wenn er sagt:

„Ein Unternehmen lebt dann New Work, wenn es sich darum kümmert, dass seine Mitarbeiter gern zur Arbeit gehen. Wenn sie dort das tun können, was ihnen etwas bedeutet und was sie wirklich, wirklich tun wollen. Wenn sie Mensch sind und keine Human Ressource.“

Damit sind wir angekommen beim Begründer des Begriffs New Work, Frithjof Bergmann. Dem ging es in seinem damals sozialreformatorischen Ansatz darum „Menschen zu helfen, dass sie erfahren, was sie wirklich, wirklich wollen. Und es geht darum, dass sie lernen, mit dem, was sie wirklich, wirklich wollen, Geld zu verdienen“. Die Leitfrage von New Work für die Zukunft der Arbeit könnte also lauten:

Was möchte ich wirklich, wirklich beruflich tun?

New Work zum Weiterlesen: 

Arbeiten 4.0 – Anforderungen an gute Arbeit

Die New Work-Diskussion befasst sich also häufig mit Werten und Haltungen. Bei der Debatte um den Begriff Arbeiten 4.0 hingegen geht es – wie der Begriff schon vermuten lässt  - meist darum, wie mit den Veränderungen der Arbeitswelt durch Industrie 4.0 (und Co.) umgegangen werden kann. Industrie 4.0 steht in dieser Diskussion meist als Synonym für eine sich durch die Digitalisierung verändernde Arbeitswelt in Industrie, aber auch in Handel, Dienstleistung, Gesundheitswesen usw. Federführend in dieser Diskussion sind Unternehmerverbände, Gewerkschaften und besonders das Bundesarbeitsministerium und die Bundesagentur für Arbeit als einer der großen Akteure am Arbeitsmarkt.

Im Diskussionsprozess um Arbeiten 4.0 geht es um die großen Trends „Digitalisierung, Globalisierung, demografischer Wandel, Bildung und Migration sowie Wandel von Werten und Ansprüchen“. Arbeiten 4.0 betrachtet die daraus resultierenden Spannungsfelder für die Arbeitswelt und Lösungsansätze „Guter Arbeit im digitalen Wandel“. Antworten darauf sind neben neuen Formen von Arbeitszeitgestaltung und –flexibilisierung unter anderen ein lebenslanges Recht auf Weiterbildung und Weiterbildungsberatung. Die Bundesagentur für Arbeit ist demnach einer der maßgeblichen Akteure, die Arbeiten 4.0 in Arbeitswelt und Gesellschaft umsetzt und zum Beispiel Unternehmen über die Anforderungen und Möglichkeiten informiert.

Der Ansatz von Arbeiten 4.0 geht dabei meist nach der Devise vor: Wie können wir in Zeiten starker Veränderung die Anforderungen der Arbeitswelt sicherstellen und uns für Digitalisierung, Globalisierung und demografischen Wandel fit halten? Die Leitfrage von Arbeiten 4.0 könnte somit lauten:

Was brauche ich für die Arbeitswelt der Zukunft?

New Work zum Weiterlesen: 

New Work und Arbeiten 4.0: Was will ich und was brauche ich?

So unterschiedlich die Herangehensweisen beider Ansätze an die Zukunft unserer Arbeitswelt sind, so viele Gemeinsamkeiten und damit auch Synergien gibt es. New Work und Arbeiten 4.0 stellen beide Fragen danach, wie wir zukünftig arbeiten wollen, sie geben aber auch Hinweise zur „Zielerreichung“.

Lernen und Bildung, Neugierde und Erforschen sind für beide Ansätze elementar. Hier wird’s interessant für Menschen, die sich gerade zwischen zwei Jobs aufhalten. Die beiden Leitfragen von New Work und Arbeiten 4.0 sind nämlich wie gemacht für die Jobsuche und erst gemeinsam entfalten sie ihre Wirkung:

  • Was möchte ich wirklich, wirklich beruflich tun?
  • Was brauche ich für die Arbeitswelt der Zukunft?

3 Tipps für die Erforschung Ihrer Zukunft

Natürlich stellt sich die Frage nach den Antworten auf die zwei Leitfragen. „Wie weiß ich denn, was ich wirklich, wirklich beruflich tun möchte? Und wie erfahre ich, was ich in Zukunft für die Arbeitswelt brauche?“ New Worker Frederic Laloux gab kürzlich auf der New-Work-Experience drei ganz wirklich einfache Tipps für Unternehmer.

Etwas frei angepasst für die Jobsuche heißen sie:

  1. Bücher über die Zukunft der Arbeitswelt lesen.
  2. Unter die Leute gehen. Zum Beispiel mit Menschen reden, die schon das tun, was sie beruflich wollen.
  3. Was ist mir beruflich wirklich wichtig?

Anmerkung zu 1. Meine Buchtipps für diesem Anlass: Richard Nelson Bolles - Durchstarten zum Traumjob. Frederic Laloux - Reinventing organisations. Bodo Janssen – Die stille Revolution.

Anmerkung zu 2.: Wer meine Beiträge häufiger liest, der ahnt es: Wie wäre es mit Systematisch Kaffeetrinken? Wie wäre es zum Beispiel mit dem Besuch eines Barcamps oder einer Fach-Konferenz?

Anmerkung zu 3.: Was mir persönlich wichtig ist: Kunden, die wiederkommen, Mitarbeiter, die gerne zur Arbeit gehen, meine eigene Arbeitszufriedenheit.

Und für Sie? Was ist Ihnen wichtig? Wie wird die Zukunft Ihrer Arbeit aussehen?

Offenlegung: Die New-Work-Experience besuchte Lars Hahn auf Einladung von XING. Die Bundesagentur für Arbeit gehört zu einem unserer größten Kunden.


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

Diesen Artikel teilen:

1 Kommentare

[…] sind, mit anderen kollaborativ arbeiten oder Coworking favorisieren, kommen Sie in der heutigen, „new-workigen“ und smarten 4.0-Arbeitswelt nicht um digitale Werkzeuge herum. Ganz gleich, ob Sie Ihr eigenes berufliches Fortkommen […]


Schreibe einen Kommentar

Kommentar

Autor

Lars Hahn

ist Geschäftsführer der LVQ und Entdecker von Systematisch Kaffeetrinken. Er schreibt über Entwicklungen der Arbeitswelt, gibt wertvolle Tipps und führt spannende Interviews zu den Themen Karriere, Jobsuche und Weiterbildung.