„Jobsuche hat viel damit zu tun, Ängste zu überwinden“

27.03.2014, Martin Salwiczek

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tina-peißigEigentlich sollte es ein lockeres Interview werden, um meine Kollegin Tina Peißig vorzustellen. Entstanden ist ein persönliches Gespräch über das Thema Arbeitslosigkeit und den Umgang damit. Tina Peißig ist Projektmanagerin für Jobcoaching und Bewerbertraining bei der LVQ. Über 2.000 Bewerber und Kandidaten hat sie bereits bei der Jobsuche unterstützt. In diesem Interview erzählt sie von ihren Erfahrungen und worauf es demnach bei der Jobsuche vor allem ankommt.

 

 Hallo Tina, stell Dich bitte kurz vor und sag uns, was Du bei der LVQ machst.

Seit zwölf Jahren bin ich bei der LVQ in ganz unterschiedlichen Funktionen tätig. Ich habe angefangen im Bereich der Organisation. Seit 2009 gehören das Bewerbertraining und Coaching zu meinen Aufgaben.

 

Wie kommst Du zu diesen Themen?

Klassisch durch die Ausbildung. Ich habe bei einer kleinen Personal- und Unternehmensberatung eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Da standen Bewerbung und Vermittlung vom ersten Tag an im Vordergrund. Ich habe das Thema immer weiter verfolgt und die Bewerbungsberatung unserer Teilnehmer schon seit Beginn meiner Arbeit bei der LVQ gemacht.

 

Kannst Du abschätzen, wie viele Teilnehmer du schon betreut hast?

Ich hab mal versucht das hochzurechnen. Genau sagen kann ich es nicht, aber auf über 2.000 Teilnehmer komme ich mit Sicherheit. Pro Tag mache ich ja circa drei Beratungen.

 

Wie vielen hast Du zum Job verholfen?

Schwierige Frage. In einigen Fällen bin ich direkt beteiligt, in anderen Fällen lediglich als Schnittstelle. Es sind ja unterschiedliche Wege auf denen die Teilnehmer in den Job kommen. Unternehmen kommen auf mich zu und nennen mir ihren Stellenbedarf – das ist der erste Weg. Zweitens akquiriere ich ganz viel. Und durch Praktika entstehen häufig Jobs, bei denen Unternehmen vorher gar nicht wussten, dass sie diese Vakanz haben. Der Bedarf wird häufig durch die Menschen geweckt, die dort vor Ort sind und ihr Praktikum machen. Dieser Mensch wird dann im Unternehmen gebraucht.

 

Du sagst, viele Jobs entstünden durch Praktika. Die sind ja landläufig nicht so positiv behaftet und werden häufig als Synonym für Ausnutzung günstiger Fachkräfte gesehen. Wie ist da Deine Einstellung?

Also ich spreche zunächst mal aus eigener Erfahrung, aus der Warte der LVQ. Viele unserer Teilnehmer machen im Anschluss an ihre Weiterbildung ein Praktikum. Und da ist es ein ganz wichtiger Punkt. Häufig empfehle ich unseren Teilnehmern, sich bei interessanten Unternehmen für eine zweimonatige Projektarbeit zu bewerben. Damit bieten sie zunächst ihr Können an und heben sich von anderen Bewerbern ab. Innerhalb ihrer Projektzeit haben sie dann die Möglichkeit zu zeigen, was sie können. Wir haben es dann ganz häufig erlebt, dass ein Unternehmen in dieser Zeit gemerkt hat „In diesem Bereich haben wir wirklich Bedarf“ und dadurch eine Stelle erst geschaffen hat.

 

Fällt Dir spontan ein Beispiel ein, bei dem ein Teilnehmer durch so eine Projektarbeit einen Job bekommen hat?

Wir hatten einen Teilnehmer, der war ungefähr Mitte 50, kam aus dem Telekommunikationsbereich und hat dort auf Managerebene gearbeitet. Er wusste nicht so recht weiter, da er viele Absagen bekommen hat und war auch zunächst skeptisch, ob ihm die Weiterbildungen wirklich weiterhelfen. Durch die Weiterbildungen bei uns orientierte er sich fachlich neu, brauchte aber entsprechende praktische Erfahrungen. Er hat dann eine Projektarbeit bei einem Bildungsträger gemacht und machte das so gut, dass er als Projektmanager eingestellt wurde. Es gibt noch viele andere Beispiele von Teilnehmern, die selbst im höheren Alter durch Projektarbeiten oder Praktika, eine neue Anstellung gefunden haben.

 

Du sagst, der Teilnehmer kam mit der Ernüchterung vieler Absagen und einer Portion Skepsis zur LVQ. Erlebst Du das häufiger bei den Teilnehmern? Und kannst Du eine Veränderung im Laufe der Weiterbildung erkennen?

Das ist ganz unterschiedlich. Viele Teilnehmer unserer Weiterbildungen sind zu Beginn ernüchtert von der bisherigen Jobsuche, weil Sie erkannt haben, dass sie von zu Hause aus nicht mehr weiter kommen. Die Weiterbildungen sehen Sie als gute Möglichkeit, um ihre beruflichen Chancen zu erhöhen, doch ein Rest Unsicherheit bleibt. Sie merken, dass sie, auch was die Jobsuche angeht, Hilfe brauchen. Wir haben ein ganz gutes Kompetenzteam, das genau da ansetzt und neue Strategien für die Jobsuche vermittelt.

 

Zudem sind die Gespräche untereinander, mit anderen Teilnehmern sehr hilfreich. Sie merken, dass sie mit ihrer Situation nicht alleine sind, dass Arbeitslosigkeit kein Makel ist und viele diese Phase durchmachen, so gut sie auch bereits qualifiziert sind. Außerdem ist der Prüfungsdruck ja nicht unerheblich. Die Teilnehmer sind dann in einem Boot und unterstützen sich gemeinsam von Prüfung zu Prüfung. Durch die Prüfungserfolge und die gegenseitige Hilfe, schöpfen Sie neue Kraft und Ideen für die Arbeitssuche. Und sie verlassen die LVQ mit einem neuen Netzwerk von menschlich und fachlich wertvollen Kontakten.

 

Weiterbildung ist also eine Möglichkeit, seine Jobchancen zu verbessern. Worauf kommt es sonst bei der Jobsuche an?

Ich habe einen Spruch, der dazu ganz gut passt: Wenn ich meinen Traumprinzen suche und zu Hause sitze, werde ich ihn nicht finden. Ich sollte raus in die Welt gehen und mich zeigen. Ob das über XING ist, Messebesuche oder sonst was. Die passende Weiterbildung kann ein wichtiger Baustein sein, reicht aber alleine nicht, auch wenn man dann gut qualifiziert ist. Arbeitssuche erfordert einiges mehr.

 

Raus gehen, sich zeigen. Das fällt eher introvertierten Menschen schwer, vor allem wenn das Selbstvertrauen durch die Arbeitslosigkeit nicht gerade auf dem Höhepunkt ist. Was rätst du ihnen und wie unterstützt du sie?

Wichtig ist, aktiv zu werden und seine Ängste zu überwinden. Ich ermutige unsere Teilnehmer Gespräche zu führen, und wenn es erst mal „nur“ Telefongespräche sind. Wenn sie bei fünf Gesprächen zwei positive Rückmeldungen bekommen, ihre Unterlagen schicken dürfen oder einfach ein nettes Gespräch haben, steigt das Selbstvertrauen. Das müssen sie aber selber erfahren.

 

Dahin gehend bereite ich die Leute vor, mit Einzelgesprächen, Vorbereitung von Vorstellungsgesprächen und der Herausarbeitung von Soft Skills.

 

Stell Dir vor, Du verlierst morgen Deinen Job: Was würdest tun?

Ich würde mein Netzwerk aktivieren. Die Kontakte, die ich im beruflichen Alltag geknüpft habe, haben ja alle was mit meinem Themen zu tun. Wie ich vorhin schon sagte, ich würde in die Welt gehen.

 

Und wenn Du jetzt nicht Tina Peißig wärst und Dir das entsprechende Netzwerk fehlen würde?

Ich würde mir zunächst Messen, Veranstaltungen oder Vorträge raussuchen, die mich interessieren, die mein Thema betreffen. Ich würde versuchen mir dahingehend ein Netzwerk aufzubauen, in Gespräche zu kommen mit Menschen die meine Themen teilen. Das ist ein langwieriger Prozess, der Geduld erfordert, aber ich würde sofort damit beginnen. Dafür würde ich unterstützend XING nutzen. Natürlich würde ich auch die Stellenbörsen im Internet im Auge behalten und mich auf passende Stelle bewerben.

 

Es gibt ja eine Unzahl an Bewerbungsratgebern, Karriereseiten und Vorlagen zum Download im Internet. Nenn bitte drei Quellen, die Du besonders empfehlen kannst.

Eine erste gute Anlaufstelle ist die Karrierebibel. Hier findet man gute Fachartikel und Bewerbungstipps. Es lohnt sich außerdem hin und wieder in Karriere- und Personaler-Gruppen bei XING reinzuschauen. Hier findet man häufig interessante Fachdiskussionen von Experten und kann sich wertvolle Anregungen holen. Und  ich kann natürlich den neuen LVQ-Blog wärmstens empfehlen.

 

Vielen Dank für das Gespräch, Tina.

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Martin Salwiczek, Lars Hahn und Gastautoren.

 

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

 

Das Angebot der LVQ Business Akademie richtet sich an Berufstätige und umfasst die Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

 

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

 

 

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Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.