Die Zukunft und Veränderung der Arbeitswelt, Digitalisierung, New Work, Work Smart - Begriffe, die momentan in aller Munde sind, aber nicht jeder mit Leben füllen kann. Damit sich dies ändert, hat die migosens GmbH den WorkSmart Experience Day (WSXD) ins Leben gerufen, der erstmalig am 10.10.2019 im Impact Hub Ruhr in Essen stattgefunden hat.
Die Veranstalter gehen nämlich nicht vom New-Work-Gedanken aus – „der Art und Weise WIE man arbeitet und miteinander umgeht“ – sondern spricht bewusst von Work Smart. Der Hintergrund ist, dass „Work Smart kein Projekt [beschreibt], indem wir neue Tools einführen, sondern einen Kulturwandel hin zu einer modernen und potenzialfördernden Arbeitsumgebung.“
Da wir uns stetig über die Zukunft der Arbeit und ihre Auswirkungen auf die Berufswelt und Jobsuche austauschen, waren wir von der LVQ gerne Kooperationspartner dieses Events. Angela Borin und Lars Hahn waren für uns vor Ort und haben nicht nur die Arbeitskultur von Morgen hautnah erlebt, sondern auch mit Fachleuten diskutiert und Neues über New Work und Work Smart gelernt.
In interaktiven Workshops und tiefgründigen Diskussionen mit anderen Teilnehmenden haben sie sich zur Zukunft der Arbeit inspirieren lassen und spannende Impulse erhalten. Im heutigen Beitrag berichten sie vom Event, ihren Eindrücken und verraten Ihnen, was Sie als Berufs-, Quer- oder Wiedereinsteiger*in oder aber auch als Weiterentwicklungsinteressierte für sich mitnehmen können. Unter dem Hashtag #WSXD können Sie den Verlauf der Veranstaltung auf Twitter sogar nachverfolgen.
Der Ice-Breaker des #WSXD: Kennlernbingo
Morgens 9 Uhr in Essen. Einmal das Haus der Technik umrundend, ist der Eingang zum Impact Hub Ruhr gefunden. Noch ist es ruhig. Neben dem Organisationsteam des WSXD scheine ich die Erste vor Ort zu sein. Sofort von Anna Pietlar, eine der Organisatorinnen des WSXD, herzlich empfangen, erhalte ich einen kleinen Zettel mit der Aufschrift „Kennlernbingo“. Mit einem Augenzwinkern erklärt sie: „Nutze die Zeit, bis die Veranstaltung beginnt und tausche Dich mit den anderen, langsam eintreffenden Teilnehmern aus. Finde Menschen, die Du auf Deinem Zettel vermerken kannst. Aber notiere jeden Namen nur einmal, um mit möglichst vielen ins Gespräch zu kommen. Sonst wäre es ja langweilig.“
Das sehe ich ähnlich, wenngleich ich bisher noch nie auf solch einer Veranstaltung gewesen bin und somit niemanden kenne. Ich drehe mich um und höre doch eine bereits vertraute Stimme: „Finde jemanden, der in der gleichen Branche tätig ist. Na, das haben wir wohl schon abgehakt.“ Lars Hahn, mein Chef und Kollege, hebt schmunzelnd seine Augenbraue. „Wir wollen doch aber mit neuen Gesichtern Bekanntschaft machen, Lars.“ Mit diesem Gedanken steuern wir daher den ersten Tisch an, an dem Ana Salgado, Mitarbeiterin der migosens GmbH, und Katharina Großmann, Organisatorin des WSXD, stehen und finden – wie sich später herausstellt – das einzige September-Geburtstagskind des Tages. Die meiner Ansicht nach größte Herausforderung des Kennlernbingos haben wir also, dem völligen Zufall geschuldet, sofort gemeistert.
Um der Regel des Nur-einmaligen-Notierens zu folgen, mischen wir uns unter die anderen Teilnehmenden, trinken hier gemeinsam einen Kaffee, essen dort zusammen ein Brötchen. Heute begegnen wir uns alle auf Augenhöhe, kein distanziertes ‚Sie‘, sondern nur das professionelle ‚Tages-Du‘. Schnell steigt nicht nur die Anzahl der Namen auf meinem Zettel, sondern auch die Anzahl meiner XING- und LinkedIn-Kontakte. Ein schöner Nebeneffekt jeder Veranstaltung: Das eigene Netzwerk wächst.
Neu unter meinen Kontakten auch Aktivist42, Torsten-Roman Jacke, einer der Gewinner unserer Ticket-Verlosung im September, der sich freut, heute dabei sein zu können.
„Befindest Du Dich im Wandel?“
Während wir uns langsam von unseren Tischen lösen und Platz auf den kleinen arrangierten Hockern finden, hält eine Frage uns, die Teilnehmenden des WSXD, auf Trab: ‚Befindest Du Dich im Wandel?‘ Viele zögern, wissen nicht recht, ob sie mit ja oder nein antworten sollen. Vor dem Hintergrund der Veranstaltung wird die Frage durchaus interessant, denn eigentlich befinden wir uns beruflich alle im Wandel durch Digitalisierung und neue Arbeitsformen. Als das erste Panel über neue Arbeitsformen und -welten im Ruhrgebiet auf der kleinen Bühne vor den Hockern startet, wird schnell klar, dass auch Unternehmen und Organisationen sich mit dieser Frage auseinandersetzen.
Peter Adelskamp, erster Chief Digital Officer der Stadt Essen sagt: „In Zeiten der digitalen Transformation wollen und müssen auch wir als Behörde mitgehen. Wir haben uns Projekte anderer Städte angesehen und nun erhält auch Essen ein Bürger-Rathaus, das nach smarten Gesichtspunkten konzipiert ist. Dabei ist uns wichtig, die Kollegen miteinzubeziehen und sie in Form eines Nutzerbeirats mitgestalten zu lassen. Die Frage ‚Warum‘ ist für uns sehr entscheidend. Nur so können wir gewährleisten, dass unsere Kollegen stets im Bild sind.“
Was können wir aus dieser Erkenntnis für uns mitnehmen? André Boschem, Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft, meint, dass wir „nicht direkt den Riesenprozess aufmachen, sondern mit kleinen Schritten anfangen“ sollen. „Wir haben zum Beispiel erstmal den Mettwoch wieder eingeführt, um unsere Kollegen und die Führung wieder ganz anders zusammenzubringen und den Austausch zu ermöglichen.“
„In einer Gorilla Culture wirst Du rasiert!“
Nach der kleinen, regen Diskussionsrunde betritt Markus Väth, Coach und Mitgründer von humanfy, die Bühne. Das Mikro als Headset verstaut, hat er die Hände frei für eine charmante, authentische und lustige Keynote: „Aus meiner Sicht sollten Unternehmen sich an fünf Prinzipien halten, damit New Work funktionieren kann: Freiheit, Selbstverantwortung, Sinn, Entwicklung und soziale Verantwortung. Jedoch passt das nicht in traditionelle ‚Gorilla Cultures‘, in denen Dir vom ‚Oberhaupt‘ der Kopf rasiert wird, wenn Du ihn frei ausstreckst. So kann man natürlich keine Agilität implementieren.“
Doch wie kann solch eine Struktur aufgeweicht werden? Und wie verhalte ich mich als der oder die Mitarbeiter*in, dessen/deren Kopf nicht geschoren werden soll? Markus Väth regt an, die fünf Prinzipien in Unternehmen zu fördern, Personalarbeit neu zu denken und vom Menschen auszugehen: „Sei Front-Runner, wenn Du ein Thema treiben willst. Setze Dich intellektuell und strategisch damit auseinander und bring es in Dein Unternehmen. Denn jeder Mensch sollte das Recht und die Möglichkeit haben, das zu arbeiten, was er wirklich, wirklich will. Und Menschen zu helfen, genau das zu finden, das ist dann der edelste Auftrag an die Personalarbeit.“
Nach der Keynote ist vor den Workshops
Die Keynote mündet in eine kleine Pause, in der sich erneut die Gelegenheit bietet, Kontakte zu knüpfen. Ich springe daher von meinem kleinen Hocker auf und treffe am Büffet auf Inga Höltmann, Gründerin der Accelerate Academy und Speakerin, mit der ich fleißig darüber diskutiere, welche Vorzüge die jeweiligen Sessions der beiden Workshop-Blöcke haben. Schnell sind wir uns einig: „Eigentlich möchte ich ja alle besuchen.“ Wir lachen beide und mein erster Impuls, später ihre Session ‚Meetings als Hebel für die Veränderung der Unternehmenskultur‘ zu besuchen, verwandelt sich in eine Entscheidung.
„Work Smart finde ich gut, denn nicht alles Alte ist schlecht, sonst wäre ich ja auch nicht mehr dabei und nur Sven stünde hier.“ Nach diesen charmanten Worten von Julia Collard, ist auch die zweite Wahl schnell getroffen. Ich besuche die Session ‚Jobsharing hoch 2‘ von Sven Schnitzler und ihr, dem Vertriebs- und Marketingleitungsduo der Europäischen Fachhochschule und den gemeinsamen Geschäftsführern von Doppel[t]spitze.
Jobsharing, New Pay, Arbeitskulturen…
Als die Session von Julia und Sven beginnt, liegen viele verschiedene Muster in Papierform in unterschiedlichen Farben auf dem Boden verteilt. Wir werden aufgefordert, ein Team zu bilden, indem wir gemeinsam mit einem Partner zwei passende Puzzleteile finden. Spannenderweise wählen viele die gleiche Farbe und Form aus. Nur ein Team findet auch in verschiedenen Farben trotzdem ein Muster, das ineinandergreift.
Anhand der Puzzle-Beispiele wirft Sven die Frage in den Raum: „ Wie können sich Mitarbeiter, die sich eine Position teilen, insbesondere Führungskräfte, denn gegenseitig durch ihre Kompetenzen bereichern? Und welche Kompetenzen sollten Sie mitbringen? Geht es wirklich nur um Fachkompetenzen?“ Spannende Fragen, denen wir im Diskurs nachgehen, bis wir von Katharina Großmann erinnert werden, uns wieder mit allen Teilnehmer*innen einzufinden, um unsere Ergebnisse zu präsentieren.
Obwohl wir mit zwei Vertretern der LVQ nicht alle Workshops besuchen können, bekommen wir am Ende trotzdem einen guten Eindruck aller Inhalte – dank Anna und Nils Schnell von MOWOMIND auch visuell. Der Reihe nach treten die Teilnehmer*innen der jeweiligen Workshops auf die Bühne und berichten den Nicht-Teilnehmer*innen von ihren Diskussionen und Ergebnissen. Während es in der Session ‚Jobsharing‘ darum gegangen ist, herauszufinden, wie Kompetenzen ineinandergreifen können, erörterten die Teilnehmer*innen des New-Pay-Workshops von Nadine Nobile, Gründerin von CO:X, nach welchen Kriterien die gemeinsam geschaffenen Erfolge letztlich vergütet werden könnten. In der Session ‚Innogize our work‘ von Dirk Smikale, Leiter Projekte HR-Kernprozesse bei RWE vormals innogy, wurde dazu passend dann nochmal die These in den Raum gestellt, dass die Entwicklung einer Arbeitskultur nicht nur der zentrale Baustein jeder erfolgreichen Transformation ist, sondern auch zur Effizienzsteigerung in Unternehmen beitragen kann.
… Meetings und Achtsamkeit
Bunte Post-Its austeilend, fordert Inga uns auf, die Stühle beiseite zu räumen, selber kreativ zu werden und Hacks für ‚Killerthemen‘ wie Ausschweifungen, Schweigen oder die zu lange Dauer von Meetings zu entwickeln. Aber auch Inga selbst hat einen Rat für all diejenigen in petto, die neu in einer Firma anfangen oder sich mit dem Thema Meetings genauer beschäftigen wollen:
„Ich empfehle Einsteigern und Einsteigerinnen, erst einmal ein bisschen Gefühl für die Meetings in ihrer Organisation zu entwickeln, sich umzuschauen und zu sehen, wie sie funktionieren und welche (meistens unausgesprochenen) Übereinkünfte es gibt. Das ist wichtig, um die Menschen in der Organisation zu verstehen und zu begreifen, warum sie sich in diesen Zusammenkünften so verhalten, wie sie das tun. Meistens gibt es bestimmte Typen oder Verhaltensmuster in Meetings, die wiederkehren: Die, die viel reden, die, die viel schweigen, die, die viele Ideen haben oder die, die meistens eher Bedenken äußern. Spannend ist auch immer zu sehen, welcher dieser Typen man selbst ist. Ich empfehle jeder und jedem, sich damit auseinanderzusetzen und auch mal ganz bewusst das Verhalten zu ändern und einen anderen Typus zu adaptieren. Und ich würde auch immer mal wieder die Rolle wechseln: Bietet an, mal zu moderieren, das Meeting zu organisieren oder Euch um das Protokoll bzw. das Nachhalten der Ergebnisse zu kümmern. Das verschafft Euch Einblicke in die Bedürfnisse der anderen Rollen - wichtiges Wissen, um Meetings zu verbessern.“
Auch am Ende dieses Workshops tragen wir unsere Ergebnisse wieder bei der Bühne und den kleinen Hockern vom Anfang zusammen. Ich melde mich freiwillig, den Nicht-Teilnehmer*innen einen Einblick in unser ‚kleines Meeting‘ zu geben und betrete zusammen mit Inga und einem weiteren Teilnehmer die Bühne. Interessant war es laut Lars auch im interaktiven Workshop von Stefan O. Berns. Die Teilnehmenden konnten aktive Achtsamkeits-Übungen erfahren und Stefan zeigte auf, welchen wichtigen Zusammenhang es zwischen beruflichen Entscheidungen und eigener Intuition gibt.
Jobsuche oder Weiterentwicklung: Unsere Learnings des WSXD
Ganz im Stile des #WSXD-Tages-Du berichte ich Euch heute in Du-Form, welche Themen ich für mich mitnehmen konnte konnte. Vielleicht ist der eine oder andere interessante Tipp auch für Euch dabei. Also was machen wir nun daraus? Wenn mir heute eines sehr deutlich klar geworden ist, dann dass in Zeiten der Digitalisierung Weiterentwicklung und Vernetzung die Stichwörter sind – ganz gleich ob man sich auf Jobsuche oder bereits in einem Unternehmen befindet:
- Es wird für jeden Einzelnen also immer wichtiger, herauszufinden, was man wirklich, wirklich möchte, damit man seine eigenen Stärken noch besser ins Unternehmen einbringen kann und neue Arbeitskulturen fördern kann. Sei es der Job, das Unternehmen oder die Branche an sich.
- Manchmal muss ich mir meine Stelle vielleicht sogar selber ‚bauen‘, damit ich das tun kann, was ich wirklich machen möchte. Ein gutes Beispiel ist Doppel[t]spitze, die sich innerhalb ihres Unternehmens gefunden und sich gemeinsam eine Position geschaffen haben, die sie als doppelte Führungsspitze auf Augenhöhe teilen. Stichwort ‚Jobsharing‘.
- Besonders entscheidend für neue Arbeitsformen und -kulturen sind deswegen, wie Markus Väth sagte, Front-Runner: Menschen, die vorangehen und sich für ihr Thema einsetzen, um es voranzutreiben. Nur so kann ich, wenn ich es wirklich möchte, meine Arbeitskultur in meinem Unternehmen mitgestalten.
- Dafür muss ich mein Unternehmen aber auch immer wieder neu durchdringen, meinen Blickwinkel verändern und neue (Kommunikations-)Rollen ausprobieren, damit ich die Struktur und Kommunikation meines Unternehmens stets im Auge behalte und mitfördere.
- Nicht zuletzt kommt es dabei immer auch auf das eigene Netzwerk an, denn ein stabiles Netzwerk ist oftmals der Schlüssel zu den genannten Punkten. Für mich heißt das also, dass ich mich in Zukunft noch mehr auf für mich relevanten Veranstaltungen blicken lassen und netzwerken sollte, damit ich mein Netzwerk nicht nur erweitere, sondern auch pflege. Das Netzwerk kann schließlich auch dann hilfreich sein, wenn man sich beruflich weiterentwickeln möchte.
Work Smart Experience Day: Inspiration und Impulse
Im Anschluss an die Workshops, geht das Event in einen entspannten Abend mit Saxophon-Musik über. Jeder ein Getränk in der Hand, prosten wir uns zu und lassen einen spannenden Tag voller neuer und inspirierender Eindrücke in klassischer Netzwerkmanier ausklingen.
Für mich als Berufseinsteigerin war das ‚Zwischendrin‘, der Austausch mit den anderen Teilnehmenden, das Beste. Teils weil man zwischenmenschliche Gemeinsamkeiten aufdecken konnte, teils weil berufliche Ähnlichkeiten Wege eröffnen, gemeinsame Projekte zu starten. Somit konnten wir, Lars und ich, für uns in der LVQ ebenfalls einige Impulse am heutigen Tag mitnehmen. Wir möchten uns an dieser Stelle gerne für die Partnerschaft, die tolle Organisation und den WSXD im Ganzen bei migosens bedanken und freuen uns schon jetzt auf den #WSXD20. Sehen wir uns?
Ein lesenswerter Rückblick des Veranstalters auf den #WSXD ist auf dem hauseigenen Blog zu finden.
Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.
Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.
Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.
Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!
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