Unsere Arbeitswelt verändert sich gerade jetzt durch die Digitalisierung rasant. Das hat auch Auswirkungen auf die Jobsuche und Bewerbung.
Welche Entwicklungen das sogenannte #Arbeitenviernull auf unser zukünftiges Arbeitsleben haben wird, war auch Thema auf der Konferenz re:publica in Berlin. Jährlich trifft sich hier die Netzszene, um digitale Themen zu diskutieren. War sie anfangs "nur" eine Blogger-Konferenz, so ist sie heute einer der wichtigsten Events zu digitalen Themen.
Unsere Dozentin Silke Loers ist seit einigen Jahren ein gern gesehener Gast bei der re:publica. Da wir dieses Jahr leider nicht anwesend sein konnten, hielt sie für uns Augen und Ohren offen und brachte netterweise einen Beitrag über Arbeiten 4.0 mit.
Von Silke Loers
Vom 2.5.- 4.5.2016 fand die 10. re:publica #rpTEN in Berlin statt. Viele nennen sie das Klassentreffen der digitalen Welt, fühlt sich auch so an.
„Die re:publica ist eine der weltweit wichtigsten Events zu den Themen der digitalen Gesellschaft... eine "Gesellschaftskonferenz" mit über 8.000 TeilnehmerInnen.“
Neben den Netzthemen, wie Big Data, Hass im Netz und Digitalisierung gab es auch ein Town Hall Meeting zum Thema Arbeiten 4.0 mit Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles.
Die Fragestellung der Veranstaltung war:
In welcher digitalen Arbeitswelt wollen wir leben? Und was müssen wir alle dafür tun, damit sie Realität wird?
Die Digitalisierung einerseits und der Wunsch der Menschen nach selbstbestimmter Arbeit anderseits verändern unsere Arbeitswelt erheblich.
Unternehmen müssen sich darauf einstellen, dass flexible Arbeitsmodelle immer mehr gefragt sind und die Menschen sich die Art und Weise ihres Arbeitens selbst aussuchen.
Home-office, Familienfreundlichkeit und flexible Arbeitszeit sind Themen, die immer mehr gefordert und auch eingerichtet werden.
Fragen, die Ministerin Nahles beschäftigen sind zum Beispiel:
- Wie können alle Erwerbspersonen vom technologischen Wandel profitieren?
- Wie können wir sicherstellen, dass alle in Deutschland auch in Zukunft sozial ausreichend abgesichert sind und fair entlohnt werden?
- Wie können Lösungen aussehen, die die Bedürfnisse des Einzelnen und die betrieblichen Interessen berücksichtigen?
Für viele Menschen sind ein sicheres und auskömmliches Einkommen, unbefristete Beschäftigung, Entwicklung sozialer Beziehungen am Arbeitsplatz und die Möglichkeit, eigene Fähigkeiten in die Arbeit einzubringen, wichtige Anliegen. Dementsprechend befassen sich die die Aktivitäten der Bundesregierung auch mit diesen Aspekten.
Zu all diesen Themen gab es einen spannenden Dialog. Andrea Nahles nahm Stellung und bot ihre Mitarbeit an den neuen Regelungen an.
Was wird sich in unserer Arbeitswelt in Zukunft verändern?
Von der Digitalisierung sind alle Branchen und Arbeitswelten betroffen, von der Industrie bis hin zu den Dienstleistungsbranchen, von den Betriebsstrukturen bis hin zu neuen, alternativen Formen von Zusammenarbeit und Führung.
Die Rolle eines jeden Mitarbeiters und auch die Formen der Personalführung werden sich stark verändern. Hierarchische Strukturen werden sich zu Gunsten von Projektarbeit und flexiblen Arbeitsgruppen verändern.
Auf der anderen Seite ist aber auch zu berücksichtigen, dass sich Lebensentwürfe verändert haben, sie sind individueller und vielfältiger geworden. Klassische Rollenbilder sind längst aufgeweicht. Frauen und Männer wollen gleichberechtigter arbeiten und sich auch stärker gemeinsam um die Familie kümmern. Der klassische Stellenwert der Arbeit, der Wunsch nach Entfaltung, aber auch nach einem geregelten Privatleben bringen Fragen zu Arbeitszeitveränderungen und Arbeitsstrukturen mit.
Gerade junge Menschen, die sogenannte Generation Y, haben einen hohen Anspruch an ihr Arbeitsleben und an ihre (zukünftigen) Arbeitgeber. Sie wollen flexibel sein und trotzdem einen hohen Beitrag leisten. Hier gilt es durch offene Strukturen, diese in die Unternehmen zu integrieren.
Das Interesse gerade an Startups ist hier groß, weil sie mitbestimmen und gestalten können. Die Frage wird sein, wie es Unternehmen gelingt, diesen Anspruch von jungen Bewerbern zu erfüllen.
Veränderung ist gut, doch nicht jede Veränderung ist auch etwas für alle Menschen. Es gibt Menschen, die sich genau diese Flexibilität wünschen und dann gibt es jene, die damit nicht umgehen können und wollen. Auch für diese Menschen muss und wird es Arbeitsplätze geben.
Einer Erhöhung der Arbeitsanforderungen steht einer erheblichen Entlastung der körperlicher Arbeit gegenüber. Eine Verdichtung der Arbeit erfordert die Notwendigkeit der Weiterentwicklung.
Die Veränderungsfelder:
- Digitaler Wandel
- Neue Technologien verändern die Berufswelt. Die Anforderungen werden größer.
- Die Digitalisierung ist am Stärksten in Telekommunikation und Verlagswesen, Medien und Rundfunk vorangeschritten. Einen hohen Digitalisierungsgrad haben ebenfalls die IT- und Informations-, Finanz- und Versicherungsdienstleister sowie die Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten, elektrischen und optischen Produkten sowie Fahrzeugen.
- Beschäftigung
- Ganze Berufsfelder werden wegfallen.
- Es entstehen neue Berufsfelder: Wissensarbeiter, Entwickler und auch Gründer von Startups sind gefragt.
- Der technische Fortschritt geht schnell voran, Flexibilität im Denken und Handeln, Schritthalten ist gefragt.
- Arbeits- und Datenschutz
- Die Digitalisierung entlastet die Menschen.
- Autonom agierende und digital vernetzte Systeme verändern Abläufe und Organisationen.
- Die Digitalisierung bringt mit sich, dass Beschäftigte zunehmend Datenspuren hinterlassen.
- Zeit- und Ortsflexibilität
- Die Herausforderungen an die Arbeitszeitgestaltung werden größer.
- Arbeitszeitbedürfnissen stehen betrieblichen Interessen gegenüber.
- Flexibilität versus den vorhandenen Strukturen in Unternehmen.
- Bildung
- Die Anforderungen an die Bildung der Menschen werden größer.
- Umschulungen, Weiterbildungen, Aus- und Wiedereinstiege werden zur neuen Normalität.
- Arbeitskultur und Mitbestimmung
- Eine Veränderung der Unternehmenskultur der Unternehmen wird durch die Digitalisierung vorangetrieben.
- Mitgestalten, Mitwirken und Mitbestimmen sind die zentralen Prinzipien einer guten Unternehmenskultur.
- Eine gute Unternehmenskultur bildet die Grundlage für Kreativität, Offenheit und Engagement.
- Soziale Sicherung
- Guter Lohn für gute Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeitszufriedenheit der Menschen.
- Die Absicherung der Menschen muss gewährleistet sein.
- Aber auch Flexibilität für Unternehmen beispielsweise durch Projektarbeit.
- Soziale Marktwirtschaft
- Neue digitale Arbeits- und Vertragsformen verändern das klassische Beschäftigungssystem.
Ein modernes Arbeitsrecht, hohe sozialrechtliche Standards und gesunde Arbeitsbedingungen bilden die Grundlage für die Aufrechterhaltung der sozialen Marktwirtschaft.
Die Schattenseiten von Arbeiten 4.0
Das Normalarbeitsverhältnis mit teilweise lebenslanger Betriebsbindung war früher gang und gebe. Einmal Banker, immer Banker und teilweise haben die Eltern auch schon dort gearbeitet. Heute ist Flexibilität und Wechsel gefragt. Das ist nichts für Jeden. Es gibt viele Menschen, die Kontinuität brauchen und denen ein Wechsel des Arbeitsplatzes große Schwierigkeiten bereitet.
Es gibt Berufsfelder, die von den Neuerungen des Arbeitens 4.0 ausgenommen sind, weil das System das nicht hergibt. Beispielswiese Krankenschwestern werden immer in Schichten arbeiten und eine Flexibilisierung wird schwierig.
Manche Bereiche verändern sich durch die Technologien so rasant, dass einige Menschen schwer hinterherkommen. Beispielsweise ist es nach einem Wechsel oder auch nach einer Elternzeit immer schwerer wieder in einige Berufe zurückzukehren, ohne sich vorher auf den neuesten Stand gebracht zu haben.
Agile Arbeitsstrukturen, die heute schon in der IT fest verankert sind werden auch in anderen Bereichen Einzug halten. Doch es gibt Menschen, die benötigen feste Arbeitsanweisungen, die wollen und können nicht mitgestalten und sich einbringen. Auch für diese Menschen muss es einen Platz geben.
Was können Sie für Ihre Jobsuche in Zeiten von Arbeiten 4.0 tun?
Arbeiten 4.0 ist kein Hexenwerk und bringt vielleicht auch für Sie ganz neue Möglichkeiten. Diese gilt es zu entdecken und sich ihnen zu stellen. Diese Tipps sollen Ihnen bei Ihrer Jobsuche einen Anhaltspunkt geben:
- Setzen Sie sich mit Trends und neuen Möglichkeiten auseinander!
- Welche neuen Berufe sind gefragt und passe ich dort hinein?
- Informieren Sie sich, was sich in den Unternehmen, Branchen verändert.
- Wo wollen Sie zukünftig arbeiten? Wie soll das Unternehmen aussehen?
- Klären Sie für sich, welcher Arbeitstyp Sie sind!
- Wie wollen Sie arbeiten?
- Welche Strukturen brauchen und möchten Sie?
- Wie soll Ihr Arbeitsplatz aussehen?
- Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit vor?
- Welche Unternehmen bieten Ihnen einen Arbeitsplatz nach Ihren Vorstellungen?
- Ein guter Weg, um hier einen ersten Eindruck zu bekommen ist der Test vom BMAS: Wertewelten.
- Suchen Sie nach Unternehmen, die so arbeiten, wie Sie es für Sie passt!
- Welche Unternehmen bieten die Arbeitsmöglichkeiten, die Sie sich wünschen?
- Lernen Sie! Finden Sie Weiterbildungen, Veranstaltungen und Lernmöglichkeiten, um sich auf die Veränderungen Ihrer Arbeitswelt vorzubereiten!
- Was brauche ich für Kompetenzen, um jetzt und in Zukunft am Markt meinen Platz zu finden?
- Wohin kann ich mich entwickeln?
- Passen Sie Ihre Bewerbungsstrategien auf die Arbeitswelt 4.0 an!
- Prüfen Sie Ihre Unterlagen auf die neuen Anforderungen.
- Haben Sie ein optimiertes Profil bei XING oder LinkedIn?
- Wie findet ein interessiertes Unternehmen Sie online, wie offline?
- Vernetzen Sie sich, gehen Sie zu Veranstaltungen!
- Schauen Sie sich um, wer arbeitet in einem Unternehmen Ihrer Wahl?
- Wo können Sie Menschen treffen, die in Ihren angestrebten Bereichen arbeiten?
- Besuchen Sie Veranstaltungen wie beispielsweise Branchenevents, Konferenzen, Barcamps, Vorträgen zu relevanten Themen.
- Sprechen Sie mit Menschen über ihre Arbeit und schauen Sie, ob das etwas für Sie ist.
- Bauen Sie sich ein Netzwerk im neuen Arbeitsfeld auf.
Arbeiten 4.0 bietet viele neue Chancen. Jeder muss für sich entdecken, wohin er selbst sich hin entwickeln möchte. Die Möglichkeiten werden vielfältiger, das kann aber auch überfordern. Informationen sammeln und sich vernetzten hilft Hemmschwellen abzubauen und den eigenen Platz zu finden.
Zum Weiterlesen:
Arbeitenviernull.de - Dialogprozess des BMAS
Arbeiten 4.0, Blog der Bertelsmann-Stiftung
"Arbeiten 4.0 verändert die Welt " bei SystematischKaffeetrinken.de
Über die Autorin:
Silke Loers ist Social Media Beraterin und nebenbei freie Dozentin im Social Media Manager IHK bei der LVQ. Zuletzt war sie Projektleiterin der Karriereexperten.com, der führenden Datenbank für Karriereberater, Coaches und Trainer. Seit fünf Jahren bloggt sie zudem mit dem Themenschwerpunkt Vertrieb und Kundengewinnung mit Social Media.
Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Lars Hahn, Martin Salwiczek und Gastautoren.
Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.
Das Angebot der LVQ Business Akademie richtet sich an Berufstätige und umfasst die Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.
Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!
[…] auf der Agenda steht das Thema Arbeit 4.0, über das wir hier im Blog ja auch schon geschrieben haben. Gleich in mehreren Vorträgen und Podiumsdiskussionen ist die Zukunft unserer Arbeitswelt Thema. […]