10 Jahre Online-Redakteur/in (IHK): ein Kursportrait

26.06.2025

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Der folgende Text ist ein Gastbeitrag des Kerndozenten unserer Weiterbildung zum/zur Online-Redakteur/in (IHK), Dr. Martin Mirbach.

Das Wichtigste zuerst: Ja, eine Weiterbildung zum Online-Redakteur lohnt sich, auch und gerade in Zeiten grassierender KI. Denn „KI ist eine historische Chance. […] Wenn wir es richtig machen, wird Journalismus wie ein Phönix aus der Asche steigen“, meint Mathias Döpfner, der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE. Natürlich wird sich das Berufsbild ändern, allerdings gar nicht überraschend. Sondern einfach etwas schneller, als von Außenstehenden erwartet. Dennoch: Mit KI verfassen sie ihre Produkt- und Kategorietexte, ihren Retail- und Channel-Content seit Jahr und Tag, die Unternehmen wie Adidas und OBI, Euronics und OTTO, H&M und Zwilling … gern auch über Nacht, massenhaft und mehrsprachig!

Hier kann sie trumpfen, die KI: Wo aus in Warenwirtschaftssystemen hinterlegten Produktdaten lesbare, aber doch immer gleiche Texte entstehen. Wo Unmengen großer Daten blitzschnell ausgewertet, aufbereitet und veröffentlicht werden, etwa in der Wahlberichterstattung. Wo es um das reine Bereitstellen von Informationen geht – nicht für Menschen, sondern für Suchmaschinen und LLMs. In der Tiefe dagegen ist die anfängliche Begeisterung verflogen. Etliche Verlags- und Medienhäuser haben ihre ambitioniertesten KI-Projekte längst begraben. In der Sportberichterstattung, dem Politikressort, sogar im Werblichen. Und die Marktforscher von Gartner rechnen mit der Beendigung weiterer 30 Prozent aller internen KI-Projekte noch in diesem Jahr.

Der Online-Redakteur: Jill and Jack of many trades

In anderen Branchen sterben KI-Projekte häufig einen nachvollziehbaren Tod: zu unzuverlässig in der Qualität der Daten, zu aufwendig in der Implementierung, zu unsicher im Risikomanagement – oder schlicht zu teuer. Beim Online-Redakteur liegen die Gründe tiefer. Der oder die braucht nämlich mehr als sicheres Deutsch und gute textuelle Performanz. Mehr als Empathie und Interpretation im geschriebenen Wort. Gefragt sind „Kenntnisse aus den Bereichen Recherche, Konzeption, Visualisierung und Informationsvermittlung“, weiß Wikipedia. Auch „der sichere Umgang mit einem Content-Management-System“ gehört zu den Berufsanforderungen, ebenso wie Bildbearbeitung und Organisationstalent, Kreativität und betriebswirtschaftliches Denken. Und überhaupt: Bitte berücksichtigen Sie BFSG und DSGVO. Dankeschön!

Wo Tausendsassa gefragt sind, braucht es eine breit angelegte Weiterbildung – die sich bei der LVQ neben rechtlichen, ethischen und berufsgrundlegenden Lerninhalten in zwei Abschnitte gliedert und vier Kompetenzbereiche gezielt herausarbeiten soll:

Sprachkompetenz: Du erlernst den journalistischen Umgang mit Information und Content, erfährst, welche Recherchetechniken sich besonders eignen und wie man Texte für eine Online-Publikation vor- und aufbereitet. Das Einsetzen unterschiedlicher Textgattungen, von der Nachricht bis zum Kommentar, gehört ebenso zur Sprachkompetenz wie die Feinheiten von Korrektur und Lektorat. Wir zeigen dir auch, wie du klickstarke Überschriften baust und deinen Content sorgfältig planst.

Marketingkompetenz: Als Online-Redakteur hast du immer etwas zu vermarkten, zumindest deinen eigenen Text. Denn Vermarkten heißt für uns nicht unbedingt verkaufen, aber immer: aufhübschen, attraktiver machen, die Sichtbarkeit erhöhen. Wie mit Texten (und um sie herum) Geld verdient wird, bleibt allerdings nicht ausgespart. Du wirst die wichtigsten Erlös- und Vergütungsmodelle im Online-Marketing kennenlernen und anwenden können.

Designkompetenz: Hier geht es längst nicht mehr darum, die grafische Oberfläche einer Website zu gestalten. Denn die wird uns als Vorlagen vieltausendfach zur Verfügung stehen: kostenlos, responsiv und anpassbar. Was uns stattdessen interessiert: Wie wirken sich Layout und Typographie auf die Usability einer Website aus? Welches Kontrastverhältnis gilt noch als barrierefrei? Gibt es Schriften die ich meiden sollte, vielleicht solche mit Serifen? Natürlich gehören die Grundlagen der Bildbearbeitung und -redaktion ebenfalls zur Ausbildung.

Technikkompetenz: Wir beginnen mit den Basics. Du wirst lernen, einfache HTML-Befehle zu programmieren, Daten per FTP zu übertragen und zu verwalten und CSS grundlegend zu verstehen. Nach dem Zertifikatstest geht es schließlich richtig los, mit deinem eigenen Praxisprojekt.

In der Praxis steckt die ganze Theorie

Hier sollst du eine eigene Website erstellen und kannst dich dabei frei entfalten: Vielleicht möchtest du dich und deine Fähigkeiten für künftige Bewerbungen eindrucksvoll präsentieren? Du wolltest schon immer zu deinem Lieblingsthema bloggen, bist aber irgendwie nie dazu gekommen? Du hast schon lange diese eine Geschäftsidee im Kopf und möchtest erst einmal klein anfangen? Auch wenn du noch gar keine Idee für dein Praxisprojekt hast: In den letzten Jahren sind Hunderte spannender Projekt in diesem Kurs verwirklicht worden. Viele davon wirst du in den 20 Unterrichtstagen kennenlernen. Und falls du nicht so lange warten möchtest, hier schon mal eine kleine Handvoll:

Zur Umsetzung deines Praxisprojekts wird dir die komplette Infrastruktur zur Verfügung stehen:

  • Ein persönlicher Account bei einem sehr zuverlässigen Web-Hoster,
  • eine von außerhalb nicht einsehbare Entwicklungsumgebung und
  • bereits abgelegte WordPress-Installationsdateien.

Von hier aus werden wir gemeinsam den kompletten Entwicklungsprozess einer neuen Webpräsenz durchlaufen: Wie lege ich eine Datenbank an und verbinde diese mit meinem CMS? Wie installiere ich WordPress ‚von der Pike auf‘? Auf welche Einstellungen sollte ich besonders achten? Wie unterscheide ich sinnvolle von potenziell schädlichen Erweiterungen? Wie gelingt es mir, bei Google, BING, ChatGPT etc. überhaupt gefunden zu werden? Wie wirkt sich die DSGVO auf meine Website aus? Muss ich das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) beachten, und wie mache ich eine Website auch für Menschen mit Einschränkungen zugänglich?

Schon nach dem ersten Praxistag wird das Grundgerüst deiner neuen Website stehen. An den folgenden Tagen kümmern wir uns vormittags zusammen um prüfungsrelevante Inhalte: Wir erstellen Rechtstexte wie Impressum, Datenschutzerklärung und Bildnachweise, konfigurieren ein datenschutzkonformes Cookie-Banner und richten Share-Buttons ein. Wir erstellen unsere ersten Menüs, üben alle wichtigen Aspekte der Suchmaschinenoptimierung und sorgen für eine maschinenlesbare Sitemap. Der Rest des Tages gehört dir und deinem Projekt. Bei bestimmt auftauchenden Problemchen profitierst du von der Schwarmintelligenz der anderen Teilnehmer oder sprichst deinen Dozenten an – so machst du sehr schnell Fortschritte.

Auswildern: als Online-Redakteur in freier Wildbahn

Wer es noch nie gehört hat: Unter „Auswildern“ versteht man das Veröffentlichen einer Website, die vorab nur in einer Entwicklungsumgebung aufgebaut wurde – also zum Beispiel in der Weiterbildung zum/zur Online-Redakteur/in (IHK) bei der LVQ. Wir zeigen dir, wie genau das funktioniert, gehen alle vorbereitenden Schritte gemeinsam durch und geben dir eine ausführliche Anleitung an die Hand. Und wenn es doch irgendwo haken sollte, helfen wir dir. Aber warum solltest du überhaupt „auswildern“, wenn du dich in erster Linie weiterqualifizieren wolltest? Zunächst einmal: Es ist nur ein Angebot; wenn dir das Arbeiten in einer Entwicklungsumgebung gereicht hat – perfekt! Genauso gut kannst du dein Projekt einfach mitnehmen und es später auswildern. In einer Woche, ein paar Monaten oder Jahre später. Du kannst jederzeit genau dort wieder einsteigen, wo du im Kurs aufgehört hast.

Zu guter Letzt: ein FAQ!

Welche Voraussetzungen muss ich für eine Kursteilnahme mitbringen?
Du benötigst in der Regel ein Deutsch-Sprachniveau von C1 nach dem europäischen Referenzrahmen sowie ausgeprägte Schreibfähigkeiten. Spaß am Texten, Neugierde und die Bereitschaft, sich in unbekanntem Terrain zu bewegen, gehen sowieso klar. Mit deinem Rechner und dem Internet kennst du dich aus. Im Idealfall hast du nichts dagegen, die ein oder andere Browser-Erweiterung zu installieren oder neue Demo-Software auszuprobieren. In jedem Fall gehört ein Beratungsgespräch mit Eignungsfeststellung dazu.
Wie genau läuft die Weiterbildung ab?
Die Weiterbildung zum/zur Online-Redakteur/in (IHK) dauert 20 Tage und findet Montag bis Freitag von 8 bis 16 Uhr im Online-Präsenzunterricht statt. Es besteht also Anwesenheitspflicht, für dich und für deine Dozenten. Wir treffen uns in einem Zoom-Meeting und nutzen parallel dazu Moodle als interaktive Lernumgebung. Hier findest du sämtliches Unterrichtsmaterial digital abgelegt, und auch den Zertifikatstest absolvierst du hier. Für alle, die lieber ausgedruckt lesen: Einen Kursordner mit allen prüfungsrelevanten Inhalten und das Begleitbuch Think Content! von Miriam Löffler und Irene Michl erhältst du vorab per Post. Die jeweiligen Starttermine und deine Ansprechpartner für weitere Informationen findest du hier in der Weiterbildungsinfo.
Welche Prüfungsleistungen muss ich ablegen?
Eis gibt insgesamt drei bewertete Prüfungsleistungen:
  • Einen schriftlichen Zertifikatstest, bestehend aus Multiple-Choice- und offenen Fragen. Du absolvierst den Test etwa nach der Hälfte des Kurses zum Abschluss des Theorieteils. Dein Ergebnis erfährst du noch am selben Tag.
  • Einen von dir verfassten Text – deutschsprachig, frisch verfasst, mit einer Mindestlänge von 500 Wörtern. Inhaltlich und was die Auswahl einer Textgattung angeht, kannst du völlig frei entscheiden. Dieser Text muss anschließend in dein Praxisprojekt eingepflegt und dort weiterbearbeitet werden.
  • Eine von dir selbst erstellte, funktionierende und mit allen prüfungsrelevanten Bestandteilen ausgestattete Website. Welche das genau sind, erklären wir dir in aller Ruhe – mündlich, schriftlich und samt Checkliste zum Abhaken
... und welche Abschlüsse bekomme ich dafür?

Mit regelmäßiger Teilnehme und nach dem erfolgreichen Bestehen aller (!) Prüfungsleistungen erwirbst du die Abschlüsse

  • Online-Redakteur/in (IHK) und
  • Webadministrator/in Content und Technik (LVQ)

Mit dem Bildungsgutschein hast du die Möglichkeit, mehrere Kurse zu kombinieren, etwa unsere/n Online-Redakteur/in mit Online-Marketing- und/oder Social-Media-Management.

Wo finden Absolventen ihren (Wieder-) Einstieg?
Unsere Absolventen finden Jobs in der Unternehmenskommunikation, in der Redaktion, in der Öffentlichkeitsarbeit und an den unterschiedlichsten Schnittstellen zum Social-Media-Management, Online-Marketing oder Projektmanagement. Zu den typischen Arbeitgebern gehören:
  • Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) aus den Branchen Kultur & Medien, Dienstleistung & Beratung, Gesundheit & Soziales, E-Commerce, Handel & Vertrieb oder EDV & IT (z. B. die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Städte Essen und Bochum, die Eurotops Versand GmbH, die Clivia Gruppe, der Verlag an der Ruhr, das Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, der Initiativkreis Ruhr, die TecAlliance GmbH, Andritz Küsters, die Busch Media Group, die Deutsche Ausschreibungsblatt GmbH, die Kultur Ruhr GmbH etc.)
  • Werbe- & Kommunikationsagenturen (z. B. die Publicis Media, Dive-e, Saatchi & Saatchi, Digitas, Artefact, Taskom, Gathmann Michaelis und Freunde, Heidi Klum GmbH – ONEeins fab management, Lüdke! Gruppe, Pixelnerds, Contunda, bam! interactive marketing etc.)
  • Privatwirtschaftliche Großunternehmen und Konzerne (z. B. OTTO, e.on, Douglas, Grohe, Hubert Burda Media, Aldi Süd, Galeria, Targo Bank, Netto, Telefonica, FUNKE Mediengruppe, DKV, Tiemeyer Gruppe, Valora Holding etc.)
  • Staatliche Hochschulen, Vereine, (berufs-) Verbände & Körperschaften öffentlichen Rechts (z. B. BZgA – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, Bundesamt für Güterverkehr, Kindernothilfe, Friedensdörfer, Caritasverband für das Bistum Essen, Technische Hochschule Georg Agricola, IHK NRW, Universität Duisburg Essen, Universität Vechta, Archäologisches Museum Hamburg, Museum der Stadt Gladbeck, Katholische Stadtkirche Duisburg, Stadt Duisburg etc.)
Etliche Absolventen haben sich zudem für eine freiberufliche oder selbständige Tätigkeit in Online-Redaktion, Copywriting oder Website-Erstellung entschieden.

Als Kerndozent unserer Weiterbildungen Online-Redakteur/in (IHK) und Online-Marketing-Manager/in (IHK) begleitet Dr. Martin Mirbach uns schon eine ganze Weile. Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums unseres Online-Redakteurs hat er es sich nicht nehmen lassen, einen Gastbeitrag für unseren Karriere-Blog zu schreiben, in dem auch einige Best Practices der letzten zehn Jahre gewürdigt werden. Vielen Dank, lieber Martin, für den schönen Beitrag und natürlich für dein Engagement als Dozent!


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.

Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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