Kreative Bewerbung: Alternative Ideen für die Jobsuche (1)

07.03.2019, Angela Borin

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Kreative Bewerbung - Eine Auswahl

 „Sehr geehrte Damen und Herren,

 

 

 

mit großem Interesse habe ich in der Zeitung von Ihrer Stellenausschreibung erfahren und bewerbe mich hiermit auf Ihre ausgeschriebene Position…“

 

 

 

Eine letzte Prüfung, ein Klick und weg ist sie, die Bewerbung auf die im Internet entdeckte Stelle.

 

 

 

Auch heutzutage machen viele Jobsuchende noch immer Gebrauch von altbekannten, floskelhaften Formulierungen, Standardeinleitungen und der Gestaltung einer klassischen Bewerbung. Denn das Internet strotzt vor Text- und Lebenslaufvorlagen sowie vordefinierten Textbausteinen. Es liegt nahe, dass Jobsuchende, die sich erstmals nach langer Zeit (wieder) bewerben müssen, auf entsprechende Quellen zurückgreifen oder gar mittlerweile überholte Bewerbungsratgeber nutzen. Ohne die persönliche Note aber wird ein Großteil der klassischen Bewerbungen untereinander austauschbar, einzig die Namen verändern sich. Die Gefahr wird groß, dass Ihre Bewerbung ohne nähergehende Prüfung im Papierkorb endet.

 

 

 

Die Lösung: Versuchen Sie sich an einem neuen Ansatz. Damit Ihre Chancen auf ein Vorstellungsgespräch und somit auch den Job künftig steigen, müssen Sie sich vom Einheitsbrei der Masse abheben. Um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, sollten Sie mit Ihren Unterlagen hervorstechen. Wecken Sie bei Ihrem Leser das Verlangen, den Ersteller hinter der Bewerbung – Sie – unbedingt kennenlernen zu wollen, gar zu müssen.

 

 

 

Dabei kann Ihnen eine kreative Bewerbung helfen. Und damit meinen wir nicht bunte, schrille Animationen, Bilder oder Jugendsprache. Wir sprechen davon, den potenziellen Arbeitgeber mithilfe moderner Sprache und Gestaltung durch die Geschichte Ihrer Bewerbung zu führen, Ihre Kreativität unter Beweis zu stellen und raffinierte Akzente zu setzen. Denn Storytelling ist ein wichtiges Element, auch für Ihre Bewerbung, und gut eingesetzte gestalterische Highlights unterstreichen dieses und bleiben im Gedächtnis haften.

 

 

 

Wie das genau aussieht, wollen wir Ihnen in unserer neuen Mini-Serie Kreative Bewerbung verraten. In diesem Beitrag geben wir zunächst eine kleine Einführung in das Thema, erläutern, warum eine kreative Bewerbung sinnvoll ist, für welche Berufe und Branchen sie sich eignet und welche Möglichkeiten der Kreativbewerbung es gibt.

 

 

 

 

 

 

 

Wie läuft der Bewerbungsprozess ab?

 

 

 

Sobald in einem Unternehmen eine neue Stelle offen ausgeschrieben wird, trudelt oftmals eine Bewerbung nach der anderen ein und landet auf dem Tisch des zuständigen Personalers oder in der Bewerbungssoftware des Unternehmens. Im letzteren Fall wären jegliche unkonventionellen Bemühungen verschenkte Zeit, da eine Vorauswahl zumeist auf Basis vorgefertigter Algorithmen stattfindet, bevor ein Mensch Ihre Bewerbung überhaupt zu Gesicht bekommt. Nimmt allerdings ein Personaler die Selektion vor, kann sich eine kreative Bewerbung durchaus lohnen.

 

 

 

Da Stellen oft zügig besetzt werden sollen und vielleicht sogar müssen, bleibt dem jeweiligen Zuständigen oft nur wenig Zeit, eine grobe Vorauswahl passender Kandidaten zu ermitteln, um diese in einem persönlichen Vorstellungsgespräch kennenzulernen. Laut einer Recruiting-Studie von Staufenbiel und Kienbaum scannen und beurteilen 42% Personaler die mühsam erstellten Bewerbungen weniger als 5 Minuten, bevor sie getreu dem Motto „Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen“ sortiert werden.

 

 

 

Wie kann eine kreative Bewerbung helfen?

 

 

 

Doch wie schaffen Sie es in die nächste Runde? Nun, unter all diesen Bewerbungen befinden sich zahlreiche Mappen und PDFs, die eher auf Quantität als auf Qualität setzen. Das heißt nicht zwangsweise, dass diese Bewerbungen schlecht sind. Es bedeutet aber, dass sie sich alle stark ähneln, da sie sich einer universellen, für jeden Arbeitgeber passenden Sprache und Gestaltung bedienen.

 

 

 

Selbst wenn Sie also die eierlegende Wollmilchsau sind, Ihr Anschreiben und Ihre Vita aber in einer klassischen Form mit bereits tausendfach verwendeten, standardisierten Floskeln daherkommt, geht auch Ihre Bewerbung mit großer Wahrscheinlichkeit im riesigen (virtuellen) Stapel aller anderen klassischen Bewerbungen unter. Also seien Sie außergewöhnlich und machen Sie es anders!

 

 

 

Damit Ihre Bewerbung nicht in diesem Einheitsbrei versinkt und letztlich im „Kröpfchen“ landet, müssen Ihre Unterlagen hervorstechen. Sie müssen Ihren Leser dazu verleiten, nochmal einen genaueren Blick auf Ihre Angaben werfen zu wollen. Im besten Fall möchte der zuständige Personaler Ihre Bewerbung in genau diesem Moment gar nicht aus der Hand legen. Der Überraschungseffekt – ein ansprechendes Design, pfiffige Formulierungen – hat ihn aus der Trance langweiliger Standardbewerbungen gerissen. Diese Bewerbung bleibt im Gedächtnis, denn das Stichwort lautet hier Einzigartigkeit. Und genau dort setzt die Idee der Kreativbewerbung an.

 

 

 

Doch für wen eignet sich die kreative Bewerbung?

 

 

 

Aber Achtung! Nicht für jeden Beruf und für jede Branche eignet sich die kreative Bewerbung. Während sie zum Beispiel für kreative Berufe oft zum guten Ton gehört, nehmen alteingesessene Berufe eher Abstand und setzen weiterhin auf die klassische Form.

 

 

 

Als Faustregel gilt: Dort, wo auch im späteren Arbeitsumfeld grafisch oder inhaltlich überzeugt werden will und muss, dient die kreative Bewerbung schon im Vorfeld als eine Art „kleine Arbeitsprobe“. Das gilt besonders für Grafiker, aber eben auch für Journalisten, (Online-)Marketing- und Social-Media-Manager, Vertriebler und all diejenigen, die mit medialen Aufgaben betraut sind. Ist hingegen Seriosität und Professionalität oberstes Gebot, sollte das angestrebte Image schon durch die Formalia der klassischen Bewerbung untermauert werden. Dies ist besonders wichtig für jene Berufsgruppen, die mit Zahlen, Recht, Sicherheit und persönlichen Kundendaten hantieren: Banker, Juristen, Versicherungskaufleute, Polizisten und Ärzte.

 

 

 

Nicht zuletzt sollte der künftige Arbeitgeber genauer betrachtet werden. Einige Unternehmen und Institutionen sind noch immer in der klassischen Bewerbung verwurzelt. Ganz gleich, ob eine Stelle zum Datenschutzbeauftragten oder zur Social-Media-Managerin ausgeschrieben ist, in Forschung, Finanzwesen, Pharmabranche, Universitäten und öffentlichen Einrichtungen entspricht oftmals die klassische Variante dem gewünschten Bewerbungsstil.

 

 

 

Wie immer im Leben bestätigen, auch bei der Kreativbewerbung, Ausnahmen die Regel. In unseren Bewerbungstrainings haben auch wir bei der LVQ bereits einen mit Indesign aufgepeppten Lebenslauf eines Chemikers sowie eine mit Powerpoint gebaute kreative Bewerbung eines Ultraschall-Prüfingenieurs in Händen gehalten – beide mit erfolgreicher Personaler-Resonanz.

 

 

 

Entscheidend ist also, dass Sie sich über Ihr gewünschtes Unternehmen informieren. Führen Sie sich immer vor Augen, wer Ihr Gegenüber ist und welche Lesart in seiner Branche und in seinem Unternehmen bevorzugt wird, bevor Sie sich an eine kreative Bewerbung wagen.

 

 

 

Wie viel Kreativität muss es denn nun sein?

 

 

 

Damit Sie also positiv hervorstechen, müssen Sie zuerst herausfinden, wie Sie innerhalb Ihrer Branche, aber auch für das jeweilige Unternehmen angemessen auffallen können. Eine kleine Wettbewerbsanalyse der Online-Auftritte kann Ihnen – im Bezug auf die Branche – Aufschluss geben. Ihr Wunschunternehmen sollten Sie sowohl im Print- als auch im Online-Auftritt genauer unter die Lupe nehmen. Schauen Sie sich die Unternehmenskanäle an. Welche werden genutzt? Welche Sprache wird verwendet? Wie wird kommuniziert?

 

 

 

All diese Informationen können Ihnen Aufschluss darüber geben, wie kreativ Ihre Bewerbung werden darf. Ist das Unternehmen erst frisch auf Facebook vertreten, nutzt sonst nur XING, wirkt in seinen Posts eher steif und auch die Bilder sind eher klassisch einzuordnen, sollten Sie etwas reservierter sein. Sind hingegen auch Pinterest und Instagram voll ausgenutzt und es wird eine jugendlichere Sprache mit modernen Bildern kombiniert, dürfen Sie ein bisschen mutiger werden.

 

 

 

Ob Anfänger oder Profi: Jeder kann kreative Bewerbung

 

 

 

Es gibt vielfältige Möglichkeiten, der eigenen Bewerbung das gewisse Etwas zu verleihen, um sich als Bewerber schon durch das Layout mit dem Unternehmen zu verknüpfen:

 

 

  • das Zeitungsformat,
  • der Magazinstil,
  • der Nachbau der Firmenwebsite,
  • der Social-Media-Auftritt,
  • der Pitch,
  • das Handout,
  • der grafische Lebenslauf,
  • das Video,
  • die eigene Homepage oder einfach nur
  • die Übernahme des Corporate Designs.

 

 

 

Diese visuelle Verknüpfung sollte sich allerdings mithilfe kreativer Formulierungen auch inhaltlich wie ein roter Faden durch das Bewerbungsanschreiben ziehen. Andernfalls ist die packende schöne Hülle am Ende nur ein leeres Versprechen.

 

 

 

Überlegen Sie daher gut, welche kreative Form Sie sich zutrauen. Keiner erwartet, dass Sie eine HTML-Webseite bauen, wenn Ihre Stärke eher im kreativen Schreibstil begründet ist. Wichtig ist, dass die gewählte Art zu Ihnen und zum Unternehmen passt und Sie diese umsetzen können. Dann grenzt sich Ihre kreative Bewerbung nicht nur von anderen ab, sondern ist authentisch und hält, was sie verspricht.

 

 

 

Aber Vorsicht: Das Ziel muss immer lauten, den potentiellen neuen Arbeitgeber zu informieren, nicht zu bombardieren. Nur eben mit dem gewissen Etwas.

 

 

 

In den folgenden Teilen unserer Serie Kreative Bewerbung verraten wir Ihnen, wie die Ausgestaltung des Anschreibens im Einzelnen aussehen kann.


 

 

 

 

Zur kompletten Serie Kreative Bewerbung:
  1. Kreative Bewerbung. Teil 1: Alternative Ideen für die Jobsuche
  2. Kreative Bewerbung. Teil 2: Storytelling. Mit einer guten Geschichte den Arbeitgeber fesseln.
  3. Kreative Bewerbung. Teil 3: Das Anschreiben im Zeitungsformat
  4. Kreative Bewerbung. Teil 4: Das Anschreiben im Magazinstil
  5. Kreative Bewerbung. Teil 5: Die Social-Media-Bewerbung
  6. Kreative Bewerbung. Teil 6: Von Selbstmarketing, Pitch und Guerilla Bewerbung
  7. Kreative Bewerbung. Teil 7: Der kreative Lebenslauf
 

 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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3 Kommentare

[…] der Bewerbung können das Zünglein an der Waage sein, um sich von Mitbewerbern abzugrenzen. Wie im ersten Teil unserer Serie zur Kreativbewerbung erwähnt, gibt es vielfältige Möglichkeiten, der eigenen Bewerbung das gewisse Etwas zu […]


Angela Borin
11. März 2019

Lieber Herr Mai,

danke für Ihren Hinweis. Ich habe den Lebenslauf vor anderthalb Jahren im Rahmen meiner Jobsuche erstellt. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht mehr, wo ich die von mir angepasste Vorlage her hatte. Auf jeden Fall war sie die für mich geeignetste, die ich für einen modernen Lebenslauf finden konnte. Und Erfolg hat sie mir auch beschert. Gerne möchte ich mich auf diesem Wege für die hilfreiche Vorlage und auch den Kommentar bedanken und werde sie im kommenden Teil "Lebenslauf" als Quelle verlinken. Man lernt ja nie aus :-)

Viele Grüße aus Mülheim an der Ruhr



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