In der neunten Folge von Du bist mehr als dein Lebenslauf geht es um das vermeintliche Stigma Arbeitslosigkeit. Lars Hahn, Martin Salwiczek und Kay Pfefferkuchen reden darüber, ob die Phase #ZwischenZweiJobs im Lebenslauf am besten kommentarlos übergangen werden sollte oder ob sich aus ihr vielleicht auch Chancen ergeben.
- Warum Arbeitslosigkeit auch heute oft als Stigma empfunden wird,
- wie Selbstfürsorge und Vernetzung den Umgang damit erleichtern und
- welche Rolle Weiterbildung in dieser Phase spielen kann,
um das und mehr geht es in dieser Folge.
Die wichtigsten Inhalte ihres Gesprächs kannst du im Folgenden nachlesen. Wir empfehlen natürlich, die ganze Folge anzuhören:
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Und wenn dir gefällt, was du hörst, empfiehl uns gern weiter! ;-)
Arbeitslosigkeit: Stigma oder Chance?
Vor der Aufnahme unserer neunten Folge haben wir auf LinkedIn eine kleine Umfrage gestartet. Die User*innen sollten angeben, ob Arbeitslosigkeit ihrer Meinung nach ein Makel oder eine Chance sei.
70 Prozent der Befragten gaben an, darin eine Chance zu sehen. Die Wahrnehmung als Makel wurde in den Kommentaren eher den Personaler*innen zugeschoben.
Generationen und gesellschaftliche Prägungen
Nicht zuletzt die Wirtschaftskrise habe die Bedeutung, die Arbeit für uns hat, geprägt. „Damals™ waren Arbeitsplätze insgesamt schwerer zu finden“, sagt Lars. „Der Lehramtsabsolvent, der sich – statt hinterm Pult – am Taxisteuer wiederfindet, wurde gefühlt zum Sinnbild einer ganzen Generation.“ Man muss so etwas nicht selbst erlebt haben; dass es wichtig, wenn nicht selbstverständlich ist, einer Arbeit nachzugehen, lebten unseren Großeltern unseren Eltern vor, die es wiederum uns vorlebten (insbesondere die Väter). Deshalb empfinden auch heute viele Menschen Arbeitslosigkeit als persönliche Krise.
„Arbeitslosigkeit löst häufig innere Konflikte und Unsicherheiten aus“, weiß Martin. „Gerade wenn sich jemand nach vielen Jahren in einem festen Job plötzlich in einer unsicheren Phase wiederfindet.“ Viele Menschen haben tief verankerte Glaubenssätze, die ihnen suggerieren, Arbeitslosigkeit sei ein Zeichen persönlichen Scheiterns.
Die alten Bilder bröckeln: der dynamische Arbeitsmarkt
Die heutige Arbeitswelt ist geprägt von Schnelllebigkeit, Digitalisierung und immerzu neuen Anforderungen an Arbeitnehmer*innen sowie Bewerber*innen. „Das klassische Modell einer lebenslangen Anstellung greift immer seltener, was wiederum bedeutet, dass Zeiten der Arbeitslosigkeit – oder besser gesagt: Phasen zwischen zwei Jobs – an Normalität gewinnen“, sagt Martin.
Lars ergänzt: „Beim Jobwechsel, dem Uni-Abschluss oder dem Wiedereintritt nach der Elternzeit spricht man auch von friktionaler oder Wechselarbeitslosigkeit. Und die gibt’s einfach. Viele denken bei ‚arbeitslos‘ automatisch an ‚langzeitarbeitslos‘. An HARTZ IV, was heute Bürgergeld heißt. Das ist aber etwas anderes als die oben genannten Übergangsphasen.
An dieser Stelle verweist Kay auf eine Eyetracking-Studie der Online-Jobbörse Stepstone. Aus dieser geht einerseits hervor, dass viele Personalverantwortliche die Lücke im Lebenslauf nicht (mehr) als No-go betrachten. Andererseits sei Arbeitslosigkeit nicht gleich Arbeitslosigkeit, etwa in Bezug auf Hochschulabsolvent*innen, denen bei der Jobsuche durchaus eine gewisse Schonfrist eingeräumt wird.
Arbeitslosigkeit als Tabuthema und Selbstwertkrise
Kay hat sich als Vorbereitung auf die Folge mit Kollegin Helene – Lena – Thiessen ausgetauscht. Diese habe im Rahmen ihrer Tätigkeit für die LVQ mal einen Menschen gecoacht, für den es schlicht keine Option war, seiner Familie von der Arbeitslosigkeit zu erzählen. Zum damaligen Zeitpunkt half die Corona-Pandemie der Person, den Anschein eines Homeoffice-Alltags aufrechtzuerhalten. „Viele Menschen definieren ihren gesellschaftlichen Wert und ihre Identität stark über ihre berufliche Rolle,“ so Lars. „Arbeitslosigkeit impliziert ja schon, dass etwas fehlt. Ich bin nicht ganz, kein vollwertiger Mensch.“
Unterstützung und Selbstfürsorge
Eines kann in diesem Kontext nicht genug betont werden: Du bist nicht allein! Lars hebt hervor, wie wichtig es ist, frühzeitig auf die Unterstützungsangebote etwa der Arbeitsagentur oder des Jobcenters zurückzugreifen. „Gerade Berufseinsteiger scheuen oft den Schritt zur Agentur für Arbeit, weil sie Arbeitslosigkeit als Makel empfinden. Dabei macht das schon aus Versicherungsgründen Sinn.“
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Selbstfürsorge. Martins Tipp: „Nimm die Zeit ernst, aber setz dich nicht zu sehr unter Druck. Tausch dich mit Gleichgesinnten aus und achte auf deine mentale Gesundheit.“ Auf das richtige Mindset komme es an. Im Rahmen ihrer Weiterbildung nehmen viele unserer Teilnehmer*innen nicht zuletzt den Austausch untereinander als bereichernd wahr: „Sie merken, dass sie nicht allein sind und dass auch andere – oft gestandene Fachleute – nicht vor Arbeitslosigkeit gefeit sind.“
Netzwerken ≠ Bittsteller sein
In den Business-Netzwerken, allen voran LinkedIn, gehen Menschen heute offensiver mit Arbeitslosigkeit um. Die Open to Work-Funktion bietet ihnen die Möglichkeit, ihre Jobsuche aktiv zu kommunizieren. „Viele sehen das Badge mittlerweile als hilfreiches Signal an Arbeitgeber“, sagt Martin. „Und wenn darauf negativ reagiert wird, ist es vielleicht ohnehin nicht der passende Arbeitgeber.“
Auch Lars sieht die Offenheit als Chance: „Durch gezielte Vernetzung und den Austausch mit neuen oder bereits bestehenden Kontakten, aka systematisch Kaffeetrinken, tun sich oft ungeahnte Möglichkeiten auf. Wer selbstbewusst mit seiner Arbeitslosigkeit umgeht, darin vielleicht sogar eine Chance sieht und wertschätzend mit anderen in den Dialog geht, wird auch nicht als Bittsteller wahrgenommen.
Fazit: Arbeitslosigkeit = Stigma Chance
Arbeitslosigkeit – oder wie wir gern sagen: die Phase zwischen zwei Jobs – ist für viele eine belastende Phase. Sie birgt aber auch das Potenzial für neue Wege und berufliche Veränderung. Lars ist überzeugt: „Arbeitslosigkeit muss kein Stigma sein – vielmehr ist sie oft eine Übergangszeit, die eine neue berufliche Orientierung ermöglicht.“
Die gesellschaftliche Wahrnehmung von Arbeitslosigkeit ist im Wandel. Indem wir diesen Übergangsphasen eine positive Konnotation geben und uns aktiv mit den Chancen der Neuorientierung auseinandersetzen, können wir das Stigma Arbeitslosigkeit überwinden. Und wer weiß, vielleicht ist die Phase zwischen zwei Jobs in ein paar Jahren auch nicht mehr so negativ besetzt …
Wie stehst du zu diesem Thema? Sag es uns in den Kommentaren – hier oder in den sozialen Netzwerken!
In unserem Podcast geht es um die Phase #ZwischenZweiJobs, also Jobsuche und Berufsorientierung, aber auch um das Thema (geförderte) Weiterbildung und Trends sowie Entwicklungen der Arbeitswelt allgemein.
Wir unterhalten uns mit spannenden Gästen, darunter Karriere-Coaches, Vertreter*innen der Verwaltung und natürlich ehemalige Teilnehmer*innen unserer Weiterbildung.
Du hast Fragen, Anregungen oder einen Vorschlag, wovon die nächste Folge handeln sollte? Dann schreib uns! Vielleicht gibt es dann ja bald eine Folge zu deinem Wunschthema ... ;-)
Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Martin Salwiczek, Lars Hahn und Kay Pfefferkuchen.
Die LVQ Weiterbildung und Beratung GmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Online-Präsenzunterricht mit Dozent*innen aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.
Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.
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