In der aktuellen Folge unseres Podcasts Du bist mehr als dein Lebenslauf spricht Kay mit Persoblogger Stefan Scheller über die Dos und Don’ts der Bewerbung im Jahr 2025 sowie Entwicklungen und Trends im Personalwesen.
- Ist das Anschreiben überhaupt noch zeitgemäß?
- Was ist dran an der Sorge, KI würde Bewerbungen herausfiltern (Stichwort Application Tracking Systems, ATS, und CV-Parsing)?
- Warum handelt es sich beim Fachkräftemangel um ein volkswirtschaftliches Problem? Und was heißt das?
Um diese und weitere Fragen geht es in unserer 13. Folge.
Die wichtigsten Inhalte ihres Gesprächs kannst du im Folgenden nachlesen. Wir empfehlen natürlich, die ganze Folge anzuhören:
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Bewerbung neu denken: Sinnvolle Anschreiben und realistische Erwartungen

Das klassische Anschreiben hat für Stefan nach wie vor seine Daseinsberechtigung – sofern es einen Mehrwert bietet. Ein gutes Anschreiben sollte dazu dienen, den Lebenslauf zu ergänzen, zum Beispiel um einen beruflichen Wechsel zu begründen oder Lücken zu erklären. Wie bei Stefan, der sich im Lauf seiner Zeit bei DATEV durchaus verändert hat. Sein Bedürfnis, ins Personalwesen zu wechseln, hätte er einem neuen Arbeitgeber erst mal erklären müssen; aus dem reinen Lebenslauf wäre nicht ersichtlich gewesen, warum Stefan sich für eine Stelle als Personaler eignet. „Wer stattdessen, wie so viele, nur Floskeln verwendet, kann sich das Anschreiben eigentlich auch sparen, da es ohnehin nicht gelesen wird“, sagt Stefan.
KI im Recruiting: Was Bewerber*innen wirklich wissen müssen
Immer wieder tragen Interessierte wie Teilnehmer*innen die Sorge an uns heran, KI würde ihre Bewerbung aussortieren, bevor sie überhaupt ein Mensch zu Gesicht bekommt. Diese Angst hält Stefan für übertrieben, zumal hinter dem CV-Parsing noch nicht mal zwingend KI stecke. Große Unternehmen nutzen die sogenannten Application Tracking Systems (ATS), also Bewerbermanagementsysteme schon seit rund 10 Jahren. Dazu gehören auch die CV-Parser, bei denen es sich um Algorithmen handelt, die Lebensläufe auslesen und eine Empfehlung an den/die Personaler*in aussprechen, von wegen: „Der/die Bewerber*in passt zu xyz % zur ausgeschriebenen Stelle“. Was die CV-Parser nicht machen, ist, endgültige Entscheidungen zu treffen. Das gehe schon aus rechtlicher Sicht nicht, so der Persoblogger: „Eine Maschine darf laut DSGVO nicht allein über Zu- oder Absagen entscheiden.“
Gleichzeitig rät er Bewerber*innen, ihre Unterlagen strukturiert und klar zu gestalten – vor allem, wenn mit der Bewerbung große Unternehmen adressiert werden, bei denen davon auszugehen ist, dass ATS im Einsatz sind.
Zur Kreativbewerbung, also kreativ ausgestalteten Lebensläufen, Anschreiben etc. steht er wie folgt: „Wenn Kreativität für die Stelle von Bedeutung ist, macht es Sinn, die Bewerbung entsprechend zu gestalten, dann kann es auch schon als eine Art Arbeitsprobe dienen. Bei Berufen, für die Kreativität nicht entscheidend ist, rate ich eher zur klassischen Bewerbung.
Mut zur Lücke: Warum sich Ehrlichkeit im Lebenslauf auszahlt
Ein weiteres Thema, das viele Menschen in beruflicher Neuorientierung beschäftigt, sind vermeintliche Lücken im Lebenslauf. Für Stefan steht fest: Es gibt keine echten Lücken – nur Phasen, in denen anderes im Vordergrund stand. Wer Angehörige gepflegt, sich eine Auszeit genommen oder sich gesundheitlich erholt hat, sollte offen damit umgehen. „Wenn ich das Gefühl habe, ich muss mich rechtfertigen, ist es vielleicht auch nicht der richtige Arbeitgeber.“
Auch ein Sabbatical oder eine bewusste Auszeit dürfe heute kein Tabu mehr sein – schließlich böten viele Unternehmen solche Modelle selbst aktiv an. Entscheidend sei, ob ein Unternehmen mit der Realität vielfältiger Lebensläufe umgehen könne oder nicht.
Fachkräftemangel und demografischer Wandel: wachsende Herausforderungen
Für Stefan sei der viel zitierte Fachkräftemangel in erster Linie ein volkswirtschaftliches Problem. „Unternehmen mit einem starken Employer Branding und zeitgemäßen Arbeitsbedingungen, die nicht nur nach der eierlegenden Wollmilchsau suchen und auch Quereinstiegen gegenüber offen sind – die haben keinen Fachkräftemangel.“
Nicht zu unterschätzen sei dagegen der demografische Wandel: „In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass jährlich rund 400.000 Menschen aus dem Erwerbsleben austreten werden – Start jetzt.“ Wir entlassen Generationen in den Ruhestand, denen sehr viele Menschen angehören. Die Folgegenerationen der sogenannten Babyboomer setzen sich weniger Menschen zusammen, sodass in Summe auf dem Arbeitsmarkt während der Erwerbstätigenphase deutlich weniger Menschen zur Verfügung stehen. Hier könnten gezielte Zuwanderung, moderne Technologien wie KI und eine clevere Personalstrategie gegensteuern.
Weiterbildung als Schlüssel zur Zukunft
Vor dem Hintergrund ist für Stefan klar: „Weiterbildung ist das A und O – das ist das Thema der Zukunft. Wenn wir es nicht schaffen, dem Skill Gap zu begegnen, der sich gerade auftut, insbesondere mit Blick auf die digitalen Fähigkeiten, dann werden wir unternehmerisch scheitern.“ Lange Zeit sei die Personalentwicklung neben dem Recruiting wie ein Stiefkind behandelt worden; jetzt sei die große Stunde da: „Schaut auf die Menschen, die im Unternehmen sind. Lasst sie sich entwickeln, entwickelt sie und dann haben alle etwas davon.“
Fazit: Sei offen, sei ehrlich, sei dir treu
Stefan ist der lebende Beweis dafür, dass Karrieren nicht in Stein gemeißelt sind: Der gelernte Jurist hat zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn mit dem Personalwesen wenig ‚am Hut‘ gehabt. Ein ehemaliger Vorgesetzter sah Stefans Potenzial und unterstützte ihn bei der internen Umorientierung. Mittlerweile gilt der Persoblogger als HR Top Voice 2023/24 (Personio) und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22), ist mehrfacher Buchautor und blickt auf über 200 Auftritte als Keynote-Speaker, Workshop-Leiter und Podcast-Gast/-Host zurück.
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In unserem Podcast geht es um die Phase #ZwischenZweiJobs, also Jobsuche und Berufsorientierung, aber auch um das Thema (geförderte) Weiterbildung und Trends sowie Entwicklungen der Arbeitswelt allgemein.
Wir unterhalten uns mit spannenden Gästen, darunter Karriere-Coaches, Vertreter*innen der Verwaltung und natürlich ehemalige Teilnehmer*innen unserer Weiterbildung.
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