Jobsuche in der Krise? Keine Panik! 5 Tipps für die Bewerbung in der Rezession

05.09.2019, Lars Hahn

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In der Rezession geht es bergab, auch mit dem Arbeitsmarkt.

Rezession: In der Krise geht es bergab.

 

Rezession in aller Munde.

 

Wer die Wirtschaftsteile der Medien aktuell aufmerksam verfolgt, spürt mehr und mehr, dass eine aufkommende Wirtschaftskrise angekündigt wird. Mit ihr wird sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern. Noch sind die Arbeitslosenzahlen so niedrig wie lange nicht mehr. Jedoch werden sie steigen, sagen die Experten.

 

Krise mit Ansage!

 

Noch geht es uns – der Wirtschaft und dem Arbeitsmarkt – trotz Klimakrise, Handelsstreit und Brexit relativ gut. Viele Indikatoren deuten allerdings auf eine kommende Rezession hin.

 

Der so viel zitierte Ifo-Geschäftsklima-Index, der die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen erfragt, ist seit zwei Jahren stetig gefallen. Besonders stark zurück gingen die Geschäftserwartungen. Auch Google-Trends zeigt, dass der Begriff „Rezession“ in der Google Suche derzeit so stark gesucht wird wie lange nicht mehr und ist somit ein guter Indikator, der darauf hinweist, was Menschen beschäftigt.

Rezession ist ein intensiv gesuchter Begriff bei Google.

Google Trends: Das Thema Rezession wird gerade stark gesucht.

Diese Krise wird auch den Arbeitsmarkt treffen, da sind sich die Experten einig. So zeigt das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) den schlechtesten Wert seit 2013. Die sogenannte Arbeitslosigkeitskomponente (Komponente A) deute auf steigende Arbeitslosenzahlen in den kommenden Monaten hin, wie das linke Barometer auf der Infografik des IAB eindrucksvoll zeigt. „Die Erwartungen für die Arbeitslosigkeit trüben sich ein“ heißt es weiter.

 

Sogleich plant Arbeitsminister Hubertus Heil ein Programm zur Abfederung der kommenden Krise, damit es keine oder weniger Entlassungen gibt. Denn es liegt auf der Hand: Wenn Unternehmen skeptisch in die Zukunft schauen und überlegen, ob sie Personal einsparen oder gar entlassen, sind sie weniger bereit, neue Mitarbeiter zu beschäftigen.

 

Der Arbeitsmarkt wird zäh. Für Bewerber wird die Situation schwieriger. Zuerst sind die offensichtlichen Industrien an der Reihe: Automotive und Maschinenbau. Einstellungsstopp, möglicherweise Sozialpläne. Die Stimmung kippt und plötzlich sind Unternehmen vorsichtig bei der Stellenbesetzung, auch wenn sie dringend jemanden benötigen.

 

Doch welche Bedeutung haben eine Rezession und ein kränkelnder Arbeitsmarkt für Bewerber und die Jobsuche? Darum geht es in diesem Beitrag.

Jobsuche in der Rezession: Der Arbeitsmarkt wird schwieriger

Denn für Jobsuchende sind Phasen der Rezession durchaus heikel. Zum einen stellen Unternehmen ungern Personal ein, solange die Auftragslage kritisch ist. Zum anderen verharren Menschen, die eigentlich ihren aktuellen Job wechseln möchten, während einer Rezession dann doch beim jetzigen Arbeitgeber, solange der Arbeitsmarkt da draußen so ungemütlich ist. „Lieber den falschen Job, als gar keinen!“ wird auf einmal wieder en vogue.

 

Nun mag die eine oder der andere einwenden: „Jaaaa, aber das gilt nicht für meine Branche.“ Erfahrungsgemäß überträgt sich die Stimmung der Schlüsselbranchen wie der Automobilindustrie auf den gesamten Arbeitsmarkt, selbst auf Berufe, die sich fern von Handelsbeziehungen und Produktionsaufträgen befinden.

 

Leidtragende der Rezession sind diejenigen, die tatsächlich zwischen zwei Jobs stehen: die schon Arbeitslosen. Sie haben es in der wirtschaftlichen Schieflage schwerer, eine neue Arbeitsstelle zu ergattern, eben weil es so zäh ist am Arbeitsmarkt.

Arbeitsmarktkrise und persönliche Krise?

Hinzu kommt: Der Zustand zwischen zwei Jobs ist meistens auch ein Zustand der persönlichen Krise für die Betroffenen, denn Jobsuche und Arbeitslosigkeit werfen viele Unsicherheiten und Fragen auf. Selbstzweifel entstehen selbst bei berufserfahrenen und hartgesottenen Managern. Zumindest mir erging es bei meiner Arbeitslosigkeit seinerzeit so. Fragen wie „Was hab ich eigentlich genau zu bieten?“, „Wie finde ich einen neuen Job, der zu mir passt?“, „Was will ich beruflich wirklich tun?“, „Wie ist mein ‚Marktwert‘?“ fressen schon genügend Energie. Kraft, die man für den Bewerbungsprozess braucht und nicht bei der Verfolgung der Frage „Bekomme ich überhaupt noch einen Job in der jetzigen Lage?“ verpulvern möchte.

 

Als wäre die Frage der persönlichen Neuorientierung und Positionierung nicht schon schwer genug, verschlechtert sich mit einer Rezession nun auch noch der Nährboden für den neuen Job. Wenn das Klima in den Unternehmen angespannt ist, schlägt sich das auf die Situation für Jobsuchende nieder: „Wenn dann auch noch die Lage am Arbeitsmarkt schlecht ist, wie soll ausgerechnet ich dann einen Job finden?“

 

Dabei ist die Lage ernst, aber nicht aussichtslos. Denn auch in einer wirtschaftlichen Krise werden stetig Stellen besetzt, weil sie besetzt werden müssen. Nur gibt es dabei ein paar Aspekte zu beachten. Für die Jobsuche in der Rezession gibt es daher meine heutigen fünf Bewerbungstipps:

Fünf Bewerbungstipps für die Jobsuche während der Arbeitsmarktkrise:

Bewerbungstipp 1:

Keine Panik! Der Reiseführer „Per Anhalter durch die Galaxis“ aus dem gleichnamigen Kult-Roman von Douglas Adams trägt auf seinem Einband die Aufschrift „Keine Panik“. Ich finde das sehr beruhigend und habe den Spruch deshalb als Startbildschirm auf meinem Smartphone.

 

Denn natürlich neigen viele Menschen dazu, sich in brenzligen Lagen von kollektiver Nervosität anstecken zu lassen. Und natürlich ist die allgemeine Angst vor Rezession solch eine Situation. Und natürlich nützt es der persönlichen Jobsuche gar nicht, sich davon in Panik mitreißen zu lassen. Lassen Sie sich also nicht von der allgemeinen negativen Stimmung infizieren. Bei aller verständlicher innerer Unruhe und Sorge - gehen Sie Ihren Bewerbungsweg unermüdlich, auch wenn die allgemeine Lage eher unruhig und ungünstig erscheint. Sie werden Ihren nächsten Job finden, auch wenn es beschwerlicher ist und etwas länger dauern kann.

Bewerbungstipp 2:

Nehmen Sie sich viel Zeit für Ihre persönliche Positionierung und das sorgfältige Aufbereiten Ihrer Bewerbungsunterlagen. Gerade wenn’s heikel zu sein scheint auf dem Arbeitsmarkt, neigen viele Bewerber zu Hektik und Eile. Auch ich tendierte bei meiner Jobsuche zuerst zum „Schießen mit Schrot“. „Irgendwas wird schon funktionieren“, dachte ich. Tat es aber nicht.

 

Erst als ich meine Strategie von Quantität auf Qualität abwandelte, bewegte sich etwas. Die wenigen Bewerbungen mit individueller, sorgfältiger Vorbereitung sorgten für eine hohe Quote an Gesprächen und letztlich für den Job. Also verwenden Sie lieber mehr Zeit auf die Suche nach der richtigen Stelle, auf die Sie sich und Ihre Unterlagen durchdacht und ausgiebig vorbereiten, statt Massenbewerbungen zu versenden, die letztlich nur im Sand verlaufen.

Bewerbungstipp 3:

Verhalten Sie sich geradezu antizyklisch. Insbesondere in Zeiten der Stagnation und Rezession sind diejenigen, die am Ball bleiben, oftmals besser zu sehen. Der Arbeitsmarkt mag zäh sein, sich wie leer gefegt anfühlen, die Stellenausschreibungen rarer als zu Boom-Zeiten. Aber auch in der Rezession müssen viele Stellen besetzt werden – weil jemand das Unternehmen verlässt, weil eine Elternzeit bevorsteht, weil jemand längerfristig ausfällt oder aus anderen persönlichen oder unternehmerischen Gründen. Wenn Sie da hartnäckig und systematisch mit ihren Bewerbungen dranbleiben, wird sich auch in einer heiklen Wirtschaftslage früher oder später der Erfolg einstellen. Bisweilen sind nur weniger Stellen offen ausgeschrieben. Stattdessen werden sie über andere Kanäle besetzt, was uns zu Tipp 4 führt.

Bewerbungstipp 4:

Recherchieren Sie im verdeckten Arbeitsmarkt nach Stellen und gehen Sie systematisch Kaffeetrinken. In Zeiten von Rezession und Stagnation mögen viele Arbeitgeber an Stellenanzeigen in den klassischen Jobbörsen sparen. Diese kosten ja auch einiges an Geld, verursachen viel Arbeit und wecken gegebenenfalls sogar falsche Erwartungen. Gleichzeitig werden „hinter den Kulissen“ Positionen über das Netzwerk, zum Beispiel durch Mitarbeiterempfehlungen, besetzt. Diese werden daher gar nicht erst ausgeschrieben, wenn akut jemand benötigt wird. Das Zauberwort lautet also Netzwerken. Wie Systematisch Kaffeetrinken funktioniert, habe ich bereits hier im Blog beschrieben.

Bewerbungstipp 5:

Gerade in Krisenzeiten offenbaren sich Schwachstellen im System. SPON-Kolumnist Sascha Lobo identifizierte gerade die kommende Rezession als hausgemacht: „Die nächste Rezession wird eine digitale sein. [… Sie] wird offenbaren, dass dieses superreiche Land auf zerstörerische Weise von seiner Substanz gelebt hat.“

 

Gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Versäumnisse rächen sich also in der Rezession. Ist es nicht genauso in der persönlichen Wirtschaftskrise, der Phase der Jobsuche? Habe ich meine Kontakte wirklich gepflegt, solange ich mich in meiner Arbeitsstelle sicher fühlte? Habe ich mich regelmäßig auf dem Laufenden gehalten, mich stetig weitergebildet? Wie sieht es aus mit meiner Digitalkompetenz, alles fit? Sollten Sie bei einer der drei Fragen zaudern: Willkommen im Club. So geht es den meisten. Und darin liegt die Chance, die Zeit der Arbeitslosigkeit zu nutzen: für die Pflege des beruflichen Netzwerkes und für eine solide fachliche Weiterbildung mit Zertifikaten, die mich weiterbringen. Und möglicherweise kann ich an meiner digitalen Kompetenz noch schrauben? Wir hätten da beispielsweise ein E-Book: XING für die Jobsuche.

"Nützt ja nix", Haltung in der Krise

Im Jahr 2005 kränkelte meine Branche. Ausgerechnet damals befand ich mich zwischen zwei Jobs. Während meiner Jobsuche wechselten sich Skepsis und Zuversicht ab. Letztlich verlor ich aber während der Zeit meiner Arbeitslosigkeit niemals Mut und Hoffnung. Frei nach dem Motto „Nützt ja nix“. Früher oder später würde es einfach klappen mit dem neuen Job. Geholfen hat mir übrigens damals der Austausch mit Gleichgesinnten im Rahmen einer von der Arbeitsagentur unterstützten Weiterbildung, aus der heraus ich dann auch in den neuen Job ging: Bei der LVQ.


 


 

 

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Unsere Artikel werden verfasst von unserem Redaktionsteam bestehend aus Angela Borin, Lars Hahn und Martin Salwiczek.

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Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

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