Mit dem inneren Kompass ans Ziel – wie die eigene Haltung zum Wunschjob verhelfen kann

14.02.2019, Angela Borin

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„Werde doch Lehrer und lass dich verbeamten.“

 „Und was kannst du mit einem sprachwissenschaftlichen Studium machen? Maschinenbau bietet dir eine aussichtsreichere Zukunft.“

„Ich möchte doch nur, dass du abgesichert bist.“

Hörst Du gerade auch die mahnenden Stimmen Deiner Eltern, Freunde und Bekannten? Willkommen in der Welt der arbeitssuchenden Berufseinsteiger. Gerade in der Phase der Arbeitslosigkeit zerbrechen sich viele Berufsanfänger fast täglich den Kopf darüber, wieso sie den wohlwollenden Ratschlägen nicht gefolgt sind. So auch Angela. Zerknirscht sitzt sie an ihrem Schreibtisch und nimmt sich selbst ins Kreuzverhör: Habe ich wirklich den richtigen Weg eingeschlagen? Wieso finde ich keine passende Stelle für mich? Und vor allem, was kann ich eigentlich?

Fragen, die Dich auch immer wieder umtreiben? In diesem Beitrag liest Du vom holprigen Weg einer Geisteswissenschaftlerin ins Arbeitsleben und erhältst wertvolle Tipps, wie auch Du diesen Weg am besten beschreitest, um die schwierige Phase des Berufseinstiegs und der Arbeitslosigkeit erfolgreich zu meistern.

Angela setzt ihren Kopf durch, fatale Entscheidung?

Gerade ist Angela von ihrem ersten Termin bei der Agentur für Arbeit heimgekommen. Noch studiert sie, doch wollte sie sich im Vorfeld schon einmal über ihre Möglichkeiten informieren. Die nette Dame vor Ort hat ihr allerdings nicht helfen können, denn als Geisteswissenschaftlerin „kann man schließlich alles und nichts machen“. Und genau das wünscht sich die angehende Sprachwissenschaftlerin auch: Einen Job, der viele Interessensgebiete miteinander vereint. Daraufhin hat ihr die Dame zum Lehrerberuf geraten: vielseitig, sprachenorientiert, Kontakt mit Kindern und Eltern, sicher und geregelt. Zudem würden gerade Deutschlehrer dringend gebraucht. Für Angela eine schreckliche Vorstellung. Geisteswissenschaftler also gleich Lehrer. Warum meint das jeder? Besonders, da es genau der Beruf ist, den sie für sich schon längst ausgeschlossen hat.

Demotiviert setzt sie sich zurück an ihren Schreibtisch und beginnt, die bekannten Jobportale nach interessanten Stellenangeboten zu durchforsten. Oft ohne Ergebnis oder – noch schlimmer – mit entmutigenden bis unrealisitschen Anforderungen: „Fremdsprachenkorrespondentin gesucht. Kontakt mit Menschen, Organisation, Übersetzung.“ Klingt spannend, gäbe es nicht folgenden Haken: „Erfolgreich abgeschlossene kaufmännische Ausbildung mit anerkanntem Fremdsprachenabschluss erforderlich.“ Unweigerlich schießen ihr die Worte ihrer Eltern durch den Kopf, „Mach erst mal eine Ausbildung. Studieren kannst du immer noch.“ Sie lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und fängt an, ihre Entscheidung für ein Studium zu bereuen. „Was soll ich denn jetzt machen? Noch ein Praktikum? Das hilft doch alles nichts!

Berufseinstieg als Geisteswissenschaftler – Hilfe!

Wenn Du Dich, wie Angela, entgegen der Ratschläge anderer für Deinen Weg entschieden hast, kennst Du auch den Moment, an dem die komplette Situation kippt. Das Ende des Studiums in greifbarer Nähe, reißen Zufriedenheit und Angst Dich entzwei. Negative Gedanken machen sich breit, und die inneren Hürden werden immer größer. Vielleicht rächt sich die Tatsache, dass Du noch immer nicht genau weißt, wie Dein beruflicher Lebensweg aussehen soll. Eventuell zweifelst Du an Deinem viel zu generalistischen Studium und damit an Deinen Fähigkeiten. Möglicherweise fragst Du Dich, ob Du mehr Praktika hättest machen müssen oder gar noch eines machen solltest, um Deine Chancen auf einen raschen Berufseinstieg zu vergrößern. Welche Zweifel Dich auch umkreisen, am Ende steht die Frage: „Was habe ich mir dabei nur gedacht?

Und mit dieser Frage sieht sich wohl jeder irgendwann in seinem beruflichen Leben konfrontiert. Jedoch sollte sie nicht unbeantwortet im Raum stehen bleiben. Stattdessen ist es besser, sich die nötige Zeit zu nehmen, ihr auf den Grund zu gehen und das eigene Profil genau unter die Lupe zu nehmen. Auch Gespräche mit Außenstehenden können Dir dabei helfen. Bereits bei Deiner Studienwahl hast Du vermutlich gemerkt, dass der ein oder andere Vorschlag Anklang gefunden hat, während Du Dich mit anderen nicht identifizieren konntest. Ganz gleich, ob Dir die Tipps gefallen: Hilfreich sind sie allemal, da sie Dir helfen, Deine Vorstellungen klarer zu umreißen. Wenn Du Dich ernsthaft mit Deinen Beweggründen auseinandersetzt, kann die Antwort Dir sehr viel über Dich – Deine Stärken, Deine Interessen und Deine Persönlichkeit – und damit auch über Deine Wünsche verraten. Folgst Du also Deinem eigenen Weg, machst Du bereits einen großen Schritt Richtung Wunschjob. Bekanntlich macht das, was man gut kann und wofür man sich interessiert, ja auch am meisten Spaß.

Gespräche verschaffen Klarheit – Der Weg ist das Ziel

Inmitten ihrer Grübelei fällt auch Angela plötzlich auf, dass ihr der Termin bei der Agentur für Arbeit doch etwas gebracht hat. Auch wenn sie schon lange gewusst hat, dass das Lehrerdasein nicht für sie infrage kommt, hat sie einige Aspekte, darunter auch die Wahl ihres Studiums, nie gründlich hinterfragt und dadurch lange verkannt, weswegen sie manche Entscheidungen getroffen hat. Mit Stift und Zettel in der Hand skizziert sie daher nun ihr Leben und denkt über Situationen nach, die sie geprägt haben. Dann spricht sie mit Eltern und Freunden, um herauszufinden, wie sie wahrgenommen wird, um so ihre Schwächen und Stärken aufzudecken. Dabei fällt ihr auf, dass sie schon von Kindesbeinen an extrovertiert, vielseitig interessiert, kreativ, kommunikativ und fasziniert von fremden Kulturen und Sprachen gewesen ist. Alles gute Gründe, die sie letztlich zu einem sprachwissenschaftlichen Studium bewegt haben. Doch welcher Job soll es sein? Und wie kann sie ihn erreichen?

Kurzerhand entscheidet sich Angela zu einer Auszeit, um endlich die für sie richtige Laufrichtung zu ermitteln. Wie heißt es immer so schön? Der Weg ist das Ziel. Und das heißt Australien. Damit verwirklicht sich die Geisteswissenschaftlerin einen ihrer größten Träume und sammelt nebenher sogar noch die oft gewünschte Auslandserfahrung für den späteren Arbeitgeber. Vor Ort tauscht sie sich mit Menschen verschiedenster Nationen und Sprachen über ihre Werte, Wünsche und Stärken aus, sodass sich in ihrem Kopf allmählich eine Vorstellung dessen formt, was sie machen möchte und was ihr im Leben wichtig ist.

Sprachlich und menschlich bereichert kehrt Angela nach einem Auslandsjahr nach Deutschland zurück und nimmt einen weiteren Termin bei der Berufsberatung wahr. Diesmal mit einer klareren Richtung, schlägt ihr die nette Beraterin vor, sich über Weiterbildungen zu informieren, die Angela helfen, ihr Profil zusätzlich zu schärfen. Mit ihren Interessen im Hinterkopf fällt die Wahl recht schnell auf eine Weiterbildung im Bereich Online-Kommunikation – Marketing, Social Media und Redaktion – mit anschließendem Praktikum. So erwirbt sie wichtige digitale Kompetenzen, die sie in ihrem Praktikum anwenden und vertiefen kann. Zudem sammelt sie erste relevante Berufserfahrungen und macht sich damit nicht nur attraktiver für den Arbeitsmarkt, sondern verschafft sich ganz nebenbei selbst ein Bild vom angestrebten Beruf.

Mit Selbstkenntnis den richtigen Job finden – 5 wertvolle Tipps

Doch wie findest Du nun den für Dich passenden Job? Eine sehr gute Frage, die sich pauschal nicht beantworten lässt. Jeder Mensch legt andere Maßstäbe an. Entscheidend ist, dass Du Deinen Maßstab kennst und einsetzt, um den richtigen Job zu finden. Beleuchte daher bewusst Deine Fähigkeiten und finde heraus, was für Dich im Beruf unverzichtbar ist.

1. Entwickle Dein Profil

Unabhängig davon, was Du studiert hast, solltest Du die folgenden Fragen für Dich erörtern, um so klar zu definieren, was Dich ausmacht und was Dich antreibt:

„Was kann ich? Was will ich? Wie komme ich da hin?“

Ob Du Dir letztlich eine Auszeit zur „Selbstfindung“ in Form eines Urlaubs gönnst, Dich selber zu Hause hinsetzt und Deinen Lebensweg mit all seinen Stationen und den dazugehörigen Fähigkeiten aufzeichnest, ein Berufsorientierungsseminar besuchst oder den TalentKompass NRW als Hilfsmittel hinzuziehst, bleibt dir überlassen. Wichtig ist allerdings, dass Du einige Schritte zurücktrittst und Dein Leben aus einer anderen Perspektive wahrnimmst, um Dir so Deine Stärken und Kompetenzen vor Augen zu führen. Sowohl das Seminar als auch der Kompass bieten Dir – im Gegensatz zum DIY – jedoch sicherlich einen besseren roten Leitfaden, der Dir abschließend auch Handlungsempfehlungen für die Frage „Wie komme ich dahin“ gibt.

2. Suche das Gespräch

Sinnvollerweise führst Du die eigene Profilentwicklung im stetigen Abgleich mit der Außenwelt durch und ergänzt sie durch Gespräche mit Menschen aus Deinem Umfeld. Eine Berufsberatung kann mit Dir zusammen Deine Angaben auswerten und Dich dabei unterstützen, den richtigen Beruf zu finden. Auch Menschen, die bereits im angestrebten Berufsfeld tätig sind, können gute Einblicke in den Wunschjob bieten und Dir helfen, die für Dich richtige Entscheidung zu treffen. Besonders auf XING lassen sich solche Leute gut finden.

3. Baue innere Hürden ab

Ist das Berufsfeld eingegrenzt, beginnt die Jobsuche. Lass Dich dabei weder von den verschiedenen Anforderungen der Arbeitgeber noch von eigenen hemmenden Denkmustern aus Deinem gerade entworfenen Konzept bringen. Ersetze diese stattdessen durch eine selbstbewusste Haltung und erhöhe dadurch Deine Chancen auf den Wunschjob. Je mehr Klarheit Du Dir bezüglich der drei Fragen „Was kann ich?“, „Was will ich?“, „Wie komme ich da hin?“ verschaffst, desto höher ist Dein Selbstbewusstsein, dass Du mit in die Bewerbungsaktivitäten einbringst.

4. Verschaffe Dir einen eigenen Eindruck

Oftmals hilft auch ein Blick hinter die Kulissen. Wage den Versuch und biete selbst Dir die Chance, Deinen Wunschjob innerhalb eines Praktikums, einer Hospitation oder eines Tags der offenen Tür auf Herz und Nieren zu prüfen. Ein möglicher positiver Nebeneffekt könnte eine daraus resultierende Anstellung bei Deinem Wunscharbeitgeber sein.

5. Finde heraus, welche Kriterien unerlässlich sind

Der womöglich bedeutsamste Punkt zur Ergreifung und Erhaltung des Wunschjobs ist aber die Frage, was Dir in Deinem Job wichtig ist. Während die Antwort für den einen Herausforderung und Anerkennung lautet, sucht ein anderer nach Freiheit und der persönlichen Mission. Zufrieden mit dem eigenen Beruf zu sein, das lässt sich für einige Arbeitnehmer an den Zahlen des Gehaltschecks ablesen. Andere legen großen Wert auf eine kollegiale Atmosphäre. Was erfüllt Dich?

Endlich angekommen: Wunschjob

Angela hat letztlich für sich bestimmen können, dass ihr das kollegiale Miteinander, ein gewisses Maß an Freiheit und die kreative Entfaltung am wichtigsten sind. In ihrem Praktikum bei einer Online-Marketing-Agentur hat sie zudem die Gelegenheit gehabt, sich mit Menschen auszutauschen, die bereits den Job ausüben, den sie anstrebt. So konnte sie nicht nur ihr Profil schärfen, sondern auch letzte Zweifel bezüglich ihrer Eignung abschütteln und für sich ihre Stärken im Bereich Kommunikation und Texten bestätigen. Eine gezielte Bewerbung bei ihrem Wunscharbeitgeber lässt Angela heute den Artikel schreiben, den Du seit geraumer Zeit liest.Angela Borin an ihrem neuen Arbeitsplatz


 

 

 

 


 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Seit Januar 2019 erhält unser Redaktionsteam um Martin Salwiczek und Lars Hahn Verstärkung durch Angela Borin, unsere neue Mitarbeiterin im Bereich Online-Marketing.

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

Für Berufstätige bietet die LVQ Business Akademie entsprechende Weiterbildungen. Der Fokus liegt auf der Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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3 Kommentare

Martin
16. August 2019

Ja, ist schön wenn man reiche Eltern hat, die einem den Auslandsaufenthalt in Australien, das Jahr Auszeit, oder das schlecht- bzw. oft sogar unbezahlte Praktikum zum entspannten Berufseinstieg finanzieren können. Es gibt aber auch Leute, die sich schon für ihr geisteswissenschaftliches Studium über beide Ohren verschulden mussten, und danach einfach möglichst schnell Geld verdienen müssen.


Angela Borin
27. August 2019

Lieber Martin,

 

natürlich hast Du recht, dass ein längerer Auslandsaufenthalt nicht einfach so umgesetzt werden kann. Planung und Sparen sowie eine gewisse Flexibilität gehören natürlich dazu. Ich für meinen Teil konnte mir so ein komplettes Jahr finanzieren, wäre aber auch eher wieder heimgekehrt, wenn es finanziell nicht gepasst hätte. Entscheidend war die etwas längere Auslandserfahrung an sich, nicht die Dauer eines ganzen Jahres. Manchmal reicht ja schon ein etwas längerer "Urlaub" allein, der zu neuen Gedanken anregen kann. ;)

Während meiner Arbeitssuche habe ich dann eine durch den Bildungsgutschein finanzierte Weiterbildung mit angeschlossenem Praktikum gemacht, sodass auch dieses Praktikum finanziell abgesichert gewesen ist. Besonders für frischgebackene Hochschulabsolventen auf Jobsuche - wie ich es gewesen bin - kann ich das nur empfehlen.

 

Gruß,

Angela


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