Wiedereinstieg nach Elternzeit: Auf die eigenen Bedürfnisse hören - Interview mit LVQ-Mitarbeiterin Meie Jäger

12.07.2018, Martin Salwiczek

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Wiedereinsteigerin Meie Jäger

 

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist eines der großen Themen unserer Arbeitswelt. Vor allem der Wiedereinstieg nach Elternzeit stellt für viele Angestellte eine Herausforderung dar.

 

Meie Jäger ist seit sechs Jahren bei der LVQ fest angestellt und hat diese schwierige Phase direkt zwei Mal erlebt. Aktuell arbeitet sie 32 Stunden die Woche und repräsentiert die LVQ im Außendienst.

 

Im heutigen Interview erzählt sie, wie sie Familie und Beruf vereinbart bekommt und gibt Tipps, wie der Wiedereinstieg auch unter erschwerten Bedingungen gelingen kann.

 

Martin Salwiczek: Meie, zu Beginn, erzähle doch mal über dich.

 

Meie Jäger: Ja gerne. Ich bin 38 Jahre alt und habe zwei Töchter, zwei und vier Jahre alt. Gelernt habe ich Werbekauffrau und nach der Ausbildung auch in dem Bereich ein Jahr in Frankfurt gearbeitet. Danach habe ich mich entschieden, Betriebswirtschaft in Duisburg zu studieren. Während des Studiums habe ich als studentische Mitarbeiterin bei der LVQ angefangen, und seit sechs Jahren bin ich hier fest angestellt. Insgesamt bin ich jetzt elf Jahre bei der LVQ.

Als Werbekauffrau und BWLerin im Bildungswesen

Martin Salwiczek: Das Bildungswesen ist ja nicht gerade die typische Branche für Werbekaufleute und Betriebswirte. Was hat Dich in die Weiterbildungsbranche verschlagen?

 

Meie Jäger: Während des Studiums suchte ich einen Nebenjob und durch eine Bekannte erfuhr ich, dass die LVQ eine studentische Mitarbeiterin sucht. Von selbst wäre ich wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen mich im Bildungsbereich zu bewerben. Irgendwie fand ich das aber interessant, ohne genau zu wissen was mich erwartet. Durch den Kontakt kam ich dann zur LVQ. Sehr schnell fühlte ich mich wohl hier, gerade durch die intensive und abwechslungsreiche Arbeit mit vielen interessanten Menschen.

 

Martin Salwiczek: Was genau sind deine Aufgaben bei der LVQ?

 

Meie Jäger: Ich bin im Außendienst tätig und repräsentiere die LVQ bei Kunden, zum Beispiel den Arbeitsagenturen und Jobcentern. Dort informiere ich über unsere Weiterbildungen und Dienstleistungen, halte aber auch Augen und Ohren auf nach Entwicklungen und Trends, die für die LVQ wichtig sein könnten. Dazu gehört auch, dass ich auf unterschiedlichen Karrieremessen und Jobmessen unterwegs bin.

 

Zudem habe ich Aufgaben im Marketing und in der Beratung. Dazu gehören der Werbemittelbereich, die Erstellung von Print-Materialien und Unterstützung der Social-Media-Aktivitäten. Gerade experimentieren wir mit Pinterest. Das macht mir riesigen Spaß.

Zwei Wiedereinstiege nach Elternzeit: Über Ängste und Lerneffekte

Meie Jäger an ihrem Arbeitsplatz

 

Martin Salwiczek: Welche Informationen finden Besucher des LVQ-Pinterest-Profils?

 

Meie Jäger: Informationen rund um die Themen Karriere, Bewerbung und Weiterbildung. Wir verweisen dabei auf die Artikel in unserem LVQ-Karriere-Blog. Pinterest ist vor allem bei Frauen beliebt. Daher kommen in Zukunft auch Informationen zum Thema „Frauen und Beruf“, „Frauen und Karriere“ hinzu. Das ist ein Thema, das mir natürlich sehr am Herzen liegt.

 

Martin Salwiczek: Stichwort „Frauen und Beruf“ – ein großes Thema ist ja der Wiedereinstieg nach der Elternzeit. Das hast du ja bereits zwei Mal erlebt. Erzähl doch mal, wie das bei dir lief.

 

Meie Jäger: Da waren jeweils viele Ängste mit im Spiel. Werde ich den Anschluss verlieren? Braucht man mich noch, wenn ich zurück komme? Dabei war ich beim ersten Mal sogar nur vier Monate in Elternzeit. Da kam dann noch das schlechte Gewissen dem Kind gegenüber hinzu. Beim zweiten Mal waren die Bedenken bezüglich der Arbeit noch größer, da ich ein Jahr in Elternzeit war. Mir war klar, dass ich etwas für mich tun wollte, um gut vorbereitet zu sein und habe vor der zweiten Elternzeit dann eine Fortbildung gemacht. Das war genau die richtige Entscheidung.

Wichtig: Während und nach der Elternzeit auf die eigenen Bedürfnisse hören

Martin Salwiczek: In welcher Hinsicht?

 

Meie Jäger: Ich habe mir neues Fachwissen angeeignet, das ich auf meinen Job anwenden kann. Das war gut für mein Selbstwertgefühl, und ich konnte auch viele neue Kontakte knüpfen. Und auch wenn es bei der Fortbildung um Kommunikationstechniken ging, habe ich viel über mich selbst gelernt und konnte somit während der zweiten Elternzeit Klarheit darüber bekommen, wer ich bin, was ich überhaupt will und wofür ich brenne. Das tat mir gut, da somit nicht nur meine Rolle als Mutter im Fokus stand. Meine Erkenntnisse während der Weiterbildung und Elternzeit, nämlich auf meine Bedürfnisse zu hören, konnte ich danach auf meinen Job übertragen und somit mit viel Freude und Energie wieder einsteigen.

 

Wiedereinstieg: Der erste Tag nach der Elternzeit

Wiedereinstieg: Der erste Tag nach der Elternzeit

Beruf und Kinder – ohne Unterstützung wird es schwierig

Martin Salwiczek: Du arbeitest ja 32 Stunden pro Woche. Wie bekommst du das mit zwei Kindern gestemmt?

 

Meie Jäger: Da muss ich natürlich schon viel jonglieren, zum Beispiel wenn die Kinder krank sind oder es längere berufliche Pflichttermine gibt. Der persönliche Organisationsaufwand ist viel höher geworden. Auch das ist eine Sache, die ich durch die Elternzeit gelernt habe: Mich besser zu organisieren und zu strukturieren, auch in beruflicher Hinsicht. Zudem brauchst du Familie und Freunde, die einem viel Unterstützung geben.

 

Zum Glück habe ich auch einen Arbeitgeber, der mir eine gewisse Flexibilität ermöglicht. Wenn ich mal früher weg muss, arbeite ich das an anderer Stelle nach. Grundsätzlich ist es wichtig, offen mit dem Arbeitgeber zu sprechen. So hatte ich bereits während meiner Elternzeit ein Gespräch mit meinem Chef. Auch hier war es hilfreich vorab Klarheit darüber zu haben, was ich möchte und wie ich mir meine Aufgaben nach der Elternzeit vorstelle. Das wurde positiv aufgenommen und trug auch dazu bei, dass mir der Wiedereinstieg gut gelungen ist.  

 

Martin Salwiczek: Nun ist es ja bei vielen Berufsrückkehrerinnen und -rückkehrern so, dass es ihnen entweder an Unterstützung aus dem persönlichen Bereich und/oder von Arbeitgeberseite her fehlt. Das sehen wir ja auch bei einigen Teilnehmern hier bei der LVQ. Was empfiehlst Du in solchen Fällen?

 

Meie Jäger: Viele Eltern kommen gar nicht auf die Idee, nach Unterstützung zu suchen und versuchen sich alleine durchzuschlagen. Dabei ist der Austausch mit anderen wichtig.

Typische Eltern-Kind-Aktivitäten wie Baby-Schwimmen, Pekip oder Kinder-Turnen können helfen, um neue Kontakte zu knüpfen und sich gegenseitig zu unterstützen.

In vielen Städten gibt es auch spezielle Mütter-Cafes oder andere Möglichkeiten sich mit Eltern auszutauschen.

 

Es kann auch Sinn machen, sich an Organisationen wie den Verband berufstätiger Mütter (VBM) oder den Verband alleinerziehender Mütter und Väter (VAMV) zu richten, die in unterschiedlichen Städten Netzwerk-Treffen organisieren. So kann man sich Hilfe holen.

 

Martin Salwiczek: Was kann man denn tun, wenn man länger - vielleicht drei, fünf, zehn Jahre - in Elternzeit war? In solchen Fällen kehrt man meist ja nicht zu seinem Arbeitgeber zurück.

Weiterbildung als Chance nach langer Elternzeit

Meie Jäger: Unter anderem kann man von der Agentur für Arbeit einen Bildungsgutschein erhalten, mit dem eine Weiterbildung komplett finanziert werden kann. Ich habe ja vorhin schon kurz geschildert, was eine Fortbildung bei mir bewirkt hat, auch wenn es vor der Elternzeit war. Es gibt eine Studie zum Berufswiedereinstieg, in der knapp über 60 Prozent der Teilnehmerinnen an Weiterbildungsmaßnahmen angaben, dass ihnen die Fortbildung den Wiedereinstieg erleichtert habe.

 

Auch hier bei der LVQ haben wir dazu viele positive Beispiele. Ich erinnere mich an eine Werkstoff-Ingenieurin, die fast zehn Jahre raus aus dem Beruf war und nach ihrer Weiterbildung einen Job im Qualitätsmanagement bekommen hat. Bei ihr waren die Sorgen und Ängste, wieder einen Job zu bekommen, anfangs sehr groß. Sie hat es trotzdem geschafft. Das ist ein Beispiel, das definitiv Mut macht.

 

Martin Salwiczek: Wie auch deines. Meie, vielen Dank für das Interview!

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Lars Hahn, Martin Salwiczek und Gastautoren.

 

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

 

Das Angebot der LVQ Business Akademie richtet sich an Berufstätige und umfasst die Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

 

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.