Glück bei der Jobsuche? Probier's mal mit Zufriedenheit!

08.03.2018, Lars Hahn

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Heutzutage wird viel über Glück in der Arbeitswelt gesprochen. So auch gerade bei der „New Work Experience“, der Konferenz über Trends in der Arbeitswelt.

 

Glück und Arbeit gehören zusammen“, schreibt die selbsternannte Glücksministerin Gina Schöler. „Finde den Job, der Dich glücklich macht“, lautet ein bekannter Buchtitel.

 

Also ich finde das gewagt. Wird damit auch suggeriert, dass man bei der Arbeit (ständig) glücklich sein müsse.

 

Zufriedenheit täte es nicht? Die Messlatte ist hoch. Glücksdruck tritt ein. Heutzutage hat man gefälligst glücklich zu sein im Job. Mindestens regelmäßig.

Null Glück und Glücksdruck

Wie sieht das bei der Jobsuche aus? Zwischen zwei Jobs kann der Glücksdruck noch größer sein. Der vorherige Job hat unglücklich gemacht, also muss der neue Job zwangsläufig glücklich machen. Dabei gibt es zwei Dimensionen von Glück während der Jobsuche:

 

Glück bei der Arbeit - Dimension 1:

Entweder ich habe das Glück einen passenden Job zu ergattern, oder ich habe kein Glück. Jobsuche ist immer hopp oder top! Der seinen Job gefunden hat: „Lucky one!“. Solange der neue Job nicht gefunden ist, besteht in dieser Dimension also null Glück.

 

Glück bei der Arbeit - Dimension 2:

„Finde den Job, der Dich glücklich macht“!

Und hier wird es kribbelig: Beim Blick in mein Bücherregal fallen mir allerlei Glücks-Karrierebücher ins Auge: „Finde den Job, der dich glücklich macht!“, „Glück schlägt Geld“, „Durchstarten zum Traumjob!“. Traumjob! Mindestens! Absolut glücklich! Der Job als Verheißung? Da ist der Glücksdruck bereits eingebaut.

 

So begegnen uns immer wieder Menschen, die auf der Suche nach dem Job, der sie glücklich machen soll, auf der Stelle treten.  Sie verfahren nach dem Motto: „Ich muss den Job finden, der mich wirklich, wirklich glücklich macht, aber wie der aussehen soll, weiß ich auch nicht.“

 

Glücksdruck blockiert bisweilen gar die Sicht auf das, was wirklich wichtig ist.

 

Dabei reicht es eine Nummer kleiner: Die gute alte Arbeitszufriedenheit hat längst nicht ausgedient. Messbar nach Faktoren, die die Zufriedenheit auslösen: Nette Kollegen, faire Bezahlung, passende Arbeitszeiten, passende Aufgaben, …

 

Die Frage, die sich jeder stellen kann ist dann: Welche Faktoren sind wichtig, damit ich zufrieden bei der Arbeit bin? Wenn als Bonus dann bisweilen Momente des Glücks eintreten – fein!

12 Faktoren für mehr Arbeitszufriedenheit

„Welche Faktoren sind Ihnen denn wirklich wichtig?“, lautet auch meine Frage in Beratungsgesprächen, wenn es um den nächsten Job geht. Meistens sind es bestimmte entscheidende Faktoren, die für die Arbeitszufriedenheit eines Einzelnen wirklich ausschlaggebend sind. Sie können es sich denken: die Auswahl und Gewichtung der Faktoren sind dabei von Person zu Person höchst unterschiedlich.

 

So hat die alleinerziehende Akademikerin ihren Fokus rein praktisch auf Arbeitsort und Arbeitszeit. Während die erfahrene Führungskraft zwar weiterhin ihr Gehalt bekommen möchte, jedoch unbedingt die Branche wechseln will. Der junge Betriebswirt sucht ein Unternehmen mit Startup-Kultur, flachen Hierarchien und jungen Kollegen. Während die Geisteswissenschaftlerin ein Nonprofit-Unternehmen mit nachhaltiger Unternehmenskultur bevorzugt.

 

 

 

12 Dimensionen der Arbeitszufriedenheit

 

In Gesprächen dampfe ich die Arbeitswelt gerne vereinfacht auf 12 Faktoren ein:

 

 

  • Werte: Werte, Unternehmenskultur, Sinn bei der Arbeit
  • Menschen: Chef, Kollegen, Kunden
  • Rahmen: Geld, Zeit, Ort
  • Inhalte: Branche, Themen, Produkte

Sie ahnen es: Hinter jedem Faktor stecken oft komplexe Zusammenhänge. Der Faktor Ort steht für Aspekte wie „Für den neuen Job kann ich aber nicht umziehen“, „Ich suche eine Stelle in schöner Innenstadtlage“, „Mein neuer Job sollte in der Nähe des Kindergartens sein“.

 

Überdies stehen die Faktoren natürlich in Wechselwirkung: Nette Chefs und Kollegen haben Auswirkungen auf die Unternehmenskultur – und umgekehrt.

 

Nicht zu vergessen: Jeder Faktor hat seine Unterfaktoren: Geld steht nicht nur für ein nettes Gehalt in der Summe X. Vielmehr steckt hinter dem Geldfaktor der Wunsch nach fairer Bezahlung und damit verbundener Wertschätzung.

Welche Faktoren benötigen Sie für Ihre Arbeitszufriedenheit?

Wenn sie die 12 Faktoren priorisieren und diskutieren, wird manchen Menschen recht schnell klar, welches ihre persönlichen Faktoren von Arbeitszufriedenheit sind.

 

Probieren Sie es mal aus!

 

Wenn Sie die Faktoren benennen und für sich reflektieren, die für Sie und Ihre Arbeitszufriedenheit persönlich besonders wichtig sind, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit Stellen finden, die zu Ihren Bedürfnissen passen oder ihnen nahe kommen.

 

So war es auch bei mir: Bei meiner letzten Jobsuche tappte ich lange im Dunklen und bewarb mich eher diffus auf Stellen, die so lala zu mir passten. Erst nachdem ich mir wirklich beantwortet hatte, welche Aspekte eines neuen Jobs für mich besonders wichtig sind, fand ich Stellen, die auch tatsächlich zu mir passten und hatte besonders in Gesprächen die Sicherheit herauszufinden, was an der Stelle nun wirklich wichtig und passend ist. Eine gute Mischung aus Mut, Geduld und Tatkraft gehörten bei meiner Jobsuche allerdings dazu.

 

So bin ich bei der LVQ gelandet und sehr zufrieden mit meiner Tätigkeit, den Aufgaben, unserem Team und unseren Kunden. Die anderen Faktoren waren nicht entscheidend, passen aber auch.

 

Und bisweilen stellen sich - quasi fast von selbst - auch Momente  von Glück bei meiner Arbeit ein.

 

Jetzt Sie?

 

Wie ist es bei Ihnen?

 

Muss es stets der Job sein, der Sie glücklich macht?

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Lars Hahn, Martin Salwiczek und Gastautoren. Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.Das Angebot der LVQ Business Akademie richtet sich an Berufstätige und umfasst die Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

 

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2 Kommentare

06. August 2019

Grüß Dich, Lars!

 

Lange Zeit war ich auch eiserne Verfechterin von "Finde das, für das du wirklich brennst - dann geht alles leicht." Inzwischen sehe ich - u.a. in meiner Coachingpraxis - die Kehrseite davon, der Preis, der dafür zu zahlen ist.

Zum einen erlebte ich nach Vorträgen, wo ich davon erzählte, hinterher immer wieder großen Frust von Menschen, die sagen: "Ja, und was mach ich, wenn ich das nicht finde, wofür ich brenne?" - großer Erfolgsdruck also und das Gefühl des Scheiterns, wenn ichs nicht finde.

Und außerdem haben "für etwas brennen" und "ausbrennen" nicht zufällig dasselbe Bild in sich. Wenn ich sehr für etwas brenne, immr das hohe Postulat "glücklich sein" habe, ist die Gefahr des mich-überarbeitens, keine Grenzen setzen, ständig auf highspeed laufen deutlich größer.

 

Glück oder Zufriedenheit.

 

Glück kann ich nicht beeinflussen, dafür kann ich nichts tun - das ist ein Geschenk des Augenblicks. Für das ist dann sehr dankbar bin, Kraft und Zuversicht daraus ziehe.

 

Für Zufriedenheit kann ich selbst viel tun. Es gibt den schönen Satz: "Glück ist kein Zustand. Glück ist eine Entscheidung." Das gilt für mich für Zufriedenheit. Ich entscheide, was mich zufrieden macht. Ich entscheide, ob ich im Mangeldenken (Was fehlt mir alles, wann würde ich zufrieden sein, wenn endlich ...) oder im Fülledenken bin (Was habe ich, was macht mich reich, wofür bin ich dankbar?).

 

Zufriedenheit hat - im Gegensatz zu Glück - für mich auch was mit Demut zu tun. Kleinere Brötchen backen, bescheidener sein. Nicht unbedingt den Anspruch haben, ständig freudestrahlend und "huraaaaah, ich bin so glücklich!" schreiend durch die Gegend zu hüpfen. Glück kann auch anstrengend sein, weil das mit großer Emotion verbunden ist. Zufriedenheit ist sanfter, leiser, pastell-farben, als Grundzustand aushaltbarer als Glück.

 

Schließlich: Diese gefühlten Millionen Glücksratgeber bedienen für mich auch etwas sehr unangenehmes: Eine Vermessenheit, geradezu Hybris ist das für mich, dieser Anspruch, ständig glücklich sein zu wollen. Neee, Leut, so funktioniert das Leben nicht.

Dazu hab ich mir früher schon mal intensiv Gedanken gemacht: www.bettinastackelberg.de/nein-es-ist-nicht-immer-leicht/

 

Danke für Deine Gedanken!

Herzlichst, Bettina


Hildegard
17. September 2018

Vielen Dank für den hilfreichen Beitrag zum Thema Jobsuche. Ich bin gerade dabei, einen Job zu finden, der mich erfüllt. Glück ist meiner Meinung nach nur sehr flüchtig. Das was wirklich auf Dauer glücklich macht, ist die innere Zufriedenheit.


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