Jobbörsen richtig nutzen (Teil 3) - 5 innovative Jobbörsen im Test

17.11.2016, Martin Salwiczek

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truffls2Welche Jobbörsen sind die passenden für Sie und wie nutzen Sie diese am besten? Mit diesen Fragen beschäftigten wir uns in Teil 1 und Teil 2 unserer kleinen Jobbörsen-Serie. Im heutigen dritten Teil werfen wir einen kleinen Blick in die Zukunft der Jobbörsen, die heute schon in Form innovativer Matching-Plattformen sichtbar ist.

 

„Matching“ ist im Personalwesen eines der Trendthemen. Beim Matching geht es um die Frage, wie man die passenden Personen in den passenden Job bei der passenden Firma bekommt. Für Bewerber wiederum geht es bei diesem Ansatz darum, nur die wirklich passenden Stellen angezeigt zu bekommen.

 

Wir haben für Sie fünf dieser Plattformen getestet.

Matching nach neuen Kriterien

Sie kennen das Prinzip der Jobbörsen: Sie geben einen Stellentitel, Ihren beruflichen Abschluss oder ein bestimmtes Schlagwort ein, und Sie bekommen passende Stellen anzeigt.

 

Den Ansatz des fachlichen Abgleichs verfolgen Jobbörsen schon von Beginn an. Was passiert aber, wenn persönliche Eigenschaften für die Besetzung einer Stelle genauso wichtig sind, wie fachliche Qualifikationen? Daran hakt es bisher bei den Jobbörsen.

 

Ein weiteres Problem der Jobbörsen: Die Bedürfnisse der Bewerber finden nicht genug Berücksichtigung. Anforderungen und Umstände der Arbeitnehmer haben sich deutlich verändert: Selbstverwirklichung im Beruf, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und eine gute Work Life Balance sind für viele Bewerber mittlerweile wichtiger, als ein hohes Gehalt, Benefits oder Aufstiegschancen.

Karriere ist nicht mehr die Optimierung von Gehalt und Titel, sondern der passende Job zur eigenen Lebenssituation“, Marc-Sven Kopka von XING in einem Vortrag beim New Work Day in Hamburg.

Eine neue Generation von Online-Plattformen versucht nun, diesen Anforderungen  gerecht zu werden. Denn die Technologien sind mittlerweile so entwickelt, dass Bewerber online mit unterschiedlichen Kriterien suchen können. Wir haben fünf dieser Plattformen getestet und geschaut, für welchen Typ Bewerber sich die Plattformen lohnen.  

1. Talents Connect – Hochschulabsolventen und soft skills im Fokus

Talents Connect ist eine Matching-Plattform, die sich in erster Linie an Hochschulabsolventen richtet und nicht nur nach fachlichen Kriterien filtert, sondern zusätzlich nach soft skills. Zu diesem Zweck legen die Nutzer ein Profil an und beantworten einen Fragekatalog, mit dem die persönlichen Stärken herausgearbeitet werden sollen.

 

talentsconnect

Beispiel aus dem Talents Connect Fragebogen

 

Ähnliche Fragen werden den Arbeitgebern gestellt, um die geforderten persönlichen Eigenschaften für die Stelle abzufragen. Die Antworten beider Seiten werden dann von einem Algorithmus verglichen und bewertet. Bestehen mindestens 51 % Übereinstimmung, wird beiden Seiten das Ergebnis als so genannter „Talent Score“ gezeigt. Ist der Bewerber interessiert,  kann er den Button „Proaktiv bewerben“ drücken und der Personaler erhält eine Kontaktanfrage mit den Daten des Bewerbers.

 

Fazit:

 

Talents Connect eignet sich vor allem für Berufseinsteiger, die noch nicht genau wissen, in welche Richtung sie wollen. Da die persönlichen Eigenschaften beim Matching dieselbe Bedeutung haben wie fachliche Qualifikationen, kann Talents Connect eine Orientierungshilfe liefern.

 

Was verbesserungswürdig ist: Bei unserem letzten Testlauf wurden uns Stellen anzeigt, die ein bis drei Jahre alt sind. Aber Talents Connect gibt es ja noch nicht so lange, da wird mit Sicherheit noch nachgebessert.

2. Tandemploy – Zwei Personen für eine Stelle

Tandemploy ist eine Jobsharing-Plattform, die Menschen zusammenbringt, die sich eine Stelle teilen. Zusätzlich werden Unternehmen gematched, die Job-Sharing-Positionen anbieten.

 

Wie bei Talents Connect legen Sie ein Profil an und bearbeiten einen Fragekatalog, der einen Abgleich mit potenziellen Tandem-Partnern herstellen soll:

 

 

 

tandemploy2

Fragebogen auf der Plattform Tandemploy

 

Auch hier findet ein Matching mit Personen und Unternehmen statt, deren Antworten mit Ihren übereinstimmen.

 

Fazit:

 

Es liegt nahe, dass Tandemploy sich für Menschen eignet, die vor allem nach Teilzeitstellen suchen. Sei es, um mehr Zeit für die Familie zu haben, mehr Raum zu haben für eigene Projekte, oder weil die gesundheitlichen Umstände es erfordern.

 

Tandemploy ist vor circa zwei Jahren an den Start gegangen und somit noch eine junge Plattform. Entsprechend ist die Anzahl der beteiligten Arbeitgeber noch überschaubar. Immerhin sind Unternehmen wie RWE, die Allianz oder Beiersdorf dort bereits zu finden. Ob sich das Konzept durchsetzt, bleibt abzuwarten. Der Ansatz ist allemal lobenswert.

3. XING Stellenmarkt – Filtern nach eigenen Bedürfnissen

Was sollte Ihren nächsten Arbeitgeber auszeichnen? Welche Leistungen wünsche ich mir vom Arbeitgeber?

 

Dieser Fragestellung widmet sich das Business-Netzwerk XING unter dem Motto "Für alle, die arbeiten. Und leben."  Bewerber können im Stellenmarkt nach Arbeitgebervorzügen wie „Familienfreundliche Bedingungen“, „Berufliche Entwicklungsmöglichkeiten“ oder „Kompetenz im Umwelt- und Sozialsektor“ filtern. Auch Mitarbeitervorteile wie flexible Arbeitszeiten, günstige Verkehrsverbindungen oder Home-Office lassen sich anwählen.

 

XING-Stellenmarkt im Jobbörsencheck

Der XING-Stellenmarkt

 

Doch wie will XING ermitteln, ob ein Unternehmen die genannten Kriterien erfüllt? Dies ist möglich, da XING 2013 das Arbeitgeberbewertungsportal kununu gekauft hat und seitdem Mitarbeiter-Bewertungen in die Unternehmensprofile bei XING einfließen lässt.

 

Unternehmen können bei kununu nach unterschiedlichen Kriterien bewertet werden, unter anderem nach Familienfreundlichkeit, beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten oder Umwelt- und Sozialfreundlichkeit. Entsprechend kann der Bewerber die entsprechenden Stellen filtern.

 

Fazit:

 

Der Ansatz vom XING-Stellenmarkt ist absolut begrüßenswert und hat Zukunft. Doch wie aussagekräftig sind Bewertungen auf kununu wirklich? Bewertungsportale bringen immer wieder die Diskussion um Verzerrungen durch Frust- und Fake-Bewertungen mit sich. Wie familienfreundlich ist ein Unternehmen wirklich, bei dem mehrere Praktikanten oder Azubis vom Arbeitgeber dazu angehalten wurden, alle Kriterien sehr gut zu bewerten?

 

Zudem hat das Angebot im XING-Stellenmarkt nach dem Kauf der Jobsuchmaschine Jobbörse.com einige Unschärfen und veraltete Angebote, was von anderen Bloggern bereits als problematisch eingestuft wurde. XING entwickelt sich da aber kontinuierlich weiter.

 

Es wird spannend sein zu beobachten, in welche Richtung sich dieses Thema entwickeln wird.

4. Jobinnovator – Karriere-Webseiten im Blick

Auch die Jobsuchmaschine Jobinnovator stellt die Bedürfnisse des Bewerbers in den Vordergrund. In diesem Fall legt man kein Profil an, sondern filtert die Stellen nach fünf Kriterien:

  • Flexibilität: flexible Zeiteinteilung und ortsunabhängiges Arbeiten
  • mit Familie: familienfreundliche Jobs, in Balance
  • mit Perspektive: mit Fokus auf Weiterbildung und persönliche Entwicklung
  • auf Augenhöhe: Jobs mit Eigenverantwortung, flache Hierarchien, Arbeiten im Team
  • in Teilzeit: alles jenseits der Vollzeit

jobinnovator

Jobinnovator sucht in Unternehmens-Karriereseiten

 

Was Jobinnovator zusätzlich von anderen Portalen unterscheidet: Es sucht nicht in anderen Jobbörsen nach passenden Stellen, sondern auf Karriereseiten von Arbeitgebern.

 

Fazit: Jobinnovator ist erst vor kurzem an den Markt gegangen und steckt noch in der Beta-Phase. Spannend ist hier der Ansatz, nach Karriereseiten zu filtern. Dies versuchen Jobsuchmaschinen wie indeed oder kimeta zwar auch, jedoch ohne die spezielle Filterfunktion. Wie auch bei XING ist hier abzuwarten, in wie weit die angegebenen vorhandenen Kriterien tatsächlich auch zutreffen. Wir sind gespannt auf entsprechende Erfahrungsberichte.

5. Truffls – Jobs finden mit der Job-Dating-App

Abschließen möchten wir mit einem Tool, das den innovativen Ansatz des mobilen Matchings folgt. Einige unserer Weiterbildungsteilnehmer sind darüber bereits zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, und sogar eingestellt worden.

 

truffls - jobbörsen - lvq

Truffls - Bewerbung mit einem Wisch

 

Truffls ist eine reine mobile Applikation und funktioniert wie die Dating-Plattform Tinder: Ihr Profil, dass Sie bei truffls direkt angelegt oder mit ihren XING- oder Linkedin-Profil verknüpft haben, bekommt passende Stellenanzeigen zugeschickt. Diese können Sie mit einem Wisch für interessant, oder uninteressant kennzeichnen. Wischen Sie auf interessant, bekommt das entsprechende Unternehmen die Interessenbekundung mit Link zu Ihrem Profil (wie das Prinzip genau funktioniert, lesen Sie in unserem Interview mit truffls).

 

Fazit: Truffls ist aktuelle der innovativsten Job-Plattformen. So vereint die Plattform die mobile Technologie mit ausgeweiteten Matching-Algorithmen. Auch truffls ist noch ein recht junger Dienst und nicht frei von Fehlern. Die Macher arbeiten jedoch kontinuierlich an der Plattform.

 

Das Prinzip des „Bewerbens mit einem Wisch“ wird von vielen durchaus auch kritisch gesehen, so wie von Jochen Mai in diesem Artikel der Karrierebibel. So mangele es an der entsprechenden Wertschätzung für den Arbeitgeber. Die "Wisch-Bewerbung" sollte auch nur als erste Interessenbekundung verstanden werden. Bei Stellen mit hoher Passgenauigkeit zu Ihren Anforderungen, sollte eine ordentliche Bewerbung mit Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen folgen.

 

Zur Inspiration und Orientierungshilfe eignet sich truffls allemal.

Matching-Plattformen – Innovative Ansätze in Kinderschuhen

Die ausprobierten Matching-Dienste folgen interessanten Ansätzen. Für die jeweiligen Zielgruppen sind sie eine gute Inspirationsquelle und Ergänzung zu den Bewerbungsaktivitäten. Da die meisten Dienste noch recht neu sind, sollte man ihnen Fehler zugestehen. Passt eine der Plattformen zu Ihren Anforderungen, empfehlen wir diese auch auszutesten.

 

Die technische Entwicklung wird in die Richtung gehen, dass Algorithmen noch detaillierter und umfassender arbeiten werden. Matching-Plattformen und –apps werden somit eine wertvolle Ergänzung zu klassischen Jobbörsen sein, wenn sie ihnen nicht sogar irgendwann den Rang ablaufen.

 

Nebenbei: Das Pflegen von Netzwerken und die Jobsuche im verdeckten Stellenmarkt können Tools wie auch Jobbörsen nicht ersetzen.

 

 

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Lars Hahn, Martin Salwiczek und Gastautoren.

 

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

 

Das Angebot der LVQ Business Akademie richtet sich an Berufstätige und umfasst die Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

 

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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2 Kommentare

05. Januar 2017

Dem beschriebenen Thema haben wir uns von Berufsstart.de zwischen 2001 und 2008 intensiv gewidmet und haben folgende Negativerfahrung gemacht:

1. Ehrlichkeit - Sowohl Bewerber als auch Unternehmen haben es mit der Ehrlichkeit ihres Profils / ihres Wunschkandidaten nicht so genau genommen. Sehr starke Übertreibung.

2. Pflege - Besonders bei den Kandidaten ist eine Pflege des Profils unumgänglich. Einmal einstellen funktioniert leider nicht, eine kontinuierlich Arbeit am Profil ist notwendig.

3. Faulheit - Besonders Unternehmen sind bei der Eingabe von mehr als drei Feldern teilweise schon überfordert oder scheuen den Zeitansatz.


Martin Salwiczek
05. Januar 2017

Hallo Herr Sommer,

 

danke für Ihren Beitrag!

 

Viele Grüße,

Martin Salwiczek


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Kommentar

Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.