Jobsuche mit interkulturellem Hintergrund. 5 Tipps für Bewerber

28.01.2014, Lars Hahn

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71 Nationen - Die LVQ spiegelt den melting pot des Ruhrgebiets gut wider.

 

Der Arbeitsmarkt wird auch in Deutschland immer globaler. Und das nicht erst seit gestern. Fachkräftemangel-Diskussion und Enge auf dem Arbeitsmarkt durch den Demografischen Wandel verstärken diesen Trend. Aktuellen Diskussionen und Aktivitäten um Gewinnung von ausländischen Fachkräften zeigen dies. In diesem Artikel beleuchten wir den Arbeitsmarkt in unserer Region und geben 5 Tipps für Bewerber mit interkulturellem Hintergrund.

 

In vielen Branchen gibt es den grenzübergreifenden Austausch von Fachkräften bereits seit Jahrzehnten, wenn nicht seit Jahrhunderten. Der Ruhrgebietsbergbau speiste sich über Jahrzehnte von Zuwanderern. Auch der Handel ist ein klassisches Beispiel. Rohstoffe wurden seit je her aus fernen Ländern importiert. Hier an Rhein und Ruhr war das Treiben stets rege. Duisburg ist bekannt als alte Hafenstadt und Dortmund - hätten Sie's gewusst? - war sogar Mitglied der Hanse.

Internationaler Arbeitsmarkt Rhein-Ruhr

Spätestens mit der Industrialisierung aber wuchs die Internationalität der Region. Arbeiter wurden zuerst aus Polen, später aus den Mittelmeerländern angeworben. Die meisten blieben und trugen zum heutigen Bild des Ruhrpotts als Schmelztiegel bei.

 

Industriebetriebe wie Krupp, Stinnes, Thyssen, Hoesch waren seit jeher international verwoben und nahmen regelmäßig an Weltausstellungen teil.

 

Wussten Sie,

  • dass 60 Prozent der Mitarbeiter von Thyssen-Krupp nicht in Deutschland tätig sind?
  • dass mal 25 Prozent des Krupp-Konzerns dem iranischen Staat gehörte?
  • dass der Aldi-Konzern in 120 Ländern weltweit präsent ist?
  • dass am Duisburger Hafen Waren aller Welt umgeschlagen werden?

Die Arbeitswelt an Rhein und Ruhr ist längst international und wird es zukünftig verstärkt werden. Mittelständische Betriebe, Konzerne und besonders der Gesundheitsbereich rufen nach Fachkräften aus dem Ausland. Gleichzeitig gibt es grad bei uns im Ruhrgebiet noch ein großes Potential an Arbeitskräften mit sogenanntem Migrationshintergrund (wobei: Wer hat hier eigentlich keinen?) Besser deshalb, man spricht von internationalem oder interkulturellem Hintergrund.

Wider dem Fachkräftemangel

Unter dem Aspekt des Fachkräftemangels in manchen Branchen verwundert es, dass sich einerseits Bewerber mit Migrationshintergrund bisweilen schwer tun, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und andererseits immer noch manche Unternehmen zögerlich diesbezüglich sind. Und dies trotz gegenteiliger Beteuerung von Verbänden, Politikern und vielen Sprechern großer Unternehmen.

 

Ganz gleich ob Studium und Ausbildung in Deutschland erworben wurden, interkulturelle oder internationale Wurzeln in der Biografie werden von manchen Unternehmen bei der Bewerbung heute noch als Handicap gesehen. Wissenschaftliche Studien vom Institut der deutschen Wirtschaft und vom Institut der Zukunft der Arbeit bestätigen, dass ein Migrationshintergrund auch bei guter Qualifikation die Jobsuche erschwert. So waren 2012 demnach 10 Prozent der Hochqualifizierten mit Migrationshintergrund arbeitslos, während es nur 4 Prozent aller Akademiker sind.

Weiterbildung als Türöffner bei interkulturellem Backround

Weiterbildung kann speziell für Fachkräfte und Akademiker mit interkulturellen Wurzeln ein  Türöffner in den hiesigen Arbeitsmarkt sein. Eine Weiterbildung bietet in diesen Fällen nicht nur anerkannte Abschlüsse, sondern auch bei Bedarf auch sprachliche Festigung und Nachweise über Kenntnisse der entsprechenden deutschen Fachanforderungen wie Gesetze, Normen und Verordnungen.

 

Das ist sicher auch ein Grund, warum in der LVQ in den vergangenen zehn Jahren Fach- und Führungskräfte und Akademiker der ganzen Welt eine Weiterbildung belegten. Viele davon erhielten übrigens über den Bildungsgutschein eine Unterstützung durch die Agentur für Arbeit oder das Jobcenter. Unsere Teilnehmer kamen dabei tatsächlich aus insgesamt 71  Nationen, wie die Wordle-Grafik oben eindrucksvoll belegt.

5 Tipps für Bewerber mit interkulturellem Hintergrund

Im Laufe der Jahre konnten wir beobachten, welche Strategien der Jobsuche und Bewerbung besonders gut passen, wenn man einen interkulturellen Hintergrund mitbringt. Aus diesem Erfahrungsschatz unser Teilnehmer und Absolventen stammen unsere 5 Tipps:

  1. Besuchen Sie Jobmessen und Karrieretage. Gerade dort können Sie mit Interkulturalität und Internationalität punkten.
  2. Gehen Sie auch auf Fachmessen Ihrer Branche(n). Dort können Sie sich gewissermaßen unter Experten austauschen. Fachgespräche in fließendem Deutsch, Business-English oder Ihrer (zweiten) Muttersprache lassen schnell das Eis brechen.
  3. Nutzen Sie bei XING und LinkedIn auch die erweiterte Suche, um Unternehmen und Mitglieder mit gleichem Nationsbezug und Sprachkenntnissen in Ihrer Branche zu finden. Kontaktieren Sie interessante Gesprächspartner dann direkt auf XING oder LinkedIn. Dort schaut man Ihnen über Ihr Profil quasi direkt in die Augen, was (bei gutem Profil) schon mal vertrauensbildend ist.
  4. Prüfen Sie die Kultur und die Internationalität des Unternehmens, bei dem Sie sich bewerben. Manche kleine Mittelstandsbetriebe sind immer noch sehr regional geprägt. Möglicherweise gibt es passendere Arbeitgeber. Viele sogenannte Hidden Champions sind zwar klein und unbekannt, operieren aber sehr international.
  5. Knüpfen Sie – wenn möglich – Kontakte zu Unternehmen mit Bezügen zu ihrem nationalen Hintergrund. Setzen Sie Ihre Fremdsprachen und Interkulturalität als Pluspunkt ein.

Unsere Erfahrung ist, dass gerade qualifizierte Bewerber mit internationalem Hintergrund mit ihrer Präsenz im Gespräch punkten. Fachwissen und erworbene Kenntnisse aus einer Weiterbildung sind dafür sehr förderlich. Trauen Sie sich deshalb auch andere Wege, als die der schriftlichen Bewerbung.

 

Dies ist der Karriereblog von LVQ.de. Hier schreiben Martin Salwiczek, Lars Hahn und Gastautoren.

 

Die LVQ Weiterbildung gGmbH bietet Weiterbildungen für Fach- und Führungskräfte und Akademiker. Unser Vollzeitangebot mit anerkannten Abschlüssen kann zum Beispiel über den Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit gefördert werden. Besonderes Augenmerk legen wir auf Präsenzunterricht mit Dozenten aus der beruflichen Praxis und der weiterbildungsbegleitenden Unterstützung bei der Jobsuche.

 

Das Angebot der LVQ Business Akademie richtet sich an Berufstätige und umfasst die Vermittlung fachspezifischer Themen aus dem gesetzlich geregelten Bereich. Inhouse-Seminare, Beratung und Schulungen für Unternehmen runden das Angebot der LVQ ab.

 

Wenn Sie Fragen zu unserem Angebot oder Interesse an einer Beratung haben, rufen Sie uns einfach an!

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Autor

Lars Hahn

ist Geschäftsführer der LVQ und Entdecker von Systematisch Kaffeetrinken. Er schreibt über Entwicklungen der Arbeitswelt, gibt wertvolle Tipps und führt spannende Interviews zu den Themen Karriere, Jobsuche und Weiterbildung.