Schreibblockade? Wie Sie Ihr Anschreiben für die Bewerbung hinbekommen

27.11.2013, Martin Salwiczek

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Schreibblockade_BewerbungsanschreibenSaßen Sie schon mal vor einem weißen Blatt Papier, auf dem ein Anschreiben für eine Bewerbung stehen sollte? Dann gingen Ihnen vielleicht die gleichen Fragen durch den Kopf, wie den meisten anderen Bewerbern:

  • Okay, das mit den fachlichen Kompetenzen bekomme ich ja noch hin, aber meine persönlichen Stärken?
  • Eigentlich weiß ich auch gar nicht, was ich an dem Arbeitgeber gut finde. Wie soll ich dem dann klar machen, dass ich ein ernsthaftes Interesse am Job hab?
  • Der erste Satz! Oh dieser erste Satz! Kann ich nicht einfach nur schreiben, dass die mich jetzt zum Gespräch einladen sollen?

 

 

Bewerber = Texter?

Das Anschreiben ist für viele Bewerber der gefürchtetste Teil der Bewerbungsmappe: Es sollen keine Standardformulierungen drin stehen, Einzigartigkeit soll es herausstellen, auf eine Seite passen und natürlich sprachlich ansprechend sein. Der Arbeitgeber soll so gepackt  werden, dass er Sie 100 Prozent überzeugt vom Fleck weg einstellen will.

 

Ganz schön viel, was Sie als Bewerber leisten sollen. Dabei wollen Sie doch einfach nur einen Job, so schnell wie möglich.

 

Kommt für Sie als Bewerber das Verfassen des Anschreibens durch einen Profi nicht in Frage (wovon wir an dieser Stelle auch tunlichst abraten), so ist das Eintreten der gefürchteten Schreibblockade bei diesen Anforderungen fast schon vorprogrammiert. Doch wie können Sie mit Schreibblockaden bei der Bewerbung umgehen? Die PR-Expertin Kerstin Hoffmann hat in ihrem Blog PR-Doktor zu einer sogenannten Blogparade aufgerufen, in der Blogger, Texter und Journalisten über ihre Mittel gegen Schreibblockaden schreiben. Die müssen es schließlich wissen, denn sie schreiben regelmäßig.

 

Wir haben mal genauer hingeschaut und sinnvolle Helfer gegen die (An-)schreib-Blockade zusammengefasst. Dabei haben wir es uns nicht nehmen lassen, unseren eigenen Beitrag dazu zu geben. Entstanden sind unsere

5 Tipps für das Verfassen von Bewerbungsanschreiben 

1)   Schaffen Sie sich Routinen zur Prävention

 

Christian Müller von sozialpr vermeidet Schreibblockaden durch Schreibroutinen. Nun ist er Blogger und schreibt täglich unter anderem für die Karrierebibel. Da schleifen sich Schreibroutinen schnell ein.

 

Was aber tun, wenn das Anschreiben ihr erster Text seit Jahren ist? In diesem Fall kann es tatsächlich Sinn machen, sich erst mal professionelle Musteranschreiben von Experten anzuschauen und den Text selber abzutippen.

Durch das Abtippen bekommen Sie ein Gefühl für Aufbau und Umfang des Anschreibens. Das Muster dient natürlich nur als Grundlage. Nach und nach bringen Sie dann Ihre eigenen Inhalte an. Hier greift der Spruch „Übung macht den Meister“. Sie entwickeln durch Training ihre Schreibroutinen, die Blockaden entgegenwirken.

 

2)   Bleibe Sie bei sich und schreiben Sie niemals, nur um eine bestimmte Erwartung zu erfüllen!

 

Ein wichtiger Tipp von Kommunikationsprofi Misha Rajiv Shah. Natürlich soll das Anschreiben ein Stück weit die Erwartungen des Arbeitgebers erfüllen. Sie dürfen aber auch ruhig schreiben, was Ihre Erwartungen sind und wie Sie Ihre Fähigkeiten beruflich einbringen möchten. Ein sehr schönes Beispiel finden Sie im Blogbeitrag  von Social Media Expertin Christine Dingler, die offen darüber schreibt was sie sucht, was sie antreibt und wie ihr neuer Arbeitsplatz aussehen soll.  Solch ein Umdenken beim Anschreiben kann einen kreativen Schub auslösen.

 

3)   Diktieren Sie Ihren eigenen Text

 

Dieser Tipp stammt vom Texter Detlef Krause. In seinem Blogbeitrag empfiehlt er den Text einfach ins Diktiergerät oder das Smartphone hinein zu plaudern, so als wenn Sie es Ihrem besten Freund oder Ihrer besten Freundin erklären würden. Gelungene Formulierungen tippen Sie ab.

Übertragen auf das Anschreiben der Bewerbung: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Cafe und erzählen einer Freundin, warum der Arbeitgeber sie einstellen sollte.. Sprechen Sie Ihre Antworten ins Diktiergerät. Übrigens auch eine tolle Vorbereitung für das Vorstellungsgespräch.

 

4)   Laufen und laufen lassen

 

Kerstin Hoffmann schließlich, Initiatorin der Blogparade gibt in ihrem Ursprungsartikel im Prinzip zwei Tipps: Wenn es nicht gleich fließt, schreibt Sie erst mal irgendwas, lässt den Text laufen, damit sie in die bereits genannte Routine kommt.

Wenn auch das nicht hilft, geht sie raus und läuft eine schnelle Runde. Dann kommt ihr meist die zündende Idee.

 

Auch ein Anschreiben sollten Sie lieber ruhen lassen, bevor Sie eine Bewerbung raus schicken, mit der Sie nicht zufrieden sind. Lesen Sie nochmal die Stellenanzeige und die wichtigsten Infos über die Arbeitsstelle und verlassen dann den Schreibtisch. Nehmen Sie sich eine Pause, gehen Sie spazieren, joggen, ins Museum oder nehmen sie ein Bad – was auch immer ihre Gedanken anregt. Dies sollte auch die größte Schreibblockade lösen.

 

5)   Gehen Sie einen Schritt zurück und recherchieren intensiver

 

Viele Anschreiben sind beliebig austauschbar. Teilweise sitzen Bewerber Stunden dran, ohne das sich das Ergebnis von dem anderer Mitbewerbern groß unterscheidet. Aus unserer täglichen Arbeit mit Bewerbern fällt häufig der gleiche Fehler auf: Sie versteifen sich zu sehr auf die drei Elemente Stellenausschreibung, Unternehmens-Website und eigener Lebenslauf. Sie bewegen sich somit immer im gleichen Informations- und Sprachkontext. Sie tauschen Sätze und Absätze aus, kürzen hier, kopieren da.

 

Doch manchmal hilft es, einen Schritt zurück zu gehen und mehr Zeit in die Recherche zu investieren. Die XING-Mitarbeiter-Profile, die Facebook-Unternehmensseite oder Youtube-Videos von Mitarbeitern  geben einen viel lebendigeren Einblick in das Innenleben eines Unternehmens, als die Stellenausschreibung oder die Website. So entsteht bei Ihnen viel eher ein „Da hätte ich Lust zu arbeiten“ und Sie finden den einen Satz zu Ihrer Motivation, an dem sie schon seit einer Stunde sitzen.

Fazit: So lösen Sie die Schreibblockade oder lassen sie gar nicht erst zu

Schreibblockaden treffen jeden. Auch die Profis haben damit zu kämpfen, wie die große Resonanz auf Kerstin Hoffmanns Blogparade zeigt. Ein Bewerbungsanschreiben zu verfassen ist jedoch kein Hexenwerk, sofern Sie die genannten Punkte beherzigen. Mit etwas Übung, Lockerheit und der Benennung Ihrer eigenen Vorstellungen können Sie Schreibblockaden überwinden und Ihrem Anschreiben die gewünschte Wirkung verleihen.

 

Abschließend haben wir noch einen Tipp, wie Sie es gar nicht erst zur Schreibblockade kommen lassen:

 

Nutzen Sie bei der Jobsuche den verdeckten Arbeitsmarkt und führen Sie informelle Gespräche. Ein klassisches Anschreiben werden Sie da im besten Fall nicht mehr benötigen.

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10 Kommentare

Andreas Herrmann
20. März 2018

Ich teile Ihre Empfehlungen in jedem einzelnen Punkt. Ergänzend möchte ich noch hinzufügen, dass ein Bewerbungsanschreiben in jedem Fall leidenschaftlich und emotional verfasst werden sollte. Kommunizieren Sie einen / Ihren Herzenswunsch: diesen einen Job haben und leben zu wollen! Verzichten Sie auf Standardfloskeln und Phrasendrescherei! Geben Sie Ihrem Anschreiben eine besondere Note: Einzigartigkeit! Dann klappts auch mit dem Vorstellungsgespräch! Beste Grüße aus Hamburg!


01. Juni 2016

Vielen Dank für diesen wertvollen Beitrag. Viele vergessen beim Bewerbung schreiben, sich ausreichend Zeit dafür zu nehmen. Eine Bewerbung muss authentisch und echt wirken. Wer merkt, dass er nicht so richtig vorankommt, sollte sich nicht quälen, irgendetwas zu Papier zu bringen. Formulierungen müssen manchmal reifen. Es kommt nicht selten vor, dass man plötzlich eine Idee bekommt, wie man einen treffenden Einleitungssatz formuliert, wenn man gar nicht damit gerechnet hat - beim Spazierengehen, beim Einkaufen. Ablenkung macht manchmal den Kopf frei.

 

Schreibblockaden sind natürlich. Die Kunst ist es, sich nicht von Ihnen einschüchtern zu lassen.


Frank
15. Januar 2015

Mich überfällt gerne eine Schreibblockade, wenn mir zu viele Themen im Kopf herumschwirren und ich über viele Dinge gleichzeitig schreiben will, weil ja augenscheinlich alles grad wichtig ist. Da bleibt die Konzentration auf ein bestimmtes Thema total auf der Strecke.

 

Mir hat es geholfen, eine Liste mit den Themen und entsprechenden Stichworten anzulegen, die ich immer wieder ergänze, wenn sich ein "wichtiger" Gedankengang anschleicht. Danach habe ich eine Gewichtung der Themen vorgenommen und somit meine persönliche Prioritäten festglegt.

 

So habe ich Druck rausgenommen, den Kopf etwas frei bekommen und es ist nichts verloren gegangen. Und mit dem Schreiben klappt es auch schnell wieder...

 

Kann diesen Beitrag hier empfehlen noch empfehlen der nützliche Tipps enthält: www.derneuemann.net/8-tipps-schreibblockade/3729


Martin Salwiczek
27. Januar 2015

Hallo Frank,

 

danke für Deinen Kommentar und die Linkempfehlung!


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28. November 2013

Heute Morgen konnte ich während eines U-Bahn-Staus Ihren interessanten Artikel lesen und empfehle ihn natürlich gerne weiter. War selbst auch einmal mit diesem Thema zwangsläufig beschäftigt gewesen.


Martin Salwiczek
28. November 2013

Hallo Herr Mertens,

 

vielen Dank für die Empfehlung. Hoffe, dass Sie sich sobald auch nicht mehr mit dem Thema beschäftigen müssen.

 

Viele Grüße,

Martin Salwiczek


27. November 2013

Feine Übersetzung des Schreib-Block-Adé Themas in einen anderen Kontext. Like :-)


Martin Salwiczek
28. November 2013

Hallo Misha,

 

vielen Dank. :)

 

Gruß,

Martin


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Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.