"Expedition Schulbank" - Dr. Michael Klein über Arbeitssicherheit und Weiterbildung

25.09.2014, Martin Salwiczek

Diesen Artikel teilen:

Michael Klein

Seit gut zwei Jahren teile ich mir mit dem Michael Klein ein Büro und hab so einiges über Qualitätsmanagement und integrierte Managementsysteme gelernt. In letzter Zeit sah ich ihn jedoch recht selten. Denn Michael verbrachte zwei Monate in den Seminarräumen der LVQ, um sich zur Fachkraft für Arbeitssicherheit ausbilden zu lassen. Arbeitssicherheit ist nun öfter Gesprächsthema in unserem Büro. Da bietet sich ein Interview doch an, dachte ich mir und befragte Michael zur Ausbildung, wollte wissen wie es sich anfühlt noch mal die "Schulbank" zu wechseln und was er Naturwissenschaftlern auf Jobsuche rät.

 

 

 

Hallo Michael, schön das Du Zeit für dieses Interview gefunden hast. Stell Dich den Lesern doch mal bitte kurz vor.

 

Gerne. Ich heiße Michael Klein, bin 50 Jahre alt, nicht verheiratet und lebe trotzdem glücklich und zufrieden. Beruflich bin ich gerade in meinem dritten Leben. Angefangen habe ich nach dem Abitur mit einer Schreinerlehre, die ich fast fertig gemacht hätte. Dann habe ich mich aber zu Höheren berufen gefühlt und Biologie mit Schwerpunkt Mikrobiologie und Genetik studiert. Ich war dann lange in der Forschung, habe promoviert und als Postdoc im Forschungszentrum Jülich gearbeitet. Dann wollte ich mal das „wirkliche“ Arbeitsleben kennenlernen und habe hier bei der LVQ Kurse unter anderem in Qualitätsmanagement und der Arbeitssicherheit belegt. Wie es der Zufall so will habe ich das Angebot bekommen bei der LVQ zu bleiben und bin seit mittlerweile 14 Jahren hier.

 

Erzähl was zu Deinen Aufgaben.

 

Ich mache als Unternehmensberater unterschiedliche Projekte in verschiedenen Branchen für die LVQ. Meist geht es um Unternehmen, die ihre Managementsysteme zertifizieren wollen, vor allem in den Bereichen Qualitäts-, Umwelt- und Energiemanagement. Zudem bin ich Coach und Berater für Organisationsentwicklung und Dozent für die Themen Qualitätsmanagement und Umwelt.

 

Du hast ja einen interessanten Rollenwechsel vorgenommen, bist als Mitarbeiter der LVQ wieder auf die „Schulbank“ gewechselt und hast bei uns den Lehrgang zur Fachkraft für Arbeitssicherheit belegt. Wie war die Erfahrung für Dich?

 

Es war spannend, das Kursgeschehen wieder als Teilnehmer kennenzulernen. Eine ganz wichtige Erfahrung: Es ist schon eine große Herausforderung, acht Stunden am Tag die Konzentration aufrecht zu halten. Da muss man unseren Teilnehmern schon Respekt zollen, gerade wenn man die Nachbearbeitung bei den teils komplexen Themen und die parallel laufenden Bewerbungsaktivitäten hinzunimmt. Das ist schon anspruchsvoll.

 

Was war dir als Teilnehmer besonders wichtig an der Weiterbildung?

 

Vor allem die Erfahrung der Dozenten, die einen darauf vorbereiten, was in der Praxis passieren kann. Das ist schon ein großer Unterschied zur Theorie. Das ist mit Sicherheit eine Stärke von Präsenzunterricht, dass man nicht nur vor einem Rechner sitzt, sondern die Möglichkeit zum Austausch mit den Dozenten hat. Das war auch für mich ein wichtiger Impuls als Dozent, noch mehr Praxis in den Unterricht mit einzubauen.

 

Und welche neuen Erkenntnisse hat Dir die Ausbildung zur Fachkraft für Arbeitssicherheit gebracht? Du hattest da ja schon gewisse Vorerfahrungen.

 

Wenn ich das mit meiner Weiterbildung von vor 14 Jahren vergleiche, ist Arbeitssicherheit auf Ebene der Fachleute zur Managementaufgabe geworden. Es geht weit darüber hinaus, wie ich eine Leiter richtig aufstelle oder eine Maschine bediene, ohne dass ich mir einen Finger abschneide. Die Menge an Vorschriften und rechtlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Arbeitssicherheit ist mittlerweile immens und es reicht nicht aus, nur mit den Gesetzen zu wedeln. Man muss die Zusammenhänge verstehen können.

 

Was sind aktuelle Themen im Bereich der Arbeitssicherheit, die in der Ausbildung behandelt werden?

 

Gesundheitsförderung ist mittlerweile ein großes Thema in der Arbeitssicherheit, gerade auch die Berücksichtigung psychischer Faktoren. Das ist logische Konsequenz vom verstärkten Wandel der Arbeit, weg von körperlicher Arbeit hin zu mehr Kopfarbeit.

 

Ein anderes wichtiges Thema ist die Tatsache, dass Vorschriften im Bereich der Arbeitssicherheit die zuvor von zwei Instanzen kamen, den Berufsgenossenschaften und vom Staat, in ein einheitliches Regelwerk zusammengefasst werden. Vorher waren die einzelnen Vorschriften teils widersprüchlich, in den letzten Jahren hat sich  vieles vereinfacht.

 

Was macht Dir an der Arbeitssicherheit besonders Spaß?

 

Ich bin kein Typ, der gerne verwaltet oder Aufgaben abarbeitet. Arbeit macht mir dann Spaß, wenn ich Probleme lösen kann. Gerade im Bereich der Arbeitssicherheit gibt es da viel zu tun. Wenn das dann noch zur Gesundheitsförderung, mehr Zufriedenheit bei Mitarbeitern und somit zum Unternehmenserfolg beiträgt, dann macht es richtig Spaß. Das habe ich gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen verfolgen können. Da zeigen sich recht schnell erstaunliche Effekte.

 

Eine abschließende Frage: Was rätst Du als Biologe Naturwissenschaftlern, die den Sprung von der Hochschule in die Industrie wagen?

 

Die meisten Naturwissenschaftler beschäftigen sich in Ihrer akademischen Laufbahn mit lebenden oder toten Dingen, wenig aber mit sich selbst. Wichtig ist zunächst sich selbst zu erkennen, die eigene Potenziale und diese im zweiten Schritt auch selbst zu vermarkten. Selbstvermarktung ist ein wichtiger Punkt. Gerade soft skills sollten in den Unterlagen herausgearbeitet werden, nicht nur Methodiken mit denen man gearbeitet hat.

Soft skills werden von Arbeitgebern ebenso gefordert wie Kenntnisse, die über den akademischen Gebrauch hinaus gehen. Da kann es durchaus Sinn machen noch eine Weiterbildung zu machen. Themen wie Umweltmanagement, Qualitätsmanagement oder Arbeitssicherheit können Türen in so manche Branchen oder Unternehmen öffnen.

 

Michael, danke für das Gespräch!

 

Gerne.

Diesen Artikel teilen:

0 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Kommentar

Autor

Martin Salwiczek

hat als Berater, Trainer und Experte für Jobsuche und Bewerbung einen engen Draht zu den Teilnehmern der LVQ. Daraus zieht er Ideen für seine Beiträge und findet immer wieder interessante Interviewpartner.